Feature auf Deutschlandfunk am 6.3.2018

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Sirius
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Beitrag von Sirius »

Ich bin jetzt auch mal dazu gekommen, mir den Beitrag anzuhören und lasse mal meine Gedanken dazu hier. Viel ist schon gesagt worden (aber halt noch nicht von allen :)). Ich teile das mal auf in positive Aspekte, und Punkte die ich kritisieren würde.

Positives
  • Ich glaube, von der Auswahl der Teilnehmer dürfte das so ziemlich der umfangreichste und beste Beitrag sein, den ich bis jetzt zu dem Thema gesehen habe. Es werden drei sehr unterschiedliche Lebensgeschichten erzählt, die sich gegenseitig gut ergänzen und ein umfangreiches Bild abgeben. Dazu Aussagen von Personen aus dem Umfeld, und natürlich die obligatorischen Expertenmeinungen. Mit Pascale gibt es sogar eine Perspektive von jemanden, der nie eine Sexualtherapie unterlaufen hat, und mit Franz jemanden, der sich traut mit unverfälschter Stimme aufzutreten. Toll! :)
  • Dass der Ansicht Raum gelassen wurde, dass der Kontakt zu Kindern auch etwas positives für beide Seiten sein kann, und dies für einige auch als eine positive Seite der Pädophilie betrachtet werden kann. Vor allem auch Ahlers' Darstellung, dass es seiner Erfahrung nach gut sein kann, dass Pädophile besonders gut mit Kindern umgehen können. Insgesamt finde ich es schön, wie viele Interaktionen und Beziehungen zu Kindern in den Beitrag dargestellt werden, die nicht nur unter dem Aspekt des Risikos und der Risikominimierung betrachtet werden, sondern wo auch klar wird, dass diese Beziehungen für alle Beteiligten einen positiven Effekt haben.
  • "Amelung: Jemand, der eine Pädophilie hat ohne pädophile Störung, wäre dann auch nicht therapiebedürftig." Ich finde diese Aussage sehr wichtig, vor allem da ja auch häufig (zu Recht) kritisiert wird, dass von jedem Pädophilen unabhängig seiner Lebensumstände quasi verlangt wird sofort eine Therapie zu machen. Soweit ich mich erinnern kann ist dies das erste Mal, dass ich in so einer Veröffentlichung die Aussage höre, dass eine Therapie eben nicht in jedem Fall notwendig ist. Und noch etwas: in der Beschreibung zur pädophilen Störung wird die Fremdgefährung als letzter Punkt genannt. Bei diesem Beitrag habe ich tatsächlich den Eindruck, dass Therapie als etwas dargestellt wird, dass den Betroffenen helfen kann, und nicht nur als etwas, das primär dem Ziel dient tickende Zeitbomben unter Kontrolle zu bekommen.
Kritik
  • Der Titel
  • Amelungs Reaktion auf die Einleitung mit Max und Anna. Ich sehe das irgendwie als große verpasste Chance. Ich denke mal, dass die Idee für den durchschnittlichen Hörer erst einmal fast schon ungeheuerlich sein wird: eine Mutter, die ihre Kinder wissentlich mit einem Pädophilen alleine lässt! Für viele wird das unfassbar sein. Und da wirken Amelungs Aussagen direkt dahinter wie ein "Rettungsanker", um die bisherigen Einstellung nicht überdenken zu müssen: der Experte sagt doch, dass das irgendwie erstmal fragwürdig ist. Ich hatte so ein bisschen den Eindruck, dass die Aussagen von Herrn Amelung eher allgemeiner Natur waren, als Antwort auf die Frage "was würden sie einer Mutter erzählen, die erwägt ihre Kinder mit einem Pädophilen alleine zu lassen", und nicht die Reaktion auf den direkt vorhergehenden Teil. Andernfalls kann ich mir Fragen wie "Kann sie das einschätzen, was das heißt, wenn ihr derjenige sagt: Ich bin pädophil und ich pass auf deine Kinder auf?" nicht wirklich erklären, da der vorhergehende Teil das doch eigentlich schon wunderbar beantwortet.
  • Ahlers Aussagen dazu, wie Pädophile Beziehungen zu Erwachsenen führen. Seit Nabokovs Lolita existiert irgendwie das Klischeebild, dass Pädophile Erwachsene eigentlich verachten und Beziehungen zu ihnen nur eingehen, um ein gesellschaftliches Bild aufrecht zu erhalten und dabei als ultimatives Endziel den Kontakt zu Kindern zu bekommen. So ein bisschen habe ich mich bei einigen Aussagen daran erinnert gefühlt: "Was die Betroffenen erleben ist, dass sie sich mit Erwachsenen langweilen", oder auch der erwähnte Begriff "Fassadenehen". Dabei wird ein wenig unter den Tisch fallen gelassen, dass soziale Beziehungen zu Erwachsenen auch für Pädophile erfüllend sein können, und zumindest für nicht-exklusive pädophile dies auch auf romantischer und sexueller Ebene.
  • Amelungs Aussage zu der Arbeit mit Kindern als "maximale Herausforderung". Was mir hier fehlt ist der offensichtliche Einwand: Menschen gehen tagtäglich mit Personen um, die sie sexuell anziehend finden. Von heterosexuellen Männern wird beispielsweise auch erwartet, dass sie in der Lage sind mit Frauen zusammenzuarbeiten, ohne dass es da zu Problemen wegen ihrer Sexualität kommt. Warum ist das plötzlich so problematisch, wenn es um Kinder geht?
Insgesamt stimmt mich der Beitrag aber sehr hoffnungsvoll. Man erkennt eine Abwendung von vielen kritischen Aussagen, die in der bisherigen Berichterstattung immer wieder aufgetreten sind - etwa dass jeder Pädophile therapiert werden muss, dass Therapie primär das Ziel haben Straftaten zu verhindern, oder dass Pädophile sich grundsätzlich von Kindern fern halten sollten um das Übergriffsrisiko zu minimieren.

Ich hätte übrigens noch eine ernsthafte Frage zu der Quelle für diese Aussage:
60% der Taten werden von nicht-pädophilen Menschen ausgeübt.
Diese Zahl findet man häufiger und geht soweit ich weiß vor allem auf diese Studie zurück. Was nicht erwähnt wird: diese Studie untersucht diverse Kriterien zur Diagnose einer pädophilen Neigung, und die 60% ergeben sich bei Verwendung der Kriterien, welche die meisten Menschen als pädophil einstuft. Nach diesen Kriterien wären aber auch ~15% der Durchschnittsbevölkerung pädophil, im Gegensatz zu den im Beitrag zitierten 1%. Es ist also zu erwarten, dass diese Kriterien zu weit gefasst sind und auch nicht-pädophile Menschen als pädophil einstuft. Andere Studien finden konsistent einen höheren Anteil von nicht-pädophilen Missbrauchstätern, eher 80% und teilweise noch mehr. Kurz gesagt, es wäre richtiger zu sagen dass 40% eine obere Grenze für den Anteil Pädophiler unter den Missbrauchstätern ist, und der wahre Anteil vermutlich noch einmal signifikant weniger ist. Das ist nur eine Kleinigkeit, aber es wundert mich doch immer ein wenig diese 40% als de-facto-Zahl zitiert zu sehen. 40% sind zwar eine Minderheit, und wohl auch weniger als die meisten Menschen es vermuten würden, aber es ist immer noch ein signifikanter Anteil - 20% klingt da meiner Meinung nach noch einmal ganz anders. Oder gibt es da noch andere Studien, die ich gerade nicht auf dem Schirm habe und eher die 40% bestätigen?
Philine Sauvageot hat geschrieben: Mi 7. Mär 2018, 23:01 Daraufhin wirft Herr Amelung Fragen auf.
Das Problem liegt, so wie ich das sehe, in den Implikationen, welche sich aus den Fragen in dem Kontext ergeben. Anna beschreibt zunächst, dass sie Max auch den alleinigen Umgang mit ihren Kindern gewährt. Darauf kommt dann die sinngemäß die Frage von Herrn Amelung, ob sie denn weiß was das überhaupt eigentlich bedeutet ("kann sie das einschätzen"). Auch wenn es so vielleicht nicht gemeint ist, so finde ich es schwierig diese Frage nicht als Vorwurf von Naivität und Blauäugigkeit an Anna zu interpretieren. Und für den durchschnittlichen Zuhörer, der es vermutlich grundsätzlich schon für naiv und blauäugig hält einem Pädophilen alleinigen Umgang mit Kindern zu geben und der daher genau so eine Einschätzung hören möchte gilt das wohl nur umso mehr. Damit kom­pro­mit­tie­rt die Aussage im Prinzip genau die Chance, die es hier gegeben hätte um die Einstellungen des Zuhörers in Frage zu stellen.
paswyas
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Beitrag von paswyas »

Sirius hat geschrieben: Do 8. Mär 2018, 02:05 Ahlers Aussagen dazu, wie Pädophile Beziehungen zu Erwachsenen führen. Seit Nabokovs Lolita existiert irgendwie das Klischeebild, dass Pädophile Erwachsene eigentlich verachten und Beziehungen zu ihnen nur eingehen, um ein gesellschaftliches Bild aufrecht zu erhalten und dabei als ultimatives Endziel den Kontakt zu Kindern zu bekommen. So ein bisschen habe ich mich bei einigen Aussagen daran erinnert gefühlt: "Was die Betroffenen erleben ist, dass sie sich mit Erwachsenen langweilen", oder auch der erwähnte Begriff "Fassadenehen". Dabei wird ein wenig unter den Tisch fallen gelassen, dass soziale Beziehungen zu Erwachsenen auch für Pädophile erfüllend sein können, und zumindest für nicht-exklusive pädophile dies auch auf romantischer und sexueller Ebene.
Die Aussage von Herrn Ahlers ist in ihrer Verallgemeinerung sicher nicht richtig. Dennoch trifft sie exakt mein Empfinden. Als ich diese Passage hörte, war es für mich eine unerwartete Bestätigung und Erleichterung. Ich habe es mit Erwachsenen tatsächlich deutlich schwerer und auch bei den beschriebenen Hof- und sonstigen Festen ist es tatsächlich so, dass ich nie gern bei den anderen Erwachsenen am Grill stehe, weil es mir dort schnell zu langweilig wird. Glücklicherweise merken die Kids das und erlösen mich doch recht häufig. 8-)

Von "verachten" hat Herr Ahlers nichts gesagt. Aber dass Erwachsene deutlich weniger Resonanz in mir auslösen, während Kinder sehr schnell ein ganzes Konzert an Emotionen in mir zum Klingen bringen, sie sehr schnell in meinen Wahrnehmungsfokus geraten, ich sie eher und deutlicher auch in ihrer Gesamtheit (was tun sie, wie fühlen sie sich gerade, was geht in ihrem Kopf vor usw.) wahrnehme als Erwachsene, selbst wenn diese groß und breit neben den Kindern stehen, kann ich für mich nur bestätigen.

Ahlers Aussage beschreibt die Realität eines Teils der Pädophilen also schon recht genau. Verallgemeinern lässt sie sich allerdings nicht.
Zuletzt geändert von paswyas am Do 8. Mär 2018, 08:55, insgesamt 1-mal geändert.
„Verletzlichkeit entsteht, weil du Absichten verfolgst und Bedingungen stellst. Wenn du dein Herz öffnest, bist du unbesiegbar.“

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paswyas
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Beitrag von paswyas »

Sirius hat geschrieben: Do 8. Mär 2018, 02:05 Insgesamt stimmt mich der Beitrag aber sehr hoffnungsvoll. Man erkennt eine Abwendung von vielen kritischen Aussagen, die in der bisherigen Berichterstattung immer wieder aufgetreten sind - etwa dass jeder Pädophile therapiert werden muss, dass Therapie primär das Ziel haben Straftaten zu verhindern, oder dass Pädophile sich grundsätzlich von Kindern fern halten sollten um das Übergriffsrisiko zu minimieren.
Zustimm. So habe ich das Feature auch empfunden. Es ist noch nicht das Ziel, aber ein weiterer Schritt dorthin. Mit dem DLF als Medium erreicht es offene und reflektiertere, vielleicht sogar liberalere Hörer. Und klar kann man vieles kritisieren, aber das erst einmal so hin- und in den Redaktionen durchzubekommen ist doch ein Erfolg.
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KTW - Standort Berlin
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Beitrag von KTW - Standort Berlin »

Noch ein Hinweis: Till Amelung und Christoph J. Ahlers kannten die Aussagen der anderen ProtagonistInnen im Feature natürlich nicht, als sie ihre Interviews gegeben haben. Sie konnten also gar nicht direkt auf Aussagen der anderen ProtagonistInnen antworten. Sie haben unabhängig voneinander Einzelinterviews gegeben, aus denen die Autorin Statements ausgewählt und an von ihr bestimmten Stellen eingebaut hat. So, wie solche Featueres in der Regel entstehen. Dazu hat Philine Sauvageot ja ebenfalls bereits gestern Stellung bezogen.

Weil im Forum gefragt wurde, woher die Zahlen zur Häufigkeit von durch Pädophile begangenen Taten sexuellen Kindesmissbrauchs stammen, hier der Verweis. Und zwar aus dieser Studie:
Seto, M. C. (2008). Pedophilia and sexual offending against children: Theory, assessment, and intervention. Washington DC: American Psychological Association.


[Mod: Meta-Diskussion abgetrennt nach Kommunikation (mit KTW) [Aus Feature auf Deutschlandfunk am 6.3.2018]]
Sirius
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Beitrag von Sirius »

paswyas hat geschrieben: Do 8. Mär 2018, 08:28 Ahlers Aussage beschreibt die Realität eines Teils der Pädophilen also schon recht genau. Verallgemeinern lässt sie sich allerdings nicht.
Ja, so würde ich die Aussage auch unterschreiben. Diese Relativierung (es ist so für einige, aber auch nicht für alle) hat mir ein wenig gefehlt. Und bei dem Begriff "Fassadenehe" kommt bei mir halt direkt die ungute Assoziation mit Humbert Humbert auf, die ja nun wirklich nicht der Realität entspricht.
KTW - Standort Berlin hat geschrieben: Do 8. Mär 2018, 17:22 Noch ein Hinweis: Till Amelung und Christoph J. Ahlers kannten die Aussagen der anderen ProtagonistInnen im Feature natürlich nicht, als sie ihre Interviews gegeben haben.
Das erklärt wie ich finde einiges!
Dann finde ich die Aussagen stellenweise etwas ungünstig reingeschnitten. Besser wäre es meiner Ansicht nach gewesen, die Aussagen anders herum zu schneiden: man erfährt erst, dass Max Kontakt zu Annas Kindern hat. Dann kommen Amelungs Fragen: "Kann sie das einschätzen, was das heißt, wenn ihr derjenige sagt: Ich bin pädophil und ich pass auf deine Kinder auf?". Und danach die weiteren Erzählungen von Anna, die zeigen, dass sie genau das eben kann. So wäre die Wirkung denke ich eine ganz andere. Die Fragen an sich sind ja nicht dumm oder falsch, aber dadurch dass sie nach den Antworten kommen wirkt es für mich wie ein Angriff auf das zuvor gesagte.
KTW - Standort Berlin hat geschrieben: Do 8. Mär 2018, 17:22 Weil im Forum gefragt wurde, woher die Zahlen zur Häufigkeit von durch Pädophile begangenen Taten sexuellen Kindesmissbrauchs stammen, hier der Verweis. Und zwar aus dieser Studie:
Seto, M. C. (2008). Pedophilia and sexual offending against children: Theory, assessment, and intervention. Washington DC: American Psychological Association.
Danke für die Referenz!
So wie das aussieht ist das aber keine Studie, sondern ein Buch, dass die Ergebnisse von Studien aus dem Bereich zusammenfasst. Leider komme ich an das Buch gerade nicht dran, sonst würde es mich interessieren ob die Zahlen darin noch mit anderen Studien als der von mir verlinkten belegt sind. Aber mal sehen, ich versuche die Tage mal mir das Buch anzusehen und schreibe den Herrn Seto dann unter Umständen mal direkt dazu an.
Hermann-AGPD hat geschrieben: Do 8. Mär 2018, 13:16 Wir sind alle durch den Medienkonsum schon so verdorben, dass wir immer gleich das Schlimmste herauslesen. Wenn mal bessere Absichten hinter einem Medienbeitrag stehen, lesen wir ihn gewohnheitsmäßig so als wäre es das Übliche.
Ich antworte hier mal darauf.
Ja, das was du sagst könnte ich für durchaus möglich halten. Sind wir so sehr trainiert darauf, hinter allem einen Angriff zu sehen, dass wir die eigentliche Intention eines solchen Beitrages im Streit über einzelne Aussagen gar nicht mehr wahrnehmen?

Mich würde es mal interessieren, wie der Beitrag bei der Allgemeinbevölkerung so angekommen ist. Vielleicht gelingt es dem uninformierten Zuhörer doch besser als uns, die Aussagen richtig einzuordnen und zB nicht die Aussage mitzunehmen, dass man als Elternteil grundsätzlich erst einmal fahrlässig handelt wenn man einem Pädophilen Kontakt zu seinen Kindern gewährt?
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LeGo
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Beitrag von LeGo »

Wie "Normale" darauf so reagieren würde mich in der Tat auch interessieren, also schaute ich bei Facebook, dort gibt es leider nur bei einer wirklich doofen Feminstinnen-Seite "Initiative für Gerechtigkeit bei sexueller Gewalt" eine Diskussion über den Beitrag, die eigentlich keine ist. Denn selbst die Betreiber waren sich zu fein, den Beitrag überhaupt zu hören oder wenigstens zu lesen. Das Fazit nimmt dann auch alles vorweg, hier ein kleiner Teil:
IfGbsG hat geschrieben:Weiss der Deutschlandfunk, dass die "ausgelebte Liebe zu Kindern" gleichbedeutend mit sexueller Gewalt ist? Das ist unklar. Denn wüsste er es, würde er die Ankündigung kaum so schreiben, wie sie da steht.

Tatsächlich von "ausleben der Liebe zu Kindern" zu schreiben, ist ein maßloser Hohn gegenüber denjenigen, die derartige Gewalt tatsächlich ertragen mussten. Deutschlandfunk: das ist keine Liebe, das ist sexuelle Gewalt! Ihr verharmlost das, nein, ihr beschönigt es zu einem der schönsten Gefühle, die es gibt.
Die kritischen Beiträge darunter werden immer runtergebügelt damit, dass man Gewalt verharmlosen würde. Ahja.

Ich habe gestern mit einer nicht-pädophilen Freundin darüber gesprochen und die fand die Wirkung weit schlimmer als meine Wenigkeit, die den Beitrag im Gesamtfazit eher positiv sieht. Aber sie ist halt eine Freundin, noch dazu eine, die mich schon als Kind kennenlernen "durfte" - das ist nicht zu verallgemeinern. Wenn jemand da sonst wo eine Diskussion entdeckt, darf er gerne einen Hinweis geben.
Mehr Mädchen!
Fetzer
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Beitrag von Fetzer »

Also ich finde den Bau so was von... erwägt den Eindruck einer Ferieninsel für die schnelle Masse. Aus der Luftperspektive sticht der Bau ja total hervor.
Struppi
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Beitrag von Struppi »

Vor meiner Meinung einige Anmerkungen: Zunächst ist es nicht so wichtig, wie es auf uns wirkt, sondern wie es auf die "normale" Bevölkerung wirkt die uns gegenüber neutral bis extrem negativ eingestellt ist.

Bei der Bewertung von soetwas bin ich immer sehr genau, meine Goldwaage ist da immer mit dabei (Einige Moderatoren werden sich voller Freude an unsere Diskussion "scheinbar oder anscheinend" erinnern.).

Schließlich: Mir ist klar, dass etwas, was sehr negativ klingt, durchaus eine unglückliche Formulierung sein kann, die gar nicht böse gemeint ist. Aber sowas kann einmal passieren oder zweimal. Wenn es sich durch ein ganzes Produkt zieht, dann ist es in aller Regel Absicht.

Nun zum Hörspiel:

Meine Meinung: Ein ganz und gar perfides und böswilliges Machwerk, dass darauf abzielt, dass alle "diese Wahnsinnigen" weggeschlossen gehören.

Es beginnt mit der Auswahl der 3 Protagonisten: Alle 3 in Therapie, 2 davon mit schweren Persönlichkeitsstörungen, Franz kommt wie ein 2. Jürgen Bartsch rüber, der nur keine Gelegenheit hatte. Max ist extrem gehemmt und ebenfalls auch in Therapie. Wo ist der "normale" Pädo? Sprich: Wo bin ich? Jemand, der sein Leben lebt, zur Arbeit geht, Freunde hat, keinen Therapeuten hat und der auch keine wesentlichen Probleme hat. Nein, es werden nur Leute vorgeführt, bei denen Otto Normalbürger denkt "Oh Gott, schließt sie weg...".

Dann geht es los. Die 3 Leute werden kurz vorgestellt und dann legt die Sprecherin los: "Dies sind die Geschichten von drei pädophilen Männern, die kein Kind missbrauchen und keine Kinderpornografie konsumieren wollen.". Das ist übelste negative Kampfrhetorik, die positive Aspekte (kein Konsum von Kinderpornografie und kein Missbrauch) marginalisiert. Sexueller Missbrauch ist eine Entscheidung, kein sexueller Missbrauch ebenfalls. Korrekt wäre also gewesen: "die die Entscheidung getroffen haben, dass sie kein Kind missbrauchen und keine Kinderpornografie konsumieren werden.". Das ist ein gewaltiger Unterschied. So, wie es geschrieben wurde, kann man auch gleich schreiben, "Sie versuchen, kein Kind zu missbrauchen.". Etwas wollen heißt nicht, es auch zu schaffen. Eine Entscheidung ist eine Entscheidung. Ich habe diese Entscheidung getroffen und ganz egal, was ein Kind macht, es wird mich nicht umstimmen.

Und weiter: "Menschen, die das für sich beanspruchen, nennen sich Non-Offender." Nein, tun wir nicht. Ich habe dieses Wort in diesem Machwerk das erste Mal gehört. Ich finde es hochgradig diskriminierend, weil sich heterosexuelle Männer, die keine Frauen vergewaltigen ja auch nicht so nennen. Außerdem: Wenn man der Gruppe einen Namen gibt, heißt das soviel wie "Es gibt nicht sehr viele davon.". Allein das Labelling impliziert, dass es auch viele "Offender" gibt, die hochgefährlich sind.

Weiter: "Doch ihre Gedanken und Gefühle sind typisch.". Nein, sind sie nicht. Wie können sie das bei einer derartig böswilligen Auswahl sein?

Dann kommt Anna und erzählt, dass sie Max erlaubt, auf ihre Kinder aufzupassen. Direkt danach wird Amelung in einer Art und Weise reingeschnitten, dass es sich so anhört, als würde er Max eine pädophile Motivation unterstellen. Amelung hat seine Aussage hier im Forum relativiert, ich vermute deshalb, dass hier manipulativ geschnitten wurde. Direkt nach Amelung kommt die Sprecherin "Der soziale Kontakt mit Kindern außerhalb der Öffentlichkeit, also etwa in einer
Wohnung bedeutet: Alarmstufe Rot. Akute Gefahr für Kinder ... ."
. Dem ist nichts mehr hinzuzufügen. Otto Normalverbraucher wird Anna hier für total verrückt halten und ihr Verhalten für komplett unverantwortlich.

Danach wird uns dann ein Brocken hingeworfen, der uns beruhigen soll (die Mehrheit der Täter sind nicht pädophil).

weiter "Christoph Ahlers zufolge wünschen sich Pädophile eine - wenn auch unrealistische - ganzheitliche Partnerschaft mit einem Kind. Auf Augenhöhe. Nein, tu ich nicht. Ich bin gern mit einem Kind zusammen, aber ich bleibe doch trotzdem der Erwachsene. Der immer auch die Verantwortung hat. Hier werden Pädophile infantilisiert.

Franz:
Ich will beherrschen. Das ist wie so’n halbes Allmachtsgefühl oder so. Das
Kind zu zerstören, Macht über das Kind zu haben, es total zu demütigen und zu
quälen.
Hallo Jürgen Bartsch. Normalverbraucher "Sperrt sie bloß alle weg!" Ich bezweifle übrigens sehr, dass ein Drittel aller Pädos solche Fantasien haben, bin mir aber sicher, dass mehr als ein Drittel keine Therapie brauchen. Deshalb finde ich die von der Autorin getroffene Auswahl perfide und böswillig.

Ich hoffe, das genügt als Begründung, ansonsten kann ich auch gerne noch weitermachen.
Zuletzt geändert von Struppi am Mo 12. Mär 2018, 17:42, insgesamt 1-mal geändert.
Aiko
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Beitrag von Aiko »

"weiter "Christoph Ahlers zufolge wünschen sich Pädophile eine - wenn auch unrealistische - ganzheitliche Partnerschaft mit einem Kind. Auf Augenhöhe. Nein, tu ich nicht. Ich bin gern mit einem Kind zusammen, aber ich bleibe doch trotzdem der Erwachsene. Der immer auch die Verantwortung hat. Hier werden Pädophile infantilisiert."

Öhm den Punkt siehst du glaube ich zu ernst.
Struppi
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Beiträge: 253
Registriert: Do 25. Mai 2017, 18:05

Beitrag von Struppi »

Es geht mir weniger um einzelne Punkte als um das Gesamtbild welches da von uns gezeichnet wird. Und das ist - finde ich - extrem negativ.
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