Die ganze Thematik ist ziemlich komplex, weil sich hier die Narrativen sehr vieler verschiedener Gruppen mit unterschiedlichen Ansichten und Zielsetzungen schneiden. Bevor man überhaupt in den Diskurs einsteigt, müsste man eigentlich erst einmal einige Sachen auseinander dividieren.
Zur MAP-Flagge: die ist legitim und gibt es wirklich. In Deutschland wird sie weniger häufig verwendet als international, weshalb Gieseking (leider) der erste ist, der hierzulande die Flagge wirklich medienwirksam bekannt gemacht hat. Mit Pro-SmK Gedankengut hat die Flagge aber absolut nichts zu tun. Soweit sich das heute noch nachvollziehen lässt ist sie ursprünglich aus der Anti-Contact MAP-Community entstanden.
Der Blog, aus dem ursprünglich die Flagge stammt, ist wenige Tage nachdem diese viral geworden ist von Antis übernommen worden, welche den Blog genutzt haben um Hassbotschaften an diejenigen zu verbreiten, die dorthin gekommen sind um Unterstützung zu suchen (leider keine Seltenheit, dass sowas vorkommt). Das hat einige Medien zu der Falschannahme geführt, die Flagge sei von Anfang an nur ein Trollexperiment gewesen, um LGBT in den Schmutz zu ziehen. Tatsächlich ist es keine Seltenheit, dass Pro-Pädophile Symboliken und Botschaften als Teil einer politischen Agenda gefälscht werden, welche Pädophilie in die Nähe von LGBT rücken, um dadurch LGBT zu diskreditieren.
Die Idee, dass es unaussprechlich schlimm ist, auch nur indirekt mit Pädophilen assoziiert zu werden resulitert natürlich aus dem massiven Stigma, und befeuert es gleichzeitig. Die Verteidigung aus der LGBT-Community wiederum bestehen häufig aus strikter Distanzierung und Stigmatisierung pädophiler Menschen. Selbst Kein Täter Werden hat sich dem gelegentlich angeschlossen und verteidigt
Homosexuelle davor, mit ihren Klienten gleichgestellt zu werden.
In dem Zusammenhang sind, denke ich, auch viele der Aussagen von queer.de und ähnlichen Seiten aus dem LGBT-Umfeld zu verstehen. Auf die diskriminierend gemeinte Äußerung "ihr seid so schlimm wie Pädophile!" wird geantwortet mit "nein, wir finden Pädophile genauso schlimm und abartig wie ihr auch!"
Die meisten MAPs, mit denen ich gesprochen habe wollen daher nicht Teil der LGBT-Community sein. Es gibt keine übergreifende Bewegung von Pädophilen, irgendwie Teil von LGBT zu werden. Das gilt auch für diejenigen, welche die MAP-Flagge benutzen. Die Benutzung einer Flagge ist nicht als Zugehörigkeitsbekenntnis zu LGBT zu verstehen. LGBT hat die Idee einer Pride-Flag nicht alleine für sich gepachtet.
Das heißt natürlich nicht, dass es nicht (a) Pädophile Menschen gibt, die auch z.B. Trans- oder Homosexuell und damit Teil von LGBT sind, und (b) Pädophile, die mit ihrer Sexualität Teil von LGBT sein wollen. Letzteres trifft auf Gieseking zu. In der Hinsicht ist die Aussage, er wolle sich in LGBT "einschleichen" nicht falsch. Er hat eben nicht nur die Flagge präsentiert – er hat sie auf einem LGBT-Event präsentiert und faselt dazu auf seiner Webseite von LGBTP+.
Die Aussage, dass Gieseking sexuellen Missbrauch legalisieren wolle ist natürlich sehr voreingenommen – ich bin mir sicher, Gieseking selber würde das vehemennt abstreiten. Aber durchaus eine korrekte Aussage unter der Annahme, dass jeglicher sexueller Kontakt zwischen einem Kind und einem Erwachsenen Missbrauch ist. Problematisch wird es allerdings, wenn aus der Verurteilung von Giesekings Ansichten eine grundsätzliche Verurteilung aller Pädophilen wird. Dies ist aus meiner Sicht ganz besonders zynisch, da die Anfänge der Schwulenbewegungen stark mit Pro-Contact Pädophilenbewegungen verzahnt sind, und sich die Bewegungen, die heute daraus erwachsen sind moralisch über die hier Anwesenden stellen wollen, von denen viele (obwohl wir doch eigentlich viel mehr Interesse daran haben könnten) sich immer und von Anfang an gegen Pro-SmK-Haltungen positioniert haben.
Zusammenfassend haben wir hier also mindestens folgende Gruppen:
- Pädophile / MAPs, die über die MAP-Flagge ein eigenes Pride-Symbol finden wollen
- Homophobe Menschen, welche eine Assoziation zwsichen LGBT und Pädophilie herstellen wollen, um damit ihre diskriminierenden Haltungen zu rechtfertigen
- LGBT - Mitglieder, die sich dieser Diskriminierung durch Distanzierung und häufig auch Stigmatisierung von Pädophilen entziehen wollen
- Pro-SmK - Aktivisten, die sich durch das Anhängen an LGBT erhoffen, der Legalisierung von SmK einen Schritt näher zu kommen