Insofern als dass er häufig als Totschlagargument gegen jede Art von Argumentation, die ein Mensch der sich als pädophil geoutet hat, vorbringt, verwendet wird, geht es mir ebenso. Ich würde den Begriff auch nicht in einem Gespräch oder einer Veranstaltung verwenden, wenn es um Aufklärung über die pädophile Neigung und Entstigmatisierung geht. Ich versuche dann überhaupt nicht viel über Missbrauch zu sprechen, um eben genau diese beiden Themen zu trennen.Siriusly hat geschrieben: ↑So 20. Nov 2022, 13:42 Ich muss zugeben, ich mag den Begriff der Wahrnehmungsverzerrungen überhaupt nicht.
Wenn es um die Diskussion von EIGEN-Schäden durch sexuellen Missbrauch geht, das Thema dieses Threads, gehören für mich diese psychischen Mechanismen von kognitiver Verzerrung, Projektion, Dissoziation etc. in die Aufzählung der Schäden. Sie spielen eben meist eine Rolle, wenn ein verliebter Pädophiler "aus Liebe" handelt. Ich finde das auch wichtig zu benennen, sonst kriegt man das nicht auseinander dividiert mit den Tätern, die rein Lust an Machtausübung haben und sadistischen Impulsen folgen. Pädophile (im Grunde egal ob nun Täter oder nicht) werden sonst immer weiter mit diesen in einen Topf geworfen. Und das wird auch vielen Opfern nicht gerecht, denn die finden sich in der Erzählung vom bösen gewalttätigen Monster mit ihren Emotionen und Erinnerungen auch nicht wieder.
Es geht in diesem Kontext aber nicht um eine ganz vermeintlich allgemein stärker verzerrte Wahrnehmung pädophiler Menschen, sondern explizit um die Verzerrung, die sich auf Augenhöhe mit dem Kind fühlt, die dem Kind die gleichen Bedürfnisse nach Partnerschaft und/ oder Sex zuspricht wie man sie selbst fühlt, die einen "verschwörerischen Blick" sieht, wenn ein Kind einen einfach angelächelt hat. Das müsste bei der Diskussion vielleicht immer konkret benannt werden.
Absolute Zustimmung, ich habe ja erst kürzlich hier selbst einen Beweis dafür geliefertSiriusly hat geschrieben: ↑So 20. Nov 2022, 13:42 (...) die Tatsache, dass wir alle Wahrnehmungsverzerrungen haben.
Sirius, über Deine anderen Argumente möchte ich mit Dir nicht in eine Debatte gehen, denn Du würdest indem Du weiterhin versuchst zu überzeugen, nur immer mehr genau das tun, wovon ich ja sagen wollte, es führt letztlich in die Depression.
Du hast natürlich recht: das Stigma ist gewaltig und mit nichts auf dem Markt der Diskriminierungsformen vergleichbar. Dehalb engagiere ich mich hier. Ich sehe es als einen großen Missstand in der Gesellschaft, vielleicht größer noch als bei anderen Diskriminierungsformen, an deren Verbesserung ich beruflich arbeite.
Nach "außen" würde ich das auch nicht versuchen herunterzuspielen - hier möchte ich Mut machen, die Ausnahmen zu sehen. Es gibt sie. Und in meiner Wahrnehmung werden sie mehr. Vielleicht nur eine positive Wahrnehmungsverzerrung - oder eben meine Wirklichkeit ... aber wenn sie optimistisch stimmt, sich zu engagieren oder sich nicht aufzugeben, ist mir das recht.