EIGEN-Schäden durch sexuellen Missbrauch
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EIGEN-Schäden durch sexuellen Missbrauch
[Mod: Markus: Dieses Thema von Frank_Denker thematisiert die eigenen Schäden die bei einem Täter auftreten. Diskussionen über Schäden beim Kind und dahingehende Einvernehmler-Diskurse werden ausnahmslos und radikal moderiert. ]
Zum Thema, dass Kinder durch erlebten sexuellen Missbrauch früher oder später Schäden davontragen können, gibt es hier einen Konsens, dem ich mich definitiv anschließe.
Deshalb schreibe ich auch nicht darüber sondern möchte einen anderen Gedanken in die Waagschale werfen:
Sexueller Missbrauch an Kindern verursacht in jedem Fall Schäden beim Missbraucher selbst!
Sicherlich will das niemand wahrhaben, wenn es um die Erfüllung der eigenen(!) Wünsche geht.
Aber alle Taten hinterlassen Spuren - die guten wie die schlechten. Und gerade die schlechten Taten verursachen - ich will es mal plakativ ausdrücken - Narben auf der eigenen Seele.
Vermutlich ist dieses dem Missbraucher lange nicht bewusst. Aber es ändert alles auf eine Weise, dass ein wirklich unbeschwertes Leben anschließend nicht mehr möglich ist. Selbst bei denen, die sich selbst (und anderen) gegenüber -zig Argumentationen haben, mit welchen sie die eigenen Taten begründen, sind gerade diese entwickelten Schutzmechanismen ein solcher Schaden! Diese Menschen müssen ihr eigenen Gewissen beruhigen und verlieren dadurch die Fähigkeit, sich wirklich auf andere Menschen einzulassen. Die Folge wird sein, dass sie sich selbst isolieren oder - um dieses zumindest nicht zu fühlen - immer darum kämpfen müssen, nicht allein zu sein - und sei es auch nur ein oberflächlicher Kontakt... Möglicherweise reden sie sich dann selbst ein, dass sie keine Partnerschaft brauchen, doch wenn sie es einmal zulassen sollten, tief in sich hineinzuhorchen, dann werden sie die Leere spüren, welche sie durch den Verlust der Empatihie-Fähigkeit selbst verursacht haben.
Ein anderer Schaden ist die Gewissheit, dass die Wahrheit selbst nach Jahrzehnten an's Licht kommt. Sie müssen also immer damit rechnen, irgendwann einmal von den Kindern - möglicherweise sogar vor Zeugen - gefragt zu werden: "Warum hast Du das mit mir gemacht?" Vielleicht schafft es der Missbraucher bis dahin, seine Angst vor der Entdeckung seiner Taten zu unterdrücken. Doch spätestens dann holt ihn die Vergangenheit ein.
Ich will mir gar nicht vorstellen, wie es für jemanden ist, der diese Angst nicht unterdrücken kann und Jahrzehnte mit dieser Sorge lebt, dass jedes Klingeln an der Haustür einmal nicht die Post ist...
Und selbst diese Taten, welche ungeplant und "nur" Grenzverletzungen sind - also noch kein sexueller Missbrauch in dem Sinne und auch ganz bewusst in Anführungszeichen -, verändern das Leben des "Täters" im negativen Sinne. Denn was ist, wenn das Kind diese Grenzverletzung noch nicht einmal als solche bemerkt hat und dann irgendwann einmal auch Jahre später in einer großen Runde diesen als besonders erlebten Moment allen kundtun will: "Weißt nur noch, wie wir damals ..."
________________
Ich bin mir sicher, die Liste der möglichen Schäden beim Verursacher selbst kann durch viele weitere Beispiele erweitert werden. Doch mir ist folgende Aussage wichtig:
Jede Tat verursacht bei einem selbst eine Wirkung!
Es sollte also jeder schon zum EIGEN-Schutz diesen Sachverhalt im Auge behalten und lieber "einmal zu oft" verzichten, bevor es für das eigenen Leben zu spät ist.
Gruß
Frank Denker
Zum Thema, dass Kinder durch erlebten sexuellen Missbrauch früher oder später Schäden davontragen können, gibt es hier einen Konsens, dem ich mich definitiv anschließe.
Deshalb schreibe ich auch nicht darüber sondern möchte einen anderen Gedanken in die Waagschale werfen:
Sexueller Missbrauch an Kindern verursacht in jedem Fall Schäden beim Missbraucher selbst!
Sicherlich will das niemand wahrhaben, wenn es um die Erfüllung der eigenen(!) Wünsche geht.
Aber alle Taten hinterlassen Spuren - die guten wie die schlechten. Und gerade die schlechten Taten verursachen - ich will es mal plakativ ausdrücken - Narben auf der eigenen Seele.
Vermutlich ist dieses dem Missbraucher lange nicht bewusst. Aber es ändert alles auf eine Weise, dass ein wirklich unbeschwertes Leben anschließend nicht mehr möglich ist. Selbst bei denen, die sich selbst (und anderen) gegenüber -zig Argumentationen haben, mit welchen sie die eigenen Taten begründen, sind gerade diese entwickelten Schutzmechanismen ein solcher Schaden! Diese Menschen müssen ihr eigenen Gewissen beruhigen und verlieren dadurch die Fähigkeit, sich wirklich auf andere Menschen einzulassen. Die Folge wird sein, dass sie sich selbst isolieren oder - um dieses zumindest nicht zu fühlen - immer darum kämpfen müssen, nicht allein zu sein - und sei es auch nur ein oberflächlicher Kontakt... Möglicherweise reden sie sich dann selbst ein, dass sie keine Partnerschaft brauchen, doch wenn sie es einmal zulassen sollten, tief in sich hineinzuhorchen, dann werden sie die Leere spüren, welche sie durch den Verlust der Empatihie-Fähigkeit selbst verursacht haben.
Ein anderer Schaden ist die Gewissheit, dass die Wahrheit selbst nach Jahrzehnten an's Licht kommt. Sie müssen also immer damit rechnen, irgendwann einmal von den Kindern - möglicherweise sogar vor Zeugen - gefragt zu werden: "Warum hast Du das mit mir gemacht?" Vielleicht schafft es der Missbraucher bis dahin, seine Angst vor der Entdeckung seiner Taten zu unterdrücken. Doch spätestens dann holt ihn die Vergangenheit ein.
Ich will mir gar nicht vorstellen, wie es für jemanden ist, der diese Angst nicht unterdrücken kann und Jahrzehnte mit dieser Sorge lebt, dass jedes Klingeln an der Haustür einmal nicht die Post ist...
Und selbst diese Taten, welche ungeplant und "nur" Grenzverletzungen sind - also noch kein sexueller Missbrauch in dem Sinne und auch ganz bewusst in Anführungszeichen -, verändern das Leben des "Täters" im negativen Sinne. Denn was ist, wenn das Kind diese Grenzverletzung noch nicht einmal als solche bemerkt hat und dann irgendwann einmal auch Jahre später in einer großen Runde diesen als besonders erlebten Moment allen kundtun will: "Weißt nur noch, wie wir damals ..."
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Ich bin mir sicher, die Liste der möglichen Schäden beim Verursacher selbst kann durch viele weitere Beispiele erweitert werden. Doch mir ist folgende Aussage wichtig:
Jede Tat verursacht bei einem selbst eine Wirkung!
Es sollte also jeder schon zum EIGEN-Schutz diesen Sachverhalt im Auge behalten und lieber "einmal zu oft" verzichten, bevor es für das eigenen Leben zu spät ist.
Gruß
Frank Denker
- Mascha
- Inaktiv
- Beiträge: 3607
- Registriert: Sa 6. Mai 2017, 07:55
Frank, ich würde Deine Gedanken sogar noch weiter fassen - das passt ganz gut, weil ich mich in letzter Zeit ohnehin mit dem Thema der Therapie von Straftätern beschäftigt habe. Es fließen in dem was ich schreibe Wissen aus Fachbüchern, Gesprächen mit erfahrenen Therapeut*innen, aber auch mit ehemaligen Missbrauchstätern, solchen, die bereuen und solchen die zumindest Teile ihrer Schuld immer noch leugnen, ein.
Das was bei Tätern meist passiert ist eine immense psychische Veränderung, an der mehrere innerpsychische, aber auch äußere Faktoren beteiligt sein können. Die von Dir ausgeführte Angst vor Entdeckung ist z.B. so ein Faktor, der das Bedürfnis alles zu verdrängen, noch vergrößert.
Ich will diesen psychodynamischen Mechanismus kurz beschreiben:
Ein Mensch begeht mit dem Missbrauch eines Kindes eine Tat, die bei einem weit überwiegenden Teil der Gesellschaft auf Entsetzen und Unverständnis stößt. Wenn jemand sich nicht bereits vor dem Tatzeitpunkt völlig von der Gesellschaft und ihrer Moral abgekoppelt hat entstehen jetzt Gefühle von Schuld, Scham und Angst, die stark belastend sind. Der Täter weiß ja in der Regel, dass er sich durch sein Handeln zu einer Person gemacht hat, die selbst unter anderen Straftätern in einer Haftanstalt Hass und nicht selten Gewalt ausgesetzt sein wird.
Wenn die Scham zu groß ist, man sich nicht überwinden kann Schuld einzugestehen und Reue zu zeigen, sucht die Psyche Auswege. Es kommt zu verschiedenen Entlastungsstrategien wie kognitiven Verzerrungen, Verleugnung, Projektion und Dissoziation. Unerträgliches wird aus dem Bewusstsein verbannt.
Verleugnung muss nicht Verleugnung der Tat an sich bedeuten. Häufiger nimmt sie die Form der Verleugnung der Schädlichkeit des Missbrauchs für das Kind an. Hier liegt die Wurzel der "Einvernehmlichkeitsideologie".
Bei der Dissoziation spalten Täter Erinnerungen an Teile ihres Handelns und ihrer Wahrnehmung ab, diese verschwinden aus dem Bewusstsein. So kann es sein, dass sich ein Täter gar nicht daran erinnert, dass ein Kind beim eigentlichen Übergriff wie gelähmt war, vielleicht auch geweint hat - er erinnert sich vor allem an die kindliche Neugier, an das gemeinsame Lachen, an Zärtlichkeiten, die vor der Tat lagen. Möglicherweise erinnert er sich nicht mal mehr an sein eigenes sexuell übergriffiges Handeln.
Projektion ist ein weiterer, oft unbewusster, entlastender Abwehrmechanismus. Anderen wird unterstellt, das Kind eigentlich geschädigt zu haben, z.B. das soziale Umfeld des Kindes durch seine Reaktion auf den Missbrauch (Stichwort "Sekundärschaden"). Oder es wird allgemein behauptet "viele Eltern" oder "viele Mütter" würden "ihr Kind misshandeln, ihr Kind vernachlässigen, mehr auf ihr Handy schauen als nach ihrem Kind" etc. Manchmal kommt es sogar zu einer regelrecht aggressiven Täter-Opfer-Umkehr. Das eigene sexuelle Begehren wird in das Kind hineinprojiziert und der Täter konstruiert sich zum Opfer der Verführungskunst oder sexuellen Haltlosigkeit des Kindes.
Hinzu kommen kognitive Verzerrungen (englisch cognitive bias oder, sehr treffend, "cognitive illusions" genannt). Täter sind z.B. oft geneigt, sich als Wohltäter des Kindes zu sehen. Der einzige Mensch, der für das Kind wirklich da war, der einzige Mensch, der es wirklich verstanden hat. Besonders was pädophile Täter angeht stimmt das ja oft: sie tun viel Gutes für das Kind, das sie anhimmeln - nur leider eben auch etwas Schlechtes, das alles Gute zerstören kann.
All diese Mechanismen dienen dem Ziel, von dem Trauma der Täterschaft zu entlasten. Die vollumfassende Wahrnehmung der eigenen Täterschaft und Schuld womöglich auch am Leid eines eigentlich geliebten Kindes wiegen so schwer, dass sie so unter allen Umständen ausgeschlossen wird.
Es dauert in der Therapie mit Tätern oft lange, bis sie die verdrängten Affekte zulassen und offen ausdrücken können. Bis sie sich ihrer Schuld stellen können. Mancher vermag es nie.
Aber selbst wenn dann noch ein Rückzug in die Echokammer von Foren wie GLF, JF u.a. offen steht, in denen man mit seiner Einstellung zu "Einvernehmlichkeit" gerne gelitten, wenn nicht sogar gefeiert wird, führt die beschriebene psychische Verdrängungsdynamik langfristig doch oft zu psychischen und psychosomatischen Problemen.
Das was bei Tätern meist passiert ist eine immense psychische Veränderung, an der mehrere innerpsychische, aber auch äußere Faktoren beteiligt sein können. Die von Dir ausgeführte Angst vor Entdeckung ist z.B. so ein Faktor, der das Bedürfnis alles zu verdrängen, noch vergrößert.
Ich will diesen psychodynamischen Mechanismus kurz beschreiben:
Ein Mensch begeht mit dem Missbrauch eines Kindes eine Tat, die bei einem weit überwiegenden Teil der Gesellschaft auf Entsetzen und Unverständnis stößt. Wenn jemand sich nicht bereits vor dem Tatzeitpunkt völlig von der Gesellschaft und ihrer Moral abgekoppelt hat entstehen jetzt Gefühle von Schuld, Scham und Angst, die stark belastend sind. Der Täter weiß ja in der Regel, dass er sich durch sein Handeln zu einer Person gemacht hat, die selbst unter anderen Straftätern in einer Haftanstalt Hass und nicht selten Gewalt ausgesetzt sein wird.
Wenn die Scham zu groß ist, man sich nicht überwinden kann Schuld einzugestehen und Reue zu zeigen, sucht die Psyche Auswege. Es kommt zu verschiedenen Entlastungsstrategien wie kognitiven Verzerrungen, Verleugnung, Projektion und Dissoziation. Unerträgliches wird aus dem Bewusstsein verbannt.
Verleugnung muss nicht Verleugnung der Tat an sich bedeuten. Häufiger nimmt sie die Form der Verleugnung der Schädlichkeit des Missbrauchs für das Kind an. Hier liegt die Wurzel der "Einvernehmlichkeitsideologie".
Bei der Dissoziation spalten Täter Erinnerungen an Teile ihres Handelns und ihrer Wahrnehmung ab, diese verschwinden aus dem Bewusstsein. So kann es sein, dass sich ein Täter gar nicht daran erinnert, dass ein Kind beim eigentlichen Übergriff wie gelähmt war, vielleicht auch geweint hat - er erinnert sich vor allem an die kindliche Neugier, an das gemeinsame Lachen, an Zärtlichkeiten, die vor der Tat lagen. Möglicherweise erinnert er sich nicht mal mehr an sein eigenes sexuell übergriffiges Handeln.
Projektion ist ein weiterer, oft unbewusster, entlastender Abwehrmechanismus. Anderen wird unterstellt, das Kind eigentlich geschädigt zu haben, z.B. das soziale Umfeld des Kindes durch seine Reaktion auf den Missbrauch (Stichwort "Sekundärschaden"). Oder es wird allgemein behauptet "viele Eltern" oder "viele Mütter" würden "ihr Kind misshandeln, ihr Kind vernachlässigen, mehr auf ihr Handy schauen als nach ihrem Kind" etc. Manchmal kommt es sogar zu einer regelrecht aggressiven Täter-Opfer-Umkehr. Das eigene sexuelle Begehren wird in das Kind hineinprojiziert und der Täter konstruiert sich zum Opfer der Verführungskunst oder sexuellen Haltlosigkeit des Kindes.
Hinzu kommen kognitive Verzerrungen (englisch cognitive bias oder, sehr treffend, "cognitive illusions" genannt). Täter sind z.B. oft geneigt, sich als Wohltäter des Kindes zu sehen. Der einzige Mensch, der für das Kind wirklich da war, der einzige Mensch, der es wirklich verstanden hat. Besonders was pädophile Täter angeht stimmt das ja oft: sie tun viel Gutes für das Kind, das sie anhimmeln - nur leider eben auch etwas Schlechtes, das alles Gute zerstören kann.
All diese Mechanismen dienen dem Ziel, von dem Trauma der Täterschaft zu entlasten. Die vollumfassende Wahrnehmung der eigenen Täterschaft und Schuld womöglich auch am Leid eines eigentlich geliebten Kindes wiegen so schwer, dass sie so unter allen Umständen ausgeschlossen wird.
Es dauert in der Therapie mit Tätern oft lange, bis sie die verdrängten Affekte zulassen und offen ausdrücken können. Bis sie sich ihrer Schuld stellen können. Mancher vermag es nie.
Aber selbst wenn dann noch ein Rückzug in die Echokammer von Foren wie GLF, JF u.a. offen steht, in denen man mit seiner Einstellung zu "Einvernehmlichkeit" gerne gelitten, wenn nicht sogar gefeiert wird, führt die beschriebene psychische Verdrängungsdynamik langfristig doch oft zu psychischen und psychosomatischen Problemen.
- Cornelius
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- Registriert: Mo 10. Okt 2022, 00:06
- Wohnort: Baden-Württemberg
Ich glaube man kann gar nicht objektiv beurteilen, ob ein Schaden an einem Täter entsteht. Denn der Schaden für den Täter gibt es ja nur, wenn er sich dieses Schadens auch bewusst ist. Natürlich gehe ich auch davon aus, dass jedem Menschen eine gewisse Form von Empathie angeboren ist. Es gibt aber genug Möglichkeiten, diese zu unterdrücken oder wahrhaben zu wollen, wenn sie der eigenen Lustbefriedigung oder dem eigenen Weltbild entgegensteht. Mir ist beim Lesen des Beitrags von Frank_Denker als Beispiel der langjährige Leiter der Odenwaldschule, Gerold Becker, eingefallen, der viele Schüler missbraucht hat und an der Odenwaldschule ein System etabliert hat, in dem sexueller Missbrauch ohne Konsequenzen geschehen konnte. Nach dem, was ich damals über diesen Leiter gelesen habe, hatte ich nicht den Eindruck, dass er wegen seiner Taten ein schlechtes Gewissen bekommen hat, bis auf ein paar halbherzige Erklärungen, in der er versucht hat, wenigsten einen gewissen Rest seines früheren guten Rufes zu retten. Ich glaube übrigens generell, dass wir uns von dem Bild eines Täters als sadistisch veranlagte Person befreien müssen. So gab es auch nicht wenige NS-Täter, die hunderttausende Menschen haben umbringen lassen oder sogar selbst bei der Tötung mitgeholfen haben und gleichzeitig liebevolle Familienväter waren. Ich bin auch der Meinung, dass es viele Täter gibt, die die Schuld bei sich spüren oder mit der Angst leben, entdeckt, verurteilt und isoliert zu werden. Auf andere wird dies aber nicht unbedingt immer zutreffen. Denn auch ein Aufenthalt im Gefängnis oder die gesellschaftliche Isolation bedeuten nicht immer einen Schaden für den Täter, wenn er bereit ist, dies in Kauf zu nehmen und kein Unrechtsbewusstsein hat. Ich denke auch, dass es wichtig ist, wie Frank_Denker auf den Schaden des sexuellen Missbrauches für den Täter hinzuweisen und vielleicht auch dadurch davon einige abzuhalten zum Täter oder erneut zum Täter zu werden. Man sollte sich aber meiner Ansicht nach nicht der Illusion hingeben, dass man dadurch auch alle vergangenen und zukünftigen Täter erreichen wird. Deshalb bleibt die Härte des Gesetzes bis hin zur lebenslangen Sicherungsverwahrung auch eine wichtige Maßnahme, um weitere Taten zu verhindern.
männlich, Präferenz für Mädchen zwischen 6 und 12 Jahren sowie erwachsene Frauen (18+), ganz vereinzelt auch für Jungen (zwischen 8 und 12 Jahren)
- Mascha
- Inaktiv
- Beiträge: 3607
- Registriert: Sa 6. Mai 2017, 07:55
Cornelius, vielleicht verbinden sich unsere Gedanken, wenn man in Betracht zieht, dass eine psychische Folge von Täterschaft auch z.B. die Verstärkung narzisstischer Züge sein kann. Wenn das Selbstwertgefühl eines Menschen immer wieder empfindlich gekränkt wird und eine große Not entsteht kann (KANN!) die Psyche so reagieren, dass sie diese Kränkungen ausblendet, den eigenen Selbstwert überhöht und andere abwertet. Es entsteht eine narzisstische Scheinwelt, in der sich der Betroffene gut einrichtet. Oberflächliche Beziehungen zu "Gleichgesinnten", oft auch nur in der digitalen Sphäre, haben da sicher einen stabilisierenden Faktor. U.a. deshalb finde ich das auch so ärgerlich, dass es Foren gibt, in denen pädophile Täter geschützt und gehätschelt werden.
Der Narzissmus ist eine psychische Störung, unter der v.a. die Umwelt leidet und weniger der Betroffene selbst. Wobei man in der Langzeitbeobachtung ergänzen muss, dass das selten bis ans Lebensende gut geht, denn mit so einer psychischen Veränderung gelingen dauerhafte stabile Beziehungen wie Partnerschaft oder auch nur Freundschaft nicht. Menschen mit narzisstischen Zügen leiden im Alter oft under Einsamkeit und Depression, es ist also letztlich doch nur ein nach hinten Verschieben der Konsequenzen.
Ich habe das über Jahre bei einem jungen Menschen erlebt und es hat mich emotional immer wieder zwischen Mitgefühl und Erschrecken hin und her geworfen. Dort wo anfänglich immer wieder erlebte Ausgrenzung im Kindes- und Jugendalter stand (zu schmächtig, zu dicke Brille, zu ...) kam als besonders große Kränkung des Selbstwertgefühls im Jugendalter noch das Bemerken der pädophilen Neigung hinzu.
Hier könnte man eigentlich einen Ausweg aus dem Dilemma finden, indem man die Neigung akzeptiert und sich an moralischen Werten wie sie diesem Forum voranstehen, ausrichtet. Darauf könnte man dann, so finde ich, sogar stolz sein und sich sagen "auch wenn mich viele Menschen aufgrund meiner Neigung ablehnen würden wenn sie von ihr wüssten, fühle ich mich dennoch als guter Mensch und denke diese anderen haben sich nur noch nicht genug mit der Thematik beschäftigt als dass ich ihre Wertung ernst nehmen müsste".
So eine Entwicklung gelang meinem Bekannten aber nicht. Er suchte die Nähe zu Jungen, wertete sich auf, indem er (scheinbar) deren bester Freund und Held wurde... bis er die ersten sexuellen Übergriffe beging und entdeckt wurde. Es folgten mehrere Anzeigen und ich erlebte mit, wie er in einen Strudel von Wahrnehmungsverzerrung, Verdrängung, Verleugnung, Täter-Opfer-Umkehr, Projektion landete, bis hin zur Beschimpfung der Jungen als "verlogenes Balg". Er war am Ende nicht mehr der Mensch, den ich kennengelernt hatte. War er anfänglich noch jemand, mit dem ich gerne Zeit verbrachte, der Freunde hatte, der gerne gesehen war, kam er mir am Ende vor wie eine Märchenfigur mit einem Herz aus Stein. Er war emotional wie versteinert. Verbittert, ständig andere abwertend, sich selbst auf sehr unangenehme Weise ständig positiv beschreibend,... Grundzüge davon hatte er schon als ich ihn kennenlernte, ich deutete das als Überlebensmittel durch seine schwierige Kindheit und Jugend, aber es war bei weitem nicht so stark, dass es unangenehm war. Durch die Täterschaft verstärkte sich das dermaßen, dass selbst die Leute, die sich nicht schon allein wegen des Outings von ihm abwendeten, ihm die Freundschaft aufkündigten, letztlich auch ich.
Natürlich hat so jemand erstmal die Fähigkeit, sich neu zusammenzupuzzeln. Leider wurden alle Verfahren eingestellt, mangels Beweisen, es standen Aussage gegen Aussage, wie das so oft ist bei sexueller Gewalt. D.h. seine Scheinwelt wurde auch nocht vom Gericht bestätigt, so fasste er es auf. Seine Lesart war "ich habe gewonnen". Es folgte der 4. Umzug in wenigen Jahren, ein komplett ausgetauschtes soziales Umfeld, ein Neuanfang also mit Menschen die von nichts wussten, ein neuer Beruf... Aber die psychische Deformation verschwindet nicht. Es baut sich alles nur noch auf Schein auf, ist brüchig und kann, wenn ein dummer Zufall eintritt, einstürzen. Echte, authentische Begegnung kann nicht mehr stattfinden. Er wird seinen Schatten nicht mehr los. Der Schaden ist da - er wird nur wie die Taten selbst ausgeblendet.
Ich finde es schwer zu beurteilen, wie groß das Leid einer Person in dieser Lage ist. Ob er es überhaupt mitbekommt? Ich weiß nur, dass ich so nicht werden wollen würde und so ein Leben nicht führen wollen würde.
Der Narzissmus ist eine psychische Störung, unter der v.a. die Umwelt leidet und weniger der Betroffene selbst. Wobei man in der Langzeitbeobachtung ergänzen muss, dass das selten bis ans Lebensende gut geht, denn mit so einer psychischen Veränderung gelingen dauerhafte stabile Beziehungen wie Partnerschaft oder auch nur Freundschaft nicht. Menschen mit narzisstischen Zügen leiden im Alter oft under Einsamkeit und Depression, es ist also letztlich doch nur ein nach hinten Verschieben der Konsequenzen.
Ich habe das über Jahre bei einem jungen Menschen erlebt und es hat mich emotional immer wieder zwischen Mitgefühl und Erschrecken hin und her geworfen. Dort wo anfänglich immer wieder erlebte Ausgrenzung im Kindes- und Jugendalter stand (zu schmächtig, zu dicke Brille, zu ...) kam als besonders große Kränkung des Selbstwertgefühls im Jugendalter noch das Bemerken der pädophilen Neigung hinzu.
Hier könnte man eigentlich einen Ausweg aus dem Dilemma finden, indem man die Neigung akzeptiert und sich an moralischen Werten wie sie diesem Forum voranstehen, ausrichtet. Darauf könnte man dann, so finde ich, sogar stolz sein und sich sagen "auch wenn mich viele Menschen aufgrund meiner Neigung ablehnen würden wenn sie von ihr wüssten, fühle ich mich dennoch als guter Mensch und denke diese anderen haben sich nur noch nicht genug mit der Thematik beschäftigt als dass ich ihre Wertung ernst nehmen müsste".
So eine Entwicklung gelang meinem Bekannten aber nicht. Er suchte die Nähe zu Jungen, wertete sich auf, indem er (scheinbar) deren bester Freund und Held wurde... bis er die ersten sexuellen Übergriffe beging und entdeckt wurde. Es folgten mehrere Anzeigen und ich erlebte mit, wie er in einen Strudel von Wahrnehmungsverzerrung, Verdrängung, Verleugnung, Täter-Opfer-Umkehr, Projektion landete, bis hin zur Beschimpfung der Jungen als "verlogenes Balg". Er war am Ende nicht mehr der Mensch, den ich kennengelernt hatte. War er anfänglich noch jemand, mit dem ich gerne Zeit verbrachte, der Freunde hatte, der gerne gesehen war, kam er mir am Ende vor wie eine Märchenfigur mit einem Herz aus Stein. Er war emotional wie versteinert. Verbittert, ständig andere abwertend, sich selbst auf sehr unangenehme Weise ständig positiv beschreibend,... Grundzüge davon hatte er schon als ich ihn kennenlernte, ich deutete das als Überlebensmittel durch seine schwierige Kindheit und Jugend, aber es war bei weitem nicht so stark, dass es unangenehm war. Durch die Täterschaft verstärkte sich das dermaßen, dass selbst die Leute, die sich nicht schon allein wegen des Outings von ihm abwendeten, ihm die Freundschaft aufkündigten, letztlich auch ich.
Natürlich hat so jemand erstmal die Fähigkeit, sich neu zusammenzupuzzeln. Leider wurden alle Verfahren eingestellt, mangels Beweisen, es standen Aussage gegen Aussage, wie das so oft ist bei sexueller Gewalt. D.h. seine Scheinwelt wurde auch nocht vom Gericht bestätigt, so fasste er es auf. Seine Lesart war "ich habe gewonnen". Es folgte der 4. Umzug in wenigen Jahren, ein komplett ausgetauschtes soziales Umfeld, ein Neuanfang also mit Menschen die von nichts wussten, ein neuer Beruf... Aber die psychische Deformation verschwindet nicht. Es baut sich alles nur noch auf Schein auf, ist brüchig und kann, wenn ein dummer Zufall eintritt, einstürzen. Echte, authentische Begegnung kann nicht mehr stattfinden. Er wird seinen Schatten nicht mehr los. Der Schaden ist da - er wird nur wie die Taten selbst ausgeblendet.
Ich finde es schwer zu beurteilen, wie groß das Leid einer Person in dieser Lage ist. Ob er es überhaupt mitbekommt? Ich weiß nur, dass ich so nicht werden wollen würde und so ein Leben nicht führen wollen würde.
Mascha hat geschrieben: ↑Fr 18. Nov 2022, 18:04 Ein Mensch begeht mit dem Missbrauch eines Kindes eine Tat, die bei einem weit überwiegenden Teil der Gesellschaft auf Entsetzen und Unverständnis stößt. Wenn jemand sich nicht bereits vor dem Tatzeitpunkt völlig von der Gesellschaft und ihrer Moral abgekoppelt hat entstehen jetzt Gefühle von Schuld, Scham und Angst, die stark belastend sind. Der Täter weiß ja in der Regel, dass er sich durch sein Handeln zu einer Person gemacht hat, die selbst unter anderen Straftätern in einer Haftanstalt Hass und nicht selten Gewalt ausgesetzt sein wird.
Gilt das alles nicht auch irgendwie für Pädophile, die gar keine Taten begangen haben? Letzten Endes differenziert die Gesellschaft ja auch nicht groß zwischen Pädophilen und Tätern.
- Cornelius
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- Registriert: Mo 10. Okt 2022, 00:06
- Wohnort: Baden-Württemberg
Dass ein Sexualstraftäter, der Kindermissbrauch begeht, oft eine narzisstische Persönlichkeit steht, habe ich nicht bedacht und bin Dir, Mascha, für den Hinweis sehr dankbar. Ich möchte dabei noch ergänzen, dass ich weder ein Psychologe, Kriminologe oder sonstiger Wissenschaftler bin, der sich mit der psychischen Verfassung von Sexualstraftätern auseinandergesetzt hat, und auch noch keinen persönlichen Kontakt mit einem Täter hatte. Es wäre für mich sehr interessant zu wissen, was die Wissenschaft zu den verschiedenen Profilen von Sexualstraftätern sagt und ob bei jedem Täter auch eine psychische Störung vorliegen muss. Vielleicht hat der eine oder der andere hier sich schon damit auseinandergesetzt und kann hier etwas beisteuern. Ich bin bei der Thematik bisher ausschließlich auf Berichte der Medien angewiesen und habe mich damals, als die Odenwaldschule im Zentrum der öffentlichen Debatte stand, sehr intensiv mit diesem Fall des systematischen Missbrauchs in einer pädagogischen Einrichtung, die als vorbildlich galt, auseinandergesetzt - daher habe ich auch dieses Beispiel gewählt. Und mir ist eine Schilderung eines Missbrauchsopfer der Odenwaldschule besonders in Erinnerung geblieben. Dieser Schüler wurde von einem Musiklehrer an der Schule (der Namen des Lehrers ist mir leider entfallen) missbraucht, der dafür bekannt war, sich für die Familie (die Klassen in der Odenwaldschule waren wie Familien organisiert, d.h. die Lehrer und Schüler lebten sehr eng zusammen) fast ausschließlich Jungen aussuchte, die er dann missbrauchen konnte. Und dieser Schüler berichtete, dass er bei diesem Lehrer trotz des Missbrauches, der für ihn furchtbar war, eine liebevolle Art gespürt habe, die er bis heute bei dem Gedanken an den Lehrer nicht wegbekommen würde. Es wäre somit auch interessant zu wissen, ob bei einem Täter wie diesem Lehrer auch narzisstische Persönlichkeit vorlag. So wie ich narzisstische Persönlichkeiten verstanden haben, sind diese oft nicht in der Lage Empathie gegenüber jemand anderen aufzubauen.
männlich, Präferenz für Mädchen zwischen 6 und 12 Jahren sowie erwachsene Frauen (18+), ganz vereinzelt auch für Jungen (zwischen 8 und 12 Jahren)
- Mascha
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Hey Sirius,
ich finde das ist eine interessante Frage... und sie könnte auch dazu beitragen, ein tieferes Verständnis von einigen Dingen zu erreichen.
Letztlich würde es eine Antwort auf die Frage geben können, inwiefern die gesellschaftliche Stigmatisierung ein Faktor dafür ist, dass jemand zum Täter wird. Und auch weshalb die Neigung so oft pauschal mit Wahrnehmungsverzerrungen in Verbindung gebracht wird. Obwohl sich viele ja völlig bewusst sind, dass ihre Träume und Wünsche, weder die sexuellen noch die romantischen, in einem Kind ein Gegenüber auf Augenhöhe finden können.
Und Wahrnehmungsverzerrungen gibt es schließlich auch im Kontext heterosexuell-teleiophiler Begegnungen, auch wenn sie hier meist nicht so genannt und auch nicht so problematisiert werden. Die Liedermacherin Miss Allie singt ein empowerndes Lied davon, über das ich mich jedes mal wieder weglachen könnte, weil ich so ähnliche Situation selbst kenne, wie so viele Frauen. (https://www.youtube.com/watch?v=eY-erUF4isk).
Das hier:
... sehe ich anders. Zumindest versuche ich es. Wenn, wie in Sarah Jahnkes Stigmastudie 27% der Befragten meinen, ein Pädophiler, der noch nie straffällig wurde, sollte dennoch präventiv eingesperrt werden, dann ist das eine erschreckend große Zahl. Ich kann Ärger und Frust darüber gut nachvollziehen.
Es heißt aber auch: 73% der Menschen scheinen den Unterschied zwischen Neigung und Tat doch schon zu machen. Und 73%, das ist gar nicht so wenig.
Ich versuche es vermehrt so zu sehen: ca. 27% der Gesellschaft kann bisher den Unterschied zwischen Neigung und Tat noch nicht verstehen. Vielleicht sind es seit der Studie von 2014 auch schon weniger geworden. Und da hast Du und andere einen Anteil daran.
Ich weiß nicht, woher du das hast. Die 27% tauchen nicht im Zusammenhang mit der Inhaftierung auf. Da verwundert es mich auch nicht, dass die Zahl deutlich höher ist. Siehe hier die Ergebnisse der MIKADO-Studie:Mascha hat geschrieben: ↑Sa 19. Nov 2022, 14:46 ... sehe ich anders. Zumindest versuche ich es. Wenn, wie in Sarah Jahnkes Stigmastudie 27% der Befragten meinen, ein Pädophiler, der noch nie straffällig wurde, sollte dennoch präventiv eingesperrt werden, dann ist das eine erschreckend große Zahl. Ich kann Ärger und Frust darüber gut nachvollziehen.
Quelle: http://www.mikado-studie.de/tl_files/mikado/upload/MiKADO_Zusammenfassung.pdfNegative Einstellungen gegenüber Männern mit sexuellem Interesse an Kindern erwiesen sich im Vergleich zu anderen stigmatisierten Risikogruppen (Alkoholiker, Menschen mit sadistischen Vorlieben, Menschen mit antisozialen Persönlichkeitszügen) selbst dann als stärker ausgeprägt, wenn betont wurde, dass diese bislang weder Kindesmissbrauch begangen noch Missbrauchsabbildungen genutzt haben: 49% der Befragten plädierten für eine präventive Inhaftierung von Nicht-Tätern mit sexuellem Interesse an Kindern, 27% wünschten diesen den Tod. 40% angehender Therapeuten berichteten Ärger bei Pädophilie zu empfinden.
- Mascha
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Prinzipiell von hier:Gast hat geschrieben: ↑Sa 19. Nov 2022, 16:46 Ich weiß nicht, woher du das hast.
https://www.researchgate.net/publicatio ... ve_Surveys
Allerdings hast Du völlig recht, ich habe hier ein gutes Beispiel für "positive bias" abgegeben. Auch eine Wahrnehmungsverzerrung Über die Corona-Jahre, in denen ich nicht mehr mit den Ergebnissen der Studie gearbeitet habe, hat mein Gedächtnis doch tatsächlich die Zahlen vertauscht. In meiner Präsentation für Workshops steht es noch korrekt drin.
Meinen Hinweis, dass es gesünder ist, die positiven Dinge, positiven Entwicklungen anzuschauen, oder zumindest AUCH anzuschauen, halte ich aufrecht. Man kann in beide Richtungen verzerren. Wenn man sich täglich mit den schlechten Nachrichten füttert, danach sucht, nur daran denkt, dann trainiert man seine Wahrnehmung darauf, die negativen Dinge besonders groß und die anderen womöglich gar nicht mehr zu sehen.
Also korrigiert: Trotz aller Hass- und Hetzekampagnen bis hin zu Aufrufen von Politikern " (Gerhard Schröder z.B.:https://daserste.ndr.de/panorama/archiv ... e7106.html) denken 53% der Bevölkerung nicht, dass man Menschen mit pädophiler Neigung präventiv einsperren sollte.
Hier noch etwas für das halbvolle Glas mit den positiven Dingen und Entwicklungen, ein Artikel auf der Seite der Gewerkschaft der Polizei, einer nachgewiesenermaßen besonders negativ gegenüber Pädophile eingestellten Berufsgruppe:
https://www.polizei-dein-partner.de/the ... ender.html
Ich muss zugeben, ich mag den Begriff der Wahrnehmungsverzerrungen überhaupt nicht. Es suggeriert eine objektive Wahrheit, die dem Verwender des Begriffs gehört, und verdrängt dabei die Tatsache, dass wir alle Wahrnehmungsverzerrungen haben. Nicht nur Pädophile, oder heterosexuelle Männer, sondern jeder Mensch (wir auch) hat seine selektive Wahrnehmung, sieht die Dinge verzerrt und ist logischen Fehlschlüssen ausgeliefert. Das ist eine leidige Tatsache des menschlichen Denkens, die sich durch rigorises Anwenden von Logik und wissenschaftlichen Methoden eindämmen, aber nie eliminieren lässt.
Hinzu kommt, dass der Vorwurf der Wahrnehmungsverzerrungen ein Totschlagargument ist, mit dem man wörtlich alles denunzieren kann ohne sich ernsthaft damit auseinanderzusetzen. Gerade das Vorurteil, dass Pädophile häufig Wahrnehmungsverzerrungen hätten begegnet uns in unserer Aufklärungsarbeit ständig, obwohl wir sehr eindeutig schreiben, dass wir Sex mit Kindern in jeder Form ablehnen. Es reicht schon zu sagen, dass nicht jeder Pädophile Therapie benötigt und sich von Kindern fernhalten muss um eine "gefährliche Wahrnehmungsverzerrung" bescheinigt zu bekommen, für die man unbedingt in Therapie (oder gleich präventiv weggesperrt) gehört – ohne dass überhaupt auf unsere Argumente eingegangen wird.
Zu guter letzt glaube ich auch dass der Begriff nicht hilfreich ist, um Täter zum Umdenken zu bewegen oder Einvernehmler dazu, ihre Meinung zu ändern. Eher würde ich erwarten, dass diese aus Trotz noch tiefer in ihre Überzeugungen reinrutschen.
Zunächst einmal sprach Schörder, soweit ich weiß, von Sexualstraftätern und nicht von Pädophilen. Die Aussage bleibt natürlich trotzdem dumm und polemisch, aber war damit nicht direkt gegen uns gerichtet. In gewisser Weise war er damit in Bezug auf das Thema Pädophilie differenzierter als, um ein aktuelleres Beispiel zu bemühren, NRW-Innenminister Reul, der ganz konkret allen Pädophilen gedroht hat und diese Aussage bis heute trotz Kritik u.a. von KTW weder zurückgenommen noch sich dafür entschuldigt hat.Mascha hat geschrieben: ↑So 20. Nov 2022, 10:10 Also korrigiert: Trotz aller Hass- und Hetzekampagnen bis hin zu Aufrufen von Politikern " (Gerhard Schröder z.B.:https://daserste.ndr.de/panorama/archiv ... e7106.html) denken 53% der Bevölkerung nicht, dass man Menschen mit pädophiler Neigung präventiv einsperren sollte.
Darüber hinaus finde ich, dass du das Ergebnis ein wenig klein redest. Das ist keine "Glas halb voll oder halb leer" - artige Ansichtssache, sondern wir reden hier davon, dass die Hälfte der Bevölkerung nicht bereit ist, nicht-straffällig gewordenen Pädophilen auch nur grundsätzliche Menschenrechte zu gewähren.
Und dass die andere Hälfte uns nicht gleich präventiv wegsperren will (wie nett! ) heißt auch nicht gleich, dass sie uns wohlgesonnen ist. Aus der gleichen Studie kam auch heraus, dass eine überwältigende Mehrheit von 85% beim Gedanken an uns automatisch Wut und Hass empfindet. Fast keiner (5%) könnte sich vorstellen, mit uns befreundet zu sein. Und jeder der Befragten (genauer: 97%), auch diejenigen die zwischen Täter und Pädophilen differenzieren stimmten zu, dass wir trotzdem immer grundsätzlich eine Gefahr für Kinder sind.
Ich fürchte auch, dass sich diese Situation seit 2014 eher verschlimmert als verbessert hat. Seit 2014 ist Edathy, Bergisch-Gladbach, Lügde, Münster und Wermelskirchen passiert, was nicht zuletzt auch die Stimmung gegenüber Pädophilen spürbar verschlechtert hat. Es gab mehrere massive (und womöglich verfassungswidrige) Strafverschärfungen, Kindersexpuppen wurden verboten, die Definition von Kinderpornographie soweit ausgeweitet, dass darunter inzwischen auch an und für sich harmlose Kinderbilder fallen können, Ermittlern wurden mehr Befugnisse im "Kampf gegen Pädophilie" gegeben usw.
Auch in dem Artikel geht es um Sexualstraftäter, nicht um Pädophile. Es ist schön, dass sich die Polizei klar gegen Forderungen nach Todesstrafen für Straftäter stellt, die absolut auch bei Tätern daneben sind. Aber was hat das mit uns zu tun?Mascha hat geschrieben: ↑So 20. Nov 2022, 10:10 Hier noch etwas für das halbvolle Glas mit den positiven Dingen und Entwicklungen, ein Artikel auf der Seite der Gewerkschaft der Polizei, einer nachgewiesenermaßen besonders negativ gegenüber Pädophile eingestellten Berufsgruppe:
https://www.polizei-dein-partner.de/the ... ender.html