Feature auf Deutschlandfunk am 6.3.2018

[Hermann-AGPD]

@Struppi, ich finde das schon etwas selektiv von Dir gelesen.
alle Deine Einwände können aus dem Text begründet werden, aber welche Rahmenbedingungen gab es bei den Interviews?
KTW war dabei und von den hunderttausenden Pädos waren offenbar nur drei zu einem Interview bereit.
Das sind naturgemäß in unserer Zeit alles Leute, die ein Riesenproblem aus ihrer Eigenschaft machen und darüber krank geworden sind, einen Weg gefunden haben, mit diesen Folgeerkrankungen zu leben oder etwas dagegen zu tun und deswegen ein ausgeprägtes Mitteilungsbedürfnis haben.

Das ist nicht schlimm - auch wenn die Wirklichkeit dadurch gefiltert und verzerrt rüberkommt.
Aber wir müssen festhalten, dass eben doch ein Stück Wirklichkeit in dem Feature vermittelt wird.

Weißt Du, wie es auf die Mehrheit gewirkt hätte, wenn ein Superpädo, der alle Grenzen niederreißen will, daran teilgenommen hätte? Ich hatte in Unna mal das "Vergnügen", eine Demo vor der Wohnung eines solchen zu besichtigen. Da hat sogar ein evangelischer Pfarrer zur Gewalt aufgerufen!

Vertick Deine Goldwaage bei Ebay (sooo viel Gold hast Du doch gar nicht) und überleg mal, welche Gedankengänge beim Zuhörer dadurch ausgelöst werden und was bei diesem am ehesten hängenbleibt: Ein Perv kann ein Schwiegersohn sein und nicht mal ein sadistischer Perv muss Straftaten begehen, denn was in seinem Kopf abgeht, wenn er ungestört fantasieren kann, bleibt dort und geht keinen was an.

Wir leben heute in einer Art Kriegszustand.
Die Schuld daran liegt nicht bei den Pervs.
Krieg ist eine Zeit der Gesetzlosigkeit. Viele haben es erleben müssen. Aber Krieg ist auch schon immer ein Unternehmen gewesen, das nie so ausging, wie die Verursacher es sich vorgestellt haben. Es ist sehr wahrscheinlich, dass das Recht sich wieder Geltung verschafft, wenn auf breiter Basis die Erkenntnis sich durchsetzt, das eine auf Elimination gerichtete Politik hauptsächlich die falschen trifft.

[Aiko]

Struppi, ich verstehe nicht was du für ein Problem mit der Augenhöhe hast. Man kann auf Augenhöhe mit Kindern sein ohne selber wie ein Baby zu brabbeln. Und was ist schlimm daran selber noch ein wenig Kind geblieben zu sein?

[Struppi]

Das ist nicht schlimm - auch wenn die Wirklichkeit dadurch gefiltert und verzerrt rüberkommt.

Ich finde das eben doch schlimm.

Und ich sehe uns in 30 oder 50 Jahren alle in Lagern sitzen, nachdem entsprechende Tests vorgeschrieben sind für alle - jedenfalls wenn die Tendenz so weiter geht. Und in hundert Jahren sind wir dann wieder bei Euthanasie - alles schon dagewesen.

[Mascha]

Wo ist der "normale" Pädo? Sprich: Wo bin ich?

Ja... wo? Ich denke der Kreis derer, die die Notwendigkeit der Öffentlichkeitsarbeit sehen und die sich das zutrauen und sich das zumuten möchten wird langsam breiter. Immerhin ist ja hier schon eine Person dabei, die keine Therapie bei KTW gemacht hat.

Vielleicht wirst du einer der nächsten sein?
Damit endlich auch mal

(...) jemand, der sein Leben lebt, zur Arbeit geht, Freunde hat, keinen Therapeuten hat und der auch keine wesentlichen Probleme hat.

in der Gesellschaft wahrgenommen wird.

Ich denke Veränderungen gehen in der Regel langsam und schrittweise. Wenn man zurückblickt, dann sehe ich da schon Verbesserungen: neben ärgerlichen Dingen werden in diesem Feature einige sehr gute Aussagen zum ersten Mal so in den Medien gemacht, darauf wurde verschiedentlich bereits hingewiesen.
Demnächst kommt eine TV-Produktion, die hoffentlich deinem Wunsch und dem Wunsch von vielen hier noch näher kommen wird.

Und ich befürchte alle, die eine Zusammenarbeit mit den Medien eingehen, werden die Erfahrung machen, dass man die Art des Endproduktes nur wenig beeinflussen kann. Im Falle dieses Features wurden verschiedene Interviews geführt und in meinen Augen auch sehr unglücklich Ausschnitte daraus aneinander gefügt. Das ist aber leider eine häufige Methode von Journalist*innen..

[Struppi]

Man darf ja nicht vergessen, dass die Mainstreammedien zur Zeit sowieso "Hängt sie höher" schreien. Insofern hätte dies ohnehin nur ein kleiner Kontrapunkt sein können. Leider hat die Autorin nur in das Geheul der Wölfe eingestimmt.

[paswyas]

Alle 3 in Therapie, 2 davon mit schweren Persönlichkeitsstörungen,

Hi Struppi, schön, dass Du ausführlicher geworden bist. Gern hätte ich auch den Rest noch, von Dir auf die Goldwaage gelegt, gelesen.

Ich finde Deine Sicht durchaus nachvollziehbar. Ich habe mich auch gefragt, ob ich das eigentlich machen soll. Wofür? Mit welchem Ziel? Viel ändern wird sich nicht und so ein Feature versendet sich und wahrscheinlich wird sich kaum ein Hörer so akribisch mit den einzelnen Statements auseinandersetzen, wie unsereins hier im Forum. Aber Deine Sicht finde ich wichtig und gut.

Eine Sache will ich aber dennoch richtig stellen: Ich weiß nicht, was Franz oder Max den ganzen Tag machen. Aber ich habe eine relativ normale Familie, gehe jeden Tag zur Arbeit und dass ich mal eine Therapie gemacht habe, hatte - wie im Feature deutlich erwähnt - nur am Rande mit Pädophilie zu tun. Auch habe ich keine monströse Persönlichkeitsstörung, sondern eine harmlose Schizoidie, die es mir schwer macht, mit mehr als zwei oder drei Menschen auf einmal zusammen zu sein. Und das belastet mich im Alltag, weil man heute fast überall kommunikativ und teamfähig sein muss, was für mich nicht einfach ist. Kannst Du ja mal bei Wikipedia nachlesen, was das ist.

Also, ich sehe mich, von der Schizoidie mal abgesehen, als einen ganz normalen Menschen, der gern mit Kindern zusammen ist, sich hin und wieder in eines der Kinder verliebt, ansonsten aber ein relativ normales Leben führt. Genau das wollte ich rüberbringen. Die Dottores von KTW haben das leider nicht gewusst. Herr Ahlers hat aber meines Erachtens nach durchaus Dinge gesagt, die das ewige "Pädo=Risiko" deutlich entschärft haben. Zum Beispiel, als er meinte, dass viele mit Kindern arbeiten, einfach, weil sie sich da wohlfühlen. Und das ist doch gar nicht so falsch, finde ich. Wenn nur diese Message verstanden worden wäre, wäre in meinen Augen schon etwas gewonnen.

Und noch eine letzte Anmerkung: "böswillig" fand ich die Autorin nicht. Sie hat ganz bestimmt ein anderes Interesse als wir und sie wird sich sicher nicht vor den Karren einer Pädo-Bewegung spannen lassen. Aber ihr Interesse war es sicher nicht, Pädophilen zu schaden, indem sie die alten Vorurteile bestätigt. Eher im Gegenteil war es ihr wichtig, neue Aspekte, etwas abseits von der üblichen Meinung, an die Öffentlichkeit zu bringen. Das ist ihr gelungen, denke ich. Aber klar, auch sie konnte nicht alles für jeden von uns richtigstellen. Sie musste mit den drei Pädos und dem, was diese von sich gegeben haben, zurechtkommen. Die sind nicht repräsentativ, richtig. Auch sie konnten nur das erzählen, was sie selbst erlebt und empfunden haben. Mehr war ihnen nicht möglich. Vielleicht gibst Du das nächste Mal ein Interview und erzählst aus Deinem Leben. Es wäre eine Chance, Deine Lebenswirklichkeit darzustellen, wie sie für Dich richtig ist. Wenn das viele machen, kann sich am öffentlichen Bild, das sich die Leute von uns machen, vielleich Stück für Stück etwas ändern.

Viele Grüße
Pascale

[paswyas]

Man darf ja nicht vergessen, dass die Mainstreammedien zur Zeit sowieso "Hängt sie höher" schreien. Insofern hätte dies ohnehin nur ein kleiner Kontrapunkt sein können. Leider hat die Autorin nur in das Geheul der Wölfe eingestimmt.

Jetzt baust Du aber selber eine Mauer, die Du doch eigentlich gern eingerissen sehen möchtest. "Hängt sie höher" und "Geheul der Wölfe" sind Phrasen, die leider auch nur Fronten zementieren. "Die da draußen sind gegen uns und wir sind die armen Opfer, die nichts böses wollen und trotzdem von allen bedroht werden." Aus dieser Opferrolle sollten wir rauskommen und nicht jeden Nichtpädo als Feind betrachten. Sonst wird sich nichts ändern.

[Struppi]

Aus dieser Opferrolle sollten wir rauskommen und nicht jeden Nichtpädo als Feind betrachten.

Was soll ich sagen. Ich bin da eher ein Feigling. Andererseits sind die Leute, die mutig geschaut haben, ob der Säbelzahntiger noch da ist schon damals nicht alt geworden.

[Struppi]

Eine Sache will ich aber dennoch richtig stellen:

Hallo Pascale,

es lag nicht in meiner Absicht, Dich runterzumachen, es ging mir lediglich darum, klar zu machen, wie das auf Otto Normal wirken wird. Und der sieht Dich bei dem Bericht eben mit irrem Blick und rostigem Messer in der Hand

Selbstverständlich kann ich nicht wissen, ob die Autorin böswillig gehandelt hat. Aber meine Erfahrung sagt mir, dass es in der Regel kein Zufall ist, wenn Dinge unglücklich geschnitten sind und negative Rhetorik immer nur in eine Richtung verwandt wird.

Struppi

[paswyas]

Ich bin da eher ein Feigling. Andererseits sind die Leute, die mutig geschaut haben, ob der Säbelzahntiger noch da ist schon damals nicht alt geworden.

Dann musst Du in Deiner Höhle bleiben und das "Wolfsgeheul" der "Mainstreammedien" auf Deine Goldwaage legen. Vorsicht ist immer gut. Angst hingegen ist auf Dauer kein guter Lebensberater.