Du schreibst:
Das sehe ich nicht so.Frank Denker hat geschrieben: ↑Mi 15. Jul 2020, 12:53 Ich finde, dass als Voraussetzung für die Teilnahme bei GSA ausreichen sollte, die Entscheidung getroffen zu haben, dass solche sexuellen Kontakte nicht stattfinden werden.
Diese Haltung "ich gehe keine sexuellen Kontakte mit Kindern ein", nicht weil ich das an sich für falsch erachten würde, sondern weil ich an einvernehmlich mögliche sexuelle Kontakte zwischen Kindern und Erwachsenen glaube, aber den sekundären Schaden sehe, den die "böse" Gesellschaft dem Kind dann zufügen würde, indem ihm eingeredet würde, dass das was es erlebt hat Missbrauch sei, zieht sich ja durch alle anderen deutschsprachigen Foren zu Pädophilie.
Und sie kreiert besondere Denkfiguren:
- die Gesellschaft will uns Pädophilen nur Böses
- die Gesellschaft (die Eltern, die Schule,...) ist/sind eigentlich schuld wenn Kinder leiden
- die Gesellschaft gönnt den Kindern nicht ihre (vermeintliche) Sexualität lustvoll auszuleben
- wir Pädos sind die besseren Kinderversteher und Kinderschützer - es lässt uns nur niemand
- wenn wir nur könnten wie wir wollten würden Kinder liebevoll und zärtlich in die Sexualität eingeführt
- (...)
Diese Einstellungen, um die im GSA-Forum zu Zeiten als weniger streng moderiert wurde viel gestritten wurde, finde ich aus mehreren Gründen problematisch:
1. Sie fördert die empfundene Distanz zur Gesellschaft. Zu dieser Haltung gehört auch immer eine gehörige Portion Angst vor der Reaktion ebendieser Gesellschaft. Sie lässt Verschwörungserzählungen ins Kraut schießen, dass allerlei Dinge nur geschehen würden, um Pädophile zu schädigen. Sie verhindert dadurch, dass ein Mensch mit pädophiler Neigung sich in diese Gesellschaft in der er oder sie lebt, gut integrieren und zuhause fühlen kann, Freundschaften führen kann, sich als Teil fühlen kann. Im Grunde fördert diese Haltung den Status Quo und von dieser Haltung aus wird es keine Verbesserung der Situation geben. Der pädophile Mensch steht mit seinen unverstandenen Wünschen und seinem Begehren der Gesellschaft antagonistisch gegenüber. Und die Gesellschaft muss, wenn sie Kinder schützen will, umso mehr die Pädophilie verteufeln, um das Tabu aufrechtzuhalten, um die Angst aufrecht zu halten, um dafür zu sorgen, dass ein Großteil pädophiler Menschen allein schon deshalb kein Kind missbraucht, weil sie Angststörungen bis hin zur Paranoia und Sozialphobie entwickeln durch die sie so stark in der Isolation leben, dass ohnehin kein freundschaftlicher Kontakt zu einem Kind zustande kommen kann.
Es liegt ja so eine Zeit hinter uns in der man noch nicht so genau hingesehen hat, in der es keine Kinderschutzkonzepte gab, in der mit Sexualität experimentiert wurde - auch mit kindlicher, in der solche Pädophilen mit ihrer Überzeugung "gut für Kinder zu sein", auch was ihre Sexualität angeht, mehr Raum und teils sogar Akzeptanz in der Gesellschaft hatten. Es gab Organisationen, Vereine - bis hin zu einer AG innerhalb der der Partei Die Grünen, die sich offen um pädosexuelle Belange kümmerte. Die Missbrauchsfälle aus dieser Zeit wurden und werden gerade erst aufgearbeitet. Umso wichtiger scheint es mir, dass heute gilt, dass sexuelle Kontakte zwischen Erwachsenen und Kindern unter keinen Umständen ethisch vertretbar sind. Das ist eine Lernerfahrung - nicht nur von pädophilen Menschen, sondern der ganzen Gesellschaft, die in der 68er Bewegung ja auch selbst experimentiert hat z.B. innerhalb der Kinderladenbewegung, wie frei kindliche Sexualität sein kann und wo Grenzen sind, die Kinder schädigen, wenn sie nicht eingehalten werden, z.B. die Diskussion um Nacktheit und fehlende Toilettentüren.
2. Ein weiterer Grund, weshalb es mir wichtig ist, dass jemand versteht, dass es entscheidend ist, aus einer ethischen Grundüberzeugung heraus keinen sexuellen Kontakt mit Kindern einzugehen, ist dieser:
die Haltung keine sexuellen Kontakte mit Kindern einzugehen, nicht aus ethischen Gründen, nicht aus Einsicht in entwicklungspsychologische Tatsachen, sondern lediglich aus Sorge vor "Sekundärschäden am Kind" und Strafverfolgung ist ein Risikofaktor für Missbrauch. Wenn jemand weiterhin von einer potentiellen Einvernehmlichkeit ausgeht, wenn in einem Forum für pädophile Menschen solches behauptet wird und (in anderen Foren oft) sogar unwidersprochen stehen bleibt, dann fördert das ein Denken, das unter bestimmten Prämissen dann bei Einzelnen zu Missbrauchstaten führen kann. Z.B. wenn jemand in ein Kind verliebt ist und das Gefühl entwickelt, "es wird schon keiner rausfinden", "wir gehören zusammen, es ist mir egal was die Gesellschaft denkt", "uns kann nichts trennen", "ich habe eh nichts zu verlieren", "die Gesellschaft ist sowieso gegen mich". Denn dann hat dieser Mensch keine ethische Grundhaltung gegenüber Missbrauch. Er macht sich seine eigene Moral und kann die, wenn es dumm läuft, über die Moral der Gesellschaft stellen. So wird, wenn man diese Haltung als neutral und akzeptabel behandeln würde, eine Ideologie gefördert, die Missbrauch wahrscheinlicher werden lässt. Dies ist einer der Risikofaktoren für Missbrauch, der so gestärkt wird. Und der Täter kann sich noch der solidarischen, mitfühlenden Reaktion seiner Peergroup im Forum sicher sein.
Aus diesen beiden Gründen empfinde ich diese klare ethische Haltung bei GSA als wichtig. Sie ist außerdem auch die Grundlage, den Ton im Forum freundlich zu halten. Gegangen sind damals Menschen in einer Phase, in der Du, Frank, meine ich noch dabei warst: als Menschen, die diese ethische Überzeugung nicht vertraten sich mit allerlei mittlerweile überholten Informationen zum Thema Einvernehmlichkeit ausgebreitet haben und darum gerungen wurde. Es hat mich und v.a. auch das Moderatorenteam, einiges an Zeit gekostet, sich einzulesen in die Geschichte pädophiler Organisationen und Bewegungen - und das war nötig, um ideologische Denkfiguren entlarven zu können und ein Gefühl dafür zu bekommen, aus welcher Ecke heraus wer diskutiert und warum. Es war erhellend, zu bemerken, dass wir uns teils sogar an bekannten und verurteilten Mehrfachtätern abgearbeitet haben, die in anderen Foren hofiert wurden und tonangebend aufgetreten sind. So etwas wäre heute zum Glück bei GSA nicht mehr möglich. Und das schafft nun auch einen Schutzraum für Menschen, die bei GSA immer zahlreicher werden: Doppeltbetroffene, die eine pädophile Neigung haben UND Missbrauch erlebt haben als Kind. Menschen, die das, was in anderen Foren geschrieben wird und werden darf, teils unerträglich finden und die es auch im Hilfesystem des Gesundheitswesens am schwersten haben, Hilfe und Unterstützung zu finden.