KTW soll selbst begutachtet werden

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Würgmann

KTW soll selbst begutachtet werden

Beitrag von Würgmann »

Eine Organisation die Straftäter deckt...
Es ist nicht die Kirche.

Neues Gutachten soll Erfolg belegen - Wie das Therapeuten-Netzwerk berichtet, sei die Therapie inzwischen verändert worden. Um den Erfolg zu belegen, wird "Kein Täter werden" nun von einem externen Gutachter untersucht. Die Ergebnisse sollen frühestens 2023 veröffentlicht werden.
Nach sechs Jahren Arbeit wächst jedoch die Kritik an der Arbeit der Therapeuten. Es gebe keinen empirischen Beweis für einen Therapieerfolg, sagt Andrej König, Psychologie-Professor an der FH Dortmund. "Man kann bislang nicht sagen, dass das Projekt sexuellen Kindesmissbrauch reduziert."
Einige Männer, sagt Therapeut Amelung, berichteten nach Therapieende von den Rückfällen. Andere erzählten schon während der laufenden Behandlung, dass sie ein Kind sexuell missbrauchen.

Zwar dürfen Therapeuten in solchen Fällen ihre Schweigepflicht brechen – rechtlich verpflichtet sind sie dazu aber nicht. Bisher hätten die Therapeuten des Netzwerks ihre Patienten nicht angezeigt, wenn sie die von Straftaten berichtet hätten. Gleichwohl, so Amelung, hätten sie dafür gesorgt, dass die Kinder vor den Tätern geschützt würden.
https://www1.wdr.de/nachrichten/landesp ... z-100.html

Gibt es die Studie von 2015 irgendwo?
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Caspar Ibichei
SuH-Team
Beiträge: 6383
Registriert: So 12. Feb 2017, 20:43
Wohnort: Deutschland

Beitrag von Caspar Ibichei »

Von der Studie ist mir nichts bekannt.
War es eine Studie?
Oder eine Interview/Presseaussage?
Georg, >60 ● Präferenz: wbl 8-12, mnl 6-10 caspar-ibichei@gmx.de
„Seien wir realistisch, versuchen wir das Unmögliche.“ (Che Guevara)
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Mascha
Inaktiv
Beiträge: 3607
Registriert: Sa 6. Mai 2017, 07:55

Beitrag von Mascha »

Mir ist gar nicht klar welche Studie von 2015 du meinst.

Ich denke die Diskussion zeigt, wie umkämpft das Feld ist. Die Organisationen, die sich um die Belange von Missbrauchsopfern kümmern sind keineswegs gut mit Finanzen ausgestattet. Es ist tatsächlich erbärmlich, wie wenig für Opferschutz getan wird, immer noch. Und wie schwer es ist, Hilfe, Unterstützung und Therapie zu bekommen, wenn man Missbrauch erlebt hat.
Ich kann schon nachvollziehen, dass es da provokativ wirkt, wenn eine wissenschaftliche Institution viel Geld für Therapien mit potentiellen und tatsächlichen Tätern bekommt, und am Ende noch nicht mal vorweisen kann, dass die Missbrauchszahlen dadurch zurückgehen.

Das Problem ist ja, dass bis heute eine gesellschaftliche Anerkennung dafür fehlt, dass pädophile Menschen an sich auch ein Recht auf ein gutes Leben und eine geeignete psychosoziale Versorgung haben. Interessant wäre wie viele Teilnehmende an den Therapien von KTW sagen, sie würden sich danach besser fühlen als vorher und hätten bessere Kompetenzen für die eigene Lebensführung... auch das könnte ja ein Maßstab sein um über den Sinn oder Unsinn dieses Therapieangebots zu diskutieren.

Dass eine Institution extern evaluiert wird ist nichts besonderes. Das ist ein Qualitätsmerkmal, das für viele öffentlich geförderte Institutionen verpflichtend ist. Jede Kindertagesstätte muss sich neben der fortlaufenden internen Evaluation alle drei Jahre extern evaluieren lassen.
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Frank Denker
Moderator Emeritus (Inaktiv)
Beiträge: 2315
Registriert: Di 31. Jan 2017, 19:33

Beitrag von Frank Denker »

Rückfall-Quote bei 20 Prozent!

Das bedeutet doch, das 80 % ohne SKM mit ihrer Pädophilie leben!

Wenn ich den Berichten über Teilnehmer von KTW folge, dann befürchten nahezu alle dieser Teilnehmer vor der Therapie, dass sie irgendwann einmal in der Zukunft die Kontrolle verlieren könnten - oder es schon in der Vergangenheit passiert sei.
Ist das dann nicht doch ein Erfolg, wenn zumindest 80 % diese Sorgen nach der Therapie nicht mehr haben?

(Und ich bin wahrlich kein Fan von KTW...!)

Gruß
Frank Denker
Disclaimer:
Was ich hier im Forum schreibe, verstehe ich maximal als Denkanstoß und Angebot zur Selbsthilfe! Vielleicht passt es für Dich und hilft Dir? Vielleicht aber auch nicht?
Ich möchte Dir jedoch keinesfalls "zu nahe" treten. Falls Du es aber so empfindest, dann schreibe es mir! Vielleicht habe ich nicht alle Informationen, um Deine Situation zu verstehen?
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Mitleser
Gesperrt
Beiträge: 1166
Registriert: Mi 23. Jan 2019, 20:19

Beitrag von Mitleser »

Der Vorwurf, KTW würde Straftaten decken, erscheint mir in diesem Zusammenhang ziemlich abstrus. Die (ärztliche) Schweigepflicht ist doch gerade ein Schlüsselmerkmal einer solchen Therapie, und es wird auch klar kommuniziert, wer keinen Therapieplatz bekommt, nämlich Täter mit einem laufenden Strafverfahren. Ansonsten ist die Prävention von Straftaten das oberste Ziel, und wie Frank schon sagte, sind es doch genau solche Leute, die fürchten, einmal eine Straftat zu begehen (oder vielleicht schon erste Schritte dorthin gemacht haben, und deshalb Hilfe suchen).

Eine Erfolgsquote von 80% erscheint mir in diesem Zusammenhang wirklich ausgezeichnet, welches andere Instrument wäre denn auch nur annähernd so effektiv, um Straftaten zu verhindern? Einen empirischen Beweis, ob die Zahlen tatsächlich stimmen, kann natürlich keiner liefern, aber wie will man das denn bei einem Angebot, bei dem der Austausch von Informationen allein von den Berichten der Teilnehmer abhängt, festmachen? Zudem ist die Teilnahme anonym, auch hier lauert ein weitere Unsicherheitsfaktor.

Und wie Mascha schon sagte, es ist eigentlich gang und gäbe, dass solche Projekte, wie viele andere Einrichtungen auch, selbstverständlich immer wieder von externen Gutachtern beurteilt und bewertet werden, gerade auch, wenn es um die Belange von Kindern geht. Vermutlich macht sich kaum einer eine Vorstellung davon, wie hoch z. B. die Auflagen für eine professionelle Kinderbetreuung sind, das deckt nicht nur den pädagogischen Bereich ab, sondern auch Hygiene, Ernährung, Unfallverhütung usw. usf. Therapeutische Einrichtungen haben einen ähnlichen Aufwand, was Vorschriften, Richtlinien, Dokumentationen usw. angeht. Da ist jede Menge "Papierkrieg" dahinter, und das ist leider nicht billig...
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Max
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Beitrag von Max »

Puh, ich finde den Artikel sehr tendenziös. Als Beispiel: die Aussage „Man kann bislang nicht sagen, dass das Projekt sexuellen Kindesmissbrauch reduziert.“ wird belegt mit der leeren Behauptung „Das bestätigt auch der Sexualmediziner Till Amelung“. Warum leer? Weil das folgende Zitat „Aus seiner Sicht ist die Rückfallquote der therapierten Männer bisher nicht niedrig genug: ‚Die ist in der behandelten Gruppe bei 20 Prozent.‘“ etwas GANZ anderes aussagt und nichts dazu, ob diese 20% nun geringer, gleich oder höher als vor der Therapie sind. Nur, dass 20% noch zuviel sind in Amelungs Augen.

Und die Kritik am Projekt als nicht genug dem Kinderschutz dienend ist in meinen Augen auch Blödsinn: es ist schön, wenn die Therapie Kinder schützt, aber es kann auch sein, dass dieselben 20%, die später übergriffig werden auch ohne Therapie übergriffig geworden wären. Bei den bis zu 80%, denen es womöglich nur besser geht durch die Therapie, hat sie sich trotzdem gelohnt. Sogar aus Kinderschutzsicht: ein glücklicher Pädo hat dennoch eine Handvoll Risikofaktoren für Übergriffe weniger, auch wenn er sowieso nie übergriffig geworden wäre.

Ich bin richtig sauer auf diesen Artikel…
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Sirius
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Beitrag von Sirius »

Das sind grundsätzlich keine neuen Informationen, Wissenschaftler von der Fernuni Hagen haben vor einem Jahr schon festgestellt:
Konkret schrieben Beier et al.: „Therapie für Pädophile/Hebephile im Dunkelfeld kann dynamische Risikofaktoren im Hinblick auf sexuellen Kindesmissbrauch verändern und entsprechende Verhaltensweisen reduzieren.“ Wie Andreas Mokros und Rainer Banse in ihrer aktuellen Veröffentlichung zeigen, wurde in der Originalarbeit jedoch die maßgebliche Wechselwirkung gar nicht betrachtet, nämlich die zwischen Gruppenzugehörigkeit (behandelt/unbehandelt) und Zeitpunkt (vorher/nachher). Berücksichtigt man diese Wechselwirkung, erweisen sich die erwähnten dynamischen Risikofaktoren in der Behandlungsgruppe als allenfalls geringfügig verändert; in keinem Fall wich der beobachtete Effekt signifikant von der Zufallserwartung ab. Damit ist eine mögliche Wirksamkeit der Behandlung zwar nicht widerlegt, vor allem aber auch nicht empirisch belegt
Quelle
Mascha hat geschrieben: Mi 3. Jun 2020, 09:30 Das Problem ist ja, dass bis heute eine gesellschaftliche Anerkennung dafür fehlt, dass pädophile Menschen an sich auch ein Recht auf ein gutes Leben und eine geeignete psychosoziale Versorgung haben.
Genau das, finde ich, ist der wesentliche Punkt. Zunächst einmal empfinde ich es schon als höchst stigmatisierend, dass der Erfolg eines Therapieprojektes für pädophile Menschen ausschließlich daran gemessen wird, wie viele Straftaten verhindert wurden, und die psychische Gesundheit der Patienten noch nicht einmal erwähnt wird, so als sei dies komplett irrelevant.

Man könnte es auf die Spitze treiben und sagen: wenn KTW jeden Patienten dazu bringen würde, Suizid zu begehen, dann wäre es nach dieser Metrik sensationell erfolgreich. Denn damit wäre die Rückfallquote nach Therapie bei den von Amelung erwünschten 0%, und alles andere spielt für die Medien ja eh keine Rolle.

Gleichzeitig bin ich inzwischen der Ansicht, dass ein Projekt, dass nur unter dem Aspekt der Prävention betrieben wird, von vorneherein zum Scheitern verdammt ist. Es ist eigentlich psychologisches Grundwissen, dass es nicht funktioniert, etwas nicht tun zu wollen. Mit negativen Zielen kommt das Gehirn nicht wirklich zurecht. Wenn man sicherstellen will, bei einer Diät zu versagen, dann sollte man sich vornehmen, nicht mehr so viel zu essen – denn das stellt sicher, dass man sich dann doch die ganze Zeit mit dem beschäftigt, was man eigentlich nicht möchte, bis man es irgendwann nicht mehr aushält und den ganzen Kühlschrank auf einmal vertilgt.

Es gibt Hinweise darauf, dass das bei uns ähnlich funktioniert. Gerade durch die ständige Betonung, dass man "Kein Täter Werden" darf und die in den Medien breitgetretene Narrative, dass Pädophile professionelle Hilfe brauchen um nicht zum Täter zu Werden, wird womöglich das Übergriffrisiko sogar noch gesteigert. Eine Anfang 2020 veröffentlichte Studie fordert deswegen, dass Therapien weniger auf Prävention und mehr auf Akzeptanz ausgerichtet sein sollten*. Etwas ausführlicher habe ich darüber mal in einem Blogbeitrag geschrieben.

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(*) Das ist einer der Gründe, weshalb ich den WDR-Artikel auch sehr reißerisch finde. Die Konsequenz dieser Kritiken und Fragen sollte es meiner Meinung nach sein, das Konzept neu auszuwerten und zu überarbeiten, um neuere Erkenntnisse darin einfließen zu lassen – und nicht, die einzige therapeutische Anlaufstelle für pädophile Menschen grundsätzlich infrage zu stellen.
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Cirilla of Cintra
Beiträge: 137
Registriert: So 8. Sep 2019, 15:34

Beitrag von Cirilla of Cintra »

Diese Missbrauchs-Fälle anzuzeigen ist extrem kontraproduktiv, was diesen "Experten" doch eigentlich klar sein sollte.
Das Projekt lebt von seiner Anonymität und würde durch diese Experten kurzerhand zerstört werden.
Sirius
Administrator Emeritus (Inaktiv)
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Registriert: Di 7. Feb 2017, 21:55
Wohnort: 127.0.0.1

Beitrag von Sirius »

Ja, das fand ich auch sehr kurzsichtig. Es ist verständlich, dass der Gedanke, dass da Therapeuten von aktuell stattfindenden Missbrauch wissen und nicht direkt einschreiten schwer zu ertragen ist. Aber genauso sollte es denke ich klar sein, dass niemand überhaupt mehr davon reden wird, wenn bei jeder Äußerung direkt die Polizei oder das Jugendamt eingeschaltet wird. Und solange die Täter darüber reden besteht die Chance, auch auf die Täter einwirken zu können – wenn sie aus Angst vor den Konsequenzen sich den Therapeuten gar nicht anvertrauen, dann können diese ja erst recht nichts tun weil sie gar nichts davon wissen.
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