Zum Wesen der Wissenschaft

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Sirius
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Beitrag von Sirius »

@Fetzer

Zu der Pädophilie existieren ja durchaus mehrere halbwegs präzise Definitionen, z.B. im DSM oder ICD. Das sehe ich also eher weniger als Problem (auch wenn man die Definitionen im Details durchaus hinterfragen kann).

Was aktuell in der Tat noch recht kontrovers diskuttiert wird ist die Frage, wie die Pädophilie genau zu kategorisieren ist. Wie Daniel schon gesagt hat wird sie aktuell nur als Störung betrachtet, wenn der Betroffene darunter leidet oder anderen Leid zufügt. Einzelne Forscher (z.B. auch von KTW) argumentieren dafür, dass Pädophilie sogar als sexuelle Orientierung angesehen werden kann, die also vergleichbar ist mit Hetero- und Homosexualität. Eine derartige Klassifizierung wird aber leider oft als "Verharmlosung" oder "Normalisierung" von Pädophilie missverstanden, sodass eine diese Klassifizierung gerade in der Öffentlichkeit mit ziemlich viel Widerstand begegnet wird.
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Caspar Ibichei
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Beitrag von Caspar Ibichei »

Sirius hat geschrieben: Sa 20. Mai 2017, 20:26 Eine derartige Klassifizierung wird aber leider oft als "Verharmlosung" oder "Normalisierung" von Pädophilie missverstanden, sodass eine diese Klassifizierung gerade in der Öffentlichkeit mit ziemlich viel Widerstand begegnet wird.
Ja, und ein Grund für den Wiederstand der Öffentlichkeit ist ja die mangelhafte Differenzierung zwischen der Neigung und der diese Neigung missbräuchlich auslebenden Täter bzw. der Ersatztäter ganz ohne Neigung.
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Sirius
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Beitrag von Sirius »

@Caspar:
Genau so ist es leider.

Pädophilie als sexuelle Orientierung zu klassifizieren heißt ja erst einmal nur zu sagen, dass die Neigung in bestimmten Schlüsseleigenschaften mit der sexuellen Geschlechterorientierung zu vergleichen ist. Genauer:
  • Pädophilie ist bei vielen vom Anbeginn der Pubertät an vorhanden (auch wenn einem dies vielleicht erst später wirklich klar wird)
  • Pädophilie ist aller Voraussicht nach mehr oder weniger unveränderlich (dieser Punkt ist noch nicht ganz unumstritten)
  • Bei vielen ist die Neigung zu Kindern nicht alleine rein sexueller Natur, sondern z.B. auch mit dem Wunsch nach einer romantischen Beziehung verbunden.
Dies lässt sich bei der Orientierung bzgl des bevorzugten Geschlechtes natürlich genauso beobachten.

Viele verstehen den Vorschlag, Pädophilie als sexuelle Orientierung zu betrachten leider so, dass damit sexuelle Kontakte mit Kindern akzeptabel gemacht werden sollen. Aber es geht wie gesagt nur darum, die Neigung als solche zu kategorisieren, und nicht darum, eine moralische Bewertung der Auslebung der Neigung zu geben. Nur weil die Pädophilie in einzelnen Aspekten mit einer "gesunden" Hetero- oder Homosexualität vergleichbar ist, wird damit ja noch lange nicht das Ausleben der Sexualität auf die gleiche Stufe gestellt. Ich habe ein bisschen den Eindruck, dass selbst in dem wissenschaftlichen Diskurs diese Unterscheidung manchmal vergessen wird.

Auf der anderen Seite muss man aber auch sagen, dass diese Rhetorik tatsächlich von einigen Pädosexuellen benutzt wird, also dass sexuelle Kontakte mit Kindern in Ordnung sind weil Pädophilie ja auch nur eine sexuelle Orientierung ist. Wenn dies wissenschaftlich anerkannt ist, dann lässt sich wohl absehen, dass dies von pädosexuellen Aktivisten dann auch genau so als Argument verwendet wird. Ganz unberechtigt sind die Sorgen diesbezüglich also vielleicht noch nicht einmal.
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Beitrag von Ex-Marco »

Sirius hat geschrieben: So 21. Mai 2017, 12:08[*] Pädophilie ist aller Voraussicht nach mehr oder weniger unveränderlich (dieser Punkt ist noch nicht ganz unumstritten)
Genau das ist sie nach meiner persönlichen Erfahrung eben nicht, weshalb ich heute (zeitweise habe ich das anders gesehen) nicht mehr dafür plädieren würde, Pädophilie als eigenständige sexuelle Orientierung anzusehen, das ist mir zu fatalistisch, weil man pädophilen Menschen damit von vornherein die Möglichkeit zur Weiterentwicklung abspricht.

Ich würde die Frage nach der sexuellen Orientierung aber nicht überbewerten. Wer Pädophilie als sexuelle Oientierung ansehen möchte, soll das gerne tun, aber ein Dogma sollte man daraus nicht machen, weder in die eine noch in die andere Richtung.
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Sirius
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Beitrag von Sirius »

Ex-Marco hat geschrieben: So 21. Mai 2017, 12:30Genau das ist sie nach meiner persönlichen Erfahrung eben nicht, weshalb ich heute (zeitweise habe ich das anders gesehen) nicht mehr dafür plädieren würde, Pädophilie als eigenständige sexuelle Orientierung anzusehen, das ist mir zu fatalistisch, weil man pädophilen Menschen damit von vornherein die Möglichkeit zur Weiterentwicklung abspricht.
Wobei es bezüglich der sexuellen Geschlechterorientierung ja auch Menschen gibt, die z.B. erst sehr spät feststellen, dass sie (auch) eine sexuelle Ansprechbarkeit auf Personen des gleichen Geschlechts haben. Ich würde den Aspekt der Stabilität auch nicht so werten, dass die sexuelle Ansprechbarkeit Zeit des Lebens in Beton gegossen ist. Innerhalb bestimmter Rahmen kann sich die Sexualität im Laufe des Lebens meiner Ansicht nach durchaus verändern (habe ich bzgl. Präferenzalter und Geschlecht selber so erlebt). Die Frage ist daher eher, inwiefern dieser grundsätzliche Rahmen veränderbar ist. Wenn ich das richtig in Erinnerung habe ist die Pädophilie bei dir ja auch nicht vollständig verschwunden, sondern hat nur an Bedeutung verloren?

Du sprichst aber einen sehr wichtigen Punkt an: nämlich was eine Klassifizierung als Orientierung für einen Einfluss auf den Einzelnen hat. Letztes Jahr gab es da einen interessanten Austausch zwischen einer Forschergruppe von KTW und einer Gruppe von Autoren, die grundsätzlich die Veränderbarkeit der Pädophilie annehmen (siehe hier). Eines der angeführten Argumente: da die Therapie von KTW grundsätzlich von der Nichtveränderbarkeit der Neigung ausgeht und dies auch den Teilnehmern vermittelt, werden diese quasi dazu gebracht die Neigung einfach zu aktzeptieren und gar nicht zu versuchen, daran etwas zu ändern. Dementsprechend sei es dann nicht überraschend, dass eine Studie unter KTW-Teilnehmern feststellt, dass sich die Neigung in dem aufgenommenen Zeitrahmen auch im Wesentlichen nicht geändert hat.

Auf der anderen Seite muss man aber auch klar sagen, dass es keine wissenschaftlich gesicherte Erkentnisse zu einer Methode gibt, mit der sich die Neigung zuverlässig ändern lässt. Es gibt ein paar Techniken zur Umorientierung, deren Wirkungslosigkeit zwar noch nicht zu 100% bewiesen ist, deren Wirksamkeit aber eben auch nicht. Hier muss man also abwägen: auf der einen Seite kann die einfache Akzeptanz der Unveränderlichkeit Potential zur Änderung untergraben. Auf der anderen Seite kann es auch negative Effekte haben, Leuten die mögliche Veränderbarkeit zu versprechen wenn diese dann trotz aller Bemühungen keine Änderung erzeugen können.
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Beitrag von Ex-Marco »

Sirius hat geschrieben: So 21. Mai 2017, 13:17Wenn ich das richtig in Erinnerung habe ist die Pädophilie bei dir ja auch nicht vollständig verschwunden, sondern hat nur an Bedeutung verloren?.
Das stimmt, vollständig verschwunden ist sie nicht, aber sie bestimmt mein Fühlen und Denken längst nicht mehr so wie früher. Ich erlebe die Pädophilie auch nicht mehr als identitätsstiftend und habe nicht mehr das Bedürfnis, mich darüber zu definieren. Dafür bemühe ich heute ernsthaft, eine erwachsene Partnerin zu finden, was früher unvorstellbar für mich gewesen wäre. Das alles sind für mich sehr einschneidende Veränderungen. Von kann ich der These, dass eine pädophile Präferenz auf Lebenszeit "unveränderbar stabil" wäre, heute nicht mehr zustimmen.
Sirius hat geschrieben: So 21. Mai 2017, 13:17Auf der anderen Seite muss man aber auch klar sagen, dass es keine wissenschaftlich gesicherte Erkentnisse zu einer Methode gibt, mit der sich die Neigung zuverlässig ändern lässt. Es gibt ein paar Techniken zur Umorientierung, deren Wirkungslosigkeit zwar noch nicht zu 100% bewiesen ist, deren Wirksamkeit aber eben auch nicht.
An ein therapeutisches Patentrezept glaube ich auch nicht. Wenn dann muss die Veränderung von innen heraus kommen, von außen erzwingen kann man sie nicht. Man nur Rahmenbedingungen schaffen, die für die eigene Weiterentwicklung förderlich sind und neue Spielräume eröffnen. Inwieweit sich bestimmte Entwicklungsschritte auf die sexuelle Präferenz auswirken, das lässt sich niemals zuverlässig vorhersehen und eine Garantie, das jemand seine Pädophile jemals überwinden kann, gibt es sicher auch nicht. Ich betrachte meiene eigene Weiterentwicklung eher als großartiges Geschenk, auch wenn sich das etwas pathetisch anhört.
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Beitrag von Ex-Marco »

Noch ein Nachtrag: Wenn schon von konkreten "Techniken" die Rede ist, dann würde ich sagen: Alles, was dazu beiträgt, das Selbstwertgefühl zu fördern und dabei hilft, dass man sich mit anderen Erwachsenen mehr "auf Augenhöhe" fühlt, wäre meiner Meinung nach einen Versuch wert. Ich hatte es ja an anderer (nicht-öffentlicher) Stelle schon geschrieben, dass es für meine Weiterentwicklung z.B. enorm wichtig war, berufliche Sicherheit zu finden, mich von meiner Mutter zu lösen und insgesamt selbstständiger zu werden. Ein Stückchen Erwachsenwerden nachzuholen, wenn man so will.

Das sind aber alles Maßnahmen, mit denen man die Pädophilie nur indirekt beeinflussen kann und die vielleicht auch nicht in jedem Fall Erfolg versprechen. Wichtig finde ich nur, dass man über den Rahmen einer "normalen" Sexualtherapie hinausdenkt und Pädophilie nicht bloß als sexuelle Präferenz (oder Orientierung) betrachtet, sondern als ein hochkomplexes Persönlichkeitsmuster, das man nur ganzheitlich angehen und verstehen kann.
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Beitrag von Aiko »

Ich finde es schon ziemlich herabwürdigend wie du die Pädophilie und wie andere damit Leben siehst. Deine Worte wirken auf mich als ob du sagst das du "Erwachsen" geworden bist und dich weiterentwickelt hast während wir hier alle noch beschränkt sind und zurückgeblieben sind weil wir unsere Pädophilie leben oder whatever und du dich ja davon lösen konntest. Und dies gar mit einer gewissen Arroganz gegenüber deiner Vergangenheit und deinen "Mitstreitern". So wie du damit auf mich wirkst, finde ich das beschämender als die ständigen Diskurse über "guter Pädo, böser Pädo".
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Caspar Ibichei
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Beitrag von Caspar Ibichei »

Aber hallo Aiko,
Aiko hat geschrieben: So 21. Mai 2017, 16:07 Ich finde es schon ziemlich herabwürdigend ...
dies sollte nun unter deiner Würde liegen.
Wenn du nicht nur die einzelnen Wörter des letzten Beitrags liest, sondern dir das Gesamtbild von Ex-Marco vor Augen hältst, wirst du sehen dass er "Erwachsenensexualität" meint. Eine Sexualität auf Erwachsene ausgerichtet.

Wo hier Arroganz zu suchen und zu finden ist, da haben wir wohl wieder sehr auseinander liegende Ansichten.
Georg, >60 ● Präferenz: wbl 8-12, mnl 6-10 caspar-ibichei@gmx.de
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Beitrag von Aiko »

Ich habe auch die anderen Beiträge einfließen lassen, da beschrieb er es auch das er "Erwachsen" geworden ist und auch da hatte ich schon Bauchschmerzen beim lesen. Wenn ich mich täusche keine Thema. Ich sag ja erstmal nur wie es im Gesamten auf mich wirkt. Und ja ich Casper ich weiss das "ich" das schreibe. :-)
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