Die Meldung lautet wie folgt:
Da ich von Seiten der Betreiber seitdem keine Antwort erhalten habe, möchte ich den Text an dieser Stelle als eine Art offener Brief veröffentlichen.
Was sind Boy- bzw. Girl-Lover-Foren?
In Boy- und Girl-Lover-Foren treffen sich Personen mit sexuellem Interesse an Kindern und tauschen sich über ihre Neigung aus. Kinder werden dabei als verfügbare Sexobjekte präsentiert, und Sexualität zwischen Kindern und Erwachsenen wird als natürlich dargestellt. Häufig wird dabei auf angebliche wissenschaftliche Erkenntnisse Bezug genommen.
Viele der Foren sind für Außenstehende schwer zugänglich und daher kaum prüfbar, wie regelmäßige Recherchen von jugendschutz.net zeigen. Frei zugängliche Beiträge überschreiten selten die strafrechtliche Grenze. Allen gemein ist, dass versucht wird, Pädosexualität als eine harmlose Variante sexueller Orientierung z. B. ähnlich der Homosexualität zu definieren und gesellschaftliche Akzeptanz für den sexuellen Missbrauch von Kindern zu schaffen.
Inhalte, die sexuelle Handlungen zwischen Kindern und Erwachsenen verharmlosen oder verherrlichen, können hier gemeldet werden.
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Sehr geehrte Betreiber on hass-im-netz.info und jugendschutz.net,
im Folgenden geht es um Ihre Meldung "Was sind Boy- bzw. Girl-Lover-Foren?" vom 29.10.2018
(https://www.hass-im-netz.info/master-de ... ver-foren/).
In der Meldung stellen Sie einige Behauptungen auf, die im Allgemeinen nicht auf alle Foren für pädophile Menschen zutreffen und die zum Teil sehr stigmatisierend sind. Zunächst einmal ist es richtig, dass sich in den Foren Menschen mit sexuellen Interesse an Kindern treffen und unter anderem über diese Neigung austauschen. Die Aussage, dass Kinder dabei als "verfügbare Sexobjekte" präsentiert werden, ist aber im Allgemeinen nicht zutreffend. In vielen Foren geht es hauptsächlich um die gegenseitige Unterstützung im Umgang mit der pädophilen Präferenz. Dass dabei auch über Kinder und die Gefühle zu ihnen geredet wird liegt in der Natur der Sache, es ist aber nicht allgemein zutreffend dass dabei Kinder nur als Objekte sexueller Begierde dargestellt oder gesehen werden.
Es stimmt, dass viele Foren interne Bereiche haben, welche nur für registrierte Nutzer sichtbar sind. Auch dies liegt in der Natur der Sache. In den Foren werden zum Teil sehr persönliche Themen besprochen, über welche die Teilnehmer zum Teil noch nie zuvor mit jemanden gesprochen haben. Die internen Bereiche dienen dazu eine vertrauliche Atmosphäre zu schaffen, in der sich die Nutzer wohl fühlen ihre persönlichen Probleme zu teilen ohne dass dabei direkt die ganze Welt mitliest.
Die implizite Annahme, dass in diesen internen Bereichen jugendgefährdende, problematische oder gar illegale Inhalte stattfinden denunziert die Selbsthilfearbeit vieler engagierter Menschen, und fördert das Stigma nach dem alle pädophile Menschen Straftäter oder potentielle Straftäter sind. Die Foren sind vollkommen legal, wenn dort illegale Aktivitäten stattfinden würden ist mit Sicherheit davon auszugehen, dass diese Aktivitäten von den Behörden verfolgt werden würden. Sie erkennen ja selber, dass sie in den Foren nichts finden konnten, was die "strafrechtliche Grenze" überschreiten würde.
Genauso stimmt die pauschale Annahme nicht, dass es in den Foren nur darum geht "gesellschaftliche Akzeptanz für den sexuellen Missbrauch von Kindern zu schaffen". Einzelne Foren haben sogar explizite Regeln dagegen. Das primäre Ziel der meisten Foren ist die Selbsthilfe und gegenseitige Unterstützung.
Ich halte die Meldung aus mehreren Gründen für sehr kontraproduktiv. Durch die Darstellung, in den Foren ginge es nur um die Legitimierung oder Vorbereitung von Straftaten wird die Haltung verbreitet, dass alle pädophile Menschen das Durchführen von Straftaten wie Kindesmissbrauch oder den Konsum von Kindesmissbrauchsabbildungen als Ziel haben. Gerade diese falsche Annahme wird aber immer wieder genutzt, um massiven Hass im Netz gegen alle pädophile Menschen zu schüren.
Auch aus der Perspektive des Jugendschutzes sehe ich diese Meldung als schädlich. Viele pädophil empfindende Menschen bemerken ihre Neigung bereits im Jugendalter, und leiden dann sehr stark unter dem gesellschaftlichen Stigma. Aus Angst vor Ausgrenzung trauen sich die meisten nicht, sich ihren Eltern, Lehrern, Freunden oder sonstigen Bezugspersonen anzuvertrauen und haben in Folge dessen keinen Ansprechpartner und sind im Umgang mit der Neigung vollkommen auf sich alleine gestellt. Dies führt nicht selten zu massiven psychischen Problemen wie soziale Isolierung, Depresisionen, Suchtkrankheiten oder Suizidalität, die sich bis weit ins Erwachsenenalter hinziehen können.
Selbsthilfeforen können hier eine immens wichtige Arbeit leisten und jugendliche Menschen mit einer pädophilen Neigung ein Stück weit auffangen, die ansonsten keinen Gesprächspartner hätten und keine Unterstützung bei der Bewältigung ihrer Probleme erhalten würden. In den Foren finden sich Menschen, welche die gleichen Sorgen und Probleme haben und die gleichen Entwicklungsaufgaben bewältigen mussten und damit wertvolle Hilfestellung geben können, und oft auch Anbindungen an therapeutische Ressourcen. Und das vielleicht wichtigste: es finden sich dort Menschen, die einem zuhören und verstehen ohne direkt zu verurteilen, was immens wichtig ist um der Entwicklung von Selbsthass entgegenzuwirken, mit denen sich viele pädophile Menschen in ihrem Leben herumschlagen.
Kurz gesagt kann Ihre Meldung auch für den Jugendschutz äußerst problematisch sein, indem es die wenigen Ressourcen verurteilt und denunziert, die pädophilen Menschen zur Verfügung stehen. Ich würde mir wünschen, wenn sie die Formulierung dieser Meldung noch einmal überdenken würden und auf die pauschale Verurteilung aller Selbsthilfeforen verzichten würden.
Mit freundlichen Grüßen,
Paul Richter