Mascha hat geschrieben: ↑Fr 16. Mär 2018, 08:30
Wenn man die Dinge beim Namen nennen soll, warum soll man dann nicht die Dokumentation eines realen Missbrauchs auch Missbrauchsdokumentation nennen?
Kann man doch machen. Ich bin nur dagegen diesen Begriff als Synonym für Kinderpornografie (z.B. nach StGb) zu benutzen, weil dies eben auch Sachen (Zeichnungen, Geschichten) einschliesst, in denen kein realer Missbrauch stattfindet.
Mascha hat geschrieben: ↑Fr 16. Mär 2018, 08:30
Meine Wahrnehmung ist auch, dass IiD auf ihrer Webseite nicht mehr pauschal von Pädophilen spricht, sondern von Pädokriminellen.
Und das finde ich einen gut zutreffenden Begriff für Menschen, die kriminelle Dinge tun und damit Kinder schädigen.
Ich finde den Begriff nicht toll kann aber keinen besseren vorschlagen. Es werden halt pädophile Sexualstraftäter mit Ersatztätern zusammengeworfen. Die 750.000 davon, die "zu jeder Sekunde" online sein sollen, hat aber auch das Milchmädchen ausgerechnet oder die Angabe ist wider besseren Wissens zu hoch.
Mascha hat geschrieben: ↑Fr 16. Mär 2018, 08:30
... Die sich also gesetzwidrig straffällig, rücksichtslos, skrupellos, missbräuchlich verhalten. ...
Hier zeigt sich das Problem des Zusammenwerfens. Bei Ersatztätern gebe ich Dir Recht, bei Pädos ist das Adjektiv "skrupellos" meiner Meinung nach oft nicht zutreffend. Kennzeichen eines Missbrauchs durch Pädos ist ja oft, dass diese sich (unbewusst, die glauben das wirklich) einreden, dass die Kinder es auch wollen. "Blind vor Liebe" klingt mir dafür zu positiv trifft es aber ansonsten nicht schlecht.
Mascha hat geschrieben: ↑Fr 16. Mär 2018, 08:30
Es scheint mir hier Kinderschutz gegen sexuelle Freiheiten eine Teilgruppe einer Minderheit zu stehen.
Das verstehe ich nicht. Zum einen kann es - leider - für Pädos keine sexuelle Freiheit geben. Außerdem haben wir beim Kinderschutz in den letzten Jahrzehnten gewaltige Fortschritte gemacht. Das fängt mit Stichworten wie Fahrradhelm und Kindersitz an, setzt sich damit fort, dass sich die Einsicht, dass Kinder schlagen bescheuert ist, langsam durchsetzt und hört beim Schutz vor sexuellen Übergriffen auf. Fälle wie die Odenbergschule würden sich heute nie mehr in diesem Umfang und dieser Dauer wiederholen. Ein Mann wie Helmut Kentler würde keine Professur mehr bekommen. Selbst im verschlafensten, rückständigsten und katholischsten Dorf Deutschlands kann sich ein Ministrant an seine Eltern oder eine Vertrauensperson wenden, wenn er missbraucht wird und das ohne, dass er Angst haben muss, dass er eine Tracht Prügel kassiert, weil er Hochwürden soetwas unterstellt. Nicht zuletzt wurden diese grauenvollen Genitalverstümmelungen von Mädchen und Frauen unter Strafe gestellt (Warum die nicht ganz so grauenvolle Beschneidung von Jungen aus religiösem Wahn gleichzeitig ausdrücklich erlaubt wurde, erschliesst sich mir freilich nicht.).
Es ist noch einiges zu tun aber insgesamt ist die Lage bei Weitem nicht so schlecht, wie sie u.a. von IiD geredet wird. Und andererseits muss die Gesellschaft auch aufpassen, es nicht mit dem Kinderschutz zu übertreiben. Hubschraubereltern sind ein sehr ernstes Anzeichen in diese Richtung aber auch beim Schutz vor sexuellen Übergriffen sollte man sich fragen, wie weit man es noch treiben will, irgendwann wirkt sich soetwas negativ aus.
Die Wormser Prozesse waren ein recht frühes Warnzeichen aus dem wir offenbar nicht das Geringste gelernt haben, wie die Vorfälle in der Mainzer Kita (angeblicher sexueller Missbrauch, etliche Existenzen zerstört nachdem sich sämtliche Vorwürfe in Luft aufgelöst haben) gezeigt haben.
Eine Kollegin der IiD Leute hat dazu hier ein aufschlussreiches Interview gegeben:
http://www.zeit.de/wissen/2015-06/gewal ... lli-freund
Sie hat noch nicht einmal in Betracht gezogen, dass da eventuell nichts passiert sein könnte. Und dann:
http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft ... 29729.html
Oder gerade kürzlich in Leipzig:
https://forum.schicksal-und-herausforde ... 529ecf6f00
Wie schonmal verlinkt, gibt es auch einen Sexualwissenschaftler, der zu mehr Gelassenheit rät. Ich finde, er hat Recht.
Ich denke, wir fixieren uns zu sehr darauf die Kinder als potenzielle Opfer zu schützen, anstatt ihnen die Möglichkeiten zu geben, sich selbst zu schützen. Mit einer besseren Aufklärung, mit der Erziehung zu einem positivem Körperbewusstsein, zu mehr Selbstvertrauen, usw.. Das Gegenteil ist der Fall: Nacktheit ist böse, eigene Erfahrungen machen ist viel zu gefährlich und für eigene Entscheidungen sind sie zu jung und naiv. Das waren sie früher auch und dennoch wusste man da noch, dass man Kindern die Möglichkeit geben muss, eigene Fehler zu machen. Erstens lernt man, Fehlschläge wegzustecken und zweitens ist das Hochgefühl, etwas ganz allein selbst hingekriegt zu haben durch nichts zu ersetzen. Auch wenn man 3 Stunden gebraucht hat und es mit Hilfe in 20 Minuten geschafft hätte. Heute neigen wir dazu, den Kindern jeden noch so kleinen Widerstand aus dem Weg zu räumen und wenn ihnen dann später im Leben das erste laue Lüftchen entgegen bläst, wissen sie nicht weiter. Wie auch?