Danke für diesen Hinweis. Wie belastbar ist dieser Vergleich? Sexualität geht psychologisch tiefer als bloße Aggression, die jemand im Ballerspiel abbaut und trotzdem keine Menschen in echt abknallt. Ist das tief im Menschen verwurzelte Bedürfnis nach Nähe, auch sexueller Nähe, ein stärkerer Grund für ein Verbot von Sexpuppen sowie virtueller Pornografie, als dass die ausgelebte Gewalt in Killerspielen ein Grund für ein Verbot von Killerspielen hätte sein können?Frank_Denker hat geschrieben: ↑Mo 16. Jan 2023, 11:54 Davon abgesehen ist es interessant, wie mit zweierlei Maß die gesellschaftliche Stimmung in der Politik umgesetzt wird.
Als 2006 die Rufe nach Verbot von sogenannten "Killerspielen" laut wurden, hat man zwar 2008 das Jugendschutzgesetz verändert, aber ein generelles Verbot wurde aus genau dem Grund abgelehnt, weil es keine hinreichenden belastbaren Belege dafür gibt, dass diese Spiele die Gewaltbereitschaft des Spielenden in seinem realen Leben erhöhen würde. Für eine solche Wirkung gäbe es andere Gründe wie u.a. Impulskontroll-Störungen oder soziale Defizite bei diesem Menschen...
Es würde mir gefallen, diesen Vergleich jedem um die Ohren zu hauen, der das Verbot von kindlichen Sex-Puppen oder virtueller Pornographie gut findet, weil deren Besitz für möglichen Missbrauch "trainieren" könnte. Denn die erwähnten individuellen Impulskontrollstörungen und sozialen Defizite sind meiner Meinung nach viel schwergewichtiger als ein pauschales, auf keinerlei(?) Evidenz basierendes, in Gesetzeswortlaut gegossenes moralinsaures Werturteil.
Doch wie könnte sich jemand herauswinden und stattdessen behaupten, das wäre gar nicht vergleichbar? Kann der/diejenige festgenagelt werden auf deren Argument und nachgewiesen werden, dass das Schwachsinn ist?
Und andersrum: wie kann die in absoluten Zahlen viel größere Gruppe von Killerspiel-Nutzern straffrei weiter Killerspiele spielen, immer mit der latenten Gefahr, dass ein geringer Prozentsatz davon im echten Leben durchknallt und Amok läuft, während die im Vergleich viel kleinere Gruppe der Pädophilen im schadenslosen Ausleben ihrer Sexualität diskriminiert wird, wo ggf. ebenfalls ein geringer Prozentsatz (doch absolut viel geringerer Teil) die Puppe als praktische Übung betrachten könnte?
Eine provokante Frage zum Schluss: sind zehn tote Menschen oder auch nur ein toter Mensch durch einen Amoklauf von jemandem, der sich möglicherweise durch Killerspiele "in Stimmung" gebracht hat, weniger wert als ein Kind, das einen Missbrauch erfährt durch jemanden, der möglicherweise zuvor an einer Sexpuppe "trainiert" hat?
Ethisch muss die Antwort nein lauten, doch in der Realität heißt die Antwort: ja, diese Toten sind weniger wert. Wir als Gesellschaft nehmen diese Toten in Kauf für eine Fortsetzung von Brot und Spielen. Doch jedes Kind, das einen sexuellen Kontakt mit einem Erwachsenen hatte, ist per Definition bis ans Lebensende geschädigt. Dies abzuwehren erfordert die maximale Reaktion des Staates mit egal wie großen Kollateralschäden. Hauptsache, der eine Pädophile konnte vorher nicht "trainieren". (Kleiner "Whatabout"-Einschub: um die vielen tausenden Kinder, deren Wohl in ihren Familien durch die eigenen Eltern gefährdet ist, geht es hier nicht)
Vielleicht ist es auch einfach Arithmetik. Beim Verbot von Killerspielen hat die regierende Politik 5 oder 10 Millionen Wähler gegen sich. Beim Verbot von Sexpuppen oder virtueller Pornografie geht es gegen einige hundertausende bis wenige Millionen Betroffene, die den Teufel tun werden als sich zu beschweren. Stattdessen gibt es gute Presse.