von Cornelius » Mo 11. Sep 2023, 14:22
Caspar Ibichei hat geschrieben: ↑So 10. Sep 2023, 15:05
"Der nicht-übergriffige Pädophile ist gesellschaftlich uninteressant."
Das geht so weit, dass sogenannte Pädojäger/Kinderschützer und NRW-Innenminister nur ganz leise sagen:
"Wir meinen ja nur die anderen."
Wenn das so ist, dass wir mit einem diskriminierenden Vokabular gar nicht gemeint sind (sondern nur die Pädophile, die Übergriffe auf Kinder begehen), so frage ich mich: Wer sind wir dann? Eigentlich passt der Begriff Pädophile für uns ganz gut, warum kommen dann so viele Politiker und Medien nicht auf die Idee, für übergriffige Pädophile ein anderes Wort zu verwenden (z.B. pädosexuell)? Wenn ein Politiker eine so diskriminierende Sprache a'la "Ich sage allen Pädophilen: Wir kriegen Euch!" gegenüber einer anderen Minderheit verwenden würde, wäre es der Aufschrei in der Gesellschaft sehr groß. Bei der Pädophilie scheinen aber andere Regeln zu gelten: So habe ich keinen einzigen Politiker oder Wissenschaftler gehört, der dagegen protestiert hätte. Warum das so ist, darüber kann ich nur spekulieren: Ich habe aber die starke Vermutung, dass wenn ein Politiker gegen diesen Satz des Innenministers von NRW protestiert hätte, sofort der Vorwurf laut geworden wäre: "Du möchtest also, dass diese Leute nicht bestraft werden? Möchtest Du gar Sex mit Kindern legalisieren?".
Um nochmal auch die Entstigmatisierung zurückzukommen: Diese nur als das Ausweiten von Hilfsangeboten zu verstehen, halte ich für deutlich zu kurz gegriffen. Denn jeder, der einmal auf der Suche nach einem Therapieplatz war, wird bestätigen, dass die mangelnde psychosoziale Versorgungslage in Deutschland es gar nicht zulassen würde, jedem Pädophilen ein Hilfsangebot zu unterbreiten. Und auch nicht jeder Pädophiler benötigt eine Therapie. Stattdessen gehören aus meiner Sicht vor allem auch andere wichtige Aspekte zur Entstigmatisierung der pädophilen Neigung: Verbot von Diskriminierung in der Gesellschaft und am Arbeitsplatz, Fragen des Lebens mit der Pädophilie ohne Kindesmissbrauch und ohne den Konsum von Missbrauchsabbildungen etc.
Um diese Fragen öffentlich zu diskutieren, müssten sich Politik oder Gesellschaft gefallen lassen, dass der bisherige Umgang mit nichtübegriffigen Pädophilen in den letzten Jahren falsch war und die Politik bei der Gesetzgebung nicht dem Urteil von Wissenschaftlern, sondern populistischen Kampagnen gewisser Personen und Medien gefolgt ist. Weil man dazu aber aus unterschiedlichen Gründen (z.B. aus Unwissenheit oder der Angst vor Populisten) nicht bereit ist - weder Politiker*innen, noch Wissenschaftler*innen noch Vertreter*innen von Medien -, bleibt alles beim Alten. Wenigstens ist der Begriff Entstigmatisierung schon genannt worden und ich hoffe, dass dieser auch zu Diskussionen führen wird.
[quote="Caspar Ibichei" post_id=72937 time=1694351109 user_id=66]
"Der nicht-übergriffige Pädophile ist gesellschaftlich uninteressant."
Das geht so weit, dass sogenannte Pädojäger/Kinderschützer und NRW-Innenminister nur ganz leise sagen:
"Wir meinen ja nur die anderen."
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Wenn das so ist, dass wir mit einem diskriminierenden Vokabular gar nicht gemeint sind (sondern nur die Pädophile, die Übergriffe auf Kinder begehen), so frage ich mich: Wer sind wir dann? Eigentlich passt der Begriff Pädophile für uns ganz gut, warum kommen dann so viele Politiker und Medien nicht auf die Idee, für übergriffige Pädophile ein anderes Wort zu verwenden (z.B. pädosexuell)? Wenn ein Politiker eine so diskriminierende Sprache a'la "Ich sage allen Pädophilen: Wir kriegen Euch!" gegenüber einer anderen Minderheit verwenden würde, wäre es der Aufschrei in der Gesellschaft sehr groß. Bei der Pädophilie scheinen aber andere Regeln zu gelten: So habe ich keinen einzigen Politiker oder Wissenschaftler gehört, der dagegen protestiert hätte. Warum das so ist, darüber kann ich nur spekulieren: Ich habe aber die starke Vermutung, dass wenn ein Politiker gegen diesen Satz des Innenministers von NRW protestiert hätte, sofort der Vorwurf laut geworden wäre: "Du möchtest also, dass diese Leute nicht bestraft werden? Möchtest Du gar Sex mit Kindern legalisieren?".
Um nochmal auch die Entstigmatisierung zurückzukommen: Diese nur als das Ausweiten von Hilfsangeboten zu verstehen, halte ich für deutlich zu kurz gegriffen. Denn jeder, der einmal auf der Suche nach einem Therapieplatz war, wird bestätigen, dass die mangelnde psychosoziale Versorgungslage in Deutschland es gar nicht zulassen würde, jedem Pädophilen ein Hilfsangebot zu unterbreiten. Und auch nicht jeder Pädophiler benötigt eine Therapie. Stattdessen gehören aus meiner Sicht vor allem auch andere wichtige Aspekte zur Entstigmatisierung der pädophilen Neigung: Verbot von Diskriminierung in der Gesellschaft und am Arbeitsplatz, Fragen des Lebens mit der Pädophilie ohne Kindesmissbrauch und ohne den Konsum von Missbrauchsabbildungen etc.
Um diese Fragen öffentlich zu diskutieren, müssten sich Politik oder Gesellschaft gefallen lassen, dass der bisherige Umgang mit nichtübegriffigen Pädophilen in den letzten Jahren falsch war und die Politik bei der Gesetzgebung nicht dem Urteil von Wissenschaftlern, sondern populistischen Kampagnen gewisser Personen und Medien gefolgt ist. Weil man dazu aber aus unterschiedlichen Gründen (z.B. aus Unwissenheit oder der Angst vor Populisten) nicht bereit ist - weder Politiker*innen, noch Wissenschaftler*innen noch Vertreter*innen von Medien -, bleibt alles beim Alten. Wenigstens ist der Begriff Entstigmatisierung schon genannt worden und ich hoffe, dass dieser auch zu Diskussionen führen wird.