von Mascha » Sa 19. Nov 2022, 09:19
Cornelius, vielleicht verbinden sich unsere Gedanken, wenn man in Betracht zieht, dass eine psychische Folge von Täterschaft auch z.B. die Verstärkung narzisstischer Züge sein kann. Wenn das Selbstwertgefühl eines Menschen immer wieder empfindlich gekränkt wird und eine große Not entsteht kann (KANN!) die Psyche so reagieren, dass sie diese Kränkungen ausblendet, den eigenen Selbstwert überhöht und andere abwertet. Es entsteht eine narzisstische Scheinwelt, in der sich der Betroffene gut einrichtet. Oberflächliche Beziehungen zu "Gleichgesinnten", oft auch nur in der digitalen Sphäre, haben da sicher einen stabilisierenden Faktor. U.a. deshalb finde ich das auch so ärgerlich, dass es Foren gibt, in denen pädophile Täter geschützt und gehätschelt werden.
Der Narzissmus ist eine psychische Störung, unter der v.a. die Umwelt leidet und weniger der Betroffene selbst. Wobei man in der Langzeitbeobachtung ergänzen muss, dass das selten bis ans Lebensende gut geht, denn mit so einer psychischen Veränderung gelingen dauerhafte stabile Beziehungen wie Partnerschaft oder auch nur Freundschaft nicht. Menschen mit narzisstischen Zügen leiden im Alter oft under Einsamkeit und Depression, es ist also letztlich doch nur ein nach hinten Verschieben der Konsequenzen.
Ich habe das über Jahre bei einem jungen Menschen erlebt und es hat mich emotional immer wieder zwischen Mitgefühl und Erschrecken hin und her geworfen. Dort wo anfänglich immer wieder erlebte Ausgrenzung im Kindes- und Jugendalter stand (zu schmächtig, zu dicke Brille, zu ...) kam als besonders große Kränkung des Selbstwertgefühls im Jugendalter noch das Bemerken der pädophilen Neigung hinzu.
Hier könnte man eigentlich einen Ausweg aus dem Dilemma finden, indem man die Neigung akzeptiert und sich an moralischen Werten wie sie diesem Forum voranstehen, ausrichtet. Darauf könnte man dann, so finde ich, sogar stolz sein und sich sagen "auch wenn mich viele Menschen aufgrund meiner Neigung ablehnen würden wenn sie von ihr wüssten, fühle ich mich dennoch als guter Mensch und denke diese anderen haben sich nur noch nicht genug mit der Thematik beschäftigt als dass ich ihre Wertung ernst nehmen müsste".
So eine Entwicklung gelang meinem Bekannten aber nicht. Er suchte die Nähe zu Jungen, wertete sich auf, indem er (scheinbar) deren bester Freund und Held wurde... bis er die ersten sexuellen Übergriffe beging und entdeckt wurde. Es folgten mehrere Anzeigen und ich erlebte mit, wie er in einen Strudel von Wahrnehmungsverzerrung, Verdrängung, Verleugnung, Täter-Opfer-Umkehr, Projektion landete, bis hin zur Beschimpfung der Jungen als "verlogenes Balg". Er war am Ende nicht mehr der Mensch, den ich kennengelernt hatte. War er anfänglich noch jemand, mit dem ich gerne Zeit verbrachte, der Freunde hatte, der gerne gesehen war, kam er mir am Ende vor wie eine Märchenfigur mit einem Herz aus Stein. Er war emotional wie versteinert. Verbittert, ständig andere abwertend, sich selbst auf sehr unangenehme Weise ständig positiv beschreibend,... Grundzüge davon hatte er schon als ich ihn kennenlernte, ich deutete das als Überlebensmittel durch seine schwierige Kindheit und Jugend, aber es war bei weitem nicht so stark, dass es unangenehm war. Durch die Täterschaft verstärkte sich das dermaßen, dass selbst die Leute, die sich nicht schon allein wegen des Outings von ihm abwendeten, ihm die Freundschaft aufkündigten, letztlich auch ich.
Natürlich hat so jemand erstmal die Fähigkeit, sich neu zusammenzupuzzeln. Leider wurden alle Verfahren eingestellt, mangels Beweisen, es standen Aussage gegen Aussage, wie das so oft ist bei sexueller Gewalt. D.h. seine Scheinwelt wurde auch nocht vom Gericht bestätigt, so fasste er es auf. Seine Lesart war "ich habe gewonnen". Es folgte der 4. Umzug in wenigen Jahren, ein komplett ausgetauschtes soziales Umfeld, ein Neuanfang also mit Menschen die von nichts wussten, ein neuer Beruf... Aber die psychische Deformation verschwindet nicht. Es baut sich alles nur noch auf Schein auf, ist brüchig und kann, wenn ein dummer Zufall eintritt, einstürzen. Echte, authentische Begegnung kann nicht mehr stattfinden. Er wird seinen Schatten nicht mehr los. Der Schaden ist da - er wird nur wie die Taten selbst ausgeblendet.
Ich finde es schwer zu beurteilen, wie groß das Leid einer Person in dieser Lage ist. Ob er es überhaupt mitbekommt? Ich weiß nur, dass ich so nicht werden wollen würde und so ein Leben nicht führen wollen würde.
Cornelius, vielleicht verbinden sich unsere Gedanken, wenn man in Betracht zieht, dass eine psychische Folge von Täterschaft auch z.B. die Verstärkung narzisstischer Züge sein kann. Wenn das Selbstwertgefühl eines Menschen immer wieder empfindlich gekränkt wird und eine große Not entsteht kann (KANN!) die Psyche so reagieren, dass sie diese Kränkungen ausblendet, den eigenen Selbstwert überhöht und andere abwertet. Es entsteht eine narzisstische Scheinwelt, in der sich der Betroffene gut einrichtet. Oberflächliche Beziehungen zu "Gleichgesinnten", oft auch nur in der digitalen Sphäre, haben da sicher einen stabilisierenden Faktor. U.a. deshalb finde ich das auch so ärgerlich, dass es Foren gibt, in denen pädophile Täter geschützt und gehätschelt werden.
Der Narzissmus ist eine psychische Störung, unter der v.a. die Umwelt leidet und weniger der Betroffene selbst. Wobei man in der Langzeitbeobachtung ergänzen muss, dass das selten bis ans Lebensende gut geht, denn mit so einer psychischen Veränderung gelingen dauerhafte stabile Beziehungen wie Partnerschaft oder auch nur Freundschaft nicht. Menschen mit narzisstischen Zügen leiden im Alter oft under Einsamkeit und Depression, es ist also letztlich doch nur ein nach hinten Verschieben der Konsequenzen.
Ich habe das über Jahre bei einem jungen Menschen erlebt und es hat mich emotional immer wieder zwischen Mitgefühl und Erschrecken hin und her geworfen. Dort wo anfänglich immer wieder erlebte Ausgrenzung im Kindes- und Jugendalter stand (zu schmächtig, zu dicke Brille, zu ...) kam als besonders große Kränkung des Selbstwertgefühls im Jugendalter noch das Bemerken der pädophilen Neigung hinzu.
Hier könnte man eigentlich einen Ausweg aus dem Dilemma finden, indem man die Neigung akzeptiert und sich an moralischen Werten wie sie diesem Forum voranstehen, ausrichtet. Darauf könnte man dann, so finde ich, sogar stolz sein und sich sagen "auch wenn mich viele Menschen aufgrund meiner Neigung ablehnen würden wenn sie von ihr wüssten, fühle ich mich dennoch als guter Mensch und denke diese anderen haben sich nur noch nicht genug mit der Thematik beschäftigt als dass ich ihre Wertung ernst nehmen müsste".
So eine Entwicklung gelang meinem Bekannten aber nicht. Er suchte die Nähe zu Jungen, wertete sich auf, indem er (scheinbar) deren bester Freund und Held wurde... bis er die ersten sexuellen Übergriffe beging und entdeckt wurde. Es folgten mehrere Anzeigen und ich erlebte mit, wie er in einen Strudel von Wahrnehmungsverzerrung, Verdrängung, Verleugnung, Täter-Opfer-Umkehr, Projektion landete, bis hin zur Beschimpfung der Jungen als "verlogenes Balg". Er war am Ende nicht mehr der Mensch, den ich kennengelernt hatte. War er anfänglich noch jemand, mit dem ich gerne Zeit verbrachte, der Freunde hatte, der gerne gesehen war, kam er mir am Ende vor wie eine Märchenfigur mit einem Herz aus Stein. Er war emotional wie versteinert. Verbittert, ständig andere abwertend, sich selbst auf sehr unangenehme Weise ständig positiv beschreibend,... Grundzüge davon hatte er schon als ich ihn kennenlernte, ich deutete das als Überlebensmittel durch seine schwierige Kindheit und Jugend, aber es war bei weitem nicht so stark, dass es unangenehm war. Durch die Täterschaft verstärkte sich das dermaßen, dass selbst die Leute, die sich nicht schon allein wegen des Outings von ihm abwendeten, ihm die Freundschaft aufkündigten, letztlich auch ich.
Natürlich hat so jemand erstmal die Fähigkeit, sich neu zusammenzupuzzeln. Leider wurden alle Verfahren eingestellt, mangels Beweisen, es standen Aussage gegen Aussage, wie das so oft ist bei sexueller Gewalt. D.h. seine Scheinwelt wurde auch nocht vom Gericht bestätigt, so fasste er es auf. Seine Lesart war "ich habe gewonnen". Es folgte der 4. Umzug in wenigen Jahren, ein komplett ausgetauschtes soziales Umfeld, ein Neuanfang also mit Menschen die von nichts wussten, ein neuer Beruf... Aber die psychische Deformation verschwindet nicht. Es baut sich alles nur noch auf Schein auf, ist brüchig und kann, wenn ein dummer Zufall eintritt, einstürzen. Echte, authentische Begegnung kann nicht mehr stattfinden. Er wird seinen Schatten nicht mehr los. Der Schaden ist da - er wird nur wie die Taten selbst ausgeblendet.
Ich finde es schwer zu beurteilen, wie groß das Leid einer Person in dieser Lage ist. Ob er es überhaupt mitbekommt? Ich weiß nur, dass ich so nicht werden wollen würde und so ein Leben nicht führen wollen würde.