von Dylan » Mo 14. Feb 2022, 08:32
Bleibtreu-Ehrenberg hat geschrieben:
Der Kritik von Mrazek (1985), dass die Studie: „politisch“ unterstützt worden sei, hält Bleibtreu-Ehrenberg vor, wie bestürzend es vor allem für nachgeborene Deutsche aufgrund ihrer katastrophalen Geschichte sei, dass gerade der Jude Mrazek offenbar sozialen Minderheiten verbieten wolle, sich politisch äußern zu dürfen, um: „Aufklärung der Öffentlichkeit“ zu erreichen. Ferner sei der von Mrazek angeführte Vergleich von einvernehmlichen Doktorspielen mit: „Alkohol, Marihuana, Kokain und Heroin“ (vgl. auch David Finkelhor 1990, der die von Sandfort untersuchten Beziehungen mit brutalster Versklavung von Helotenvölkern vergleicht) schlicht unakzeptabel und zeuge sowohl von: „tiefer emotionaler Abscheu“ gegen das untersuchte Thema wie von Arroganz gegenüber jenen vermeintlichen Opfern, denen er bestimmte moralisch gebotene Empfindungen, Wahrnehmungen und seelische wie physische Konsequenzen vorschreiben will, und schließlich auch von Homophobie, aufgrund derer die untersuchten gleichgeschlechtlichen Handlungen quasi die beteiligten Jungen mit ausschließlicher Homosexualität auf Lebenszeit infizieren würden, worauf die Ergebnisse der Studie keineswegs hinwiesen.
Das klingt für mich wie der übliche argumentative Fehlschluss, den man bei vielen Pro SmK-Vertretern finden kann. Die Aussage, dass SmK schlimme Folgen haben
kann und damit grundsätzlich ethisch nicht vertretbar ist bedeutet nicht, dass es in jedem Fall diese Folgen haben
muss.
Leider ist es heute tatsächlich häufig so, dass Missbrauch in jedem Fall ungeachtet der individuellen Folgen grundsätzlich als "Seelenmord" gesehen wird, und damit lebenslange schwere Traumata angenommen werden, die vielleicht gar nicht da sein müssten (jeder verarbeitet Missbrauch anders, und für manche ist es tatsächlich nicht "ganz so schlimm" - diese Fälle darf man nicht außer Acht lassen oder einfach wegdefinieren). Das ist meiner Ansicht nach aber nicht die Folge davon, SmK grundsätzlich abzulehnen, und eher die Folge davon, dass "Kinderschutz" heutzutage vor allem für politische Forderungen, gesellschaftlichen Einflussgewinn, und zur eigenen moralischen Erhebung und Aggressionsabbau instrumentalisiert wird. Dafür ist es natürlich einfacher, wenn jeder Fall pauschal zum "Seelenmord" gemacht wird, minderschwere Fälle einfach wegdefiniert werden (wie letztes Jahr geschehen) und jede Kritik daran als "Verharmlosung" diffamiert wird.
Hier darf man nicht den Fehler machen zu denken, eine Ablehnung von SmK heißt, den aktuellen Zeitgeist in Sachen Kinderschutz unkritisch akzeptieren zu müssen - oder dass im Gegenzug eine Kritik des Zeitgeistes bedeutet, SmK gut zu heißen. Es ist durchaus möglich SmK grundsätzlich ablehnend gegenüber zu stehen, und gleichzeitig den gesellschaftlichen Diskurs zum Thema und die permanenten Gesetzesverschärfungen zu kritisieren.
Am Ende des Tages wäre SmK nur dann ethisch vertretbar, wenn man
vor der sexuellen Handlung mit hinreichender Sicherheit sagen kann, dass sich dies nicht negativ auf den weiteren Lebensverlauf des Kindes auswirkt. Und sorry, aber wer mir weißmachen will, dass er bei einem 6-jährigen schon abschätzen kann, was für Auswirkungen Oralverkehr (mal als Beispiel) bei ihm 20 Jahre später hat, nachdem er die Pubertät durchlaufen und damit ein ganz anderes Verständnis von Sexualität erlangt hat, der lebt in einer Traumwelt. Wer mich vom Gegenteil überzeugen will, kann gerne eine Peer-reviewte Metastudie hinterlassen, die keine 50 Jahre alt ist und nicht nur tropische Naturvölker, sondern annähernd vergleichbare Gesellschaften untersucht.
Den Artikel der FAZ darf man aber auch nicht aus der Verantwortung nehmen, da steht nämlich auch ganz schön viel Mist drin.
- Pro SmK-Einstellungen sind keine "Ideologie der Pädophilie", genausowenig wie Nationalsozialismus keine "Ideologie der Deutschen" ist. Erstens waren nicht alle Befürworter von SmK Pädophile - gerade in den Anfangszeiten haben die Bewegungen etwa auch viel Unterstützung aus homosexuellen Kreisen erfahren. Und zweitens folgen nicht alle Pädophile dieser Ideologie - GSA ist das beste Beispiel.
- Bei den meisten der am Anfang zitierten Fälle (Matzneff, Foucalt, die Versailles-Affäre) ging es um Jugendliche, hat also überhaupt nichts mit Pädophilie zu tun
- Die Verwendung von Formulierungen wie "pädophile Handlungen", wenn damit Missbrauch gemeint ist; oder im Fall von Jimmy Saville "Pädophiler", wenn eigentlich "Täter" gemeint ist - muss ich dazu noch was sagen?
- Wir sollten, trotz aller Meinungsverschiedenheiten, nicht vergessen, dass wir in einem freiheitlichen und demokratischen Staat leben (wollen). Der FAZ Artikel scheint vor allem Leute dafür zu kritisieren, dass sie ihre Ansichten geäußert haben - was für mich auf ein sehr fragwürdiges Verständnis von Meinungsfreiheit hindeutet. Die eigentlichen Ansichten werden an keiner Stelle angegriffen, sondern nur, dass sie einzelne Gruppen und Personen mal friedlich geäußert haben. So sehr ich mir wünschen würde, dass Menschen wie Dieter Gieseking einfach mal Ruhe geben darf es nicht der richtige Weg sein, ihnen einfach ihr Recht auf freie Meinungsäußerung zu nehmen.
- Dass der "wissenschaftliche Anstrich" diesen Gruppen zum Vorwurf gemacht wird, ist ebenfalls absurd. Hätte man den Bereich gar nicht erforschen sollen, oder nur das, was 40 Jahre später als Ergebnis herauskommt als Forschungsrichtung zulassen sollen? Zu einer wissenschaftlichen Herangehensweise gehört auch das Stellen und Verfolgen offener Forschungsfragen, auch solcher, die man heute gar nicht mehr formulieren darf. Leute aus den 70ern und 80ern auf Basis des Wissenstandes von 2013 zu verurteilen, den diese damals gar nicht haben konnten, ist reichlich fragwürdig
- Meiner Ansicht nach ist jeder Artikel über "pädophile Aktivisten" unvollständig und stigmatisierend, wenn er nicht auch die zahlreichen Organisationen erwähnt, die sich die letzten Jahre in vielen Ländern gebildet haben, welche sich explizit gegen SmK stellen (SuH/GSA, WsaM/KiH, VirPed, MSC, CEPEK, Pedofilie NL, ASAP, ...). Nicht alle davon gab es zwar 2013 schon, ich will es aber trotzdem erwähnen, weil das leider auch heute immer noch gerne so gemacht wird. Und wenn es nicht um "pädophile Aktivisten", sondern um "Pro SmK Aktivisten" geht, dann nennt es doch bitte auch so.
[quote=Bleibtreu-Ehrenberg]
Der Kritik von Mrazek (1985), dass die Studie: „politisch“ unterstützt worden sei, hält Bleibtreu-Ehrenberg vor, wie bestürzend es vor allem für nachgeborene Deutsche aufgrund ihrer katastrophalen Geschichte sei, dass gerade der Jude Mrazek offenbar sozialen Minderheiten verbieten wolle, sich politisch äußern zu dürfen, um: „Aufklärung der Öffentlichkeit“ zu erreichen. Ferner sei der von Mrazek angeführte Vergleich von einvernehmlichen Doktorspielen mit: „Alkohol, Marihuana, Kokain und Heroin“ (vgl. auch David Finkelhor 1990, der die von Sandfort untersuchten Beziehungen mit brutalster Versklavung von Helotenvölkern vergleicht) schlicht unakzeptabel und zeuge sowohl von: „tiefer emotionaler Abscheu“ gegen das untersuchte Thema [b]wie von Arroganz gegenüber jenen vermeintlichen Opfern, denen er bestimmte moralisch gebotene Empfindungen, Wahrnehmungen und seelische wie physische Konsequenzen vorschreiben will,[/b] und schließlich auch von Homophobie, aufgrund derer die untersuchten gleichgeschlechtlichen Handlungen quasi die beteiligten Jungen mit ausschließlicher Homosexualität auf Lebenszeit infizieren würden, worauf die Ergebnisse der Studie keineswegs hinwiesen.
[/quote]
Das klingt für mich wie der übliche argumentative Fehlschluss, den man bei vielen Pro SmK-Vertretern finden kann. Die Aussage, dass SmK schlimme Folgen haben [i]kann[/i] und damit grundsätzlich ethisch nicht vertretbar ist bedeutet nicht, dass es in jedem Fall diese Folgen haben [i]muss[/i].
Leider ist es heute tatsächlich häufig so, dass Missbrauch in jedem Fall ungeachtet der individuellen Folgen grundsätzlich als "Seelenmord" gesehen wird, und damit lebenslange schwere Traumata angenommen werden, die vielleicht gar nicht da sein müssten (jeder verarbeitet Missbrauch anders, und für manche ist es tatsächlich nicht "ganz so schlimm" - diese Fälle darf man nicht außer Acht lassen oder einfach wegdefinieren). Das ist meiner Ansicht nach aber nicht die Folge davon, SmK grundsätzlich abzulehnen, und eher die Folge davon, dass "Kinderschutz" heutzutage vor allem für politische Forderungen, gesellschaftlichen Einflussgewinn, und zur eigenen moralischen Erhebung und Aggressionsabbau instrumentalisiert wird. Dafür ist es natürlich einfacher, wenn jeder Fall pauschal zum "Seelenmord" gemacht wird, minderschwere Fälle einfach wegdefiniert werden (wie letztes Jahr geschehen) und jede Kritik daran als "Verharmlosung" diffamiert wird.
Hier darf man nicht den Fehler machen zu denken, eine Ablehnung von SmK heißt, den aktuellen Zeitgeist in Sachen Kinderschutz unkritisch akzeptieren zu müssen - oder dass im Gegenzug eine Kritik des Zeitgeistes bedeutet, SmK gut zu heißen. Es ist durchaus möglich SmK grundsätzlich ablehnend gegenüber zu stehen, und gleichzeitig den gesellschaftlichen Diskurs zum Thema und die permanenten Gesetzesverschärfungen zu kritisieren.
Am Ende des Tages wäre SmK nur dann ethisch vertretbar, wenn man [i]vor[/i] der sexuellen Handlung mit hinreichender Sicherheit sagen kann, dass sich dies nicht negativ auf den weiteren Lebensverlauf des Kindes auswirkt. Und sorry, aber wer mir weißmachen will, dass er bei einem 6-jährigen schon abschätzen kann, was für Auswirkungen Oralverkehr (mal als Beispiel) bei ihm 20 Jahre später hat, nachdem er die Pubertät durchlaufen und damit ein ganz anderes Verständnis von Sexualität erlangt hat, der lebt in einer Traumwelt. Wer mich vom Gegenteil überzeugen will, kann gerne eine Peer-reviewte Metastudie hinterlassen, die keine 50 Jahre alt ist und nicht nur tropische Naturvölker, sondern annähernd vergleichbare Gesellschaften untersucht.
Den Artikel der FAZ darf man aber auch nicht aus der Verantwortung nehmen, da steht nämlich auch ganz schön viel Mist drin.
[list]
[*] Pro SmK-Einstellungen sind keine "Ideologie der Pädophilie", genausowenig wie Nationalsozialismus keine "Ideologie der Deutschen" ist. Erstens waren nicht alle Befürworter von SmK Pädophile - gerade in den Anfangszeiten haben die Bewegungen etwa auch viel Unterstützung aus homosexuellen Kreisen erfahren. Und zweitens folgen nicht alle Pädophile dieser Ideologie - GSA ist das beste Beispiel.
[*] Bei den meisten der am Anfang zitierten Fälle (Matzneff, Foucalt, die Versailles-Affäre) ging es um Jugendliche, hat also überhaupt nichts mit Pädophilie zu tun
[*] Die Verwendung von Formulierungen wie "pädophile Handlungen", wenn damit Missbrauch gemeint ist; oder im Fall von Jimmy Saville "Pädophiler", wenn eigentlich "Täter" gemeint ist - muss ich dazu noch was sagen?
[*] Wir sollten, trotz aller Meinungsverschiedenheiten, nicht vergessen, dass wir in einem freiheitlichen und demokratischen Staat leben (wollen). Der FAZ Artikel scheint vor allem Leute dafür zu kritisieren, dass sie ihre Ansichten geäußert haben - was für mich auf ein sehr fragwürdiges Verständnis von Meinungsfreiheit hindeutet. Die eigentlichen Ansichten werden an keiner Stelle angegriffen, sondern nur, dass sie einzelne Gruppen und Personen mal friedlich geäußert haben. So sehr ich mir wünschen würde, dass Menschen wie Dieter Gieseking einfach mal Ruhe geben darf es nicht der richtige Weg sein, ihnen einfach ihr Recht auf freie Meinungsäußerung zu nehmen.
[*] Dass der "wissenschaftliche Anstrich" diesen Gruppen zum Vorwurf gemacht wird, ist ebenfalls absurd. Hätte man den Bereich gar nicht erforschen sollen, oder nur das, was 40 Jahre später als Ergebnis herauskommt als Forschungsrichtung zulassen sollen? Zu einer wissenschaftlichen Herangehensweise gehört auch das Stellen und Verfolgen offener Forschungsfragen, auch solcher, die man heute gar nicht mehr formulieren darf. Leute aus den 70ern und 80ern auf Basis des Wissenstandes von 2013 zu verurteilen, den diese damals gar nicht haben konnten, ist reichlich fragwürdig
[*] Meiner Ansicht nach ist jeder Artikel über "pädophile Aktivisten" unvollständig und stigmatisierend, wenn er nicht auch die zahlreichen Organisationen erwähnt, die sich die letzten Jahre in vielen Ländern gebildet haben, welche sich explizit gegen SmK stellen (SuH/GSA, WsaM/KiH, VirPed, MSC, CEPEK, Pedofilie NL, ASAP, ...). Nicht alle davon gab es zwar 2013 schon, ich will es aber trotzdem erwähnen, weil das leider auch heute immer noch gerne so gemacht wird. Und wenn es nicht um "pädophile Aktivisten", sondern um "Pro SmK Aktivisten" geht, dann nennt es doch bitte auch so.
[/list]