In diesem Artikel versucht Filip Schuster darzulegen, dass nur 0,4 Prozent der Fälle sexuellen Kindesmissbrauchs auf pädophile Täter zurückzuführen seien.
Filip Schuster bezieht sich dabei auf einen Artikel, den Klaus Beier, Maximilian von Heyden und Isabel Schilg vom deutschen Präventionsnetzwerk "Kein Täter Werden" im australischen Fachmedium "InPsych" (Ausgabe von August 2021) veröffentlich haben.
https://psychology.org.au/for-members/p ... -challenge
Das Zitat aus diesem Artikel, welches wohl Stein des Anstoßes für Filip Schusters Replik ist, lautet:
„Admittedly, there are no exact figures on the proportion of paedophilic preference disorders as a background for sexual abuse acts but only estimates, according to which about 40 to 50% of perpetrators show a paedophilic sexual preference.“
Filip Schuster führt in seinem Artikel sodann in allerlei Tabellen und unter Zitation verschiedener Studien aus dem Dunkelfeld aus, dass keineswegs von 40 bis 50 Prozent pädophilen Tätern gesprochen werden könne. Als Hauptargumente für seine These gibt Filip Schuster unter anderem an:
1. Ein Großteil der sexuellen Übergriffe auf Kinder werde von Jugendlichen unter 18 begangen und diese könnten, da der Altersabstand zu den Opfern weniger als fünf Jahre betrage, nicht als pädophil gelten.
2. Die Mehrzahl der Übergriffe auf Kinder erfolge nach deren Erreichen des körperlichen Entwicklungsstadiums Tanner 2 (bei Mädchen 9 Jahre und bei Jungen 11 Jahre) und Täter, die Übergriffe auf Mädchen ab einem Alter von 10 Jahren, bzw. auf Jungen ab 12 Jahren begingen, könnten ebenfalls nicht als pädophil gelten.
Aus meiner Sicht liegen sowohl Klaus Beiers als auch Filip Schusters Annahmen über den Anteil pädophiler Täter sexuellen Kindesmissbrauchs statistische Unschärfen zugrunde, die plausible Angaben in hohem Maße erschweren.
Klaus Beiers Prozentzahlen beziehen sich vermutlich auf Daten aus der Forensik und stellen somit Angaben über den Anteil pädophiler Menschen an justizbekannten Sexualstraftätern dar. Inwiefern Menschen, die sich in einem mit einem Strafverfahren verbundenen therapeutischen Prozess befinden, korrekte Angaben über ihre Sexualpräferenz machen, lässt sich auch aufgrund des dabei sicherlich eine Rolle spielenden Aspekts der sozialen Erwünschtheit nicht zweifelsfrei überprüfen.
Filip Schuster bezieht seine Angaben unter Zitation von Studien aus dem Dunkelfeld. Auch hier wird es zu Verzerrungen hinsichtlich der Aussagekraft kommen, da die Daten sich auf freiwillige Angaben nicht justizbekannter Täter in Bezug auf eine hochgradig stigmatisierte Präferenz beziehen. Der in Filip Schusters genannte hohe Anteil jugendlicher Täter könnte also auch dadurch zustande kommen, dass der Aspekt der sozialen Erwünschtheit bei den Angaben unter 18-jähriger eine noch deutlich geringere Rolle spielt als bei Menschen im fortgeschrittenen Erwachsenenalter.
Während der 16-jährige Täter, der die kleine Schwester des besten Kumpels befummelt, von Eltern und Verwandten noch eher mit der mitleidigen Hoffnung bedacht wird, dass "sich das schon noch wieder auswächst", wird der 40jährige Familenvater, der als Fußballtrainer die Jungs der D-Jugend unter der Dusche intim einseift, mit dem vollständigen Verlust der sozialen Existenz rechen müssen.
Nur solche Täter als pädophil gelten zu lassen, die Übergriffe auf unter 9-jährige Mädchen, bzw. unter 12-jährige Jungen begehen, ist ebenfalls zweifelhaft, da die Grenzen der körperlichen Entwicklung in diesem Alter fließend sind und der soziale Kontext von Beziehungen auch einen möglichen Missbrauch über mehrere Jahre bis in die Pubertät hinein einschließt, ohne dass dies etwas an der pädophilen Präferenz eines Täters ändern würde - ein 12-jähriges Mädchen könnte beispielsweise auch bereits im Alter von 8 Jahren von demselben (pädophilen) Täter missbraucht worden sein.
Vollständig außer Acht lässt Filip Schuster meiner Meinung nach die Tatsache, dass es neben einer exklusiven pädophilen Präferenz auch Mischformen gibt, die sich bei Männern zeigt, die neben ihrer Pädophilie auch eine Ansprechbarkeit auf Erwachsene haben und trotzdem Übergriffe auf Kinder begehen.
Das Ziel des Artikels von Klaus Beier et al. scheint klar zu sein: Wie im Umgang mit Covid-19 werden wir als Gesellschaft lernen müssen, mit pädophilen Menschen in unserer Mitte zu leben.
Pädophilie ist eine sexuelle Ansprechbarkeit Erwachsener auf den kindlichen Körper, aber nicht gleichzusetzen mit dem sexuellen Missbrauch von Kindern und es sollte uns daher als Gesellschaft daran gelegen sein, pädophilen Menschen ein Leben in Würde und Respekt zu ermöglichen.
Jeder Pädophile sollte bei Bedarf die Möglichkeit haben, therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen zu können, sofern er die Befürchtung hat, die eigene Sexualität zum Schaden von Kindern auszuleben. Darauf zielt das Konzept von KTW, wie es in Deutschland bereits seit über 15 Jahren existiert und es gilt, die finanziellen und rechtlichen Möglichkeiten zu erörtern, dieses Konzept auch in anderen Ländern der Welt als therapeutische Unterstützung für pädophile Menschen zu etablieren.
Filip Schusters Versuch, den statistischen Anteil pädophiler Menschen an sexuellen Übergriffen auf Kinder möglichst gering zu rechnen, erscheint vor dem Hintergrund seiner anderen, auf der Seite ipce.info veröffentlichten Artikel, in denen er keinen Hehl aus seiner Ansicht macht, dass sexuelle Kontakte zwischen Erwachsenen und Kindern auf gegenseitigem Einvernehmen beruhen würden, verständlich. Ob er mit diesem Ansinnen jedoch außerhalb eines kleinen Kreises Pädophiler, bzw. Hebephiler, der sich der sozialen und gesellschaftlichen Wirklichkeit konsequent verschließt, Gehör finden wird, bleibt anzuzweifeln.
Und so beendet Filip Schuster seinen Artikel, der sich unter der Angabe eines Literaturverzeichnisses vom Ausmaß einer Dissertation offensichtlich den Anschein der Wissenschaftlichkeit geben will, mit einem Zitat von Pippi Langstrumpf:
"widewidewitt ich mach mir die Welt, widewid wie sie mir gefällt"
In diesem Artikel versucht Filip Schuster darzulegen, dass nur 0,4 Prozent der Fälle sexuellen Kindesmissbrauchs auf pädophile Täter zurückzuführen seien.
Filip Schuster bezieht sich dabei auf einen Artikel, den Klaus Beier, Maximilian von Heyden und Isabel Schilg vom deutschen Präventionsnetzwerk "Kein Täter Werden" im australischen Fachmedium "InPsych" (Ausgabe von August 2021) veröffentlich haben.
https://psychology.org.au/for-members/publications/inpsych/2021/august-special-issue-3/child-sexual-abuse-as-a-global-challenge
Das Zitat aus diesem Artikel, welches wohl Stein des Anstoßes für Filip Schusters Replik ist, lautet:
„Admittedly, there are no exact figures on the proportion of paedophilic preference disorders as a background for sexual abuse acts but only estimates, according to which about 40 to 50% of perpetrators show a paedophilic sexual preference.“
Filip Schuster führt in seinem Artikel sodann in allerlei Tabellen und unter Zitation verschiedener Studien aus dem Dunkelfeld aus, dass keineswegs von 40 bis 50 Prozent pädophilen Tätern gesprochen werden könne. Als Hauptargumente für seine These gibt Filip Schuster unter anderem an:
1. Ein Großteil der sexuellen Übergriffe auf Kinder werde von Jugendlichen unter 18 begangen und diese könnten, da der Altersabstand zu den Opfern weniger als fünf Jahre betrage, nicht als pädophil gelten.
2. Die Mehrzahl der Übergriffe auf Kinder erfolge nach deren Erreichen des körperlichen Entwicklungsstadiums Tanner 2 (bei Mädchen 9 Jahre und bei Jungen 11 Jahre) und Täter, die Übergriffe auf Mädchen ab einem Alter von 10 Jahren, bzw. auf Jungen ab 12 Jahren begingen, könnten ebenfalls nicht als pädophil gelten.
Aus meiner Sicht liegen sowohl Klaus Beiers als auch Filip Schusters Annahmen über den Anteil pädophiler Täter sexuellen Kindesmissbrauchs statistische Unschärfen zugrunde, die plausible Angaben in hohem Maße erschweren.
Klaus Beiers Prozentzahlen beziehen sich vermutlich auf Daten aus der Forensik und stellen somit Angaben über den Anteil pädophiler Menschen an justizbekannten Sexualstraftätern dar. Inwiefern Menschen, die sich in einem mit einem Strafverfahren verbundenen therapeutischen Prozess befinden, korrekte Angaben über ihre Sexualpräferenz machen, lässt sich auch aufgrund des dabei sicherlich eine Rolle spielenden Aspekts der sozialen Erwünschtheit nicht zweifelsfrei überprüfen.
Filip Schuster bezieht seine Angaben unter Zitation von Studien aus dem Dunkelfeld. Auch hier wird es zu Verzerrungen hinsichtlich der Aussagekraft kommen, da die Daten sich auf freiwillige Angaben nicht justizbekannter Täter in Bezug auf eine hochgradig stigmatisierte Präferenz beziehen. Der in Filip Schusters genannte hohe Anteil jugendlicher Täter könnte also auch dadurch zustande kommen, dass der Aspekt der sozialen Erwünschtheit bei den Angaben unter 18-jähriger eine noch deutlich geringere Rolle spielt als bei Menschen im fortgeschrittenen Erwachsenenalter.
Während der 16-jährige Täter, der die kleine Schwester des besten Kumpels befummelt, von Eltern und Verwandten noch eher mit der mitleidigen Hoffnung bedacht wird, dass "sich das schon noch wieder auswächst", wird der 40jährige Familenvater, der als Fußballtrainer die Jungs der D-Jugend unter der Dusche intim einseift, mit dem vollständigen Verlust der sozialen Existenz rechen müssen.
Nur solche Täter als pädophil gelten zu lassen, die Übergriffe auf unter 9-jährige Mädchen, bzw. unter 12-jährige Jungen begehen, ist ebenfalls zweifelhaft, da die Grenzen der körperlichen Entwicklung in diesem Alter fließend sind und der soziale Kontext von Beziehungen auch einen möglichen Missbrauch über mehrere Jahre bis in die Pubertät hinein einschließt, ohne dass dies etwas an der pädophilen Präferenz eines Täters ändern würde - ein 12-jähriges Mädchen könnte beispielsweise auch bereits im Alter von 8 Jahren von demselben (pädophilen) Täter missbraucht worden sein.
Vollständig außer Acht lässt Filip Schuster meiner Meinung nach die Tatsache, dass es neben einer exklusiven pädophilen Präferenz auch Mischformen gibt, die sich bei Männern zeigt, die neben ihrer Pädophilie auch eine Ansprechbarkeit auf Erwachsene haben und trotzdem Übergriffe auf Kinder begehen.
Das Ziel des Artikels von Klaus Beier et al. scheint klar zu sein: Wie im Umgang mit Covid-19 werden wir als Gesellschaft lernen müssen, mit pädophilen Menschen in unserer Mitte zu leben.
Pädophilie ist eine sexuelle Ansprechbarkeit Erwachsener auf den kindlichen Körper, aber nicht gleichzusetzen mit dem sexuellen Missbrauch von Kindern und es sollte uns daher als Gesellschaft daran gelegen sein, pädophilen Menschen ein Leben in Würde und Respekt zu ermöglichen.
Jeder Pädophile sollte bei Bedarf die Möglichkeit haben, therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen zu können, sofern er die Befürchtung hat, die eigene Sexualität zum Schaden von Kindern auszuleben. Darauf zielt das Konzept von KTW, wie es in Deutschland bereits seit über 15 Jahren existiert und es gilt, die finanziellen und rechtlichen Möglichkeiten zu erörtern, dieses Konzept auch in anderen Ländern der Welt als therapeutische Unterstützung für pädophile Menschen zu etablieren.
Filip Schusters Versuch, den statistischen Anteil pädophiler Menschen an sexuellen Übergriffen auf Kinder möglichst gering zu rechnen, erscheint vor dem Hintergrund seiner anderen, auf der Seite ipce.info veröffentlichten Artikel, in denen er keinen Hehl aus seiner Ansicht macht, dass sexuelle Kontakte zwischen Erwachsenen und Kindern auf gegenseitigem Einvernehmen beruhen würden, verständlich. Ob er mit diesem Ansinnen jedoch außerhalb eines kleinen Kreises Pädophiler, bzw. Hebephiler, der sich der sozialen und gesellschaftlichen Wirklichkeit konsequent verschließt, Gehör finden wird, bleibt anzuzweifeln.
Und so beendet Filip Schuster seinen Artikel, der sich unter der Angabe eines Literaturverzeichnisses vom Ausmaß einer Dissertation offensichtlich den Anschein der Wissenschaftlichkeit geben will, mit einem Zitat von Pippi Langstrumpf:
"widewidewitt ich mach mir die Welt, widewid wie sie mir gefällt"