von Max » Mo 1. Mai 2017, 17:49
Caspar Ibichei hat geschrieben: ↑Mo 1. Mai 2017, 11:47
Ziel ist es jedoch (und auch das Problem, dass alle haben die die Differenzierungsproblematik in die Öffentlichkeit bringen wollen) einen differenzierenden Begriff für eine un-informierte, breite Masse zu finden. Mit wissenschaftlichen, linguistischen Lösungen kommen wir da, glaube ich, nicht weit. Mir wäre es deswegen lieb, wenn man die Medien bei der Berichterstattung dazu bringen könnte, ganz auf das Wort Pädophil zu verzichten.
Letzteres ginge zu weit. Ich weiß allerdings auch keine Patentlösung.
Mein persönlicher Umgang mit den widersprechenden Begriffen ist der, dass ich versuche Begriffe, die so weit eindeutig und etabliert sind, auch so zu benutzen. Also sage ich "pädophil" und bestehe darauf, dass man dies im Sinne der Sexualwissenschaftlichen Sicht begreift nicht im Sinne unkritischer der BILD-Leser. Dann finde ich den Ausdruck "nicht-übergriffig" recht nützlich, weil er kurz und schnell klar macht worum es meist geht: was machst du bzw was nicht? Wenn man es genauer wissen will kann man in der regel nachfragen und dann kommt zB raus das der eine früher mal übergriffig geworden ist, heute aber nicht mehr, und die andere noch nie eine einschlägige Straftat begangen hat aber vielleicht schon mal ein Paar Schuhe geklaut hat.
Bei der Einordnung der Pädophilie nutze ich, wenn ich es genau sagen will den Begriff "Präferenz" und wenn mir das gerade nicht so wichtig ist dann fliegen Ausdrücke wie "Neigung", "Ausrichtung", "Orientierung" (oft mit dem Zusatz "sexuelle") oder "Paraphilie". Sollte sich die Wissenschaftsgemeinde eines Tages endlich auf eines von diesen sinnvoll einigen, dann werd ich mich darauf beschränken.
Wie in meinem Buch im Anhang auch teilweise beschrieben finde ich es wichtig einen Kompromiss zwischen wissenschaftlich soliden und gebräuchlichen Begriffen zu finden. Allein wissenschaftlich solide hab ich wohl eine puellaphile und teleiogynephile Sexualpräferenz, das versteht aber im Alltag kein Mensch. Also mische ich mir den Cocktail "nicht-ausschließlich hetero-pädophil" zusammen und schon versteht auch der bildungsärmere Bürger spätestens nach ein-zwei erklärenden Sätzen, was gemeint ist.
Ob das jetzt 100% mit allem anderen auf der Welt stimmig zusammenpasst... keine Ahnung, aber ich denke nur mit solch einem Vorgehen haben wir die Chance sowohl verstanden zu werden als auch nicht Unmengen Kraft in einem endlosen Streit über Worte zu verbraten und uns doch nie einig zu werden.
Eins noch: ich meide jene Begriffe, die ich aufgrund meiner Recherchen als veraltet einstufe. Dazu gehöre insbesondere "kernpädophil", "Hauptströmung", "Nebenströmung" und ähnliche Konstrukte. Mein zwei Hauptkritikpunkte:
- Diese Begriffe werden von jedem Autor, den ich bisher gelesen habe, völlig inkonsistent nach Belieben neu definiert und teils noch mit zusätzlichen (über die Sexualpräferenz hinausgehenden) Attributen versehen, wie dass der Betreffende eine grausige Kindheit hatte oder keine Kontrolle über seine sexuellen Impulse etc.
- Diese Begriffe sagen nichts selbst aus. Was ist Kern? Wo strömt da was? Die Terminologie, die Ahlers und Beier sowie andere Mitarbeiter des Präventionsnetzwerks KTW in ihren Arbeiten vorschlagen und verwenden finde ich wesentlich treffender. Da strömt nix sondern da ist eine Präferenz soundso-phil und ein Verhalten bekommt statt ~philie die Endung ~sexuell.
[quote="Caspar Ibichei" post_id=3125 time=1493632067 user_id=66]
Ziel ist es jedoch (und auch das Problem, dass alle haben die die Differenzierungsproblematik in die Öffentlichkeit bringen wollen) einen differenzierenden Begriff für eine un-informierte, breite Masse zu finden. Mit wissenschaftlichen, linguistischen Lösungen kommen wir da, glaube ich, nicht weit. Mir wäre es deswegen lieb, wenn man die Medien bei der Berichterstattung dazu bringen könnte, ganz auf das Wort Pädophil zu verzichten.
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Letzteres ginge zu weit. Ich weiß allerdings auch keine Patentlösung.
Mein persönlicher Umgang mit den widersprechenden Begriffen ist der, dass ich versuche Begriffe, die so weit eindeutig und etabliert sind, auch so zu benutzen. Also sage ich "pädophil" und bestehe darauf, dass man dies im Sinne der Sexualwissenschaftlichen Sicht begreift nicht im Sinne unkritischer der BILD-Leser. Dann finde ich den Ausdruck "nicht-übergriffig" recht nützlich, weil er kurz und schnell klar macht worum es meist geht: was machst du bzw was nicht? Wenn man es genauer wissen will kann man in der regel nachfragen und dann kommt zB raus das der eine früher mal übergriffig geworden ist, heute aber nicht mehr, und die andere noch nie eine einschlägige Straftat begangen hat aber vielleicht schon mal ein Paar Schuhe geklaut hat.
Bei der Einordnung der Pädophilie nutze ich, wenn ich es genau sagen will den Begriff "Präferenz" und wenn mir das gerade nicht so wichtig ist dann fliegen Ausdrücke wie "Neigung", "Ausrichtung", "Orientierung" (oft mit dem Zusatz "sexuelle") oder "Paraphilie". Sollte sich die Wissenschaftsgemeinde eines Tages endlich auf eines von diesen sinnvoll einigen, dann werd ich mich darauf beschränken.
Wie in meinem Buch im Anhang auch teilweise beschrieben finde ich es wichtig einen Kompromiss zwischen wissenschaftlich soliden und gebräuchlichen Begriffen zu finden. Allein wissenschaftlich solide hab ich wohl eine puellaphile und teleiogynephile Sexualpräferenz, das versteht aber im Alltag kein Mensch. Also mische ich mir den Cocktail "nicht-ausschließlich hetero-pädophil" zusammen und schon versteht auch der bildungsärmere Bürger spätestens nach ein-zwei erklärenden Sätzen, was gemeint ist.
Ob das jetzt 100% mit allem anderen auf der Welt stimmig zusammenpasst... keine Ahnung, aber ich denke nur mit solch einem Vorgehen haben wir die Chance sowohl verstanden zu werden als auch nicht Unmengen Kraft in einem endlosen Streit über Worte zu verbraten und uns doch nie einig zu werden.
Eins noch: ich meide jene Begriffe, die ich aufgrund meiner Recherchen als veraltet einstufe. Dazu gehöre insbesondere "kernpädophil", "Hauptströmung", "Nebenströmung" und ähnliche Konstrukte. Mein zwei Hauptkritikpunkte:
[list][*]Diese Begriffe werden von jedem Autor, den ich bisher gelesen habe, völlig inkonsistent nach Belieben neu definiert und teils noch mit zusätzlichen (über die Sexualpräferenz hinausgehenden) Attributen versehen, wie dass der Betreffende eine grausige Kindheit hatte oder keine Kontrolle über seine sexuellen Impulse etc.
[*]Diese Begriffe sagen nichts selbst aus. Was ist Kern? Wo strömt da was? Die Terminologie, die Ahlers und Beier sowie andere Mitarbeiter des Präventionsnetzwerks KTW in ihren Arbeiten vorschlagen und verwenden finde ich wesentlich treffender. Da strömt nix sondern da ist eine [i]Präferenz[/i] soundso-[i]phil[/i] und ein Verhalten bekommt statt [i]~philie[/i] die Endung [i]~sexuell[/i].
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