Gegen die Gleichstellung von Pädophilie und Kindesmissbrauch

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Re: Gegen die Gleichstellung von Pädophilie und Kindesmissbrauch

von Aiko » Di 19. Dez 2017, 00:06

Ich danke KTW gar nicht!

Re: Gegen die Gleichstellung von Pädophilie und Kindesmissbrauch

von Caspar Ibichei » Mo 18. Dez 2017, 23:43

Ich kann mir gut vorstellen, dass gerade nichtdeutsche Medien sich gerne nach der DSM IV-Definition richten.
DSM-IV hat geschrieben:Die Diagnosemerkmale nach DSM-IV-TR sind sowohl präferenz- als auch verhaltensorientiert. Das heißt, die Diagnose Pädophilie kann sich sowohl auf sexuelle Fantasien oder Präferenzen beziehen, als auch auf drängende Triebimpulse und konkrete sexuelle Handlungen mit Kindern. Nach der verhaltensorientierten Definition können sämtliche Missbrauchstäter als pädophil eingestuft werden, auch wenn sie in ihrer Sexualität nicht primär auf Kinder ausgerichtet sind
ICD ist zwar das offizielle psychiatrische Klassifikationssystem.
Das DSM ist jedoch international in der Forschung und in vielen Kliniken und Instituten gebräuchlich.

Das macht es uns bei der Aufklärungsarbeit (Pädophile sind nicht gleich Missbrauchstäter) ja auch so schwer. :(
Und wir haben es nicht zuletzt KTW zu verdanken, dass sich das (gerade in Deutschland) langsam ändert.

Re: Gegen die Gleichstellung von Pädophilie und Kindesmissbrauch

von Mano » Mo 18. Dez 2017, 20:38

Sirius hat geschrieben: Sa 16. Dez 2017, 12:32 ...als ob die schweizerischen Medien bei dem Thema noch nicht annähernd so weit sind wie die deutschen.
Da kann ich dir nicht widersprechen, der Blick war schon immer auf die bestmöglichste Schlagzeile aus, aber auch die andern Zeitungen halten da mit. Was bei sehr vielen Berichten auch gern erwähnt wird ist der Besitz von Kinderpornografie. Der Besitz von Kinderpornografie ist sehr wohl eine Straftat, es aber mit einem Sexualmord auf die gleiche Ebene zu stellen, was in Medienberichten auch schon vorkam finde ich persönlich neben dem Ziel vorbei geschossen.
Der Blick schreib jedoch das was die Gesellschaft noch immer lesen möchte und was so am einfachsten ist. Jeder der ein Kind missbraucht, foltert oder sonst etwas Sexuelles mit ihm macht ist ein Pädophiler.
Noch schlimmer finde ich, dass ich dies auch schon von den Behörden zu hören bekam, sie aber die sind, welche es an die Medien weitgeben.

Re: Gegen die Gleichstellung von Pädophilie und Kindesmissbrauch

von Mascha » Sa 16. Dez 2017, 15:57

In der Bild ist das die letzten Jahre deutlich besser geworden. Selbst in dem Fall der beiden vergewaltigten und dann ermordeten Jungen aus Berlin bzw. Potsdam fiel der Begriff Pädophilie nicht bzw. wurde darauf hingewiesen dass nicht klar ist ob der Täter pädophil ist.

Nu warten wir mal den Artikel mit einem geschätzten Forums-Mitglied im Interview ab :)

Re: Gegen die Gleichstellung von Pädophilie und Kindesmissbrauch

von Sirius » Sa 16. Dez 2017, 15:46

Ja, aber ich glaube selbst die deutsche Version der Bild (ähm, also die Bild :lol:) kriegt die Unterscheidung da inzwischen besser auf die Reihe. Ich habe da Berichte über Missbrauchsfälle gelesen, in denen das Wort pädophil nicht ein einziges mal gefallen ist.

Re: Gegen die Gleichstellung von Pädophilie und Kindesmissbrauch

von Gelöscht_01 » Sa 16. Dez 2017, 13:57

Naja, das ist die schweizer Version der Bild...

Re: Gegen die Gleichstellung von Pädophilie und Kindesmissbrauch

von Sirius » Sa 16. Dez 2017, 12:32

Hier mal ein paar neue "Perlen" aus der Schweiz. Übrigens kommt es mir allgemein so vor, als ob die schweizerischen Medien bei dem Thema noch nicht annähernd so weit sind wie die deutschen.

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Warnung: in diesen Artikel werden detailiert sadistische Missbrauchsszenarien und Gewalt an Kinder geschildert. Pädo-Sadist wollte 13-Jährige foltern: Lebenslange Haft in USA für Sex-Monster aus Hergiswil NW (blick.ch)
Ein Schweizer hat sich mit über das Internet mit einem Undercover-Ermittler dazu verabredet, ein 13-jähriges Mädchen zu foltern und zu missbrauchen. Der Mann wird im Artikel durchgehend als "Pädophiler" oder "Pädo-Sadist" bezeichnet.

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Schweizer Priester wegen Pädophilie verurteilt (20min.ch)
Schweizer Priester wegen Pädophilie verurteilt (bazonline.ch)
Schweizer Pädo-Priester in Brüssel verurteilt (blick.ch)
Seufz... bei den Titeln muss man glaube ich nicht mehr sagen.

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Zur Abwechslung auch mal etwas Positives: ich habe hier gerade einen sehr schönen Audiobeitrag mit Jens Wagner zu dem Thema gefunden: Berichterstattung über Pädophilie - Wenn Medien Täter machen. Den könnte man eigentlich wie ich finde in der Vorlage auch noch gleich mit verlinken.

Re: Gegen die Gleichstellung von Pädophilie und Kindesmissbrauch

von Sirius » Mo 16. Okt 2017, 13:53

Frohe Kunde: so wie es aussieht wurden die Artikel tatsächlich gerade geändert. Die Spekulationen zu den möglichen Therapiegebäuden wurden raus genommen, und der erste Artikel hat jetzt die Überschrift "NRW-Projekt „Dunkelfeld“ geht in Kürze an den Start". Inhaltlich ist das zwar immer noch nicht das Gelbe vom Ei, aber naja...

Für die Zukunft wäre es vielleicht noch eine weitere Idee, den Presserat auf solche Artikel aufmerksam zu machen und eine formale Beschwerde einzureichen. Relevant könnten vor allem die folgenden Ziffern des Pressekodex sein:
  • Ziffer 1 - Wahrhaftigkeit und Achtung der Menschenwürde
  • Ziffer 8 – Schutz der Persönlichkeit
  • Ziffer 12 – Diskriminierungen
  • Ziffer 13 – Unschuldsvermutung
Problem dabei: Beschwerden können beim Presserat nicht anonym eingereicht werden. Darüber hinaus gibt der Presserat scheinbar die privaten Daten an den Beschwerdegegner weiter, damit dieser in der Lage ist eine "einvernehmliche Lösung" mit dem Beschwerdeführer zu erreichen... Aus dem Grund werde ich mich persönlich wohl an Beschwerden dort nicht beteiligen. Außerdem muss man sagen, dass der Presserat selber auch nicht viel machen kann als lieb darum zu bitten, ihre Rüge nächstes Mal abzudrucken. Falls das nicht getan wird, dann passiert... nichts.

Dennoch könnte man in der Zukunft bei der Kritik von Medienartikel vielleicht auch den Pressekodex als Argument bemühen, wenn er sich anwenden lässt. Vor allem die Ziffer 12.1 dürfte in unseren Fall wohl oft relevant sein:
In der Berichterstattung über Straftaten ist darauf zu achten, dass die Erwähnung der Zugehörigkeit der Verdächtigen oder Täter zu ethnischen, religiösen oder anderen Minderheiten nicht zu einer diskriminierenden Verallgemeinerung individuellen Fehlverhaltens führt. Die Zugehörigkeit soll in der Regel nicht erwähnt werden, es sei denn, es besteht ein begründetes öffentliches Interesse. Besonders ist zu beachten, dass die Erwähnung Vorurteile gegenüber Minderheiten schüren könnte.

Re: Gegen die Gleichstellung von Pädophilie und Kindesmissbrauch

von Max » Mo 16. Okt 2017, 11:55

@Sirius: Ich hab da auch mal Jens Wagner drauf aufmerksam gemacht. Er meinte sie seien schon in der Pressekonferenz zum Start des Düsseldorfer Standortes auf diese miesen Artikel eingegangen.

Re: Gegen die Gleichstellung von Pädophilie und Kindesmissbrauch

von Sirius » So 15. Okt 2017, 23:25

hIch habe hier übrigens noch zwei ganz üble Artikel anzubieten:
Treffen Pädophile in Düsseldorfer Uniklinik auf ihre Opfer? und
Bereits 164 Kontakte bei Pädophilen-Ambulanz in Düsseldorf.
Die Artikel wurden zur Eröffnung des Düsseldorfer KTW-Standortes geschrieben und können nur als unverantwortlich, reißerisch und gefährlich bezeichnet werden.
  • Es wird offen spekuliert, wo die Therapie in Düsseldorf wohl stattfinden könnte. Dazu wird ein Photo des wahrscheinlichsten Gebäudes gezeigt und ausführlich beschrieben.
  • Wieder mal Gleichstellung von Pädophilie und Missbrauch (Pädophile, die auf "ihre Opfer" treffen sollen)
  • Es wird Stimmung gegen KTW gemacht aufgrund eines ziemlich an den Haaren herbeigezogenen Szenarios, dass von angeblichen anonymen Insidern gestützt wird
Beide Artikel sind zwar schon etwas älter, können über Google immer noch von jedem gefunden werden, der den Düsseldorfer KTW-Standort recherchiert und sorgt damit eventuell dafür, dass jemand entmutigt wird dort hinzugehen.

Ich habe denen gerade mal den folgenden Text gesendet:
Erst einmal vorweg: ich bin selber aktuell Patient beim Projekt "Kein Täter Werden".

Pädophil zu sein ist nach wie vor mit einem extremen gesellschaftlichen Stigma verbunden. Viele pädophile Menschen fürchten daher zu Recht, dass ihre sexuellen Präferenzen öffentlich bekannt werden könnten. Dies kann nämlich dazu führen, dass man Hass und Verachtung erfährt, sich Freunde und Familie von einem abwenden, man eventuell seinen Arbeitsplatz verliert oder man im Extremfall vielleicht sogar körperlich angegriffen wird. Für all dies gibt es leider genügend Beispiele, in denen genau diese Folgen eingetreten sind. Pädophile Menschen haben also im Allgemeinen ein berechtiges Interesse daran, ihre Anonymität zu wahren und ihre Neigungen verborgen zu halten.

Dies wird auch von KTW anerkannt, weshalb das Projekt die Möglichkeit bietet, sich dort komplett anonym therapieren zu lassen. Für die meisten Patienten ist das überhaupt eine absolut notwendige Voraussetzung dafür, dort eine Therapie anzufangen. Dennoch ist es für viele der pädophilen Patienten eine enorme Überwindung sich erstmals zu einem der Therapiestandorte zu begeben, die mit der ständigen Angst verbunden ist doch irgendwie erkannt zu werden.

Mit dem vorliegenden Artikel greifen Sie die Anonymität, die von KTW gewährt wird, auf absolut unverantwortliche Art an. Durch das Abbilden eines möglichen Gebäudes, in dem die Therapiesitzungen stattfinden könnten entsteht der Eindruck, dass Sie Ihre Leser darauf aufmerksam machen wollen, wo sie pädophile Menschen auffinden können. Für jemanden, der gerade versucht sich für ein Erstgespräch für die Therapie zu überwinden kann es wiederum äußerst abschreckend wirken, das mögliche Therapiegebäude in dem Kontext im Internet abgebildet zu finden. Dieser Artikel hält also möglicherweise pädophile Menschen, die von einer Therapie profitieren können direkt davon ab, eine solche Therapie zu beginnen.

Des Weiteren machen Sie in der Überschrift des Artikels leider einen weit verbreiteten Fehler, indem Sie Pädophile mit Kindesmissbrauchstätern gleichstellen. Diese beiden Begriffe sind aber keineswegs identisch. Leider gibt es sexuellen Missbrauch an Kindern auch durch Pädophile. Doch Statistiken belegen, dass die meisten Sexualdelikte an Kindern nicht durch pädophil empfindende Menschen begangen werden, sondern durch so genannte nicht-pädophile Ersatzhandlungstäter. Diese Täter fühlen sich also nicht sexuell zu Kindern hingezogen. Stattdessen geht es ihnen z.B. um das Ausüben von Macht über einen schwächeren Menschen. Insbesondere wendet sich KTW explizit an Menschen mit pädophiler Neigung, gegen die aktuell kein Strafverfahren geführt wird. Kurz gesagt treffen in der Düsseldorfer Uniklink schon alleine aus dem Grund keine Pädophilen auf ihre Opfer, weil viele der dort hingehenden Pädophilen nie Opfer erzeugt haben.

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