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Naches
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Beitrag von Naches »

Max hat geschrieben: Fr 20. Okt 2017, 14:57
Naches hat geschrieben: Fr 20. Okt 2017, 13:09
Wenn ich als trockener Alkohliker sage: Nein, ich trinke nichts, so wird mir Respekt entgegengebracht. Wenn ich allerdings auf die Frage "kannst du heute auf unsere Kinder aufpassen" antworte mit "Nein, das geht nicht. Ich bin Pädophil" Dann mag ich richtig gehandelt haben, aber die Person wird mich daraufhin verachten.
Irgendwie in die Richtung gehen seine Vergleiche: Kinder als Suchtmittel, lol.
Ja, das ist genau sein Lieblingsvergleich (anscheinend) aber der hat nichts mit Kind als Suchtmittel zu tun, sondern erklärt die entsetzliche dumme Stigmatisierung von Pädophilen. Alkis und Pädos haben ja tatsächlich gemeinsam, dass sie auf etwas für sie wichtiges verzichten müssen, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen.
Natürlich geht es ihm nicht darum das Kinder Suchtmittel sind. Das ist mir klar. Mir ist ebenso klar, dass es ihm um die Stigmatisierung geht, dennoch finde ich den Vergleich mehr als unangebracht.
Pädophilie ist eine sexuelle Orientierung, eine Alkoholsucht eine Suchterkrankung. Das Verzichten auf Alkohol ist etwas, was man üben muss und vielen trockenen Alkoholikern schwer fällt.
Sirius hat geschrieben: Fr 20. Okt 2017, 17:35 Damit wir über was Konkretes reden können habe ich mal nach einer Stelle gesucht, an der er den Vergleich bemüht und dieses Interview mit dem Spiegel gefunden. Konkret steht da:
SPIEGEL: Andererseits bedeutet es die Vernichtung der bürgerlichen Existenz, wenn ruchbar wird, dass ein Mann pädophile Neigungen hat.

Beier: Das stimmt. Wir müssen zu dem ganzen Thema Pädophilie ein rationaleres Verhältnis bekommen. Wenn Sie in Ihrem Haus einen neuen Nachbarn haben und besuchen ihn mit einer Flasche Wein, aber er erwidert: "Ich kann leider nicht mittrinken, ich bin Alkoholiker", dann ist das heutzutage völlig in Ordnung. Aber wenn Sie Ihren Nachbarn fragen, ob er mal kurz auf Ihren fünfjährigen Sohn aufpassen kann, und er sagt: "Nein, tut mir leid, ich bin pädophil", dann kann er sofort wieder ausziehen, weil er sozial geächtet wäre. Dabei hätte sich der Mann sehr verantwortungsvoll verhalten.
Man kann ihm jetzt vorwerfen, dass er nicht dazu sagt, dass es nicht für jeden Pädophilen problematisch wäre auf den 5-jährigen Nachbarssohn aufzupassen und dadurch der Eindruck entstehen könnte, dass Pädophile grundsätzlich gefährlich sind und nicht mit Kindern umgehen sollten. Aber das ist wie ich finde nicht die Hauptaussage des Zitats, sondern wie irrational die gesellschaftliche Reaktion darauf ist sich als pädophil zu outen. Und ein Alkoholiker, der eine Flasche Wein mit trinkt begibt zunächst ja vor allem sich selber und eben nicht andere in Gefahr.
In dem Beispiel impliziert Beier doch, dass es von dem Pädophilen verantwortungsvoll war, diesen Kontakt abzulehnen. Da ist keine weitere Einschränkung oder Abschwächung, dass dies nur für einen Bruchteil von Pädos wirklich problematisch gewesen wäre auf den Jungen aufzupassen. Das wiederum suggeriert der unaufgeklärten Bevölkerung, dass es für Pädophile das beste ist, keinen Kontakt zu haben und schürt das Vorurteil, dass ein Pädophiler ein Triebgesteuertes Arschloch ist, wenn dieser nicht in KTW Therapie war.
Außerdem vergleicht er Suchtdruck mit sozialem Kontakt.

Um die Stigmatisierung von Pädophilen zu untermauern gibt es genug andere Beispiele oder Vergleiche die man aufführen kann, ohne zu suggerieren, dass Pädos eine Gefahr für Kinder sind. Warum muss es so ein problematischer - und nicht zutreffender - Vergleich sein?


Ich finde den Vergleich mit Schwulen Beispielsweise viel angebrachter: Früher hat man noch jeden Schwulen aus der Familie verbannt und jeglichen Kontakt vermieden, wenn dieser sich geoutet hat. Dasselbe findet jetzt auch bei Pädophilen statt, nur dass Pädophilen auch gleich noch von vielen Menschen das Lebensrecht abgesprochen wird.


Hinzu kommt, dass Pädophilen nicht geholfen wird, damit diese ein glückliches Leben führen können, sondern um Kinder zu schützen.
Solange dieser Punkt als Begründung für das Projekt benutzt wird, kann die Stigmatisierung nicht beendet werden, denn der Aussage: "Wir therapieren Pädophile um Kinder zu schützen" folgt der logische Schluss, dass Pädophile potenzielle Täter sind.

Solange diese Begründung aufrecht erhalten wird, werde ich KTW genau dafür auch weiterhin kritisieren.
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Aiko
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Beitrag von Aiko »

Check. Genau das was Herrmann und Naches zuletzt schrieben.
Sirius
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Beitrag von Sirius »

@Naches:
Über den Vergleich muss ich vielleicht noch einmal nachdenken. Ich kann dein Problem damit da durchaus nachvollziehen. Auf der anderen Seite fällt mir aber auch kein Vergleich ein, bei dem die Divergenz zwischen Respekt und Verachtung in der Reaktion so groß wäre. Homosexualität kannst du da als Vergleich komplett vergessen, wenn du den anbringst kriegst du direkt extremen Widerstand zu spüren, egal wie du den Vergleich formulierst. Viele Homosexuelle wehren sich (zum Teil durchaus verständlich) mit Händen und Füßen dagegen, in irgendeiner Form mit Pädophilie in Verbindung gebracht zu werden. Jedenfalls ist das meine Erfahrung dazu, ich habe es bisher noch nicht geschafft den Vergleich zu verwenden ohne anschließend einen riesige Empörungswelle zu ernten, in der die eigentliche Botschaft hoffnungslos untergeht.

Naches hat geschrieben: Sa 21. Okt 2017, 21:48 Solange diese Begründung aufrecht erhalten wird, werde ich KTW genau dafür auch weiterhin kritisieren.
Auch in der Kritik stimme ich dir wie gesagt zu. Aus eigener Erfahrung kann ich aber sagen, dass diese Sichtweise in der Therapie nicht wirklich relevant ist, auch wenn es in der öffentlichen Darstellung so rüberkommt. Jedenfalls hatte ich bisher noch nicht das Gefühl, als würde ich nicht als Mensch gesehen werden sondern nur als tickende Zeitbombe, die man mit psychologischen Tricks entschärfen muss. Viel davon ist glaube ich einfach eine strategische Entscheidung, um die Öffentlichkeit zu besänftigen und das Projekt irgendwie rechtfertigen zu können.
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Beitrag von Aiko »

"zum Teil durchaus verständlich"

Wo genau?
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Caspar Ibichei
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Beitrag von Caspar Ibichei »

Der Begriff "Homosexualität" bezieht sich auf eine gleichberechtigte "Erwachsenen"-Sexualität.
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Beitrag von Aiko »

Und dennoch wurden sie damals genauso geächtet wie wir.
Sirius
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Beitrag von Sirius »

@Aiko:
Homosexualität wird seit Jahrzehnten immer wieder mit Pädophilie zur Diskriminierung der Homosexuellen in Verbindung gebracht. Auch heute noch wird z.B. von der AfD der Vergleich zwischen Homosexualität und Pädophilie genutzt, um Stimmung gegen Homosexuelle zu machen. Mit dem Hintergrund ist es doch irgendwie verständlich, dass die meisten Homosexuellen sehr empfindlich auf solche Vergleiche reagieren.
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Beitrag von Aiko »

Ich weiss damit das das alle verräterische Heuchler sind
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Naches
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Beitrag von Naches »

Caspar Ibichei hat geschrieben: So 22. Okt 2017, 10:14 Der Begriff "Homosexualität" bezieht sich auf eine gleichberechtigte "Erwachsenen"-Sexualität.
Nö. Der Begriff Homosexualität bezieht sich auf das primäre sexuelle Interesse an das erwachsene Körperschema des selben Geschlechts.
Mit einfließen tut hier in den meisten Fällen auch das emotionale wie auch soziele Interesse an entsprechenden Personen.
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Beitrag von Sirius »

Aiko hat geschrieben: So 22. Okt 2017, 12:33 Ich weiss damit das das alle verräterische Heuchler sind
Ich teile deine Frustration, aber es hilft ja alles nichts. In der aktuellen Situation sind Vergleiche zur Homosexualität meiner Erfahrung nach einfach nicht zielführend, egal wie zutreffend sie sein mögen.
Naches hat geschrieben: So 22. Okt 2017, 12:48 Der Begriff Homosexualität bezieht sich auf das primäre sexuelle Interesse an das erwachsene Körperschema des selben Geschlechts.
Eigentlich noch nicht einmal unbedingt erwachsene. Ein Mann, der sich hauptsächlich zu Jungen hingezogen fühlt wäre ja genauso homosexuell wie ein Mann, der sich hauptsächlich zu anderen Männern hingezogen fühlt. Homo-, Hetero- und Bisexualität sagt nur etwas über das Geschlecht der präferierten Personen aus, aber nichts über Alter / Entwicklungsstadium.
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