Schäden durch sexuellen Missbrauch

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Mascha
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Registriert: Sa 6. Mai 2017, 07:55

Beitrag von Mascha »

Anton, dass sich pädophile Menschen in ein Kind verlieben können streite ich nicht ab, inklusive Herzklopfen und Schmetterlingen im Bauch. Auch das Gefühl von Liebe ist vielen ja nicht unbekannt.

Das Problematische ist, dass sich dieses Verliebtsein/ diese Liebe auch aus der sexuellen Orientierung heraus speist. Und nicht nur aus einem Fürsorgegefühl heraus, dem "Brutpflegetrieb", wie bei nichtpädophilen Menschen im Kontakt mit Kindern.

Sie ist, bei dem einen pädophilen Menschen mehr, bei dem anderen weniger, bei ganz wenigen, asexuell veranlagten gar nicht, verknüpft mit sexuellem Begehren.

Sie ist bei dem einen pädophilen Menschen mehr, bei dem anderen weniger, bei ganz wenigen, aromantisch veranlagten gar nicht, verknüpft mit einem Wunsch nach Nähe, nach Beziehung, nach Partnerschaft.

Und in beidem liegt die Crux. Das eigene Fühlen und Wollen ist nicht in Kongruenz zu bringen mit dem Kind. "Liebe" ist nicht gleich "Liebe".

Kinder brauchen und können noch keine erotisch gespeiste Liebe. Sie können sie selbst noch nicht empfinden, sie können sie nicht auf Augenhöhe erwidern, sie können sie auch noch gar nicht einordnen. Sie brauchen etwas anderes. Kinder brauchen die bedingungslose Liebe und Fürsorge von erwachsenen Bezugspersonen, meist sind es die Eltern. Eine Liebe, die nicht sexuell ist, die nichts erwartet, die fürsorglich ist und darauf gerichtet, dieses Kind zu begleiten in die Autonomie. Eine Liebe, die da ist, wenn sie gebraucht wird, sich aber höflich entfernt, wenn das Kind eigene Schritte macht. Um nicht einzuengen, um nicht zu erdrücken. Eine Liebe, die Zärtlichkeit und Nähe gibt, wenn das Kind sie sucht. Die das Kind damit aber nicht "belästigt".

Bezugspersonen von Kindern müssen ihre eigenen Bedürfnisse nach Aufmerksamkeit, Kontakt, Liebe, Zärtlichkeit, Wärme (und selbstredend natürlich auch nach Sex) woanders befriedigen. Wenn sie das nicht können überfordern sie das Kind. Das ist manchmal der Fall bei Alleinerziehenden, die Singles sind. Hier besteht die Gefahr, dass sie das Kind zu stark an sich binden - und das hemmt seine Entwicklung.

Bei Pädophilen kommt noch etwas hinzu. Verliebtheit ist ein emotionaler Zustand, der sehr stark verbunden ist mit der Sehnsucht, eine sexuell intime und/ oder romantisch gefühlsintensive Beziehung einzugehen. Und genau das findet in einem Kind kein geeignetes Gegenüber, es besteht die Gefahr, wenn jemand das nicht erkennt, dass das Kind in seiner Entwicklung Schaden nimmt.

Die pädophile Liebe zu einem Kind läuft also ins Leere, was das Gegenüber angeht. Diese Erkenntnis ist schmerzhaft. Manche zerbrechen daran. Ich sehe es als große Herausforderung, sich das eigene Leben dennoch sinnstiftend zu füllen und einen Umgang mit dem Gefühl von Verliebtheit zu entwickeln, so dass man das eigene, schöne Gefühl genießen kann, ohne in die Falle zu gehen, sie in ein Kind hineinzuprojezieren. Erst diese Projektion ist problematisch, nicht das Gefühl an sich. Ein Gefühl kann ja nicht falsch sein.

Wenn man diese Projektion aber nicht erkennt, baut man sich eine Scheinwelt. Dann lebt man in einer "Beziehung" zum Kind, etwas, was nur in der eigenen Einbildung existiert. Daher Anführungszeichen. Dann wird jemand möglicherweise nicht mehr erkennen, dass er dem geliebten Kind eigentlich schadet. Er wird geneigt sein, Reaktionen des Kindes in seiner Art zu interpretieren und wird beginnen, das Kind da immer mehr hinein zu verstricken ohne dass das Kind "entschlüsseln" kann was da passiert. Als Erwachsene ist das ja oft noch eine Herausforderung ,wenn man bemerkt, dass ein Gegenüber "mehr" oder etwas anderes möchte als man selbst. Und nicht selten hilft nur ein Abbruch sozialen Beziehung oder Freundschaft, weil der andere ein so starkes Gefühl wie Verliebtheit nicht gut einhegen kann - und man nicht dauernd jemanden enttäuschen möchte.

In Theos Fall ging es aber noch um mehr: er schildert einen ehemaligen Missbrauchstäter. So habe ich es zumindest verstanden. Der immer noch eine sexuell motivierte Annäherung an ein Kind zu bagatellisieren versucht, das, völlig unstrittig, mit 2 Jahren dieser Handlung nicht willentlich zustimmen kann. Es gibt hier keinen "informed consent". Es verhält sich ein bisschen so, wie wenn jemand etwas stiehlt und das damit rechtfertigt, dass der Bestohlene es gar nicht bemerken wird.

Anton, Du schreibst "Normalerweise möchte ein Mensch, der einen anderen Menschen liebt, diesem anderen Menschen nichts schlechtes (...)."

Ich habe das "verliebt" in Anführungszeichen gesetzt, weil ich eigentlich ähnlich denke. Denn wenn der Mensch das Kind wirklich lieben würde, so wie man Kinder lieben sollte, dann würde er seine Flossen bei sich lassen und einen Weg finden mit seinem emotionalen und sexuellen Dilemma alleine klarzukommen. Die Anführungszeichen deuten an, dass es sich hier nicht um Liebe handelt, sondern um eine kognitive Verzerrung, die den Mann Kinder anders wahrnehmen lässt als sie sind - und das öffnet dann die Tür für Missbrauch.

Oft fragen sich Menschen "wie konnte der nur so etwas tun". Ich denke, dass es im Falle pädophiler Täter fast immer an genau diesen kognitiven Verzerrungen liegt. Eine Projektion der eigenen Gefühle und Sehnsüchte in ein Kind.
Das habe ich sowohl in einem Gespräch mit einem Leiter einer forensich-psychiatrischen Abteilung wie auch in einigen Gesprächen mit ehemaligen pädophilen Missbrauchstätern, die diese Verzerrungen reflektieren und ablegen konnten, so gehört.

Theo, wenn der Mann mit dem Du nun Kontakt hast, auch nach der Haftverbüßung immer noch darin gefangen ist, ist das ganz schön bedenklich. Deine Rolle sollte in meinen Augen sein, offene Gespräch zu führen und immer wieder zu hinterfragen und Deine Meinung dagegenzustellen. Es ist sicher nicht einfach, sich aus der eigenen Traumwelt hinauszubegeben und der Wirklichkeit schonungslos ins Auge zu sehen. Das kann eine tiefe Krise auslösen und man braucht lange um sich wieder neu zusammenzupuzzeln. Deswegen vermeiden manche es auch so hartnäckig. Im Notfall hilft nur das Strafrecht und man kann hoffen, dass es nun als Bedrohung ausreicht, um weitere Taten zu verhindern.
Kira

Beitrag von Kira »

Eigentlich wollte ich mit meinem Beitrag nur verhindern dass jemand der eine zweite Chance verdient gleich verteufelt und ihm kaltherzigkeit unterstellt wird.

Es ist doch eigentlich egal an was er glaubt, solange er überzeugt ist keinen Übergriff zu begehen. Wir wissen alle das das Risiko hoch ist dem Kind damit zu schaden.

Theo, gib ihm eine zweite Chance und hilf Ihm ein gutes Leben zu führen damit er die richtigen Entscheidungen trifft.

Ich werde mich an der Diskussion nicht weiter beteiligen da sie sowieso zu nichts führt.
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Mascha
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Beitrag von Mascha »

Theo, wenn Du dazu noch weitere Beratung/ Begleitung brauchst registriere Dich gerne im Forum, ich denke es ist angemessener im internen Bereich zu schreiben, wenn es tiefer geht. Es ist auch Einzelberatung möglich, per Telefon oder Videokonferenz, wir können dann sehen, wer es übernimmt.
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Mascha
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Beitrag von Mascha »

Kira hat geschrieben: Mo 14. Nov 2022, 14:37 Eigentlich wollte ich mit meinem Beitrag nur verhindern dass jemand der eine zweite Chance verdient gleich verteufelt und ihm kaltherzigkeit unterstellt wird.
Kira darum geht es doch gar nicht, den Mann zu verstoßen. Seine Frage offenbart für mich eine gewisse Tragik, er kann sich seinem Lebensthema immer noch nicht ehrlich stellen.
Theo hat hier eine Frage gestellt und ich denke er kann dem Mann besser helfen, wenn er sich nicht von ihm verunsichern und auf´s Glatteis führen lässt, sondern gefestigt ist und ihn wirkungsvoll hinterfragen kann. Das Beispiel mit dem Kleinkind ist ein Klassiker. Das habe ich schon einige Male gehört von ehemaligen Tätern, die Steigerung ist dann der Säugling, der "liebevoll" und "zärtlich" genital gestreichelt wird.
Theo

Beitrag von Theo »

Hallo Kira; ich gebe dem Mann sehr gerne eine Chance, denn ich bin auch der Ansicht:
Gerade wer einsam ist u. aus der Gesellschaft ausgestoßen wird erst Recht zum Straftäter
Aus solch einem Dilemma kann auch Selbsthass entstehen u. dadurch wächst weder Achtung und Empathie für sich selbst geschweige für Kinder.

Freundschaften sind Priorität, zuhören und ihn zum Nachdenken bringen ;für mich bedeutet das nicht Verurteilen des Menschen
Sondern ihn zum Nachdenken bringen und schauen wie er in Zukunft so leben kann um weder anderen noch sich zu schaden
Ich wünsche viel viel Kraft ihm und Euch allen hier.
Ein menschenwürdiges Leben mit Freunden ist ein Neuanfang :heart:
LG,Theo
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Markus
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Registriert: So 12. Dez 2021, 12:07
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Beitrag von Markus »

Hallo Theo,
Theo hat geschrieben: Mo 14. Nov 2022, 21:07 Freundschaften sind Priorität, zuhören und ihn zum Nachdenken bringen ;für mich bedeutet das nicht Verurteilen des Menschen
Sondern ihn zum Nachdenken bringen und schauen wie er in Zukunft so leben kann um weder anderen noch sich zu schaden
Ich wünsche viel viel Kraft ihm und Euch allen hier.
Ein menschenwürdiges Leben mit Freunden ist ein Neuanfang
LG,Theo
Du hast hier wertvolle Anregungen und Gedankengänge erhalten. Wir wünschen dir auch viel Kraft. Ich denke mal, dass ist ein guter Schlusssatz zu dem Thema.

In diesem Sinne

Alles Gute

Markus
Kochen, Musik, Bücher, Fotografieren :heart:
CSA/COCSA Überlebender
Mail: markus@suh-ev.de
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