Administrator von Boystown gefasst

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Mascha
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Administrator von Boystown gefasst

Beitrag von Mascha »

Ein Administator von "Boystown", eine ehemalige Plattform für den Tausch von Missbrauchsdokumentationen, hatte sich abgesetzt nach Paraguay und ist nun gefasst worden (sh. Link).
Da gab es doch auch schon jemanden, der hier meinte Werbung für das Auswandern in ein spanischsprachiges Land machen zu müssen mit "viel lockereren Regeln"... den Namen erinnere ich gerade nicht.
Offensichtlich wird Paraguay, das in der Vergangenheit deutschen Nazis eine neue Heimat geboten hat, nun vermehrt von Pädokriminellen angesteuert - dieser Fall hier ist nicht der erste solche.

https://correctiv.org/aktuelles/2022/09 ... obal-de-DE
Zuletzt geändert von Mascha am Mo 19. Sep 2022, 18:17, insgesamt 1-mal geändert.
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Markus
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Beitrag von Markus »

Hallo Mascha,

Ich habe mir den Artikel durchgelesen und bin wirklich über die Dimension schockiert. Aber diese Geschichte ist auch der Beweis dafür, dass auch im Exil lebende deutsche, sich nicht für immer verstecken können und sie irgendwann gefasst werden, auch wenn sie scheinbar unauffällig im tiefen Dschungel leben.

Grüße

Markus
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Mitleser
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Beitrag von Mitleser »

Welche "Dimensionen" meinst Du, Markus? Die in einem Nebensatz erwähnten Daten zum Umfang von "Boystown" oder die Umstände, wie der Ex-Admin der Plattform offenbar jahrelang in armseligsten Verhältnissen irgendwo im Dschungel lebte und mittels einer mobilen Internetverbindung eine internationale Darknet-Seite betrieben hat? Die Ermittlungsgeschichte liest sich sehr spannend - und offenbar ist dem Verhafteten ein Facebook-Eintrag zum Verhängnis geworden, wo er ein Foto der Hütte mitten im Dschungel gepostet hat, ansonsten hätte man ihn niemals gefunden. Letztendlich ist es immer irgendeine "Dummheit" oder ein Missgeschick, welche die Behörden dann irgendwann auf die richtige Spur führen, und man ist nirgendwo absolut sicher.
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Markus
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Beitrag von Markus »

Hallo Mitleser,

Ich meine die Dimensionen um dieses Forum allgemein. Ich finde es total heftig, welches Ausmaß es hatte. Aber ich finde es auch krass, dass unter diesen Umständen ein solches Forum betrieben wurde, von jemandem der dort unscheinbar und abgeschieden lebte und dann auch gefasst worden ist. Echt eine tolle, internationale Ermittlungsleistung.
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Mascha
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Beitrag von Mascha »

Mitleser hat geschrieben: Mo 19. Sep 2022, 21:30 (...) und man ist nirgendwo absolut sicher.
Welches "man" meinst Du denn? :shock:
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Caspar Ibichei
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Beitrag von Caspar Ibichei »

Mascha hat geschrieben: Mo 19. Sep 2022, 22:00 Welches "man" meinst Du denn? :shock:
Ich meine, dies kann man Mitlesers Worten entnehmen.
Wer Scheiße baut, muss irgendwann dafür auch bezahlen.

Abgesehen davon ist absolute Sicherheit sowieso eine Illusion.
Georg, >60 ● Präferenz: wbl 8-12, mnl 6-10 caspar-ibichei@gmx.de
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Mitleser
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Beitrag von Mitleser »

Ja, so war das gemeint, mit Blick auf den erwähnten User, der Südamerika als gutes Ziel zum "Auswandern" ansah. Wie hast Du es denn verstanden, Mascha?
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Mascha
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Beitrag von Mascha »

Feine Konnotationen von Sprache. "Man" bedeutet eher "die Allgemeinheit". Bei "man" schließt man sich selbst ein - oder zumindest nicht aus. Wenn ein Rechtspopulist mault, dass "man ja heute gar nichts mehr sagen darf", dann meint er eben nicht "irgendjemand", sondern beklagt seine eigene Perspektive und die der Gruppe, der er sich zugehörig fühlt zugleich.

Ich hätte in dem Satz "solche Menschen" (... sind niemals sicher) als Begriff gewählt - um eine Distanzierung zu schaffen zwischen mir und diesem Kriminellen.

Darüber gestolpert bin ich weil mir das beim Schmökern in anderen deutschsprachigen Foren schon oft negativ aufgefallen ist, dass eine solidarische Haltung, gegenüber pädophilen Missbrauchstätern gepflegt wird. Eine Art unverbrüchliche gemeinsame Identität scheint da zu existieren, die dann pauschal gegen die Ermittlungsbehörden gerichtet wird, statt sich von dem Straftäter zu distanzieren und dessen Auffliegen und Verurteilung gutzuheißen.

Und somit habe ich mich durch seine gewählte Formulierung gefragt, wie Mitleser die Festnahme des Mannes eigentlich bewertet.
Zuletzt geändert von Mascha am Di 20. Sep 2022, 08:12, insgesamt 1-mal geändert.
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Mitleser
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Beitrag von Mitleser »

Ah ja, ich vergaß, als GLF-Mitglied stehe ich ja automatisch in dem Verdacht, solidarisch gegenüber Missbrauchstätern zu sein. ;) Nein, Mascha, ich solidarisiere mich ganz sicher nicht mit solchen Menschen, und "man" war einfach eine allgemeingültige Floskel für (jeder)man(n), der sich in ausländischen Gefilden weitab von seinem Heimatland sicher wähnt, wenn er etwas ausgefressen hat oder selbiges immer noch tut. Gerade bei solchen Dingen arbeiten die Behörden überraschend gut zusammen, und der Bericht erwähnt ja auch extra das aus Frauen rekrutierte Ermittlungsteam in Paraguay, welche sich nicht so leicht bestechen lassen, wie das in solchen Fällen oft üblich ist.

Beim Lesen des Artikels drängte sich mir die Frage auf, warum das eigentliche Verbrechen (Betreiben einer KiPo-Tauschplattform mit 400.000 registrierten Usern, wenngleich ein Großteil dieser Accounts vermutlich "Karteileichen", Doppelanmeldungen usw. sind, aber die Menge ist ja trotzdem alles andere als unerheblich) nur in einem Nebensatz erwähnt wurde, während auf die Beschreibung der (erb)ärmlichen Lebensumstände des Verhafteten gleich mehrere Absätze aufgeschrieben wurden. Soll diese Schilderung vielleicht Mitleid beim Leser erwecken? Weiterhin wurde ja auch betont, dass die Kinder der Familien, mit denen K. in Paraguay in Kontakt kam, alle negativ ausgesagt hatten, als man sie nach möglichen Missbrauchshandlungen fragte.

Da der Mann offenbar mehrfach gegen Gesetze verstoßen hat, muss er selbstverständlich dafür geradestehen, und ich habe definitiv kein Mitleid mit ihm. Allerdings hege ich auch keinen Hass oder ähnliche Gefühle gegen ihn, vielmehr stelle ich die Frage, was ihn dazu trieb, selbst aus dem Elend heraus offenbar den ganzen Tag nichts anderes zu tun, als sich um dieses Darknet-Forum zu kümmern. Dachte er sich, dass er ohnehin nichts mehr zu verlieren hatte, und dass er dort, mitten im Dschungel, in Müll und Dreck hausend, weiterhin für eine (eingebildete) "gute Sache" kämpft? Leider wird die Motivation solcher Menschen selten hinterfragt, man sieht nur das Verbrechen, und das Leid der Kinder. Der Artikel beleuchtet zwar die Lebensumstände dieses Mannes, bleibt jedoch auch eine Erklärung schuldig...
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Mascha
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Beitrag von Mascha »

Mitleser hat geschrieben: Di 20. Sep 2022, 15:36 (...) ich solidarisiere mich ganz sicher nicht mit solchen Menschen, und "man" war einfach eine allgemeingültige Floskel für (jeder)man(n),
Na dann bin ich ja beruhigt. Trotzdem gut, dass Du es jetzt so eplizit schreibst, dass Du Dich distanzierst ;)
Mitleser hat geschrieben: Di 20. Sep 2022, 15:36 (...) der Bericht erwähnt ja auch extra das aus Frauen rekrutierte Ermittlungsteam in Paraguay, welche sich nicht so leicht bestechen lassen, wie das in solchen Fällen oft üblich ist
Das fand ich auch bemerkenswert... und erschreckend. Es wurde ja auch noch extra darauf hingewiesen, dass viele Frauen selbst sexualisierte Gewalt erlebt haben und deshalb konsequenter in der Verfolgung solcher Verbrechen sind als Männer.
Mitleser hat geschrieben: Di 20. Sep 2022, 15:36 Beim Lesen des Artikels drängte sich mir die Frage auf, warum das eigentliche Verbrechen (...) nur in einem Nebensatz erwähnt wurde, während auf die Beschreibung der (erb)ärmlichen Lebensumstände des Verhafteten gleich mehrere Absätze aufgeschrieben wurden. Soll diese Schilderung vielleicht Mitleid beim Leser erwecken?
Ich glaube nicht, dass Mitleid mit dem Täter erzeugt werden sollte. Zumal ich auch bezweifle, dass es das tut. Bei vielen Menschen erzeugt es wohl eher Abscheu und Ekel vor diesem Menschen und seinen Lebensumständen. Wozu die Photos von den völlig versifften Räumlichkeiten, Matratze etc. noch beitragen.
Mitleser hat geschrieben: Di 20. Sep 2022, 15:36 Weiterhin wurde ja auch betont, dass die Kinder der Familien, mit denen K. in Paraguay in Kontakt kam, alle negativ ausgesagt hatten, als man sie nach möglichen Missbrauchshandlungen fragte.
Das beruhigt sicher so manche Person - und gehört finde ich der Vollständigkeit halber in den Artikel rein. Ich denke nicht, dass die Journalisten, die den Artikel recherchiert und geschrieben haben, eine besondere Mission verfolgen, sondern sie scheinen mir im Wesentlichen das Zusammengetragen zu haben, was in Erfahrung zu bringen und was an Photos zu bekommen war. Interviews mit der Staatsanwältin und Nachbarn im Wesentlichen.
Mitleser hat geschrieben: Di 20. Sep 2022, 15:36 (...) vielmehr stelle ich die Frage, was ihn dazu trieb, selbst aus dem Elend heraus offenbar den ganzen Tag nichts anderes zu tun, als sich um dieses Darknet-Forum zu kümmern.
Ja, das frage ich mich auch. Man muss sich denke ich vor Augen halten, dass der Mann bereits in Deutschland gesucht wurde wegen Kindesmissbrauch und Kinderpornographie... und in Paraguay untergetaucht war. Das beschneidet natürlich die Möglichkeiten, die man hat, beträchtlich. Ich vermute, dass dieses Forum sein Kanal zur Welt bzw. seinem alten Leben war. Chatten mit Freunden, Bilder tauschen etc. Der einzige gebliebene Lebensinhalt, so wirkt es auf mich. Ich denke es hat dem Mann eine Identität und eine Rolle in einer sozialen Gruppe Gleichgesinnter gegeben, so dass er nicht nur der "Niemand" war, der er in Paraguay in weiten Teilen sicher war, denn dort musste er ja vorsichtig sein, um nicht aufzufallen.
Mitleser hat geschrieben: Di 20. Sep 2022, 15:36 Der Artikel beleuchtet zwar die Lebensumstände dieses Mannes, bleibt jedoch auch eine Erklärung schuldig...
Ich denke nicht, dass der Artikel etwas "schuldig bleibt". Wie sollten die beiden Journalisten auch etwas über die Motive des Mannes herausfinden können, befindet dieser sich doch in Haft. Erst morgen beginnt die Verhandlung, die außerdem nicht öffentlich sein dürfte, da es um Minderjährige geht. Mal sehen, ob man im Nachhinein etwas über die Motive erfährt - interessieren würde mich das auch.
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