Aufbauschen und dann verschweigen-Warum? Triggerwarnung

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Ricky

Aufbauschen und dann verschweigen-Warum? Triggerwarnung

Beitrag von Ricky »

Dieses Thema kann insbesondere Betroffene die selbst Missbrauch erlebt haben Triggern. Wir raten zur Vorsicht:



Hallo; kürzlich las ich in der Zeitung über einen aktuellen Fall aus Wermelskirchen/Tente.
Zwei Männer werden beschuldigt das sie jahrelang Kinder ,Kleinkinder und sogar Babys sexuell missbraucht und die Taten gefilmt hatten.
Sie kamen durch Babysitter Anzeigen auf Ebay zu den Kleinen.

Das Schockierende : Die Medien erwähnen dass sie unvorstellbare Brutalität sahen in diesen Filmen, selbst erfahrene Ermittler waren sogar entsetzt.
Ein Polizeipräsident sagt sogar dass ihm eine solche Brutalität und Gleichgültigkeit gegenüber den Schreien und den Schmerzen
der kleinen Kinder noch nicht begegnet sei.

Im gleichen Artikel jedoch wird berichtet das die Kleinen teils betäubt worden sind.
Ein Oberstaatsanwalt sagte" Bitte ersparen Sie mir Schilderungen dessen was ich gesehen habe"

Seltsam und unbegreiflich ist das die Eltern der Kleinen in keinem Fall Verdacht geschöpft hatten
WIE kann das sein wenn die Kinder solcher Brutalität ausgesetzt waren; da sind doch Verletzungen!

Denke solche Verbrechen schockieren jeden emotionsvollen Menschen; egal ob pädo oder nichtpädo.

Warum wird alles zuerst aufgebauscht (Unvorstellbare Brutalität, übersteigert alles bisher gesehene)
Und dann wird verschwiegen WAS GENAU die Beamten in den Filmen sahen.

WARUM darf das der Leser, die Leserin nicht erfahren?
Bin ratlos, wie ist Eure persönliche Meinung hierzu?
Danke fürs Austauschen zu dem leider heiklen traurigen Thema

LG, Ricky
DoppelM
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Beitrag von DoppelM »

Hallo Ricky,

ich selbst möchte solche Beschreibungen was genau passiert ist ungerne lesen. Außerdem ist doch auch die Frage was das genau für einen Unterschied macht, die Taten bleiben die selben.

Des Weiteren muss man davon ausgehen das auch die Betroffenen Eltern und Familienangehörigen solche Medienberichte verfolgen, ihnen sollte man solch eine Schilderung auch ersparen. Wenn die Kinder schon älter sind und ebenfalls die Medien verfolgen kann es sogar den Prozess der Verarbeitung bei den Kindern massiv beeinflussen.
Niemand sollte daran erinnert werden müssen was man traumatisches über sich ergehen lassen musste.

Wichtig ist das die Täter zur Rechenschaft gezogen werden und das Martyrium der Kinder ein Ende findet.

Zu guter letzt würden Beschreibungen dessen was die Kinder erlebt haben wohl auch in den Bereich kinderpornografischer Schriften passen und diese sind in Deutschland verboten.
In diesem Fall finde ich das sogar gut.

Liebe Grüße

DoppelM
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Markus
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Beitrag von Markus »

Hallo Ricky,

Ich wurde als Kind schwerstens sexuell missbraucht. Zu wissen das Details in einem schmierigen Revolverblatt zu lesen wären würde ich furchtbar finden.

Ich möchte das gar nicht wissen. Opferschutz darf man auch nicht außer acht lassen. Schilderungen zu solchen Taten können im falschen Kontext wieder strafbar sein.


Grüße

Markus
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Ricky

Beitrag von Ricky »

Danke Euch allen für Eure Rückmeldungen.
Traurig Markus was Du als Kind erlitten hast ;kein Kind sollte so eine Hölle durchleiden :(

Ja ich verstehe schon auf einer Seite das es aufgrund des Opferschutzes und der Angehörigen nicht detailiert beschrieben werden darf welche
Verbrechen diese Kinder ausgesetzt waren.
Auf der anderen Seite könnte es ja so beschrieben werden dass es polizeilich sachlich rüberkommt und nicht als pornografisch gewertet wird.

Ich bin halt konfus darüber wie es sein kann das Kinder, Kleinkinder und sogar Babys schlimmster Brutalität ausgesetzt waren und keine einzige Mama Verletzungen sieht
Selbst bei Erwachsenen kann man ja äußerlich sehen wenn diese brutalsten Quälereien und Folter und Vergewaltigungen ausgeliefert worden sind,
wie kann man da bei so Kleinen nichts erkennen ;noch dazu als Mama??

Laut Medien berichteten ja die Beamten das diese Verbrechen an sexueller Gewalt alles überstiegen habe das sie je zuvor sahen..

LG, Ricky
DoppelM
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Beitrag von DoppelM »

Man kann nur spekulieren, es kann viele Gründe geben warum es nicht aufgefallen ist, wissen können es nur jene welche direkt an der Quelle sind.

Sicher werden sich die Eltern mittlerweile massiv Vorwürfe machen und sich fragen wie das alles passieren konnte, auch das sind Dinge welche nur Betroffene selbst für sich und mit sich ausmachen können.

Es ist immer einfach aus der Distanz zu urteilen.

Liebe Grüße

DoppelM
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Mano
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Beitrag von Mano »

Ricky hat geschrieben: So 12. Jun 2022, 13:19 Auf der anderen Seite könnte es ja so beschrieben werden dass es polizeilich sachlich rüberkommt und nicht als pornografisch gewertet wird.
Wozu brauchst du diese Angaben, warum musst du das so detailliert nachlesen können.
Es sollte eigentlich genügen nur schon zu erfahren dass Kinder leiden müssen, aber wenn jemand so scharf auf die Detail ist, dann steht für ihn, meine Meinung nach, das Leiden der Kinder nicht mehr im Vordergrund, sondern etwas ganz anderes.
Übrigens dein Interesse an dem erinnert mich an einen anderen User 🤔
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Max
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Beitrag von Max »

Ich finde die Frage nach den Details gar nicht so verkehrt. Ich bin selber jemand, der sich mit Brutalität nur in eng begrenzten Dosen beschäftigen kann. Und aus guten Gründen wird über die Details gewisser Gewalttaten ein gewisses Tuch der Würde gelegt, den Opfern dieser Gewalt zuliebe sowie auch Leuten, die sowas schwer triggern könnte.

Trotzdem denke ich muss sowas manchmal auch ganz klar angesprochen werden. Es muss in begrenzter Form auch zugänglich sein und erfahrbar, wo das Gutes bewirken kann. Etwa jemanden in die Realität zurückholen. Ich denke da an das Bild des ertrunkenen Kindes im Zuge der Flüchtlingswelle über das Mittelmeer; an das krasse Interview vom Spiegel mit Stephanie Rudolph von 2006; oder an die Berichte über den „Beifang“ derjenigen in meiner Therapiegruppe, die im großen Stil Missbrauchsdokumente konsumiert hatten. Alles davon rührt an ethischen Werten. Aber es veranschaulicht auch dem, der es selber nicht erlebt hat, wie krass die Realität ist für die, die es erleben mussten.

Am Beispiel Missbrauchsdokus etwa hab ich damals erfahren, dass vor einer Kamera sexuell missbraucht zu werden noch nicht einmal das schlimmste sein muss, was diese Kinder mit ihren Peinigern erleben. Sondern ich habe etwas über das Drumherum der Produktion solcher Bilderserien und Videos erfahren, was mich sogar noch viel mehr aus den Socken gehauen hat. Lieber hätte ich davon nie so genau gehört. Aber dadurch weiß ich nun, inwiefern die Darstellung von Missbrauchsdokumentationen als „nur Bilder“ eine ganz absurde Schutzbehauptung ist, die manche sich anscheinend einreden um den eigentlichen Schrecken des Ganzen auszublenden. Ohne diese Infos wäre ich anfälliger für diese Verschleierungen und würde mich vielleicht selbst auch manchmal fragen, ob diese Bilder an sich denn sooo schlimm seien.
Man vergleiche das mit jungen Menschen, die für eine „gute Sache“ in den Krieg ziehen und erst dann feststellen, was es mit ihnen macht, Explosionen und Tod ausgesetzt zu sein oder selbst auf andere Menschen zu schießen.

Ich denke also: es ist gut nicht nur theoretisch über dies alles zu reden und zu philosophieren sondern – wenn man das abkann! – sollte man sich auch aus erster Hand etwas dazu anhören, wie die Wirklichkeit und Abgründe tatsächlich aussehen.
♦ Ich: mnl ≈40 ♦ Präferenz: wbl 6-12, 20+ ♦ keywords: ADHS, Zeichnen, Bibel, Naturwissenschaften ♦
♦ Mein Buch: „Für ein Kinderlachen“ (2015 veröffentlicht) ♦

»Eine wirklich gute Idee erkennt man daran, dass ihre Verwirklichung von vornherein ausgeschlossen erschien.« (Albert Einstein)
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Dune
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Beitrag von Dune »

Ich finde, dass explizite Details über Grausamkeiten, seien sie in Bild- oder in Textform, nicht für die allgemeine Öffentlichkeit bestimmt sind. Solche Details beschämen meiner Meinung nach die Opfer zusätzlich und verletzen ein weiteres Mal ihre Menschenwürde.

Ich bin der Ansicht, dass in solchen Fällen Andeutungen reichen, um klarzustellen, dass sich Schreckliches ereignet hat. Mir ist klar, dass wir alle gerne mal "durchs Schlüsselloch gucken", Voyeurismus ist menschlich. Wenn es aber um reale Gewalt geht, bei der Menschen ihrer Menschlichkeit beraubt werden, so finde ich, hat der Opferschutz ganz klar Vorrang vor der interessierten Schaulust.

Insofern erübrigt sich in meinen Augen auch eine öffentliche Diskussion darüber, inwiefern in den Medien über die Verletzungen der Kinder und das Verhalten der Eltern berichtet- und spekuliert wird.

Weder die Kinder noch die Eltern tragen eine Schuld an den Geschehnissen. Die Täter, welche ihre sexuellen Bedürfnisse systematisch und jahrelang in grotesker Art und Weise über die Würde der Kinder gestellt haben, müssen für ihre Handlungen juristisch zur Rechenschaft gezogen werden.
"Schmerz gehört zum Leben, er lässt sich nicht immer vermeiden. [...] Leid entsteht, wenn Menschen daran festhalten, was sie wollen, und sich weigern, das anzunehmen, was sie haben."
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DoppelM
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Beitrag von DoppelM »

Meiner Meinung nach reicht die Fantasie hierbei vollkommen aus. Jeder Mensch hat ein breites Portfolio aus dem er seine Fantasien bis zur eigenen brutalsten Grausamkeit ausreizen kann.

Je höher die umrissene Brutalität in den Medienberichten ist, um so ein höheres Maß an Brutalität kann man der eigenen Fantasie zugedeihen.

Niemand muss und sollte wissen was wirklich passiert ist.
Sei es um Opfer und Anhehörige vor einer massiven erneuten Erniedrigung durch die Medien und deren Konsumenten zu bewahren, oder auch um mögliche Nachahmungen, Anreize usw. zu verhindern.

Wenn ich mir vorstellen würde das meine traumatischen Erlebnisse für jedermann zugänglich sind, sogar um teilweise von den Betrachtern als Erregend empfunden zu werden, es wäre mir selbst massiv unangenehm und würde auch regelmäßig zu triggern führen die man verhindern sollte.

Von daher sollte die Berichterstattung so ablaufen das sie so oberflächlich sind das niemand mit den dargestellten Informationen etwas anfangen kann.

Liebe Grüße

DoppelM
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Markus
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Beitrag von Markus »

Max hat geschrieben: So 12. Jun 2022, 16:24 Trotzdem denke ich muss sowas manchmal auch ganz klar angesprochen werden. Es muss in begrenzter Form auch zugänglich sein und erfahrbar, wo das Gutes bewirken kann.
Da hast du es auf dem Punkt gebracht. Aufklärung beinhaltet natürlich auch den Dialog aber der Grund ist halt ein anderer. Eben weil es die Augen öffnet und auch schockt. Diese Wirkung ist wertvoll aber nur in den richtigen Händen. Der Zweck ist entscheidend.
Ricky hat geschrieben: So 12. Jun 2022, 13:19 Traurig Markus was Du als Kind erlitten hast ;kein Kind sollte so eine Hölle durchleiden
Komme damit gut klar. Das Leben geht weiter und Wunden verheilen auch zum Teil. Bis heute wissen es nur eine handvoll Menschen was mir passiert ist. Würde es etwas ändern wenn es andere wüssten ?... wenn es in einer Zeitung steht?.. nein.. der Schmerz wäre der gleiche. Aber meine Geschichte würde vielleicht selbst missbraucht werden.
Dune hat geschrieben: So 12. Jun 2022, 19:00 Ich finde, dass explizite Details über Grausamkeiten, seien sie in Bild- oder in Textform, nicht für die allgemeine Öffentlichkeit bestimmt sind. Solche Details beschämen meiner Meinung nach die Opfer zusätzlich und verletzen ein weiteres Mal ihre Menschenwürde.
Sehe ich auch so Dune.
DoppelM hat geschrieben: So 12. Jun 2022, 23:18 Wenn ich mir vorstellen würde das meine traumatischen Erlebnisse für jedermann zugänglich sind, sogar um teilweise von den Betrachtern als Erregend empfunden zu werden, es wäre mir selbst massiv unangenehm
Das würde ich auch als sehr unangenehm empfinden.


Eventuell sehe ich es auch zu eng weil ich selbst Opfer war. Ich schreibe bewusst "war". Ich bin keines mehr. Aber in den Phantasien fremder Menschen, soll auch mein inneres früheres Kind... nicht herhalten.

Grüße

Markus
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