Warum ich es niemals könnte...

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DoppelM
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Beitrag von DoppelM »

Achtung Triggerwarnung !!!
Enthält Erzählungen über Folgen sexueller Gewalt


Hallo Zusammen,

ich hatte zuerst gedacht ein neues Thema zu eröffnen aber das was ich nun schreiben will ergänzt meine Gedanken die ich Eingangs getätigt habe.

Oftmals wird die sexuelle Gewalt zwar erwähnt, doch ich finde das zu wenig darüber gesprochen wird was diese Gewalt mit bzw. aus einem Menschen machen kann.
Ich kann hier nicht erzählen wie meine Mutter direkt die Übergriffe durch ihren Stiefvater erlebt hat, auch nicht welche direkten Folgen es für Sie und ihre Gesundheit hatte, denn damals existierte ich noch nicht.

Aus Erzählungen weiß ich das meine Mutter sich irgendwann ihrer Mutter anvertrauen wollte, diese ihr aber mit „Du willst nur unsere Beziehung zerstören“ antwortete. Wenn meine Mutter bis dahin nicht schon „kaputt“ war… dann war sie es spätestens ab diesem Zeitpunkt…

Meine Mutter fügte sich ihrem Schicksal und war ab dann nur noch ein Stück Fleisch in Menschengestalt. Alkohol half ihr zu vergessen, Liebschaften bestätigten sie in ihrem Denken…

Sie lernte nach dem Vater von meinem Bruder, meinen eigenen Vater kennen. Jähzornig, Alkoholkrank, der typische Bad-Boy. Der Typ Mann der meiner Mutter nochmal aus seiner eigenen Hilflosigkeit heraus zeigte das meine Mutter nicht mehr war als ein Werkzeug.

Meine Mutter erzählte meinem Vater von den Übergriffen und dieser sah es wohl als seine Pflicht an seine Frau zu verteidigen. Und so verprügelte er am selben Abend noch den Stiefvater meiner Mutter. Ja, er war wohl irgendwie im tiefsten inneren ein Familienmensch…

Mein Vater starb später bei einem Autounfall und meine Mutter verliebte sich neu. Wieder ein Mann der sie in ihren eigenen Ansichten, sie sei Wertlos bestätigte.

Auch diese Beziehung zerbrach und der Partner danach war alles andere als ein Unschuldslamm… oft war die Polizei bei uns da es zu Handgreiflichkeiten kam. Oft war Alkohol der Auslöser. Ich und meine Geschwister mittendrin…

Erst der Mann danach, mit dem sie 11 Jahre zusammen war und den sie sogar heiratete, gab ihr wieder das Gefühl eine Frau zu sein die es Wert war geliebt zu werden.

Die Ehe zerbrach und meine Mutter flüchtete wieder in den Alkohol.

Der Partner der dann kam war zwar sehr kurz in ihrem Leben, er sorgte aber dafür das meine Mutter die Stadt die sie so sehr triggerte, verließ.

Meine Mutter fasste stärke und suchte sich im Alter von etwa mitte 40 die Hilfe um sich ihrer eigenen Vergangenheit zu stellen. Ein halbes Leben oder mehr musste vergehen damit meine Mutter für sich selbst die Kraft finden konnte ihr zerstörtes inneres Selbst langsam aber sicher zu reparieren
.

Wie sich das ganze auf mich und meine Geschwister ausgewirkt hat, erfahrt ihr im nächsten Beitrag.

Liebe Grüße

DoppelM
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„Auf Veränderung zu hoffen, ohne selbst etwas dafür zu tun, ist wie am Bahnhof zu stehen und auf ein Schiff zu warten.“
DoppelM
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Beitrag von DoppelM »

Triggerwarnung!!!
Enthält Erzählungen über Folgen sexueller Gewalt


Hallo Zusammen,

wie meine Mutter mit dem Umgegangen ist was ihr widerfahren ist, konnte ich zumindest oberflächlich denke ich beschreiben. Würde meine Mutter den oberen Beitrag schreiben, so wäre ich mir sicher das er mehr details vor allem aus ihrer inneren Wahrnehmung enthalten würde.

In diesem Beitrag geht es nun mehr um mich und dadurch auch um meine Geschwister.
Das meine Kindheit nicht „normal“ verläuft wie bei anderen Kindern war mir selbst schon sehr früh bewusst.
Ich war das zweitgeborene von insgesamt 4 Kindern.
Mein Bruder war etwas mehr als ein Jahr älter als ich und dann folgten meine beiden Schwestern.

Ich hatte und habe teilweise ein auffälliges Handikap.
Durch dieses Handikap war ich schon sehr früh Mobbing, Ausgrenzung und Mitleid ausgesetzt. Es gab für mich keinen sicheren „Raum“ denn egal ob in der Schule, zuhause, oder bei Bekannten zu Besuch, mir wurde immer deutlich gemacht das ich anders bin.

Jedes andere Kind hätte sich eventuell an seine Eltern gewendet um Hilfe zu suchen, doch meinen Vater kannte ich nicht und meine Mutter… ja, manchmal kommt mir im Moment sehr oft die Frage hoch… ja, Mutter, wo warst du?

Sie war physisch anwesend, die Frau die meine Mutter ist hat uns auch wahr genommen, mit uns geredet und uns „Erzogen“ aber heute, wenn ich darüber reflektiere, war es nur eine leere Hülle welche versucht hat die Funktion als Mutter zu erfüllen.

Dinge wie Liebe, Zärtlichkeit, Geborgenheit, Selbstwertgefühl… all das sind Dinge die für mich nicht in der Form existiert haben wie man sie von Eltern erwarten sollte.

Meine Mutter hat uns schon früh in den Haushalt integriert.
Empathie, Verständnis dafür das man als Kind andere Sachen machen wollte als Wäsche zusammen zu legen, zu kochen oder einkaufen zu gehen gab es nicht. Haben wir uns gegen unsere Mutter aufgelehnt so gab es Schläge oder andere Strafen. „Unbedingter Gehorsam“ so kann man das nennen was meine Mutter als „Erziehung“ verstand.

Wir durften dann Kinder sein und draußen spielen gehen wenn meine Mutter keine Lust mehr auf uns hatte.
Teilweise mussten wir den ganzen Tag nach draußen und wehe einer hat die Ruhe meiner Mutter gestört…

Meine Mutter war überfordert mit uns. Sie versuchte hinter ihrer kaputten Fassade für uns eine Mutter dar zu stellen.
Sie versuchte uns Normen zu vermitteln die sie selbst aber nicht umsetzen konnte.

Wir waren dadurch das wir Kinder den Haushalt übernehmen mussten nicht verwahrlost, mussten auch nicht Hungern oder mit schmutzigen Klamotten in die Schule, aber im Grunde hatten wir niemanden der uns die Werte einer normalen Kindheit vermitteln konnten.

- Teil 1-
Liebe Grüße

DoppelM
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Markus
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Beitrag von Markus »

Hallo DoppelM,

Obwohl ich deine Geschichte kenne, tut es immer wieder weh sie zu Lesen. Die Folgen sexueller Gewalt, eines Traumas, sind furchtbar und tiefgreifend. Ich als selbst betroffenes Missbrauchsopfer, weiß nur zu gut wie stark man darunter leidet und dass Traumata auch transgenerational weitergegeben werden. Es wird zu wenig darüber gesprochen, die Versorgung mit Therapieangeboten, Aufklärung und auch die Prävention ist nicht ausreichend. Es muss viel mehr getan werden.

Ich bin immernoch sehr froh darüber, dass ich hier bei GSA einen Ort gefunden habe, wo ich diese Probleme durch den Missbrauch, die immernoch mein Leben nachhaltig belasten, niederschreiben kann.

Hier fand und finde ich Hilfe.

Ich hoffe das wirst du auch weiterhin hier finden können.

Ich wünsche dir alles gute und Kraft und Stärke.

Liebe Grüße

Markus
Kochen, Musik, Bücher, Fotografieren :heart:
CSA/COCSA Überlebender
Mail: markus@suh-ev.de
DoppelM
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Beitrag von DoppelM »

Triggerwarnung!!!
Enthält Erzählungen über die Folgen sexueller Gewalt.


Fortsetzung 2/X
Es kam sehr oft vor das meine Mutter uns Situationen ausgesetzt hat die für uns Kinder sehr unangenehm oder auch nicht zu erklären waren.
So wurde ich zum Beispiel in der 4. Klasse zu einer Klassenfahrt mitgeschickt die meine Mutter aber nicht bezahlt hatte.
Meine Klassenlehrerin hatte mich als wir dort waren gefragt ob ich das Geld mit habe, es war mir sehr unangenehm.

Ein anderes mal sagte meine Mutter mir ich soll zu einer bestimmten Adresse gehen, mein Bruder sollte mich begleiten da er dort schonmal war.
Es stellte sich heraus das es die Kennlernfahrt für die Konfirmationsgruppe war zu der ich angemeldet war.
Ich war total überfordert, bin aber froh das ich damals von der Lehrerin des Konfirmationsunterrichtes gut aufgenommen wurde.
Aber auch hier fehlte wieder das Geld welches eigentlich gebraucht wurde...

Immer wieder zeigte meine Mutter ein desinteresse an mir und meinen Geschwistern.
Heute weiß ich das sie nichts dafür konnte, doch damals war ich einfach nur Hilflos, unsicher und überfordert mit dem was sie uns zugemutet hatte.

Aufgrund meines Handicaps musste ich oft ins Krankenhaus.
Die ersten male war ich natürlich nervös, wusste nicht was mich erwartete und auch nicht was überhaupt ein Krankenhaus ist, aber an eine Sache erinnere ich mich heute noch... an die Aufmerksamkeit und die Sorge die meine Mutter in der Zeit mir immer entgegenbrachte.
Ich bekam Süßigkeiten, Geschenke, Besucher die nur für mich da waren. Auch die Schwestern und sogar meine Bettnachbarn haben sich oftmals rührend um den kleinen Jungen gekümmert der ansonsten so Einsam war.
Manche mögen lachen, doch auch heute noch freue ich mich immer wenn ich ins Krankenhaus muss.
Natürlich ist es nicht mehr wie früher, aber alleine diese Orte rufen immer wieder die schönsten aber teilweise auch peinlichsten Erinnerungen in mir wach... man ich war damals um meine Naivität kaum zu beneiden...

Irgendwann sah es meine Mutter wohl als für sich notwendig und für mich und meinen Bruder als angemessen an, uns von dem was ihr passiert war zu berichten. Ich wusste nicht warum, ich wusste nicht was der Sinn dahinter war, doch heute weiß ich das meiner Mutter scheinbar unterbewusst immer bewusst war was sie mir und meinen Geschwistern zugemutet hatte. Sie erzählte uns nicht jedes Detail, doch es reichte um in mir eine Wut einem Menschen gegenüber zu entfachen den ich ansonsten immer als "Opa" bezeichnet hatte.

Nachdem ich das wusste, war das ansonsten eh schon immer angespannte Verhältnis zwischen mir und meinem Opa nicht mehr das selbe.
Ich wurde oftmals "gezwungen" mit ihm Zeit zu verbringen, zum Beispiel beim Angeln. Ich weiß nicht ob bewusst oder unterbewusst, aber ich habe ihm gezeigt wie wenig mir an der Zeit mit ihm lag,
Irgendwann musste ich nicht mehr mit zum Angeln, was mir aber auch ganz recht war.

Eines Tages gab mir meine Mutter einen Brief in die Hand in welchem sich fühlbar ein Schlüssel befand.
Ich fragte meine Mutter für wen der Brief ist und sie erzählte mir das er einen Brief an meine Oma enthielt in dem meine Mutter meiner Oma sagte das sie nichts mehr von ihr wissen wollte. Ich wurde gebeten den Brief zum nächsten Briefkasten zu bringen.

Damals war ich sauer das man mir diese Bürde übertragen hat, ich liebte meine Oma zu dem Zeitpunkt noch... glaube ich... und so sah ich mich als Verräter an meiner Oma. Später mit den Jahren wurde mir immer bewusster das meine Oma auch einfach nur Mitleid mit mir hatte.
Sie hat sich Zeit für mich und meine Geschwister genommen um in ihrem Umfeld als Heldin wahr genommen zu werden. Sie hat lügen verbreitet um den ruf meiner Mutter zu schädigen und es war ihr egal ob wir Kinder es mitbekommen oder nicht.

Es war fast schon eine "Pflichtverantsaltung" zum Geburtstag meiner Oma zu gehen, ihr zu zeigen wie "Lieb" wir sie doch hatten und uns zu ihren Freunden zu zeigen... auch wenn meine Mutter selbst nicht mehr mit ihr redete, so war es ihr wichtig das wir den Kontakt zu unserer Oma behielten.
Mit den Jahren wurde mir bewusst in welchem Schauspiel ich gefangen war und so ging ich eines Tages nicht mehr zu ihrem Geburtstag,
Es war ungefähr auch die Zeit in der ich mich in meiner Familie als Homosexuell geoutet hatte und meine Oma es gegenüber anderen als "Eckelhaft" beschrieb...

Meine Mutter rief mich an und wollte wütend wissen warum ich nicht bei dem Geburtstag meiner Oma war.
Ich drehte die Frage um und fragte meine Mutter wann sie sich erinnerte das unsere Oma bei mir oder meinen Geschwistern zum Geburtstag erschienen ist... meine Mutter war still... sie überlegte und fragte... "also gehst du nicht mehr hin?"...
Es vergingen ein paar Jahre und meiner Oma ging es gesundheitlich immer schlechter.
Ich rief sie eines Tages an da ich mir doch sorgen um sie machte... es war überraschend, doch das erste was sie mir unter tränen sagte war "Es tut mir leid"... Meine Oma musste kurz danach ins Krankenhaus in dem ich sie besuchte.
Sje freute sich das ich da war, es war soweit ich mich erinnere das letzte mal das ich sie gesehen habe.
Ich erfuhr das sie Dement wurde und immer mehr zum Pflegefall, bis sie eines Tages nicht mehr da war.
Teil 3 folgt demnächst
Zuletzt geändert von DoppelM am Fr 5. Aug 2022, 19:31, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von DoppelM »

Triggerwarnung!!!
Enthält Erzählungen über die Folgen sexueller Gewalt.


Fortsetzung 3/X
ich war mehrfach auffällig in der Schule.
Das Begann schon in der Grundschule in welcher ich regelmäßig an Konzentrationsschwierigkeiten und Wutausbrüchen gelitten habe.
Das führte soweit das man mir eine eigene Sozialpädagogin zur Seite stellte welche regelmäßig Zeit mit mir alleine verbrachte und sozusagen wohl versuchte in einfachen Schritten mich besser kennen zu lernen, die genaue Funktion der Frau habe ich nie erfahren.

Auch war die Grundschule, zumindest die auf der ich bis zur 3. Klasse war der erste Ort wo ich gerne die nähe zu einem älteren Mann suchte.
Es war der Hausmeister der Schule der während der Pausen immer vor seinem Büro stand und den Kindern beim spielen zuschaute.
Ich stellte mich immer neben ihm und hin und wieder hielt er meine Hand, es war ein tolles Gefühl was ich bis heute gerne in der Erinnerung habe.
Ich denke das war die Zeit wo sich bei mir die Vaterkomplexe langsam entwickelten.

Ich erinnere mich noch an eine Mathearbeit die ich mal geschrieben hatte, ich hatte so keinen "Bock" darauf das ich dies auch kurz nach erhalt der Arbeit unter dieser schriftlich festhielt und diese dann ohne eine erledigte Aufgabe eingesammelt wurde.
Meine Klassenlehrerin bemerkte die Bemerkung erst bei der Auswertung der Arbeiten... schrie dann beim Austeilen ganz empört meinen damaligen Schulfreund an und bemerkte dann das sie den falschen zurecht gewiesen hatte... irgendwie wusste ich dann dank des Spoilers schon was mich zu erwarten hatte und daher war es halb so wild.

Als das Mobbing anfing, fing ich auch an die Schule zu schwänzen.
In der Grundschule habe ich die meisten Tage gefehlt, habe mich meistens im Umfeld von meinem Wohnhaus rum getrieben und lieber Sachen gemacht die mir selbst spaß gemacht haben... Wenn meine Mutter es herausfand bzw. mich erwischte hat sie mich selbst zur Schule gefahren, es änderte nichts, ich ging nach wie vor sehr selten hin. Einmal flog es auf weil die Grundschule zuhause anrief, meine Mutter fragte mich daraufhin ob meine Schule das Kakaogeld erhalten hatte, was mich ihr gegenüber natürlich als Lügner entlarvte.

Diese negative Aufmerksamkeit war die einzige die man von meiner Mutter gewiss bekommen konnte. Außenwirkung war für sie extrem wichtig.
Kleidung musste sauber sein, benehmen musste tadellos sein und auch sonst durfte niemand merken das etwas nicht stimmte.

Mein "Auffälliges" Verhalten zog sich auch bis zum Ende meiner regulären Schulzeit am ende der 10. Klasse hin, wobei man sagen kann, je älter ich wurde, um so weniger wurden meine Auffälligkeiten. Regelmäßig hatte ich Bekanntschaft mit den weiteren Sozialpädagogen der Schule, regelmäßig sorgte mein Verhalten dafür das sich Lehrer mit mir alleine unterhielten um zu horchen ob sie irgendetwas für mich tun konnten, doch was soll ein Kind sagen ? Für mich war nach außen hin die Welt in Ordnung... in mich selbst belügen war ich lange Zeit also echt Meisterhaft.

Ich fing schon in der "Grundschule" meine Laufbahn als "Einbrecher" an, schlich mich immer in Strebergärten und schaute was die Menschen dort in ihren Häuschen versteckten. Für ein Kind waren natürlich nur Geld oder Feuerzeuge das einzig wahre. Auch Ladendiebstähle gehörten zu meinem kleinen Nebengeschäft. Mir war bewusst das man mit 14 Strafmündig wird also ließen auch meine Aktionen dann nach und ich suchte mir neue Wege mich zu beschäftigen. Das war in etwa dann die Zeit wo der Fernseher und die Spielekonsolen Interessant wurden und so hatte ich eine neue lieblingsbeschäftigung gefunden.

Warum ich so viel Mist gebaut habe weiß ich direkt bis heute nicht, vielleicht hatte ich unterbewusst einfach den Wunsch nach Aufmerksamkeit, vielleicht wollte ich das irgendjemand sich mal mehr um mich kümmert als durch kurze nebensächliche Gespräche, vielleicht war mein Schrei nach Hilfe einfach so dauerhaft das ich ihn selbst nicht mehr wahr genommen habe ?

Als meine Mutter meinen letzten Stiefvater kennen lernte trat kurz vor deren Hochzeit ein Mensch in mein Leben der mir bis Heute so viel gegeben hat, das ich bis heute noch in voller Freude und auch trauer an ihn denken muss, doch mehr dazu im nächsten Kapitel.
Teil 4 folgt demnächst
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DoppelM
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Beitrag von DoppelM »

Fortsetzung 4/X

Mein Patenonkel trat in mein Leben da war ich etwa 10 Jahre alt. Ich erinnere mich das er zusammen mit seiner Frau und seinen zwei Söhnen zu einer meiner Geburtstagsfeiern kam.

Ich wusste nicht wer er war und wie ich ihn einordnen sollte, ich habe aber schnell zu spüren bekommen das ich ihm wichtig war. Es war komisch denn er interessierte sich wirklich nur für mich und nicht für meine Mutter oder meine Geschwister.

Natürlich sprach er mit ihnen, aber ich spürte das ich das Zentrum seines Interesses war, was ich sonst so gut wie nicht kannte es sei denn ich lag im Krankenhaus.

Es war mein Patenonkel den ich an diesem Tag zum ersten mal kennen lernen durfte.

Er wuchs nicht bei meiner Oma auf sondern bei seinem Onkel, also meinem Großonkel, daher war er lange kein Thema in der Familie. Ich erfuhr später das aus diesem Grund auch meine Mutter lange nicht wusste das er ihr Bruder war und sie sich sogar zeitweise in ihn verguckt hatte.

Als meine Mutter meinen Stiefvater heiratete kam meine Mutter morgens zu mir und sagte ich solle ein paar Sachen zum übernachten packen. Als ich fragte wo ich übernachte machte sie ein Geheimnis daraus was mich irgendwie nervös machte, denn ich dachte ich muss wieder ins Krankenhaus.

Als sich die Hochzeit dem Ende neigte bat meine Mutter mich die Tasche zu holen und den Müll raus zu bringen, zeitgleich verabschiedete sich mein Patenonkel von meiner Mutter.
Ich war sauer denn meine Mutter lies mich nicht von meinem Patenonkel verabschieden… bis sie sagte „Du brauchst dich nicht zu verabschieden du fährst mit ihm!“.

Da er alleine auf der Hochzeit war, erlaubte er mir das ich mich vorne mit hinsetzen durfte.
Ich erinnere mich noch gut daran mit was für einer Geschwindigkeit wir auf der Autobahn unterwegs waren, man hatte das Gefühl man würde fliegen.

Wir spielten auf der Fahrt zu ihm ein Spiel bei dem wir aus den Buchstaben von Nummernschildern Wörter und Sätze bilden mussten, es war lustig wie einfallsreich die Kombinationen waren.

Ich erfuhr während der Fahrt auch das er wie ich Superhelden liebte und Comics sammelte. Wir hatten vieles was uns verband und die fahrt war durch das spielen und reden echt schnell vorbei.

Wie meine Wochenenden und allgemein besuche bei meinem Patenonkel waren erzähle ich im nächsten Kapitel.

Liebe Grüße

DoppelM
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