Danke für das Verlinken des Podcast!
Die Gesprächspartnerin kommt zwar aus dem Bereich, wo man sich mit straffällig gewordenen Menschen beschäftigt, doch trotzdem hat sie eine sehr differenzierte Sichtweise vertreten. Es war regelrecht "erfrischend" anzuhören, wie einmal entgegen vielen anderen Beiträgen Hintergründe beleuchtet und Vorurteile relativiert wurden.
Es ist ebenfalls nicht neu, aber für das Einordnen dieser Forschungsergebnisse ist es sehr wichtig ganz klar zu hören, dass die gesamte Forschung zum Thema Pädophilie im Zusammenhang mit Kindsmissbrauch
immer im Bereich des "Hellfeldes" mit der Betrachtung der Straftäter stattfindet.
Davon abgesehen finde ich gut, die Beispiele zu hören, wie es zu sexuellen Übergriffen gekommen ist. Ich denke, dass jeder selbst schon einmal (ähnliche?) Situationen erlebt hat, die man durch das eigene Empfinden anders bewertet hat, als es sich im Nachhinein mit gebührendem Abstand gezeigt hat. Das ist - auch wenn man es nicht hören möchte - der beste Nachweis dafür, wie schnell man selbst einer Wahrnehmungs- Abweichung zum Opfer fallen kann.
"Kognitive Wahrnehmungsverzerrung" ist immer so ein "Schlagwort", welches jeder von sich weisen will. Schließlich "ist doch jeder in der Lage, die Realität richtig einzuschätzen..."
Dabei ist es menschlich, die eigene Wahrheit immer individuell zu betrachten. Das ist nicht einmal auf Pädophilie beschränkt, sondern wir sehen es z.B. jeden Montag auf unseren Straßen.
Wenn man es sich also eingesteht, dass man
immer einer (mehr oder weniger starken) Wahrnehmungs-Abweichung ("Verzerrung") unterliegen
kann, dann ist das ein wichtiger Baustein für das Herangehen an das eigene Leben. Sich immer selbst zu hinterfragen, ob das, wie man es gerade erlebt/empfindet, auch wirklich so ist, kann schon ein Anfang sein, eine mögliche Wahrnehmungs-Abweichung erst gar nicht wirksam werden zu lassen.
(Beispiel: Das Vater-lose Kind klammert mit großer (körperlicher) Nähe am Erwachsenen. Warum macht es das? Was sieht dieses Kind in dem Erwachsenen? Einen möglichen Partner (auch Sexual-Partner)? Oder doch "nur" den Wunsch-Vater, den es nicht hat?)
Gruß
Frank Denker