"Ich bin pädophil" versus "Ich habe eine pädophile Neigung"

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Georg

"Ich bin pädophil" versus "Ich habe eine pädophile Neigung"

Beitrag von Georg »

Ich bin selbstverständlich der Meinung, dass die Wörter "Pädophile" und "Missbrauchstäter" nicht synonym verwendet werden dürfen - wie das leider immer wieder in den Medien (und auch sonst) passiert.

Allerdings suggeriert der als Selbstverständnis ausgesprochene Satz "Ich bin pädophil" in meinen Augen, dass man sich als sexuelles Subjekt einer Klasse - eben der Pädophilie - fix zuordnet, die auf einer Ebene mit z.B. "Homosexualität" und "Heterosexualität" gesehen wird. Nach dem Motto: Jeder Mensch lässt sich irgendwo einordnen, manche auch gleichzeitig in mehrere Kategorien.

Das sehe ich als nicht ganz unproblematisch an. Denn ich glaube, dass das (Selbst-)Bekenntnis "pädophil zu sein" eine gewisse (Selbst-)Abstempelung im Sinne einer unabänderlichen Relevanz mit sich bringen könnte. Ich weiß, dass nicht davon auszugehen ist, dass pädophile Neigungen einfach wegtherapierbar sind, aber die Relevanz kann sich wohl schon verändern.

Ich fände daher ein (Selbst-)bekenntnis etwa im Sinne von "Ich habe eine pädophile Neigung" besser, als ein (Selbst-)bekenntnis a la "Ich bin pädophil".

In meinem Kopf zumindest macht das einen entscheidenden Unterschied.

Was meint ihr?
Meditah
Beiträge: 21
Registriert: So 3. Jul 2022, 08:34

Beitrag von Meditah »

Hallo Georg, was meinst du damit "die Relevanz kann sich wohl schon verändern"?
Agnus Dei
Beiträge: 422
Registriert: Do 11. Okt 2018, 08:59
Wohnort: DE

Beitrag von Agnus Dei »

Meditah hat geschrieben: So 3. Jul 2022, 08:53 Hallo Georg, was meinst du damit "die Relevanz kann sich wohl schon verändern"?
Vielleicht, dass man sich nicht so stresst und die Gefühle halt akzeptiert und es dann mit der Zeit nicht mehr so relevant ist. Ich finde es auch nicht mehr so Relevant als zuvor. Vor und in der Therapie schon. Jetzt nicht mehr.

Wir haben hier ja auch einen im Forum der den ganzen Tag von Jungs schreibt ;) in dem Fall scheint es sehr relevant zu sein.
(männlich, um die 30, katholisch)
Wer hinter mir hergehen will, verleugne sich selbst, nehme täglich sein Kreuz † auf sich und folge mir nach. (Lukas 9, 23)

Francisco Marto
* 11. Juni 1908
† 4. April 1919

Jacinta Marto :heart:
* 5. März 1910
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* 22. März 1907
† 13. Februar 2005

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Caspar Ibichei
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Beitrag von Caspar Ibichei »

Ich sehe eigentlich keinen Unterschied zwischen den beiden Varianten.
Die Pädophilie ist ein Teil meiner Persönlichkeit, jedoch nie die ganze.
Auch wenn ich sage "Ich bin pädophil" bedeutet das ja nicht, dass nichts nebenher existiert.

Das mit der Relevanz sehe ich als etwas, was Einfluss auf mein Leben, mein Handeln hat.
"Ich bin Hetero" bedeutet ja nicht, dass ich (als Mann) nun jedem weiblichen Wesen hinterherlaufe.
Dennoch kann ich mal mehr und mal weniger auf konkreter Partnersuche sein, genauso wie ich mein Leben einfach zufrieden vor mich hin leben kann.
Georg, >60 ● Präferenz: wbl 8-12, mnl 6-10 caspar-ibichei@gmx.de
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Agnus Dei
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Beitrag von Agnus Dei »

Caspar ich weiß was du meinst. Ich sehe das ähnlich. Ich dachte eher daran, dass sich vielleicht die Haltung ändert oder das damit gemeint sein kann.

Ich bin pädophil 😱 oder eben
Ich habe pädophile Neigungen 🤷‍♂️
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Frank_Denker

Beitrag von Frank_Denker »

Den Grundgedanken des TE kann ich absolut nachvollziehen - zumindest so, wie ich dieses verstehe.

"Ich bin pädophil" oder gar "Ich bin ein Pädophiler" bedeutet für mich eine vollkommen andere Gewichtung der Pädophilie in meinem Leben als eine Aussage wie "Ich bin ein Mensch mit pädophilen Empfindungen".

Während im ersteren Fall die Konzentration auf der Pädophilie - also auf der eigenen Sexualpräferenz - liegt, ist im letzteren Fall die Pädophilie nur noch einer von vielen Bestandteilen meiner Persönlichkeit.
Dieser Bestandteil hat zwar einen Einfluss auf mein Leben und mein Empfinden, aber er bestimmt dieses Leben nicht (mehr).
____________

Die unterschiedlichen Aussagen mögen für den einen oder anderen nur eine Formulierung sein, weil sie ihren eigenen Umgang mit der Pädophilie gefunden haben.
M.M.n. sind diese Unterschiede in den Worten aber mehr als nur Formulierungen und haben viel eher einen "tiefen-psychologischen" Effekt:
Für mich selbst, weil ich mir damit immer wieder verdeutliche, dass ich eben nicht nur meine Pädophilie "habe" (10 Jahre meines Lebens hatte ich das anders gesehen...),
und für andere, weil diese sich i.d.R. selten solche Gedanken machen, wie sie hier im Thread geäußert wurden. Für die Anderen ist man häufig nur der Pädophile. Mit der entsprechenen Formulierung kann man dieser Denkweise dann gut entgegentreten.

Gruß
Frank Denker
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Caspar Ibichei
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Beitrag von Caspar Ibichei »

@Frank, du hast Recht, "Für die Anderen ist man häufig ...".
Georg setzte das "Selbst" vor dem "Bekenntnis" heimtückisch in Klammern. ;)
Als ich die Neigung für mich selbst akzeptieren konnte, als ich das Bild der allgemeinen Meinung gegen ein neues, ein eigenes Bild von mir selbst tauschen konnte, da konnte ich von mir selbst sagen "Ich bin Pädophil."

Diese Aussage ist für mich eben fest mit dem eigenen Selbstbild verbunden.
Nach Außen hin, wo immer noch mit vielen Missverständnissen zu rechnen ist, benutze ich lieber die Formulierung "Ein Mensch mit pädophilen Empfindungen", auch um es von "pädophile Handlungen" (zu denen immer noch der Übergriff gerechnet wird) abzugrenzen.
Georg, >60 ● Präferenz: wbl 8-12, mnl 6-10 caspar-ibichei@gmx.de
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DoppelM
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Beitrag von DoppelM »

Ich denke dieses Schubladendenken ist mitunter einer der Gründe warum es manche Menschen nicht schaffen aus ihrer Komfortzone heraus zu kommen.

Das zeigt der Autor des Einstiegsbeitrags so auf seine Art und Weise dadurch das er versucht zu formulieren wo er sich selbst einordnet.

Ich selbst habe auch allgemeine Definitionen mit denen ich mich gegenüber anderen beschreiben kann, dennoch weiß ich aus Erfahrung das es mir selbst schwer fällt diese Definitionen auch vollends auf mich selbst anwenden zu können.
Zum Beispiel fällt es mir schwer mich direkt als „Pädophil“ zu bezeichnen, denn was bedeutet es eigentlich „Pädophil“ zu sein? Was macht einen „Pädophilen“ gänzlich aus?

Liebe ich Kinder mehr als der durchschnittliche „Normalbürger“ ? Ja. Doch was versteht man unter Liebe?
In meiner Fantasie sind Kinder bzw. Jungs, rein sexuell vorhanden. Kuscheln, mit Jungs spielen usw. sind Dinge die ich eher nicht mache. Dennoch nehme ich Jungs im direkten Umgang anders wahr. Daher fällt es mir schwer mich gänzlich als „Pädophil“ zu betrachten.

Hinzu kommt das meine Fantasien eher sadistischer Natur sind. Mit Einvernehmlichkeit und Liebe haben meine Fantasien nichts zu tun, wie kann ich also sagen das ich „Pädophil“ bin.

Dennoch ist „Pädophil“ wohl das was mich im Kern am ehesten beschreibt da „Liebe“ ja auch wiederum nur ein oberflächlicher Begriff ist.

Was ich sagen möchte ist das man von all den Schubladen usw. los lassen muss damit man sich selbst einfacher finden kann.

Ein Mensch ist kein Puzzlestück was in irgendwelchen Lücken passt.

Liebe Grüße

DoppelM
Threema: JHWNPHFJ
Kinderschutz geht alle etwas an
„Auf Veränderung zu hoffen, ohne selbst etwas dafür zu tun, ist wie am Bahnhof zu stehen und auf ein Schiff zu warten.“
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