Ich kann nachvollziehen, was Naches hier schreibt:
Naches hat geschrieben: ↑Mi 20. Jun 2018, 10:53
Durch das ständige Betonen, dass es da ne Untergruppe gibt, die eben doch SmK befürworten und ausleben füttert man doch das Stigma, anstatt die sexuelle Orientierung zu normalisieren.
Dem würde ich normalerweise auch zustimmen. In den Workshops und in Gesprächen über das Thema in meinem Umfeld ist mir aber etwas aufgefallen, was besonders bei den älteren Teilnehmenden der Fall war und umso stärker, wenn diejenigen sich als Teil einer schwulen, LGBTIQ oder feninistischen Bewegung sahen.
Es gab ja reale politische Kämpfe, in denen pädophile oder ich würde heute sagen pädosexualistische Gruppen für ihre Rechte als "unterdrückte sexuelle Minderheit", aber auch für die angebliche "sexuelle Befreiung der Kinder gekämpft haben". Die Rede vom "Verbrechen ohne Opfer" war ein Motto dieser Pädo-Ideologie. Den Begriff "sexuellen Missbrauch", die ganze Debatte darum und die ersten Hilfsangebote für betroffene Kinder und Jugendliche (z.B. die Organisationen Wildwasser e.V. und Zartbitter e.V., die bis heute existieren und Unterstützung, Beratung, Therapie sowie Aufklärung leisten) brachte erst die Frauenbewegung ab den 80er Jahren in die Gesellschaft ein. Bis dorthin hatte es die die pädophile Ideologie bis weit in die Gesellschaft bzw. insbesondere (aber nicht nur) in ihr linkes, alternatives Spektrum hinein zu erstaunlich viel Akzeptanz gebracht. Wenig erstaunlich finde ich dabei, dass die damals gerne zitierten Sexualwissenschaftler, die davon sprachen dass Sex zwischen Kindern und Erwachsenen "keine bleibenden Schäden beim Kind" verursacht, sondern nur die "Viktimisierung" durch die Gesellschaft dies auslösen würde, in der Regel selbst den pädophilen Gruppierungen angehörten.
Diese Gruppierungen haben sich stark an die damalige Schwulenbewegung angedockt, die darum kämpfte, dass Homosexualität und Heterosexualität gleich gestellt werden. Es ging also auch der schwulen Bewegung damals um eine Absenkung der Schutzaltersgrenzen, denn die Grenze war eine Zeitlang für Homosexuelle 21 Jahre, dann 18 Jahre während sie bei Heterosexuellen bei 16 lag. Indem gar nicht über konktete Altersgrenzen geredet wurde und größere Teile der Gesellschaft damals sich von einer "Befreiung der Sexualität" (auch der kindlichen) eine "Befreiung der Gesellschaft" versprachen, konnten sich die pädophilen Aktivisten hier gut einfügen.
Die pädosexuelle Ideologie kam damals erstaunlich weit in ihrem Kampf um Akzeptanz. Was dann folgte war das Erschrecken über tatsächlich stattfindenden Missbrauch, den die Frauenbewegung ab den 80er Jahren verstärkt thematisierte, anfänglich aber vor allem (und sicherlich auch, was Mädchen angeht, zutreffend) in den Familien festmachte.
Es wandelte sich auch der Begriff von Gewalt. Gewalt wurde nicht mehr nur noch als physische Gewalt gesehen, von der sich die damalige pädophile Bewegung natürlich immer abgegrenzt hat und es bis heute tut. Gewalt wurde jetzt auch dort gesehen, wo bei der Sexualität ein großes Machtgefälle herrscht. Auch wurde immer mehr über das Wesen kindlicher Sexualität bekannt. Es kam dann die Aufdeckung von Missbrauchsskandalen, viele an Jungen, in Vereinen, Verbänden, Institutionen, Internaten,... diejenigen, die sich als Opfer von Missbrauch sahen, bekamen zunehmend ein offenes Ohr in der Gesellschaft. Diese kam nicht mehr darum herum, näher hinzusehen und zu thematisieren, was da passiert und dass der Weg, den die pädosexuelle Bewegung (die damals pädophile Bewegung hieß) eingeschlagen hatte nicht der richtige ist.
Ich denke aus dieser Geschichte resultieren einige Dinge, die hier im Forum immer mal wieder aufploppen oder als Frage gestellt werden:
- die besonders starke Abgrenzung der Schwulenbewegung gegenüber Pädophilen; diese habe ich in Workshops immer bemerkt wenn ich schwule Teilnehmende dabei hatte. Die Angst, wieder mit Pädosexuellen in einen Topf geworfen zu werden ist in dieser Szene, die ja selbst bis heute mit Stigmatisierung und Diskriminierung konfrontiert ist, groß. (Sh. das Thema CSD... früher lief man gemeinsam, heute würden offen auftretende pädophile Gruppen mit Sicherheit angegriffen und entfernt werden)
- die Notwendigkeit, die ich deutlich spüre wenn ich zum Thema Pädophilie arbeite oder auch nur etwas sage, mich von dieser Geschichte und diesen damaligen Gruppen abzugrenzen. Und das hat tatsächlich eine politische Dimension die man nicht wegreden oder auslassen kann. Anders erlebe ich das in Gruppen mit jüngeren Menschen, die über diese Geschichte gar nicht Bescheid wissen. Da würde ich mich eher dem Anschließen, was Naches sagt. Wobei ich persönlich auch die Notwendigkeit sehe, Jüngere über Geschichte zu informieren... das aber nicht an den Anfang oder in den Mittelpunkt rücke
- die Tatsache, dass hier immer wieder Leute ins Forum dröppeln um zu stören, zu provozieren und vielleicht auch um zu zerstören was ihnen ein Dorn im Auge ist. Die Debatten um Einvernehmlichkeit entfachen in einem Forum, wo sich das eigentlich von selbst verbieten sollte. Die versuchen einzelne von etwas anderem zu überzeugen als das, wofür dieses Forum steht (und es bei Tom offensichtlich, zumindest vorerst, geschafft haben). Die versuchen, SuH und GSA als eine komische Sekte hinzustellen, die von der Mehrheit "der Pädophilen" (wer immer das sein soll) abgelehnt wird. Die sich dabei eines Vokabulars und Argumentationsfiguren bedienen, die in die erwähnte Zeit der 60er und 70er zurückdatiert.
- die allergische Reaktion auf feministische und antisexistische Positionen, hier insbesondere auf mich. Ich denke ich werde von diesen Leuten (durchaus korrekt) als Vertreterin der feministischen Bewegung gesehen, die in den 80er Jahren stark dazu beigetragen hat, ihren Kampf um Akzeptanz in der Gesellschaft für Positionen wie "Einvernehmlichkeit ist möglich" zu beenden.
Ich persönlich glaube nicht, dass diese Leute gemessen an den geschätzten 250.000 Pädophilen in Deutschland wirklich viele sind. Wir haben ja selbst in den letzten Monaten gemerkt, dass es immer wieder die gleichen sind, die sich hier nach Sperrung unter gleichem Namen neu registrieren und fast wahnhaft ihre Thesen verbreiten - man könnte auch sagen ihre Kritik wie ein Gift versprühen.
Dennoch gibt es sie und sie haben eine nicht unbedeutende Geschichte, die insbesondere den politisch informierten Menschen in Deutschland mehr oder weniger bekannt ist.
Ich mache die gleiche Erfahrung wie Sirius:
Sirius hat geschrieben: ↑Do 21. Jun 2018, 01:15
Naja, ich habe die Erfahrung gemacht dass es durchaus Vertrauen schafft, wenn man gleichzeitig sagt dass es diese Gruppen tatsächlich gibt, man sich von ihnen aber klar distanziert. Eben da es zeigt, dass man nichts verbergen möchte und keine versteckte Agenda hat, wie es uns gerne vorgeworfen wird.
Es gibt Menschen und Gruppen, die spürbar erst dann bereit sind, sich auf das Thema einzulassen, wenn ich mich anfangs sehr klar von diesem Teil pädophiler Geschichte, den inhaltlichen Positionen und den Forderungen, die manche bis heute stellen, abgrenze.
Ich glaube man kann das Thema Pädophilie nicht völlig entpolitisieren. Viel von der Heftigkeit der Ablehnung und nahezu Hysterie in der Gesellschaft bei diesem Thema hängt denke ich damit zusammen, dass es diesen Gruppen damals gelungen ist sehr weit in die Gesellschaft vorzudringen bis in die Grüne Partei und teils auch in die FDP, aber vor allem auch was die Akzeptanz in breiteren gesellschaftlichen Gruppen angeht. Es gibt aus gutem Grund in der Gesellschaft einen breiten Konsens, den Forderungen der damaligen "pädophilen" (pädosexuellen)/ Bewegung keinen Raum mehr zu geben.
Leider geht damit auch einher, dass heute die Begriffe "pädophil/ Pädophilier/ Pädophilie" oft ausschließlich in diesen Kontext gestellt werden, was letztlich bedeutet, Pädophile per se für Missbrauchsbefürworter zu halten. Denn die damalige Bewegung ist die einzige pädophile Bewegung, in der Pädophile bisher gesellschaftlich sichtbar wurden.
Ich bin gespannt was in den nächsten Jahren passieren wird, ob es Euch gelingt, sichtbarer zu werden und zu zeigen, dass es auch ganz andere Pädophile gibt, die den Schutz und die Rechte von Kindern tatsächlich ernst nehmen, ob es gelingt, die Begriffe zu "retten" oder ob es dafür neue braucht, weil es den Menschen nicht mehr beizubringen ist, dass nicht jeder Pädophile Sex mit Kindern befürwortet u.v.m.
Dass Ihr aus einschlägiger Ecke bekämpft werdet wundert mich genauso wenig wie dass KTW von diesen Leuten bekämpft wird wie ein Dämon, denn als wissenschaftliches Institut verfügt es natürlich über sehr viel mehr mediale Macht als die versprengten Überbleibsel einer heute (zu Recht) kriminalisierten Bewegung.
Vor all diesem einfach die Augen zu verschließen halte ich persönlich für naiv und kontraproduktiv. Ich selbst informiere darüber und positioniere mich klar, wenn ich mit Menschen über das Thema Pädophilie rede.