Wie wichtig Väter sind

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Guus
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Beitrag von Guus »

@Tom: Eigentlich hast du nur die Hälfte der Gehne von ihm. Dein Blut ist schon dein eigenes.
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Max
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Beitrag von Max »

Hui hätte nicht gedacht, dass mein kleiner Link soviel Diskussion und auch persönliche Geschichte zutage fördert.
Tom, deine Geschichte finde ich bewegend und sie regt zum denken an. Ich bin mit beiden Eltern aufgewachsen, auch wenn sie sich nie recht verstanden haben, und tatsächlich kann ich deinen Verlust (nennt man es „Verlust“ wenn man etwas nie hatte?) nicht nachvollziehen. Wahtscheinlich ist es auch das Fragezeichen, dass diese Lücke so groß macht? Ich meine die Tatsache, dass du eben nicht weißt was oder besser wer da mal diese Lücke ausgefüllt hatte.

Mich hat in vielem denke ich meine Mutter eher geprägt. Vater war arbeiten und sicher wichtig. Trotzdem ist bei mir, wenn jemand in meiner Glaubensgemeinschaft das Vertrauen zu den Eltern oder speziell zum Vater (ich seh da keinen Unterschied) als Vergleich zum Verhältnis zu Gott gebraucht — dieser Vergleich ist für mich komplett hohl, leer, nichtssagend. Diese Art Vertrauen kannte ich entweder nie oder ich habe sie restlos vergessen.

Just my 2 cents.
♦ Ich: mnl ≈40 ♦ Präferenz: wbl 6-12, 20+ ♦ keywords: ADHS, Zeichnen, Bibel, Naturwissenschaften ♦
♦ Mein Buch: „Für ein Kinderlachen“ (2015 veröffentlicht) ♦

»Eine wirklich gute Idee erkennt man daran, dass ihre Verwirklichung von vornherein ausgeschlossen erschien.« (Albert Einstein)
Tom [DoppelM]
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Beitrag von Tom [DoppelM] »

@ Guus

solange man es sinnhaft versteht ist alles gut :-D

@ Max

Das Fragezeichen in mir, diese Leere, ist ziemlich groß und kann auch immer wieder hervor gerufen werden, durch Threads wie diesen, durch besuche bei meinem besten Freund der eine sehr Tolle Familie hat, oder aber durch anderen Vätern die ich jeden Tag begegne.
Ich frage mich wie mein Vater zu mir gewesen wäre, er war nach Aussagen meiner Mutter ein sehr starker Familienmensch, demnach schließe ich daraus das er sich der Verantwortung gestellt hätte und mir ein guter Vater gewesen wäre.

Ich denke es ist ein Verlust denn irgendwie ist man ihm auch dankbar, denn ohne ihn gäbe es mich nicht.
Klar kann es Menschen geben die meinen "Du kannst ihn doch nicht vermissen, du kanntest ihn ja gar nicht"....aber genau das ist es ja, ich kannte ihn nicht und kann ihn nie kennen lernen, andere Menschen haben noch diese Chance.

Und durch eine Geschichte wurde er auch irgendwie ein kleiner Held für mich....
Meine Mutter erzählte mir mal das sie meinem Vater gesagt hatte was ihr Stiefvater mit ihr gemacht hat.
Es war spät in der Nacht und meine Mutter hat direkt im Haus neben ihrer Mutter gelebt, die Grundstücke waren durch den Garten verbunden.
Mein Vater ist wutentbrandt durch den Garten und hat so lange an die Hintertür geklopft (welche zur Küche führte) bis der Stiefvater meiner Mutter sie öffnete, und ehe er sich versah hatte mein Vater ihm schon eine rein gehauen so das er durch die halbe Küche geflogen ist.
Ob mein Vater noch mal zugeschlagen hat oder ein paar Worte an diesen Typen gerichtet hat weiß ich nicht, aber alleine diese Aktion zeigt das meine Mutter meinem Vater eine Menge bedeutet haben muss, auch heute noch glaube ich das mein Vater die große liebe meiner Mutter war auch wenn es nicht immer so schöne Zeiten gab.

Leider sind es alles nur Erzählungen, ich habe auch mal Fotos von ihm bei der Bundeswehr gesehen, oder wie er betrunken in seinem Bett geschlafen hat, aber Bilder sind Totes Material sie können einem von damals nichts erzählen.
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Naches
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Beitrag von Naches »

Hört sich so an, als hätte dein Vater mangelnde Impulskontrolle.
naches@vfemail.net || Was war jetzt noch gleich so schlimm daran jemanden zu lieben?
Tom [DoppelM]
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Beitrag von Tom [DoppelM] »

@ Naches

ja, hatte er leider, vor allem wenn der Alkohol die kontrolle über ihn hatte, aber das er diesem Kerl eine rein gehauen hat zeigt das er auch etwas für meine Mutter empfunden hat, auch wenn sie selbst Opfer seiner Unkontrollierbarkeit war, so gab es sicher auch tolle momente zwischen ihr und meinem Vater.
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Mascha
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Beitrag von Mascha »

Tom, für mich liest sich das, was Du über Deinen Vater schreibst an einer Stelle ziemlich gruselig. Das ist für mich so klassisches männliches Arschloch-Verhalten. Im Grunde hat er Deine Mutter doch als seinen Besitz angesehen... er wollte selbst darüber bestimmen, wer sie fickt oder schlägt... er selbst eben und nicht jemand anders... Typisches Verhalten von nicht wenigen Hetero-Männern.

Aber was ich gut verstehen kann ist das Verlust-Gefühl und die Traurigkeit bei Dir. Es ist tatsächlich für viele Menschen so, dass ein unbekannter Vater etwas ist, was sehr belastend ist.
Man weiß das v.a. seit die ersten "Retortenkinder" erwachsen sind und gehäuft in psychotherapeutischen Praxen auftauchten. Bis 1977 wurden alle Akten vernichtet, so dass diese Menschen keinerlei Chancen hatten und haben, herauszufinden, wer ihr biologischer Vater ist. Und das verursachte allerhand psychisches Leid, so dass die Regelung geändert wurde und Menschen die durch künstliche Befruchtung von der Samenbank erzeugt wurden, nun ab dem 18. Lebensjahr erfahren können, wer ihr Vater ist.
Tom [DoppelM]
Moderator Emeritus (Inaktiv)
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Beitrag von Tom [DoppelM] »

Hallo Mascha,

so genau kann ich meinen Vater nicht einschätzen, wie gesagt ich habe nur Erzählungen von ihm und die werden natürlich dann wenn es um negatives geht so bündig und knapp wie möglich gehalten.
Aber nachdem was ich so weiß könnte es wirklich so gewesen sein, er war wohl auch lange Arbeitslos.
Als er dann endlich Arbeit als Schlosser gefunden hatte und diese Einstellung mit seinen Freunden feiern wollte ist er betrunken zu seinem wohl besten Freund als Beifahrer ins Auto gestiegen mit noch 2 anderen Freunden...

Betrunken wie der Fahrer war sind sie von der Straße ab gekommen und auf ein freies Feld gefahren, statt das Auto ausrollen zu lassen hat der Fahrer versucht es wieder auf die Straße zu lenken, sie sind mit voller Wucht gegen eine Jahrhunderteiche gefahren, alle außer der Fahrer starben bei dem Unfall.

Der Vater des Fahrers....nicht mal der Fahrer selbst hat versucht meinem Vater die schuld zu geben in dem man ihn als Fahrer darstellte...
Das konnte aber schnell durch die Autopsie widerlegt werden, denn mein Vater hatte die Spuren des Beifahrergurtes noch auf seinem Körper abgebildet.

Der der dem Alkohol verfallen war wird vom Alkohol gerichtet werden...irgendwie schon ziemlich oft vorgekommen in meinem Umfeld...

Ich habe oft überlegt was ich tun würde wenn mir der Fahrer des Autos gegenüber stehen würde....und es bleibt nur eine Antwort über, ich würde ihm verzeihen, nicht mehr und nicht weniger kann ich tun
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