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Aiko
Gesperrt
Beiträge: 3765
Registriert: Mi 3. Mai 2017, 15:37

Beitrag von Aiko »

Nun wenn es dir darum geht das Stigma und Diskriminierung abzubauen solltest du dein Thema:

""Kein Täter werden"- Herausforderungen und Handlungsmöglichkeiten in der präventiven Sozialarbeit mit pädosexuellen Menschen."


Gaaaanz anders nennen. Da sprudelt das Stigma nur so raus. ;)

Habe jetzt gerade abrr leider keine Zeit näher darauf einzugehen.
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Gregor Samsa
Beiträge: 768
Registriert: Sa 29. Jul 2017, 23:51

Beitrag von Gregor Samsa »

Yasemin66 hat geschrieben: Mi 24. Jul 2019, 04:05 Der Name meiner Arbeit lautet "Kein Täter werden"- Herausforderungen und Handlungsmöglichkeiten in der präventiven Sozialarbeit mit pädosexuellen Menschen.
Das ist Wortklauberei, aber versuche doch für den Anfang schon mal über ein paar Vokabeln nachzudenken.

Mein Therapeut z.B. nutzte diesen Begriff "pädosexuellen Menschen" für Missbrauchstäter.
Wie definierst du das für dich selbst und deine Arbeit?
„Rebellion entsteht aus Hoffnung.“— Jyn Erso 

Pädophilie ist die Fähigkeit, in der Knospe schon die Schönheit der Blume zu erkennen, die andere erst bei vollem Erblühen wahrnehmen können.
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Mascha
Beiträge: 3609
Registriert: Sa 6. Mai 2017, 07:55

Beitrag von Mascha »

Ich möchte mich dem Feedback als Erziehungswissenschaftlerin aus fachlicher Sicht anschließen. Dein Titel wird dem Anspruch vorurteilsbewusst, diversitysensibel und antidiskriminierend vorzugehen, so wie es einer Abschlussarbeit innerhalb der Sozialen Arbeit gut zu Gesicht stehen würde, an mehreren Stellen nicht gerecht.

Das ist auch keine Wortklauberei!
Das Stigma gegen pädophile Menschen basiert doch gerade auf dem Vorurteil eines besonders großen Risikos Missbrauch zu begehen!
Gleich zu Beginn bringst Du schon den Täterbegriff rein! Das Projekt Kein Täter werden wurde schon vielfach für genau diesen Namen kritisiert.

"Präventiv arbeiten" müsste man meines Erachtens vor allem mit der nichtpädophilen Mehrheit. Und zwar so, dass sie lernen pädophile Menschen nicht per se zu verachten, auszugrenzen und sie bei jeder Gelegenheit als die vermeintlich Schuldigen am in Wahrheit mehrheitlich von nichtpädophilen Menschen begangenem Missbrauch von Kindern nach vorne zu schieben. Du würdest ja auch nicht mit Betroffenen von Rassismus "präventiv arbeiten" , sondern bestenfalls Empowerment-Trainings anbieten, die der Verinnerlichung stigmatisierender Bilder und Minderwertigkeitsvorstellungen entgegen wirken. Das meinst Du vielleicht auch teilweise... aber es klingt in Deinem Titel leider wieder nur nach der alten Soße "Pädophile brauchen Unterstützung um nicht zum Täter zu werden".

Den Begriff "pädosexuell" finde ich auch ungünstig und würde raten ihn nicht zu verwenden. Wenn man Seto et al. folgt und Pädophilie als "sexual age orientation" definiert, analog zu "sexual gender orientations" macht er begrifflich zwar Sinn (und Setos Ansatz trifft in meinen Augen die Wirklichkeit auch gut). Dann müsste man parallel zu Homo-/ Bi- und Heterosexualität auch von Pädo-/ Hebe-/ Teleio-/ ... Gerontosexualität sprechen.
Aber dennoch ist der Begriff pädosexuell aus mehreren Gründen nicht geeignet:

1. Man könnte wörtlich auch "Sexualität von Kindern" darunter verstehen
2. Der Begriff pädosexuell verstärkt die Vorstellung, dass es pädophilen Menschen nur um Sex gehen würde und nährt daher unnötig das Stigma. Aber es ist wie bei allen anderen Menschen auch. Sexualität hat zwei Komponenten, eine sexuelle und eine romantische... und bei jedem Menschen ist es eine unterschiedliche Mischung, die sich auch verändern kann mit der Zeit oder gegenüber individuellen Objekten von Verliebtsein und sexueller Lust. Kennst Du die Modelle Genderbread-Person und Gender-Unicorn? Schau Dir das mal an... was da zu sexual orientation gesagt wird trifft auch auf Pädophilie zu.
3. Der Begriff hat eine Geschichte. Die Pädogruppen, die Ende des 20. Jh. die "kindliche Sexualität befreien" und sich damit das Recht auf Sex mit Kindern sichern wollten nannten sich selbst z.T. so. Auch heute lese ich oft, dass zwischen pädophil (nur die Neigung betreffend, aber Distanzierung von Einvernehmlichkeitsgedanken) und pädosexuell (Pädophile, die Schutzaltersgrenzen senken oder gar abschaffen möchten und/ oder tatsächlich Kinder missbrauchen) unterschieden wird. Also der Begriff pädosexuell schafft sofort eine Assoziation zu "Missbrauchstäter".

Vielleicht meldest Du Dich hier mal an und liest Dich ein in die Sichtweise von pädophilen Menschen bevor Du anfängst Dein Thema genauer zu fassen?
Aiko
Gesperrt
Beiträge: 3765
Registriert: Mi 3. Mai 2017, 15:37

Beitrag von Aiko »

Danke Mascha. <3
Yasemin66

Beitrag von Yasemin66 »

Zidane hat geschrieben: Mi 24. Jul 2019, 08:09
Yasemin66 hat geschrieben: Mi 24. Jul 2019, 04:05 Da empfinde ich es als repräsentativer Menschen zu befragen ob Sie sich genügend, richtig ,ganzheitlich unterstützt und beraten fühlen- in Bezug auf die wenigen vorhandenen Angebote.
Im Kontext auf deinem Text, sowie im Kontext zu meiner Tätigkeit möchte ich die Antwort so formulieren:

Nein.
Hallo,
Ich weiß nicht ob meine Darstellung unzureichend war?! oder ob ich mich unpassend ausgedrückt habe - das war nicht meine Absicht. Ich habe lediglich versucht mich hinein zu versetzen. Da Ihre/ deine Antwort sehr knapp war - wollte ich verdeutlichen, dass ich das Gefühl hatte, dass im Gegensatz zu vielen anderen Bereichen der Sozialen Arbeit, in diesem Bereich derzeit leider wenig Berührungspunkte bestehen. Danke für die Rückantwort!!
Yasemin66

Beitrag von Yasemin66 »

Gregor Samsa hat geschrieben: Mi 24. Jul 2019, 09:29
Yasemin66 hat geschrieben: Mi 24. Jul 2019, 04:05 Der Name meiner Arbeit lautet "Kein Täter werden"- Herausforderungen und Handlungsmöglichkeiten in der präventiven Sozialarbeit mit pädosexuellen Menschen.
Das ist Wortklauberei, aber versuche doch für den Anfang schon mal über ein paar Vokabeln nachzudenken.

Mein Therapeut z.B. nutzte diesen Begriff "pädosexuellen Menschen" für Missbrauchstäter.
Wie definierst du das für dich selbst und deine Arbeit?
Hallo,

danke für die Anregungen!! Ich verstehe unter pädosexuellen Menschen, nicht Täter sondern Menschen, die sich in Ihrer Sexualität auf Kinder beziehen, pädophil ist nach meinem Verständnis "jeder" Mensch allein aufgrund der Wortbedeutung. Pädophilie hat für mich bisher nichts mit sexueller Ausrichtung zu tun. Ich habe bislang noch nicht alle Beiträge lesen können da ich diese Woche nur auf der Arbeit auf meinen PC zugreifen kann- im Nachtdienst. Am Handy empfinde ich das Antworten grade als eher schwierig. Ich werde mich daher erst nachts nochmal an alle Beiträge setzen können. Vielen Dank schonmal für alle Denkanstöße!!
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Gregor Samsa
Beiträge: 768
Registriert: Sa 29. Jul 2017, 23:51

Beitrag von Gregor Samsa »

Das mag schon sein Yasemin.

Ich versuche dir mal ein Beispiel zu geben:
Jeder von uns kennt sie; die Mehrwertsteuer.

Doch wenn man es genau nimmt so gibt es diese im Grunde eigentlich nicht, weil man hier genauer Unterscheiden muss.

Der korrekte oder besser gesagt die richtigen Begriffe dafür lauten :Vorsteuer und Umsatzsteuer.

Die Vorsteuer zahlt ein Unternehmer an den Staat, schon mal vorab also auf seine Umsatzerlöse. Die Umsatzsteuer zahlt man auch aber erst zu einem späteren Zeitpunkt. Den diese Steuer wird erst auf die Umsätze erhoben die man mit den Waren gemacht hat.
Im Volksmund wird aber nur von der Mehrwertsteuer gesprochen.
Es ist quasi fast das selbe aber nicht das gleiche.
Aber wie auch immer...

Ja es ist Wortklauberei, aber für Menschen wie uns ist diese Abgrenzung einfach wohl etwas essenzielleres als für andere sexuelle Ausrichtung.


Und wenn du mich fragst ist der Begriff "Pädosexuell" dort einfach unpassend, weil er den Unterschied zwischen der Neigung und Tätern nicht trennt sondern mehr verallgemeinert.
Und den meisten von uns ist es nun mal essentiell wichtig sich dort klar abgegrenzt zu positionieren.
„Rebellion entsteht aus Hoffnung.“— Jyn Erso 

Pädophilie ist die Fähigkeit, in der Knospe schon die Schönheit der Blume zu erkennen, die andere erst bei vollem Erblühen wahrnehmen können.
Dave

Beitrag von Dave »

Falls sich die Abschlussarbeit auch auf international Perspektiven beziehen kann, sind Studien die in Zusammenarbeit mit der amerikanischen Organisation B4U-ACT erstellt wurden vermutlich relevante Quellen. Eine Liste dieser Studien findet sich hier: https://www.b4uact.org/research/ongoing-studies/

B4U-ACT ist eine Organisation, die von pädophilen und nicht-pädophilen Menschen zusammen geleitet wird und sich vor allem auf die Verbesserung von Therapieangeboten für pädophile Menschen konzentriert, aber auch Forschungsvorhaben aus verschiedenen Ländern unterstützt und Workshops veranstaltet.

Ganz allgemein würde ich die in der obigen Liste verlinkte Studie "Navigating the Stigma of Pedophilia: The Experiences of Nine Minor-Attracted Men in Canada" empfehlen.

Weitere für die Abschlussarbeit hilfreiche Quellen finden sich zudem evtl. auch hier: https://www.b4uact.org/events-timeline/ ... ing-focus/

Besonders die folgenden dort verlinkten Präsentationen (inklusive den wissenschaftlichen Artikeln, auf die sie sich stützen) könnten denke ich von Interesse sein:

"A Major Gap in Education: Future Mental Health Practitioners’ Attitudes toward MAPs"

sowie

"Help-Seeking Among Minor Attracted Persons"

Abschließend wäre noch diese Studie vom Mai diesen Jahres womöglich aufschlussreich:

https://link.springer.com/article/10.10 ... 19-00712-4
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Zidane
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Registriert: So 13. Mai 2018, 14:27

Beitrag von Zidane »

Yasemin66 hat geschrieben: Mi 24. Jul 2019, 14:56 Danke für die Rückantwort!!
Wir können uns ruhig duzen. Wie du es aber schon bemerkt haben könntest, es aber auch andeutest, geht es um Prävention und pädophile Menschen, die noch keine Straftat begangen haben. Leider gehöre ich nicht dazu. Ich habe zwar meine Strafe verbüßt, und möchte die Taten nicht noch einmal begehen, aber trotzdem habe ich zusätzliche Probleme.

Denn hier greift eine weitere Stigmatisierung. "Wer einmal Täter ist, ist es immer!" und diese wird teilweise sogar gerne in Pädokreisen gelebt. Damit bin ich doppelt stigmatisiert.

Ich habe das Glück durch verschiedene Umstände nun wieder als Erzieher arbeiten zu können. Und damit habe ich schon Probleme innerhalb therapeutischen Kreisen kompetente Hilfe zu bekommen, wo es schon für nicht übergriffige pädophile Menschen schwierig ist. Dort schützt mich aber auch die ärztliche Schweigepflicht davor, das mein Arbeitgeber etwas davon erfährt, solange ich keine weitere Straftat begehe. (z.B. ein Grund für ein Schweigepflichtbruch eines Therapeuten ist ein aktueller Übergriff, was auch für kTw gilt).

Ich erhalte auch sozialpädagogische Unterstützung durch Betreutes Wohnen (BEW), was schon eher Deiner Frage entgegenkommt. Ich habe mich meinem Helfer gegenüber geoutet. Ich musste aber bemerken, dass gerade die Kombination Pädophilie<>Erzieher für Probleme sorgt. Nun ist mein Helfer ausgebildeter Psychologe und verhält sich entsprechend, aber es wurde mir eindeutig klar gemacht, dass hier eigentlich nicht die therapeutische Schweigepflicht greift. Es gibt zwar auch hier eine gewisse Schweigepflicht, die ich auch als Erzieher gegenüber Eltern und Kindern habe, aber diese ist sehr löchrig. Das bedeutet für mich, dass die Gefahr, dass mein Arbeitgeber informiert werden könnte, obwohl ich keine aktuellen Straftaten begehe, ungleich höher ist.

Daher sehe ich die sozialpädagogischen Angebote für pädophile Menschen skeptisch, was sich dann bei begangenen (wenn auch nicht verfolgten oder/und verurteilten) Straftaten ungemein erhöht.

Zur "Wortklauberei" möchte ich gerne erwähnen, dass ich den Begriff Pädosexuell sehr oft im Kontext wahrnehme, wo Menschen beschrieben werden, die Sexualität mit Kindern ausleben, aber auch wenn sie nicht unbedingt diese Präferenz aufweisen. (Laut kTw "Etwa 60 Prozent der sexuellen Übergriffe sind sogenannte Ersatzhandlungen. Das heißt, die Täter sind eigentlich sexuell auf erwachsene Sexualpartner ausgerichtet, begehen aber Kindesmissbrauch,...") Dieser Begriff wird auch gerne in rechtspopulistischen Kreisen benutzt. Hört sich ja auch aggressiver an.

Während Pädophilie für mich schon Menschen beschreibt, die Zuneigung und Liebe zu Kindern empfinden, nicht aber unbedingt sexuell dahingehend aktiv werden.

Mir wäre es auch so wie auch einigen Anderen hier lieb, wenn Du wenigstens Deine Begrifflichkeiten mit anpasst, damit der Weg der Entstigmatisierung gegangen werden kann.

*=nachträgliche Änderungen wegen möglicher Missverständnisse und kleine grammatikalische Fehler
"Wenn zwei Menschen immer dasselbe denken, ist einer von ihnen überflüssig!" - Winston Churchill (1874 - 1965)
"Man kann in Kinder nichts hineinprügeln, aber vieles herausstreicheln." - Astrid Lindgren (1907 - 2002)

:)
Aiko
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Beiträge: 3765
Registriert: Mi 3. Mai 2017, 15:37

Beitrag von Aiko »

Joah das war es wohl schon wieder?
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