SZ-Was nicht passieren darf

Antwort erstellen


Diese Frage dient dazu, das automatisierte Versenden von Formularen durch Spam-Bots zu verhindern.
Smileys
:D :) ;) :( :o :shock: :? 8-) :lol: :x :P :oops: :cry: :evil: :twisted: :roll: :!: :?: :idea: :| :mrgreen: :geek: :ugeek: :heart:

BBCode ist eingeschaltet
[img] ist eingeschaltet
[url] ist eingeschaltet
Smileys sind eingeschaltet

Die letzten Beiträge des Themas
   

Ansicht erweitern Die letzten Beiträge des Themas: SZ-Was nicht passieren darf

Re: SZ-Was nicht passieren darf

von Hermann-AGPD » Do 7. Mär 2019, 23:09

Bei dem Artikel wird mir schlecht!

Wenn die "Eltern" nicht frühzeitig versterben, wird Leon noch als Erwachsener für immer gebrandmarkt sein.
Er könnte ein guter Kindergärtner werden, wenn er mit Pädos zusammenkommt, die ihn beraten könnten, aber diese sogenannte Familie ist eine Zwangsjacke und der sichere Garant für schwere psychische Krisen in der Zukunft.
So bastelt die verklemmte Umgebung einen Täter.

Re: SZ-Was nicht passieren darf

von Maximilian » Sa 2. Mär 2019, 07:21

Ex-Marco hat geschrieben: So 26. Aug 2018, 13:36 Ich kann den Artikel leider auch nicht lesen, aber einen 15-Jährigen als "pädophil" zu bezeichnen, finde ich fragwürdig. Meines Wissens setzen die Diagnosekriterien immer noch ein Mindestalter von 16 Jahren voraus.
Das ist jedoch eher eine politische Entscheidung.

Natürlich hat das auch den Hintergrund, dass auch normale Jungs in dem Alter Spaß am Sex auch mit anderen Kindern (egal welchen Alters und Geschlechts) haben, und man daher sehr viel schwerer herausfinden kann, ob sich das Kipobild beim 12jährigen deswegen findet, weil er eh alle Bilder von Nackedeis gesammelt hat oder weil er genau solche Kinderbilder besonders geil findet. Aber das bedeutet ja nicht, dass es diesen Unterschied nicht gäbe.

Aber natürlich würde ein Zugeben dass auch schon 12jährige pädophil sein können auch die ganze Diskussion über die Ursachen von Pädophilie weiter in Richtung angeborene Neigung verschieben, was man natürlich vermeiden will.

Re: SZ-Was nicht passieren darf

von Mitleser » Mi 20. Feb 2019, 19:24

@Frank: Danke für's Posten, ich habe mir die Geschichte nun auch einmal durchgelesen. Vorab: Mal wieder gruselig, wie die Geschichte eingeleitet wurde, da triefte es nur so vor Klischees. Ein Wunder, wenn da überhaupt ein Leser bis zum Ende durchhält. Oder ist sowas vielleicht doch Absicht der jeweiligen Redakteure? Naja, wie dem auch sei, wenden wir uns Leon zu...

Dieser Leon könnte ich gewesen sein. Computernerd, nicht viele Freunde, Stubenhocker, geht nicht zu Parties, steht auf kleine Mädchen, ist Gleichaltrigen aber nicht abgeneigt, über "Händchenhalten" gehen die Beziehungen aber kaum hinaus. Gut, in Details war es bei mir anders, ich war zusätzlich noch ein Sportmuffel, und quasselte mich nicht um Kopf und Kragen, und ich habe meine Spuren besser verwischt, so dass nie jemand von meiner Neigung erfahren hat. ;)

Dass in dieser Familie jede Menge schiefgelaufen ist und wohl auch weiterhin schiefläuft, muss man wohl nicht extra betonen, und so wie es aussieht, ist ja auch nicht wirklich eine Lösung in Sicht. Und was Leons Neigung angeht, dürfte sich die wohl so ähnlich wie bei mir entwickeln, irgendwann sind Gleichaltrige uninteressant, so 'ne 14-Jährige ist ja noch ganz süß, aber wehe, wenn die mal voll im Teeniealter mit Party, Rauchen, Saufen ist, dann ist's für Leon auch vorbei.

Die "hässlichen" Zahnlücken sind sicher nur eine Ausrede, genau wie "einmal die Woche" Selbstbefriedigung - also wer das glaubt, dem ist echt nicht mehr zu helfen. ;) Ich weiß auch nicht, was dieses Charité-Projekt konkret bringen soll, letztendlich können die Jugendliche auch nur davon abhalten, irgendwelche Dummheiten zu begehen, aber ob es wirklich zielführend ist, etwas in Sachen sexuelle Neigung zu bewegen? Ich kenne keine Details, was dort so besprochen wird, aber irgendwie kann ich mit diesem ganzen Therapiezeug halt nichts anfangen - und der Leon ist ja nicht dumm, im Gegenteil, der steckt seine Mutter ja offenbar locker in die Tasche.

Ja, es wäre schön, wenn wir ihn stattdessen an die Hand nehmen könnten, denn ich denke immer noch, dass nur ein Pädo einen anderen Pädo wirklich versteht, alle anderen sind damit entweder ohnehin überfordert, oder können nur ahnen, was man wirklich fühlt. Ich frage mich auch, was Leons Schwester davon hält, dass sie mit der kleinen Maja spielen soll. Und irgendwas muss ihr in all den Jahren doch komisch vorgekommen sein?! Zum geschiedenen Klischee-Vater, der womöglich mal seine Kinder missbraucht hat, und den Erlebnissen im Ferienlager sage ich lieber mal nichts...

Re: SZ-Was nicht passieren darf

von Xerxes » Mi 20. Feb 2019, 19:17

Das schweigen kenn ich nur zu gut, meine Geschwister wurden gefragt na wie wars in der Schule ich nur wenn die Schule mal wieder angerufen hatte.

Re: SZ-Was nicht passieren darf

von Kudo » Mi 20. Feb 2019, 15:40

Da habe ich irgendwie das Bedürnis ihn vor den widerwertigen Menschen von denen er umgeben ist zu retten.

Re: SZ-Was nicht passieren darf

von LeGo » Mi 20. Feb 2019, 15:17

"Er stellt seine kleinen blauen Plastikmodellstädte zu einem Kreis auf." Seit wann sind die aus Plastik? Deutsche, hölzerne Wertarbeit war das doch?
"Das, wozu er masturbiert, sind Mädchen, die fünf Jahre alt sind oder etwas älter. Einmal die Woche, schätzt Leon." Einmal die Woche - ja ne, ist klar.


Ich mag den Jungen. Ich würde ihm gerne helfen. Melde Dich, Junge. Lass uns normal reden. Ich mag den Schreiberling nicht. Ich würde ihm gerne helfen.

Re: SZ-Was nicht passieren darf

von Naches » Mi 20. Feb 2019, 14:01

Diese Familie, sollte Dringend reden.

Mir scheint dieser Spieleabend wurde endlich mal genutzt dazu, gebracht hat das im Beisein der Journalistin eher weniger, aber die Menge der Sachen die da Tod geschwiegen werden ist echt krass.

Und so nebenbei: Wie kann man Zahnlücken hässlich finden :shock:

Re: SZ-Was nicht passieren darf

von Frank Denker » Mi 20. Feb 2019, 13:33

Mir wurde gerade der Artikel des Threads angeboten, und ich bin genauso an der Probe-Abo-Hürde gescheitert.
Dann habe ich ihn jedoch hier gefunden
https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q ... flLX09fIVE

Weil die pdf- Datei auch andere Texte beinhaltet, poste ich hier einfach mal den Text
Was nicht passieren darf

Als Leon zwölf Jahre alt war, fand seine Mutter auf dem Computer Bilder von Kleinkin- dern in Unterwäsche. Heute ist Leon 15 und besucht deswegen eine Therapie. Die Ge- schichte einer stets alarmbereiten Familie.

Von Theresa Hein, SZ Magazin, 10.08.2018


Wenn Leon beschreibt, welche Art von Mädchen er gut findet, dann beschreibt er Maja, das Nachbarsmädchen. Dann beschreibt er ihre krausen Haare und ihre feine, glatte Haut, und eigentlich wäre das okay. Aber Leon ist 15, und Maja ist fünf, deswegen ist es ein Problem.

Leon hat das, was Mediziner bei Jungen unter 16 Jahren eine "sexuelle Ansprechbarkeit für das kindliche Körperschema" nennen. Er selbst verwendet lieber den Begriff für Erwachsene: Pädophilie. Das mit der Ansprechbarkeit ist ihm zu kompliziert. Leon ist Pragmatiker.

Er ist außerdem: ein 15-Jähriger, der in einem Dorf in der Nähe von Magdeburg aufwächst, der jetzt schon größer ist als seine Mutter und ihr Lebensgefährte. Seine Mutter Julia Büchner überlegt, bevor sie etwas sagt. Leon überlegt kaum, er hat immer sofort eine Antwort parat. Wenn er spricht, liefern sich seine Gedanken und sein Mund ein Wettrennen, und er stolpert manchmal über seine eigenen Sätze. Er kann erklären, wie Lichtgeschwindigkeit entsteht, und weiß nicht, ob er die zehnte Klasse auf dem Gymnasium schafft. Leons Haare sind glatt und braun, und da, wo der Bart bald wächst, ist das schmale Gesicht wie abgedunkelt. Seine Mutter hat hellgetönte Haare und ein rundes Gesicht. Sie sieht manchmal sehr müde aus für ihre Mitte dreißig, aber nur, bis sie anfängt zu sprechen. Leon sieht nur müde aus, wenn er mit seinem besten Freund Jannis bis um drei Uhr nachts "Halo" auf der X-Box gespielt hat.

Details, die Leons Familie identifizierbar machen könnten - die Namen, die Berufe, der Wohnort - wurden in diesem Artikel geändert.

Es ist ein Freitagabend im Frühjahr 2018. In einem Monat wird Leon 16, dann will er sich mit Jannis betrinken. Seit einem Jahr ist Leon nun wegen der Pädophilie in Therapie. Er schlägt vor, ein Brettspiel zu spielen. Das macht er oft an den Wochenenden, er bleibt zu Hause und spielt X-Box oder Brettspiele, oder er geht zu Jannis, dann spielen sie Computer. Er mag keine Partys, und außerdem ist er an den Freitagen nach der Therapie oft müde.

"Scotland Yard", ruft Leon über den Flur aus seinem Zimmer.

Nein, ruft Leons Mutter aus der Küche zurück, da spielt sie nicht mit, das findet sie doof.

Bei den Büchners wird so viel gerufen, wie geschwiegen wird. Julias Lebensgefährte Marcel bereitet in der Küche das Gulasch für Samstagmittag vor, bald muss er los, zur Nachtschicht. Er hält sich raus, wenn es um das Thema Pädophilie geht. Leon und seine Mutter einigen sich auf "Die Siedler von Catan". Weil man dafür mindestens drei Spieler braucht, wird die Journalistin mit eingespannt.

Im Wohnzimmer der Familie hat alles seinen Platz, nichts liegt herum, der Tisch ist neu und hochglanzweiß. Wenn Julia Büchner da sitzt und erzählt, wie sie herausfand, dass Leon sich für jüngere, viel jüngere Mädchen interessiert, dann spricht sie mit so viel Distanz, als hätte sie die Geschichte schon tausendmal erzählt, dabei hat sie sie nur schon so oft in ihrem Kopf wiederholt. 2014 im Sommer war das, Leon war zwölf Jahre alt. Seine Mutter fand auf dem Laptop, der für die ganze Familie da ist, Bilder von fünf-, sechsjährigen Mädchen, die ahnungslos in Unterwäsche posierten. Bilder, die jeder finden kann, der mit Google nach den Stichworten Mädchen, Unterwäsche, Mädchen, Badeanzug, Mädchen, Wäsche, vier, fünf, sechs Jahre sucht. Julia Büchner verdächtigte ihren Lebensgefährten Marcel. Sie schrie ihn an. Er überzeugte sie, dass er es nicht gewesen sein konnte. Leon hatte sich den Laptop zuletzt zum Spielen mit in sein Zimmer genommen. Er musste nach den Bildern gesucht haben. Leon gab es zu. Dann schrie Marcel.

Leons Mutter ging mit ihrem Sohn zu einem Kinderpsychologen, der ihr erklärte, dass es sich um eine Phase handle. Warum sollte ein Zwölfjähriger sich Bilder von Erwachsenen ansehen? Er probiere eben verschiedene Möglichkeiten aus und entdecke seine Sexualität. Leons Mutter leuchtete das ein. Heute sagt sie, dass sie es schon damals nicht richtig geglaubt habe. Leon versprach, nicht mehr nach den Bildern zu suchen. Seine Mutter versprach, ihn nicht mehr zu kontrollieren.

So was geht nur, wenn man sich gegenseitig vertraut, sagt Julia Büchner.

Als sie im vergangenen Jahr auf dem Laptop einen fast identischen Suchverlauf fand, wusste sie: Das kann keine Phase mehr sein. Sie klopfte vorsichtig an Leons Zimmertür und sagte, sie wolle ihm etwas zeigen. Sie klappte den Laptop auf und setzte sich auf das große, helle Sofa. Leon kam aus seinem Zimmer geschlurft und setzte sich neben sie. Er verstand sofort, was sie gefunden hatte. Beim Blick auf den Bildschirm fing Leon an zu weinen. Er weinte, wie ein junger Mensch weint, der das Gefühl hat: Ich bin nur die Maus in der zugeschnappten Falle. Seine Mutter legte den Arm um ihn, eine Berührung, die er, fast 15 Jahre alt, so gut wie nie erlaubte.

Er schrie, hilf mir, was soll ich machen, steckt mich in ein Heim! Julia Büchner dachte, was soll mein Kind in einem Heim?
Sie rief den Kinderpsychologen an und sagte, die Phase ist wieder da. Der Psychologe riet ihr zu einem Therapieprogramm für pädophile Männer an der Charité in Berlin. Leons Mutter erfuhr dort, dass es auch ein anderes Programm am selben Institut gibt. Es trägt den Namen "Du träumst von ihnen" und richtet sich an Jugendliche, die sich zu vorpubertären Körpern hingezogen fühlen. Zu Kindern.

In der Familie Büchner herrschen zugleich Offenheit und Schweigen. Sprechen kann Schmerzen lindern und Probleme lösen, deswegen geht Leon seit einem Jahr in die Therapie an der Charité. Aber Sprechen kann die Dinge auch verkomplizieren, das spüren Leon und seine Mutter schon innerhalb ihrer Familie. Marcel, Julias Lebensgefährte, redet nicht gern über Leons Pädophilie. Leons Schwester Emily weiß überhaupt nichts davon. Weil sie so gern redet, sagt ihre Mutter. Dabei ist sie nur ein Jahr jünger als Leon. Einmal hatten die Kinder Läuse, und Julia Büchner schärfte ihrer Tochter ein, es nicht überall herumzuerzählen.

Das muss ja nicht das halbe Dorf wissen, sagte sie.

Emily nickte. Am nächsten Tag wusste es das halbe Dorf.

Zu Leons Freunden und zu Emily sagen sie, Leon müsse regelmäßig zur Charité in die Dermatologie, wegen einer Hautkrankheit.

Seit einem Jahr fahren Julia Büchner und Leon jeden zweiten Freitagnachmittag nach Berlin. 160 Kilometer von dem Dorf bei Magdeburg sind das, zwei Stunden hin, zwei Stunden zurück. Zwei Stunden lang wartet Leons Mutter beim Bäcker und trinkt manchmal Kaffee und manchmal heiße Schokolade. Wenn Leon aus der Therapie kommt, essen sie ab und zu noch ein Stück Kuchen zusammen, und seine Mutter fragt, war gut? Und Leon sagt, ja, oder er zuckt mit den Schultern. Sie will nicht nachbohren, sagt seine Mutter, das ist seine Zeit. Auf der Heimfahrt setzt Leon seine Kopfhörer auf, zieht die Kapuze drüber und dreht auf, dass man es durch das ganze Auto hört: Hip-Hop, am liebsten von Dame, manchmal Ed Sheeran, Galway Girl.

Leons Mutter sieht dabei zu, wie ihr Sohn sich Stück für Stück ein Leben aufbaut, das er von seinem Zimmer aus leben kann. An den Wochenenden geht er kaum raus; wenn er doch auf Partys geht, sind es LAN-Partys. Die Freunde, die er hat, trifft er in der Schule. Über sein Zimmer sagt er stolz: das Zimmer eines klassischen Gamers. In einer Vitrine stehen seine Lieblings-X-Box-Spiele aufgereiht: "GTA",
"Halo", "Minecraft". Leon liebt Fantasy, Harry Potter, Herr der Ringe, Die Tribute von Panem; alles Geschichten, in denen junge Menschen Abenteuer erleben und bedeutsame Entscheidungen treffen. Nur zum Training geht Leon nach der Schule
raus, sein Körper ist ihm wichtig. Mindestens dreimal die Woche muss er Sport machen, sonst fehlt ihm etwas: Tischtennis, Jiu-Jitsu, Karate, Leichtathletik, Dampf ablassen. Manchmal streitet seine Mutter mit ihm darüber, ob er genügend isst. Auf Instagram stellt Leon Fotos von sich in Kapuzenjacke, ohne Brille, er gefällt sich besser, wenn er sie nicht aufhat. Leon erzählt gern den Witz, dass er zum Rasenmähen keine Maschine braucht, weil er selber eine ist. Er muss dann schon während des Erzählens lachen, weil der Witz so blöd ist.

Leon sagt selbst, dass er nicht weiß, zu was für einem Menschen er sich mal entwickeln wird. Er hat Angst davor, dass er mal etwas tut, was er jetzt nicht beeinflussen kann.

Noch habe ich mich selbst unter Kontrolle, sagt er, aber wenn man sich das mal logisch überlegt und ich das so weiter in mich reinfresse, wird das wahrscheinlich irgendwann zu viel.

Leon ist Realist. Es sei wie mit dem Computerspielen, sagt er: Pädophilie ist keine gute Eigenschaft, aber sie ist einfach da. Beim Zocken sagen auch alle, es ist nicht gut für dich. Aber trotzdem macht es dir Spaß, und du willst doch auch nicht aufhören. Ich finde, es ist nichts Schlechtes.

Sein WhatsApp-Status: "Wir überstehen alles, Bruder."

Wenn mir vor fünf Jahren jemand von einem Pädophilen erzählt hat, dachte ich, chemische Kastration, sperrt die Leute ein, sagt Leons Mutter, als sie an ihrem Wohnzimmertisch sitzt. Heute denke ich, ihr müsst das mit euch ausmachen, aber geht in Therapie. Sie sagt, Leon ist, wie er ist. Kann sein, dass er anders wäre, wenn er nicht diese Diagnose hätte. Aber ich glaube nicht.

Wer von Leons Pädophilie weiß, geht anders mit ihm durchs Leben. Im Supermarkt, auf der Straße, im Bus fallen ihm vier- oder fünfjährige Mädchen schnell auf. Er registriert sie, bevor seine Begleitung überhaupt begriffen hat, dass ein kleines Mädchen da ist. Knuffig, sagt Leon, wenn er ein Mädchen schön findet. Wenn Leon "knuffig" sagt, fängt seine Mutter an nachzudenken.

Leon kann gut mit anderen Kindern umgehen, ob es jetzt Gleichaltrige sind oder Jüngere. Wenn er mit Sophie, einer Achtjährigen, im Tischtennis an einer Platte spielt und sie Fehler macht, sagt er, ruhig, kein Stress, kannst du. Oder er zieht sie auf, dann muss sie lachen. Die Großen im Team sagen zu Leon, dass Sophie in ihn verliebt sei. Leon weiß das, aber er ist ja nicht in sie verliebt, was soll er machen? Er findet es süß, wenn er in ihrem Gesicht sehen kann, wie sie um jeden Punkt kämpft. Knuffig.

Wenn noch andere Jugendliche dabei sind, hat Leon kein Problem. Schwierig wird es erst, wenn er mit einem Mädchen ganz allein ist. Dann versucht er, so angestrengt an etwas anderes zu denken, dass er vergisst, dass noch jemand da ist. Meistens denkt er dann an Fernsehwerbungen und versucht, sich an Details zu erinnern: irgendwelche Szenen, in denen glückliche Familien um einen Tisch sitzen und essen. Das ist seine Strategie, er verschließt seinen Geist. Okklumentik, wie bei Harry Potter. Meistens kommt Leon aber ohnehin nicht in solche Situationen. Seine Mutter ist ja da, wenn er sie ruft.

Am Freitagabend im Frühjahr wird das Brettspiel ausgebaut: Jeder, der ein Dorf oder eine Stadt oder eine Straße baut, darf heute eine Frage an einen Mitspieler zum Thema Pädophilie stellen. Julia Büchner baut als Erste eine Straße.

Sie fragt, ob sie sich Sorgen machen müsse, wenn die Nachbarskinder zu Besuch kommen. Sie fragt, weil sie es ernsthaft wissen will, weil sie nicht weiß, was Leon denkt. In der Küche räumt Marcel vorsichtig den Geschirrspüler aus.

Leon sagt, solange das Mädchen sich nicht nackt auszieht und sagt, es will mit mir schlafen, brauchst du dir keine Sorgen zu machen.

Leon liebt Sarkasmus. Er ist stolz auf seinen IQ, 138, hochbegabt, er hat mal einen Test gemacht. In jedem Streit lässt er seine Mutter spüren, dass er besser argumentieren kann. Ihr bleibt oft nur noch das Mutter-Argument. Dann stürmt Leon in sein Zimmer, setzt die Kopfhörer auf und denkt, warum muss ich mich Leuten unterordnen, die nicht so intelligent sind wie ich?

Julia Büchner liegt manchmal nachts wach, und ihre Gedanken formen sich zu einer Reihe von Dominosteinen. Wenn irgendwer das rauskriegt? Wie reagieren die Nachbarn? Können wir hierbleiben? Wo sollen wir sonst hin?

Ein Leben mit Leon heißt, ein Leben lang eine diffuse Angst mit sich herumzutragen, er könnte einem Mädchen etwas antun. Ein Leben mit Leon heißt auch, mit niemandem über diese Angst sprechen zu können.

Seit Leons Mutter nicht mehr als Einzelhandelskauffrau arbeitet, ist sie fast den ganzen Tag zu Hause und zu einer Art Tagesmutter im Dorf geworden. Wenn die Büchners im Sommer grillen, stellen sie einen Tapeziertisch im Garten auf, und dann sitzen sechs oder sieben unterschiedlich alte Kinder da und essen Würstchen. Wenn das mit Leon jemand herausfindet, können wir hier die Segel streichen, sagt seine Mutter. Ihr macht es Angst, wenn Pädophilie mit Kindesmissbrauch gleichgesetzt wird. Weil sie auf Facebook die Kommentare unter den Artikeln zu Kindesmissbrauch liest, wo steht, einsperren, kastrieren, totmachen. Weil sie früher selbst so gedacht hat. Und weil es erst Leons Leben brauchte, um ihre Meinung zu ändern.

Ich habe meine Augen anders offen, sagt sie heute, ich geh anders durchs Leben. Ich sehe jetzt nicht überall Pädophile, aber ich weiß, dass es in jeder Familie vorkommen kann.

Leon hat noch nie jemandem etwas getan. Julia Büchner hofft sehr, dass das so bleibt. Ich hoffe, dass er sich nicht unglücklich macht, sagt sie. Ihre Eltern, mit denen sie über alles sprechen konnte, sind vor ein paar Jahren kurz nacheinander gestorben; mit ihren Freundinnen will sie nicht darüber sprechen, weil sie nicht weiß, wie die reagieren. Weil sie Angst hat, dass sie so reagieren könnten, wie sie glaubt. Es wird so viel geschwiegen, sagt sie. Es muss gesprochen werden. An der Charité will man sich auch um die Eltern der Jugendlichen bemühen, aber Leons Mutter dauert das alles zu lange. Sie fühlt sich allein gelassen.

Marcel schlägt sich auf Julias Seite, wenn Leon Streit anfängt, und er fährt Leon zur Therapie, als Julia die Grippe hat und nicht fahren kann. Wenn es um die Therapie selbst geht, wird er einsilbig.

Er sieht die Kinder als seine Kinder, seit fast neun Jahren, er sagt, ein Leben ohne sie kann er sich nicht mehr vorstellen. Aber die sind so, wie sie sind. Und das mit der Therapie, ich hoffe, dass es was bringt, sagt er.

Aber Pädophilie ist nicht in dem Sinne heilbar, wie andere Krankheiten heilbar sind. Wenn sie einmal da ist, geht sie ziemlich sicher nicht mehr weg.

Mit hoher Wahrscheinlichkeit entsteht Pädophilie in der Pubertät, unter dem Einfluss der Geschlechtshormone, sagt Klaus Beier, der Direktor des Instituts für Sexualwissenschaft und Sexualmedizin der Charité Berlin. Er sitzt in einem Büro in der Luisenstraße, das ganz hell sein müsste, weil die Fenster so groß sind. Es ist trotzdem dunkel, weil die Bäume, die davorstehen, so ehrwürdig sind. Untersuchungen zufolge hat etwa ein Prozent der Männer eine sexuelle Ansprechbarkeit für das kindliche Körperschema, sagt Klaus Beier, konservativ geschätzt.

Beim Spieleabend liegt vor Leons Mutter die Karte, die sie bekam, weil sie die längste Handelsstraße gebaut hat, und sie fragt und fragt, als hätte sie nur diesen einen Abend, um Antworten zu bekommen. Sie fragt, ob Leon Maja, das Nachbarsmädchen, attraktiv finde. Leon antwortet zu schnell.

Nein, sagt er, ihre Zahnlücke ist doch hässlich.

Er stellt seine kleinen blauen Plastikmodellstädte zu einem Kreis auf. Seine Mutter ordnet ihre Karten und sagt, okay.

In der Therapie lernt Leon, dass Pädophilie keine Gefahr darstellt, solange sie nur in seinem Kopf passiert. Er lernt den Unterschied zwischen legal und illegal. Fotos, die im Internet einfach so zugänglich sind, wie die Bilder auf Websites für Kindermode, sind legal. Hentais, ein japanisches Manga-Format, bei dem auch vorpubertäre Kinder in eindeutig sexuellen Handlungen gezeigt werden, sind eine Grauzone. Kinderpornografische Abbildungen und Filme sind illegal. Leon kann die Liste, die er in der Therapie bekommen hat und auf der die Einteilung steht, auswendig. Sie gibt ihm Sicherheit. Das, wozu er masturbiert, sind Mädchen, die fünf Jahre alt sind oder etwas älter. Einmal die Woche, schätzt Leon.

Legal und illegal sind Kategorien, die den Jugendlichen den Umgang mit ihren Fantasien vereinfachen sollen. Den Unterschied zwischen richtig und falsch müssen sie selbst lernen. Filme, in denen Kinder zu eindeutigen sexuellen Handlungen gezwungen werden, hat Leon noch nie gesehen. Seine Therapeutin sagt, sie glaubt ihm. Seine Mutter will ihm glauben.

Ich muss ihm ja vertrauen, sagt sie, sonst werde ich verrückt.

Andere Teenager sind schlecht gelaunt, weil sie Akne haben, eine Zahnspange tragen müssen oder sich zu dick finden. Leon wird auf ein Leben vorbereitet, in dem er keine Gefahr für fünfjährige Mädchen werden darf.

Klaus Beier, der Professor an der Charité, sagt, die Patienten müssten lernen, dass es an ihnen liegt, nicht an den Kindern oder an etwas anderem. Sie hätten die Pflicht, dass aus diesen Fantasien keine Taten werden. Die Jugendlichen nähmen das noch sehr gut an, sagt Beier, weil sich bei ihnen das Gehirn noch entwickle und damit auch die neuronalen Zentren, die Gewissensinstanzen ausbilden.

Es ist ein kalter Sonntagvormittag im Januar 2018, und durch die große Fensterfront im Wohnzimmer sieht Leon Maja, das Nachbarsmädchen, die Straße herunterlaufen. Er geht in sein Zimmer. Leons Mutter macht Maja die Tür auf, als sie klingelt. Sie grinst, als Julia Büchner ihr zur Begrüßung mit den Fingern über Schulter und Gesicht tapst und so tut, als wären ihre Finger ein Tier, das an Maja heraufklettert. Eigentlich ist sie schon zu groß dafür, aber Maja muss kichern. Fünf Jahre alt, Milchzahnlücken. Maja ist umwerfend. Ob Emily, Leons Schwester, spielen kommen könne, fragt sie in den Kragen ihres Anoraks. Seit einem Jahr schickt Leons Mutter die beiden Mädchen viel nach draußen zum Spielen, oder sie achtet darauf, dass Leon nicht zu Hause ist. Emily fällt das nicht auf. Leon interessiert sich null für Jüngere, sagt sie, der kann nichts mit denen anfangen.

Am Spieleabend will Leon weiterspielen, aber seine Mutter will sprechen. Leon hat gerade eben gesagt, dass er mal Kinder will. Seiner Mutter ist anzusehen, dass sie überlegt, ob sie das, was sie sagen will, jetzt wirklich sagen soll.

Leon, wenn du mal eine Partnerin hast, dann geht es nicht mehr nur um dich. Da bestimmst du dann deiner Frau das Leben vor, sagt sie.

Ich bestimm überhaupt nichts, sagt Leon und springt auf. Leon springt oft auf, wenn er auf seine Mutter wütend ist.

Doch, sagt seine Mutter und tauscht Spielkarten aus ihrer Hand mit Karten aus der Schachtel. Doch, denn wenn ihr Kinder habt, dann bestimmst du ihr Leben, weil sie sich ständig Sorgen macht. Und wenn ihr keine Kinder habt, weil sie nicht möchte, dann bestimmst du auch ihr Leben. Wa, Marcel?, ruft sie über ihre Schulter.

Leon setzt sich wieder hin. Es ist ein paar Sekunden still. Joa, brummt es aus der Küche.
Leon hat eine Chance auf ein normales Leben. Er ist nicht das, was man bei Erwachsenen kernpädophil nennen würde. Er findet nicht ausschließlich Mädchen zwischen fünf und acht attraktiv, sondern auch Gleichaltrige. Noch etwas, was Julia Büchner Sorgen macht: Leon hatte im vergangenen halben Jahr drei Freundinnen. Das geht zwar noch nicht weit über Händchenhalten hinaus, sagt seine Mutter, aber ihr gefällt nicht, wie Leon mit den Gefühlen der Mädchen umgeht. Jetzt ist er mit Pia zusammen, sie waren vor ein paar Monaten schon mal ein Paar. Pia ist 14 und sagt, sie sei asexuell, aber das macht Leon nichts aus.

Leon hat schon überlegt, wie er Pia das mit der Pädophilie sagen könnte.

Er würde sagen: Menschen mögen verschiedene Dinge, die sie nicht beeinflussen können.

Er würde sagen: Das gilt auch für ihre Sexualität.

Er würde sagen: Ich bin pädophil. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass sich das bei mir nicht mehr ändern wird.

Er glaubt, dass Pia ganz cool reagieren würde. Trotzdem sagt er es ihr natürlich nicht. Seine Mutter wolle das nicht, und außerdem sei Pias Vater Polizist.

Aber Jugendliche würden das viel besser verstehen und viel besser damit umgehen als Erwachsene, da ist sich Leon sicher. Seine Mutter mache sich zu viele Sorgen.

Leon will unbedingt mal Kinder haben. Seinen eigenen Kindern könnte er nie was antun, sagt er.

Warum trotzdem so oft sexueller Missbrauch innerhalb der Familie vorkommt? Weil Menschen scheiße sind, sagt Leon entschlossen.
Wenn Leon keine Lust mehr hat, über sich zu sprechen, redet er über Fantasy. Über die Geschichten, in denen andere junge Menschen Abenteuer erleben und sich nicht mit sexuellen Ansprechbarkeiten und ängstlichen Müttern und Freitagen in der Therapie herumschlagen müssen. Dann fragt er, was ist besser, die Hobbit- Verfilmungen oder die Herr der Ringe-Trilogie? Und beantwortet es selbst: Bei Herr der Ringe ist die Geschichte viel besser, aber beim Hobbit kommt am Schluss I See Fire von Ed Sheeran, Mann, ist das episch, sagt er.

Ob Pädophilie vererbt werden kann oder nicht, ist ungewiss, einen wissenschaftlich haltbaren Zusammenhang gibt es nicht. Als Leon und Emily fünf beziehungsweise vier Jahre alt waren, fand Julia Büchner, in einem Bettbezug im Büro ihres Mannes versteckt, Abbildungen von kleinen Kindern in eindeutigen Positionen. Sie trennte sich von ihm, weil sie sich an Dinge erinnerte, die sie sich zuvor nicht hatte erklären können; aufgerissene Kondompackungen, wenn sie nach Hause kam, die Kinder anders, wenn sie mit ihrem Vater allein gewesen waren. Jahre später zeigte Julia Büchner Leons und Emilys Vater an. Aber die Staatsanwaltschaft Magdeburg ließ die Klage fallen, mit der Begründung, der Nachweis für einen sexuellen Missbrauch sei nicht erbracht.

Leons Mutter ist sich heute selbst nicht mehr sicher, was passiert ist und was nicht. Der Kinderpsychologe, zu dem sie damals die Kinder schickte, sagte, man müsse abwarten, bis die Kinder alt genug sein, um darüber zu sprechen. Sie ließ sich scheiden, bekam das alleinige Sorgerecht, traf Marcel, der sie liebte, und lernte, wieder einem Mann zu vertrauen. Seit fast neun Jahren sind sie nun zusammen, seit fast neun Jahren ist Marcel der Stiefvater ihrer Kinder. Leon und Emily haben keinen Kontakt mehr zu ihrem Vater. Sie wollen keinen.

Als Leon anfing, in die Therapie zu gehen, erzählte Julia Büchner ihrem Sohn, sie glaube, auch sein Vater sei pädophil gewesen. Das erleichtert Leon. Es bestärkt ihn, dass er nichts für seine Gedanken kann.

Eine trügerische Entlastung, sagt Klaus Beier. Wenn Sie einen Platten haben, und Sie finden heraus, dass Sie über eine Scherbe gefahren sind, dann haben Sie den Platten ja trotzdem noch.

Beim Spieleabend zwängt Leons Mutter alle Gedanken, die sie sich seit einem Jahr oder schon viel länger macht, in ein paar Sekunden.

Wenn deine Partnerin mal das von deiner Pädophilie weiß, dann wird jeder Tag aufs Neue ein Kampf sein. Dann muss sie sich jeden Tag fragen: Will sie mit dir zusammen sein oder nicht?

Leon ruft laut, aber ich, ich bin doch der, der damit leben muss! Seine Mutter sieht ihn an.
Leon, so habe ich dich nicht erzogen, sagt sie. Du kannst nicht immer sagen, wie geht es mir damit. Was meinst du, wie es anderen dabei geht? Du hast einen Ansprechpartner, immer. Wir nicht. Wir gehen am Stock und brechen fast zusammen, und unsere Nerven sind dermaßen gespannt. Was meinst du, wie schwer das für
Marcel und mich ist?

Ja, sagt Leon, wahrscheinlich sehr. Ja, sagt seine Mutter, sehr.

Ganz still ist es im Wohnzimmer und in der Küche.

Der Zusammenhang zwischen einer sexuellen Traumatisierung in der eigenen Kindheit und dem Entstehen einer Pädophilie lasse sich nicht belastbar herstellen, sagt Klaus Beier. Oft würden Menschen, die sexuelle Übergriffe auf Kinder begangen haben, sagen, sie seien in ihrer Kindheit selbst missbraucht worden. Sie dächten, vielleicht werde dann das Verständnis größer.

Da war der Sommer, in dem Leon zehn war. Seine Mutter schickte ihn in eine Jugendfreizeit auf dem Land. Klettern, wandern. Die Betreuer riefen Julia Büchner in der zweiten Woche an und sagten, sie hätten den Verdacht, dass ein größerer Junge einige der kleineren Jungen zu sexuellen Handlungen genötigt habe. Leon sei unter den jüngeren Kindern.

Und da war die Sache im Wald, ein Jahr später. Die junge Familie, Leon, Emily, Julia, Marcel, war gerade in das Haus in der Nähe von Magdeburg gezogen. Ein Nachbarsjunge, 13, nahm Leon mit in den Wald. Er drohte ihm Gewalt an, wenn Leon nicht mit ihm tun würde, was er verlangte. Also ließ er den älteren Jungen Dinge tun, aus Angst. Leons Mutter fand heraus, was im Wald passiert war, Emily hatte Andeutungen gemacht. Sie stellte den Nachbarsjungen und dessen Eltern zur Rede, der Junge gab alles zu. Mit Leon sprach sie nicht darüber, sie wollte nicht, dass er das noch mal durchmachen muss.

Wäre Leons Leben ein Drehbuch, es wäre eindeutig: Leons Vater war der Böse. Der Junge im Zeltlager war der Böse. Der Nachbarsjunge im Wald war der Böse. Sie alle sind schuld, dass Leon jetzt Kinder attraktiv findet, weil es bei Pädophilie um Machtausübung und die eigene Vergangenheit geht. Bei diesem Gedanken mag Hollywood mitmachen, aber das Leben und die Humanmedizin tun es nicht.

Weder für den Jungen im Ferienlager noch für den Nachbarsjungen gab es Konsequenzen. Julia Büchner begegnete dem, was ihr Sohn erlebt oder nicht erlebt hatte, mit Alltag und Struktur. Routine braucht mein Kind jetzt, dachte sie. Ein sicheres Zuhause, eine Familie, die jeden Abend zum Abendessen zusammenkommt.

Sie suchte damals lange nach einem Therapeuten, der mit Leon über das spricht, was im Zeltlager und im Wald passiert war. Sie fand niemanden in der Nähe, der dazu bereit war, Leon aufzunehmen, auch Spezialisten nicht. Alle hätten die Hände hochgerissen und gesagt, da gehen sie nicht dran, erzählt Leons Mutter.

Sie sagt, du musst einfach diesen Kampf allein kämpfen. Routine und Struktur und ein starkes Zuhause, daran hält sie sich.

Zu Hause ist die Pädophilie kein Thema, mit Marcel spricht sie nicht darüber. Aber darum geht es nicht, sagt Leons Mutter. Das Beste, was Marcel für mich getan hat und jeden Tag wieder tut, ist, dass er noch da ist. Nach allem, was passiert ist, ist er dageblieben, sagt sie.

Wie viel hält eine Familie aus? Wenn man sich die Büchners ansieht: unfassbar viel. Wenn eine Offenheit für die Seltsamkeit der Welt und des Zufalls da ist, der manchmal bösartig sein kann. Wenn für die eigenen und in diesem Fall auch für fremde Kinder alles getan wird, um ihnen ein normales Leben zu ermöglichen.

Klaus Beier sagt, wer pädophil sei, der sei kein schlechterer Mensch. Der Mensch werde ja nicht schlecht durch seine Fantasiewelt, sondern durch sein Verhalten.

Er sagt auch, es gebe viele Menschen mit pädophiler Neigung, die diese nie ausleben würden. Gewissheit, welcher Mensch der Betroffene ist, gebe es nicht.

Julias Lebensgefährte Marcel sagt, die Therapie, die müsse ja was bringen. Und er sagt, die Gegenwart sei doch viel wichtiger als die Vergangenheit.

Ich hab 'n ganz gechilltes Leben eigentlich, sagt Leon.

Seine Mutter sagt, wir gehen überall durch, bisher jedenfalls.

Es ist Freitagabend und das Brettspiel noch lange nicht vorbei. Leon legt Spielkarten in die Schachtel, nimmt sein winziges Plastikdorf vom Spielbrett und ersetzt es durch eine winzige Plastikstadt.

Was soll ich sagen, sagt er. Ihr müsst euch keine Sorgen machen. Leons Mutter atmet tief ein.
Das reicht nicht, sagt sie, das reicht einfach nicht. Leon, ich wünsch dir alles

Glück der Welt. Und ich wünsch dir solche Kinder, wie ihr es seid.

Danke, sagt Leon.

Bitte, sagt seine Mutter.

Können wir jetzt weiterspielen?, fragt Leon. Das dauert ja ewig hier.
Meine (zusammengefasste) Meinung:
Die Familie braucht dringend Unterstützung!
In diesem Klima von Verdrängung und Misstrauen muss Leon schon selbst sehr stark sein, um nicht an sich zu zweifeln...

Gruß
Frank Denker

Re: SZ-Was nicht passieren darf

von Sirius » Di 28. Aug 2018, 02:09

Es ist übrigens auch möglich ein Testabo abzuschließen mit Angaben von Daten, die nicht unbedingt der Realität entsprechen ;)
Mascha hat geschrieben: Mo 27. Aug 2018, 20:41 Ich denke dass es bei einer solchen Therapie/ Beratung mindestens so wichtig ist mit den Eltern zu arbeiten wie mit den Kindern. Und ich hoffe inständig, dass die Zitate von der Mutter, die Sirius gepostet hat, den Zustand VOR dieser Intervention markieren. :?
Leider ist das der status quo (also während die Journalistin die Familie besucht hat). Aus dem Artikel geht hervor, dass die Eltern auch dringend Unterstützung brauchen und darunter leiden, niemanden zum Reden zu haben. Trotzdem finde ich es eine ziemlich harte Aussage ihm vorzuwerfen, dass seine Persönlichkeit (von der die Pädophilie ja ein Teil ist) eine schwere Belastung für alle in seiner Umgebung ist.

Leon hat vollkommen Recht: er ist derjenige, der mit seiner Sexualität leben muss. Wenn jemand damit nicht umgehen kann, dann ist dies in erster Linie dessen Problem. Ich finde es schlimm, dass Leon quasi die Schuld dafür gegeben wird, dass andere mit siner Sexualität nicht umgehen können; hoffentlich vermittelt die Therapie da ein paar korrigierende Aussagen. Ich kann total verstehen, dass Leon da wütend und verärgert reagiert. Leider erweckt der Artikel aber wie ich finde ein wenig den Eindruck als ob diese Reaktionen lediglich unreif und überzogen wäre ohne zu versuchen nachzuvollziehen, woher diese Reaktionen kommen.

Re: SZ-Was nicht passieren darf

von Gregor Samsa » Mo 27. Aug 2018, 22:11

Hallo Mascha.

Du kannst das Probeabo wohl ohne Bedenken abschließen weil es da in den Geschäftsbedingungen heisst :
" Der Zugriff auf unser digitales Angebot wird von 9.8. bis 23.8. für sie freigeschaltet " also läuft das ganze danach wohl automatisch aus.

Nach oben