Hallo Schneeflocke,
der öffentliche Bereich ist für tiefgreifendere Informationen definitiv nicht der richtige Platz. Doch da ich mich aus Selbstschutz nicht wieder registrieren werde (viel zu viel Zeit im Forum verbracht und dabei mein reales Leben vernachlässigt...), kann ich nur hier als Gast schreiben. Es gibt einfach einzelne Themen, bei denen es egoistisch von mir wäre, meine Erfahrungen nicht als (zumindest einen von mehreren) Hinweisen einfließen zu lassen.
Du hast festgestellt, dass Dein Mann (wahrscheinlich) pädophile Empfindungen hat. Ich gehe davon aus, er selbst hat mit Dir darüber (noch?) nicht gesprochen?
Dein Beitrag ist nicht vollständig veröffentlicht, und so ist mir nicht bekannt, ob Du es Deinerseits schon getan hast und wie ggf. seine Reaktion war.
Deshalb rate ich nicht weiter herum sondern schreibe von mir. Vielleicht siehst Du Parallelen und kannst Schlussfolgerungen für Dich/Euch ableiten?
Ich bin seit über 30 Jahren glücklich verheiratet und Vater erwachsener Kinder. Rückblickend muss ich sagen, dass ich schon seit früher Kindheit (ab 8 Jahren...) von kleinen Mädchen fasziniert bin. Das hat sich auch mit zunehmendem Alter nicht verändert. In der 8 Klasse war für mich ein Mädchen aus der 4. viel interessanter und meine Wunschpartnerin, als dass Mädchen meiner Altersgruppe dieses hätten für mich sein können.
Pädophilie war damals aber für mich kein Thema, insbesondere weil ich mich später auch in Mädchen in meinem Alter verliebt und dadurch auch meine Frau kennengelernt habe. Dass alle diese jungen Frauen in ihrer körperlichen Entwicklung (weit) hinterher waren, ist mir erst heute wirklich bewusst...
Nach über 10 Jahren Familienleben gab es einen Schlüsselmoment, durch welchen ich mir schmerzlich bewusst wurde, dass alle meine Gefühle gegenüber Kindern in unserem Umfeld, mein Einbringen in die Kinder-Bespaßung bei Familienfeiern, meine Bereitschaft zu Unternehmungen mit den Kindern von Familie und Bekannten, was deren Eltern immer bereitwillig in Anspruch genommen haben, usw., mein Interesse an Kindern auf der Straße ... nicht nur einfache Kinderliebe waren.
Ich hatte mich hemmungslos in die Tochter einer befreundeten Familie verliebt. Und... Ich sehnte mich danach, ihr nahe zu sein...
Beim Recherchieren im www fand ich leider auch Seiten, die mich zu der Zeit und zum Glück vorübergehend in meinen Gedanken bestärkten, dass Kinder meine Gefühle erwidern
könnten und auch meinen sexuellen Wünschen gegenüber offen
wären...
(Anm.: Wie weit entfernt von der Realität das ist, weiß ich heute!)
Diese Zeiten sind Jahrzehnte her, und ich schreibe es auch nur, um zu vermitteln, wie sehr es mich damals erschüttert hat zu erkennen, dass ich etwas fühle, wofür mich der Großteil der Menschheit heute noch vierteilen würde. Ich - ein gestandener, liebevoller Familienvater, ein (tatsächlich gern gesehenes) Mitglied der Gesellschaft, ein liebender Ehemann...
Ich habe 12 Jahre gebraucht, um es meiner Frau gegenüber einzugestehen. Es waren 12 Jahre Suche, Verzweiflung, Doppelleben und das Gefühl der Unehrlichkeit gegenüber meiner Frau. Schließlich liebe ich sie unendlich - und gleichzeitig liebte ich ein kleines Mädchen!
Nach dem Outing hat mich meine Frau nicht verlassen, doch es hat Jahre gedauert, bis sie nicht mehr
permanent das Gefühl verspürte, für mich nur die zweite Wahl zu sein. Wie will man etwas glaubhaft vermitteln, woran der andere nicht (mehr) glaubt?
Dieses Outing jährt sich in diesem Jahr zum 10. Mal, und noch immer gibt es Momente, in denen sich die Mädchen zwischen uns drängen. Erst jüngst hat mich meine Frau angesprochen, dass die (noch sehr kleine) Tochter von Bekannten langsam den Platz von dem Mädchen von vor 20 Jahren einzunehmen scheint... "Du sagst, dass Du das nicht zulassen wirst? Hast Du jemals Deine Gefühle kontrollieren können?"
Warum schreibe ich das Dir, Schneeflocke?
Wenn Dein Mann Dich liebt, dann kannst Du davon ausgehen, dass er derzeit in einer Zwickmühle steckt.
Wenn er sich Dir gegenüber outen sollte, was wirst Du tun? Wirst Du ihn als den Menschen weiterlieben, der er bisher für Dich ist? Wie wirst Du mit seinen Wünschen umgehen? Kannst Du ein "ja" auf eine Antwort vertragen, die mir einmal meine Frau gestellt hat (So theoretisch diese Überlegung auch ist!): "Wenn es möglich wäre, wenn das Kind es wollte, wenn..., wenn..., wenn... Dann würdest Du mit einem kleinen Mädchen schlafen?"
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Es bringt nichts, wenn Du die Augen vor Deinen Sorgen verschließt.
Aber Du musst für Dich selbst geklärt haben, wie Du Dir Eure zukünftige Beziehung vorstellst,
bevor Du es
vorsichtig bei ihm zur Sprache bringst. Wenn Du darauf warten willst, bis er es anspricht, vergehen vielleicht Jahre - Zeit, die einen Keil zwischen Euch wachsen lässt, der umso schwerer wieder abzubauen ist, je länger er wachsen konnte. Es wird aber auch nicht einfach sein, dieses Thema bei Deinem Mann anzusprechen, ohne dass es bei ihm als Vorwurf ankommt, als Aufforderung, jegliche "pädophile Aktivitäten" sofort einzustellen, als "entweder - oder" ...
Es kann sein, dass er erleichtert ist, weil es jetzt endlich "raus" ist, es kann aber auch sein, dass er zum Selbstschutz erst einmal alles abstreitet.
In jedem Fall ist es entscheidend, wenn Du schon einmal weißt, was
Du willst.
Kannst Du Dir denn ein Leben mit Deinem Mann vorstellen, selbst wenn er Dir gegenüber geoutet ist?
Was Du aber definitiv nicht tun solltest ist, mit Leuten aus Eurem Umfeld/ Deiner besten Freundin o.a. zu sprechen und zu versuchen, Dir dort Rat zu holen. Das kommt einem Fremdouting gleich und verbessert nichts! Weder etwas für ihn noch etwas für Eure Familie.
Meine Frau ist seit meinem Outing genauso "Geheimnisträger". Sie ist sich sicher, dass dieses Wissen nichts für unser Umfeld ist, wenn wir weiterhin so angenommen werden wollen, wie bisher.
Das ist schade, aber derzeit nicht zu ändern.
Auf jeden Fall hat es in mein Leben sehr viel Beruhigung und Normalität zurück gebracht, seit ich mich vor meiner Frau nicht mehr verstecken brauche. Aber dass es einmal so kommen wird, wusste ich natürlich vor 10 Jahren nicht!
Dir wünsche ich viel Fingerspitzengefühl und Kraft für die Dinge, die Du nicht hören willst.
Euch wünsche ich, dass die (mögliche) Pädophilie Deines Mannes kein Grund wird, Euer Leben nicht gemeinsam fortzusetzen.
Viele Grüße
Frank Denker