von Siriusly » Di 6. Dez 2022, 23:36
Ich empfinde diesen Artikel als ziemlich beleidigend. Die Darstellung der Meinung einzelner pädophiler Menschen, egal wie absurd und menschenverachtend diese sein mag, rechtfertigt nicht die pauschale Kriminalisierung
aller pädophiler Menschen. Journalisten haben besondere Verantwortung, bei der Berichterstattung über das Fehlverhalten (oder in diesem Fall: die Ansichten) von Einzelpersonen einer Gruppe so vorzugehen, dass daraus keine diskriminierende Verallgemeinerung werden kann. Das steht nicht zuletzt im Pressekodex so verankert.
Nebenbei finde ich es wichtig zu erwähnen, dass die sog. pädophilen Aktivisten der 70er und 80er Jahre relativ wenig mit den Pädophilie-Begriff gemein haben, wie er heute verwendet wird. Diese eigentlich sehr wichtige Differenzierung findet in der Vorstudie "Programmatik und Wirken pädosexueller Netzwerke in Berlin" immerhin in einem halben Absatz Erwähnung:
Bereits erste Stichproben zeigten, dass die Eigenbezeichnung der Gruppierungen als „pädophil“ zumeist nicht deckungsgleich ist mit damals wie heute gängigen medizinischen Definitionen. Als Selbst- und Fremdzuschreibung erscheint der Begriff „Pädo“ in den eingesehenen Szenemagazinen und Flugschriften zugleich vielfach deutungsoffen.
Die meisten dieser "pädophilen" Gruppierungen waren eher Teile der frühen Schwulenbewegung, die Sex mit Jugendlichen (und nicht mit Kindern) legalisieren wolten.
Mascha hat geschrieben: ↑Di 6. Dez 2022, 08:33
Wenn K13 und Konsorten die ersten sind, die die "Pädo-Flagge" nach außen tragen und damit Presse machen - und genau das ist jetzt passiert - dann ist die Sache mit der Flagge gegessen fürchte ich. Die mit der Toleranz für die meisten Menschen leider auch bis auf weiteres. Denn es ist mal wieder klar geworden, Pädophile wollen nur eins: Kinder ficken. Diese putzige kleine Aktion von zwei oder drei K13-Aktivisten richtet so weitaus mehr bzw. weitreichenderen Schaden an, als die "Todesstrafe für Kinderschänder"-Kampagne der NPD.
Das sehe ich anders. Wir reden hier von zwei (?) Gestalten aus dem K13-Umfeld, die sich eine Flagge angeeignet haben, die schon in ihrem symbolischen Kern gegen Einvernehmlichkeit gerichtet ist. Dem gegenüber steht eine riesige (wenn auch überwiegend englischsprachige) Community aus Anti-Contact MAPs, welche die Flagge zum Teil schon seit Jahren benutzen. Gieseking ist nicht zuletzt auch ein begabter Trittbrettfahrer, der versucht alles was in dem Themenbereich abläuft für sich zu vereinnahmen. Wenn ich mich richtig erinnere hat er auch schon behauptet, bis auf "kleinere Meinungsverschiedenheiten" mit SuH auf einer Linie oder gar verbündet zu sein. Die meiner Ansicht nach richtige Antwort ist dazu klar Stellung zu beziehen, nicht die Segel zu streichen und ihm das Feld ganz zu überlassen.
Die MAP-Flagge ist eindeutig ein Anti-Contact Symbol. Aber die Bedeutung von Symbolen können sich ändern, und wenn wir nicht selber den Schritt gehen und die Flagge für uns beanspruchen
wird sie irgendwann zu einem Symbol, das für die Legalisierung von Sex mit Kindern steht. Gieseking hat für den nächsten CSD schon seine Teilnahme angekündigt. Eigentlich müssten wir so etwas wie eine Gegendemonstration organisieren und selber unter der Fahne auftreten – was natürlich nicht einfach ist, Gieseking hat dank seiner öffentlichen Strafverfahren da eindeutig mehr Handlungsspielraum.
Auf die Medienreaktionen würde ich nicht allzu viel geben. Die Sache ist, dass Gieseking wunderbar dafür geeignet ist, die Vorurteile in der Bevölkerung zu festigen, weil er im Prinzip fast alles bestätigt was die meisten über uns denken. Das macht ihn natürlich für Boulevardmedien und Hetzmagazine wie die BILD sehr attraktiv. Gerade deren Leser wollen lieber ihre Vorurteile bestätigt sehen, anstatt ihre eigenen Ansichten zu hinterfragen und mit schwer verdaulichen Konzepten konfrontiert zu werden.
Auch hier möchte ich also die Gesellschaft und die Journalisten nicht aus ihrer Verantwortung nehmen. Den Schaden erzeugen nämlich nicht nur die paar Aktivisten, die ihr Recht auf Meinungs- und Versammlungsfreiheit genutzt haben, welches sie egal wie sehr wir ihre Meinungen ablehnen immer noch haben und verdienen. Der Schaden wird erst durch die Medien potenziert, welche die lächerliche Aktion von ein paar Privatpersonen als repräsentative Stellungnahme aller 200 000+ Pädophilen verstehen, und daraus dann öffentlich die Schlussfolgerung propagieren, Pädophile haben keinen Millimeter Akzeptanz verdient.
Ein anderer Gast hat geschrieben: ↑Di 6. Dez 2022, 09:48
Auf allen diesen Bildern geht es allgemein um die (Nicht-)Akzeptanz der Pädophilie und nicht um "Sex mit Kindern". Den meisten Leuten ist es doch völlig egal, welche Meinung ein Pädophiler vertritt und ob er straffällig geworden ist. Die lesen ja nicht einmal, was wir hier oder an anderen Stellen schreiben.
Jein. Auf den ersten Bildern wird die Flagge als Symbol von Aktivisten präsentiert, die Sex mit Kindern legalisieren wollen. Und es ist frustrierend, dass dieser Punkt zumindest nicht ganz falsch ist – die Aktivisten hatten diese Meinung, und sind unter der Flagge aufgetreten. Und solange dies unangefochten bleibt, wird diese Behauptung irgendwann zur selbsterfüllenden Prophezeihung.
[quote=Mascha post_id=67270 time=1670311991 user_id=136]
Nur letzteres solle Missbrauch genannt werden. Soll das (https://taz.de/Paedophiler-Aktivismus/!5046570/) toleriert werden?
[/quote]
Ich empfinde diesen Artikel als ziemlich beleidigend. Die Darstellung der Meinung einzelner pädophiler Menschen, egal wie absurd und menschenverachtend diese sein mag, rechtfertigt nicht die pauschale Kriminalisierung [i]aller[/i] pädophiler Menschen. Journalisten haben besondere Verantwortung, bei der Berichterstattung über das Fehlverhalten (oder in diesem Fall: die Ansichten) von Einzelpersonen einer Gruppe so vorzugehen, dass daraus keine diskriminierende Verallgemeinerung werden kann. Das steht nicht zuletzt im Pressekodex so verankert.
Nebenbei finde ich es wichtig zu erwähnen, dass die sog. pädophilen Aktivisten der 70er und 80er Jahre relativ wenig mit den Pädophilie-Begriff gemein haben, wie er heute verwendet wird. Diese eigentlich sehr wichtige Differenzierung findet in der Vorstudie "Programmatik und Wirken pädosexueller Netzwerke in Berlin" immerhin in einem halben Absatz Erwähnung:
[quote]
Bereits erste Stichproben zeigten, dass die Eigenbezeichnung der Gruppierungen als „pädophil“ zumeist nicht deckungsgleich ist mit damals wie heute gängigen medizinischen Definitionen. Als Selbst- und Fremdzuschreibung erscheint der Begriff „Pädo“ in den eingesehenen Szenemagazinen und Flugschriften zugleich vielfach deutungsoffen.
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Die meisten dieser "pädophilen" Gruppierungen waren eher Teile der frühen Schwulenbewegung, die Sex mit Jugendlichen (und nicht mit Kindern) legalisieren wolten.
[quote=Mascha post_id=67270 time=1670311991 user_id=136]
Wenn K13 und Konsorten die ersten sind, die die "Pädo-Flagge" nach außen tragen und damit Presse machen - und genau das ist jetzt passiert - dann ist die Sache mit der Flagge gegessen fürchte ich. Die mit der Toleranz für die meisten Menschen leider auch bis auf weiteres. Denn es ist mal wieder klar geworden, Pädophile wollen nur eins: Kinder ficken. Diese putzige kleine Aktion von zwei oder drei K13-Aktivisten richtet so weitaus mehr bzw. weitreichenderen Schaden an, als die "Todesstrafe für Kinderschänder"-Kampagne der NPD.
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Das sehe ich anders. Wir reden hier von zwei (?) Gestalten aus dem K13-Umfeld, die sich eine Flagge angeeignet haben, die schon in ihrem symbolischen Kern gegen Einvernehmlichkeit gerichtet ist. Dem gegenüber steht eine riesige (wenn auch überwiegend englischsprachige) Community aus Anti-Contact MAPs, welche die Flagge zum Teil schon seit Jahren benutzen. Gieseking ist nicht zuletzt auch ein begabter Trittbrettfahrer, der versucht alles was in dem Themenbereich abläuft für sich zu vereinnahmen. Wenn ich mich richtig erinnere hat er auch schon behauptet, bis auf "kleinere Meinungsverschiedenheiten" mit SuH auf einer Linie oder gar verbündet zu sein. Die meiner Ansicht nach richtige Antwort ist dazu klar Stellung zu beziehen, nicht die Segel zu streichen und ihm das Feld ganz zu überlassen.
Die MAP-Flagge ist eindeutig ein Anti-Contact Symbol. Aber die Bedeutung von Symbolen können sich ändern, und wenn wir nicht selber den Schritt gehen und die Flagge für uns beanspruchen [i]wird[/i] sie irgendwann zu einem Symbol, das für die Legalisierung von Sex mit Kindern steht. Gieseking hat für den nächsten CSD schon seine Teilnahme angekündigt. Eigentlich müssten wir so etwas wie eine Gegendemonstration organisieren und selber unter der Fahne auftreten – was natürlich nicht einfach ist, Gieseking hat dank seiner öffentlichen Strafverfahren da eindeutig mehr Handlungsspielraum.
Auf die Medienreaktionen würde ich nicht allzu viel geben. Die Sache ist, dass Gieseking wunderbar dafür geeignet ist, die Vorurteile in der Bevölkerung zu festigen, weil er im Prinzip fast alles bestätigt was die meisten über uns denken. Das macht ihn natürlich für Boulevardmedien und Hetzmagazine wie die BILD sehr attraktiv. Gerade deren Leser wollen lieber ihre Vorurteile bestätigt sehen, anstatt ihre eigenen Ansichten zu hinterfragen und mit schwer verdaulichen Konzepten konfrontiert zu werden.
Auch hier möchte ich also die Gesellschaft und die Journalisten nicht aus ihrer Verantwortung nehmen. Den Schaden erzeugen nämlich nicht nur die paar Aktivisten, die ihr Recht auf Meinungs- und Versammlungsfreiheit genutzt haben, welches sie egal wie sehr wir ihre Meinungen ablehnen immer noch haben und verdienen. Der Schaden wird erst durch die Medien potenziert, welche die lächerliche Aktion von ein paar Privatpersonen als repräsentative Stellungnahme aller 200 000+ Pädophilen verstehen, und daraus dann öffentlich die Schlussfolgerung propagieren, Pädophile haben keinen Millimeter Akzeptanz verdient.
[quote="Ein anderer Gast" post_id=67273 time=1670316484 user_id=1]
Auf allen diesen Bildern geht es allgemein um die (Nicht-)Akzeptanz der Pädophilie und nicht um "Sex mit Kindern". Den meisten Leuten ist es doch völlig egal, welche Meinung ein Pädophiler vertritt und ob er straffällig geworden ist. Die lesen ja nicht einmal, was wir hier oder an anderen Stellen schreiben.
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Jein. Auf den ersten Bildern wird die Flagge als Symbol von Aktivisten präsentiert, die Sex mit Kindern legalisieren wollen. Und es ist frustrierend, dass dieser Punkt zumindest nicht ganz falsch ist – die Aktivisten hatten diese Meinung, und sind unter der Flagge aufgetreten. Und solange dies unangefochten bleibt, wird diese Behauptung irgendwann zur selbsterfüllenden Prophezeihung.