Folgen verschiedener Missbrauchsarten im Vergleich

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Re: Folgen verschiedener Missbrauchsarten im Vergleich

von Gast » Di 23. Nov 2021, 18:41

Inhaltlich stimme ich meinem Vorredner ausdrücklich zu, auch wenn damit sexueller Missbrauch bakatellisiert würde.
lolitalover hat geschrieben: Mo 22. Nov 2021, 21:05 ich bin sehr sprachgewandt und schreibe perfektes Deutsch
lolitalover hat geschrieben: Mo 22. Nov 2021, 21:05 können. zuviel
viel,viel

Re: Folgen verschiedener Missbrauchsarten im Vergleich

von lolitalover » Mo 22. Nov 2021, 21:05

Ich erlebte in meiner Kindheit schlimmste Formen von emotionaler Vernachlässigung in Kinderkrippen, körperliche Misshandlung durch eine Lehrperson, Mobbing und Ausgrenzung durch Mitschüler sowie ein einmaliger sexueller Missbrauch durch einen Nachbarsjungen, der gerade in der Pupertät war. ich kann dieser Studie zustimmen, dass die emotionale Vernachlässigung das schlimmste Trauma ausgelöst haben, schlimmer als der sexuelle Missbrauch, der nur wenige Minuten andauerte. Wenn man monatelang, tag für tag in einen dunklen, schwarzen Raum eingesperrt wird, ohne körperliche Nähe, Liebe und Geborgenheit, dann zerbricht man innerlich. Aufgrund als dieser negativer Erfahrungen habe ich mich leider nicht gut entwickelt. Drogen, keinen Schulabschluss (obwohl ich einen IQ von 127 hatte) und Deliquenz im sexuellen Bereich. Natürlich ist das keine Entschuldigung für meine kriminellen Delikte, aber eine Erklärung. Ich habe auch viel positives gehabt: einen grossen Freundeskreis, viele kreative und intellektuelle Talente, eine hohe Allgemeinbildung, ich bin sehr sprachgewandt und schreibe perfektes Deutsch und Englisch...
Was ich euch sagen möchte: gebt euren Kindern soviel Liebe, Aufmerksamkeit und Wertschätzung wie nur möglich, aber gebt ihnen auch Freiräume, damit sie sich positiv entfalten können. zuviel Liebe kann einen auch erdrücken. Setzt klare Grenzen, denn ein Mensch muss lernen, Grenzen zu akzeptieren. Sonst wird er straffällig so wie ich. Bringt euren Kindern bei, ein Nein zu akzeptieren, ohne dadurch beledigt zu sein...

Wenn ihr wollt, dass sich eure Kinder positiv entwickeln, gebt ihnen in ihrer frühen Kindheit viel,viel Geborgenheit, damit sie ein positives Urvertrauen haben und sich selbst so annehmen können, wie sie sind. Sonst entwickeln sie eine narzisstische Persönlichkeitsstörung und richten unter Umständen grossen sozialen und menschlichen Schaden an.

Re: Folgen verschiedener Missbrauchsarten im Vergleich

von Palmoliv » Mo 4. Jan 2021, 21:31

sind logische Anhaltspunkte, welche gewiss schon lange und mehrfach, auch hier zu Lande erkannt wurden. Hat meiner Meinung nach jedoch nur gering was mit sexueller deviant, angesichts dem Thema Pädophilie zu tun.
Dabei fällt mir gerade in den Sinn, da ich schon öfter über diese These, in (de) Literatur gelesen (zum Teil auch gehört) habe, welchem Forschungscharakter liegen diese Erkenntnise zu Grunde.
Interessant wäre auch zu erfahren, wo diese Forschungen ursprünglich, geographisch erstmals aufkamen und wie soziale Gefüge hinsichtlich Gleichberechtigung waren.

Re: Folgen verschiedener Missbrauchsarten im Vergleich

von Max » Mo 4. Jan 2021, 13:55

Oh danke für den Hinweis auf diesen Artikel!

Re: Folgen verschiedener Missbrauchsarten im Vergleich

von Mascha » Mo 4. Jan 2021, 09:38

Ja, physische Gewalttaten, auch sexuelle, sind für die meisten Betroffenen leichter zu verarbeiten, als wenn der sexuelle auch noch durch einen emotionalen Missbrauch kombiniert ist. Das entpricht auch meinem Erfahrungshorizont.
Bei ersterem ist meist das Umfeld intakt, das "Böse" ist klar definiert, kommt von außen und es kann eher wie ein Schicksalsschlag verarbeitet werden, der jeden ereilen kann, Unfall, Raub etc. Das soziale Netz trägt meist und hilft bei der Verarbeitung. Es geschieht kein Vertrauensbruch durch Menschen aus dem nahen sozialen Umfeld.

Wenn sexueller Missbrauch gleichzeitig auch ein emotionaler Missbrauch ist, wenn Kinder/ Jugendliche in ein "Vertrauensverhältnis" mit dem missbrauchenden Erwachsenen hinein manipuliert werden oder dieses schon existiert, weil es ein Verwandter und/ oder Freund der Familie ist, dann leidet das Vertrauen in Menschen extrem sowie auch das Vertrauen in sich selbst bzw. die eigene Urteilsfähigkeit. Für fast alle dieser Betroffenen spielt es auch eine Rolle, sich selbst die Schuld zu geben an dem, was passiert ist, es zugelassen oder möglicherweise selbst gewollt zu haben.

Folgen verschiedener Missbrauchsarten im Vergleich

von Monti » So 3. Jan 2021, 18:30

Folgen verschiedener Missbrauchsarten im Vergleich. Resultate einer gross angelegten Studie.

Gibt es ein schlimmeres Verbrechen als Mord? Nein. Wenn also Kinderschützer und neuerdings Politiker behaupten, Sex mit einem Kind sei Seelenmord, so behaupten sie gleichzeitig, dass es nichts Schlimmeres gibt.

Eine 20 Jahre dauernde australische Studie, die anhand eines Datensatzes von 8000 Frauen und deren Kindern realisiert wurde, hilft nun überzeugend, die Proporzionen wieder etwas zurecht zu rücken.

Ein Team um Prof. Najman von der Queensland University begann vor Jahrzehnten, von Frauen und deren Kindern ab Geburt bis ins Erwachsenenalter Daten über Erziehungsstil und aversive Ereignissen zu sammeln, und diese mit Langzeitfolgen wie Schulversagen, Arbeitslosigkeit, Kriminalität, Angstzustände, Depressionen, Psychosen und Missbrauchsproblemen in Zusammenhang zu bringen. Der weit gespannte zeitliche Rahmen der Studien erlaubte es, Daten über die Ursachen prospektiv zu erheben, also nicht erst durch Befragung der erwachsen gewordenen Kinder (retrospektiv). Diese Vorgehensweise verspricht eine höhere Gültigkeit der in der Studie erfassten Befragten-Aussagen.

„Obwohl die meisten Kinder in unserer Studie mehrere Arten von Misshandlungen erlebten, waren Vernachlässigung von Kindern und emotionaler Missbrauch mit den schlimmsten Ergebnissen verbunden,“ sagte Professor Najman. Vernachlässigte Kinder zeigten ein drei- bis fünffach erhöhtes Risiko für Schulversagen, Arbeitslosigkeit, Kriminalität, Angstzustände, Depressionen und Psychosen.

Als Vernachlässigung galt, wenn für das Kind nicht die notwendigen körperlichen (Nahrung, Kleidung und ein sicherer Schlafplatz) und emotionalen Anforderungen (Tröstung und emotionale Unterstützung) erfüllt wurden.

Die Daten zeigten, dass körperlicher sowie sexueller Missbrauch insgesamt zu weniger negativen Ergebnissen führten. „Opfer sexuellen Missbrauchs erlebten frühe sexuelle Aktivitäten, Teenagerschwangerschaften, depressive Symptome und posttraumatische Belastungsstörungen, jedoch in geringerem Maße als vernachlässigte Kinder“.

„Körperliche Misshandlung führte speziell zu Kriminalität und externen Verhaltensproblemen sowie zu Drogenmissbrauch.“

Die Studie ergab auch, dass Kinder, die emotionalen Missbrauch erlebten, schlechter gestellt waren als sexuell oder körperlich missbrauchte Kinder. „Emotional missbrauchte Kinder waren besonders anfällig für Belästigung, Psychose und das Injizieren von Drogen“, sagte er. [Emotionaler Missbrauch ist weit verbreitet und womöglich noch weniger sichtbar als sexuelle Handlungen an Kindern. Das Opfer ist sich oft der Problematik gar nicht bewusst; die Folgen können tiefgehend und sehr nachhaltig sein. Monti]

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Kindesmisshandlung, insbesondere emotionaler Missbrauch und Vernachlässigung, mit einer Vielzahl von langfristigen gesundheitsschädlichen und entwicklungsbedingten Folgen verbunden ist. Ein erneuter Fokus auf Präventions- und Frühinterventionsstrategien, insbesondere im Zusammenhang mit psychischer Misshandlung, wird erforderlich sein, um diese Herausforderungen in Zukunft anzugehen.

Die Studie wurde zusammen mit der Universität von Iowa und der italienischen Universität von Trient durchgeführt.

Der Blog-Text stützt sich auf einen Kurztext auf der Webseite der Universität von Queensland AU (UQ News). https://www.uq.edu.au/news/article/2020 ... -pregnancy

Original-Artikel: Long-term Cognitive, Psychological, and Health Outcomes Associated With Child Abuse and Neglect. Lane Strathearn, Michele Giannotti, Ryan Mills, Steve Kisely, Jake Najman and Amanuel Abajobir. Pediatrics, October 2020, 146 (4) e20200438; DOI: https://doi.org/10.1542/peds.2020-0438 https://pediatrics.aappublications.org/ ... ticle-info

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