von Zidane » Mi 13. Nov 2019, 20:48
Es ist ein Artikel aus der Berliner Bildungszeitung der GEW 11/2019 zum Thema Schule und Prävention von sexueller Gewalt.
Johanna Lindemann hat geschrieben:Kinder haben das Recht auf Schutz vor körperlicher und seelischer Gewalt, vor Misshandlung und vor sexuellem Missbrauch. Schule kann ein wichtiger Ort für Prävention sein
Gerade, wenn in den Medien über sexualisierte Gewalt an Kindern berichtet wird, geht bei vielen, die mit jungen Menschen arbeiten, das Gedankenkarussell los: Was ist, wenn das jemandem in meiner Klasse passiert? Würde die betroffene Person sich mir anvertrauen? Wie würde ich mich verhalten?
Dass Lehrkräfte, Erzieher*innen und Schulsozialarbeiter*innen sich beim Thema sexualisierte Gewalt zunächst überfordert fühlen, ist nicht verwunderlich. Einerseits ist es statistisch gesehen wahrscheinlich, dass ihnen im Unterricht Kinder und Jugendliche gegenübersitzen, die sexualisierte Gewalt erleben mussten. Dunkelfeldstudien gehen davon aus, dass pro Schulklasse ein bis zwei Schüler*innen betroffen sind. Andererseits kommt das Thema in der Ausbildung zu kurz und im Schulalltag fehlt Zeit zur Auseinandersetzung mit Schutzkonzepten.
Schule kann – mit der Unterstützung spezialisierter Fachberatungsstellen – ein wichtiger Ort für Prävention sein. Informieren Sie sich über Träger vor Ort, Programme der Länder und Finanzierungsmöglichkeiten. Präventionsarbeit sollte neben der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen Qualifizierungen für Lehrkräfte beinhalten und Eltern sensibilisieren.
Mit einem Präventionsworkshop ist es nicht getan. Es braucht eine Haltung, die das Thema kontinuierlich angeht, einen kritischen Blick auf institutionelle Strukturen wagt und Schüler*innen zeigt, dass ihre Selbstbestimmung respektiert wird. Das beinhaltet die Auseinandersetzung mit Schutzkonzepten im Kollegium sowie einen aktiven Umgang mit Fehlern. Nicht alle Grenzverletzungen geschehen mit Hintergedanken – dennoch ist es wichtig, diese unter Kolleg*innen anzusprechen. Ein Klima, in dem unbeabsichtigte Grenzverletzungen ignoriert werden, begünstigt absichtliche und gibt Täter*innen Sicherheit.
[...]
Kinder sollten wissen, dass es neben guten Geheimnissen (beispielsweise einer Geburtstagsüberraschung) auch solche gibt, die Bauchschmerzen machen und dass es nichts mit Petzen zu tun hat, Sorgen zu teilen.
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Spielen Sie nicht Detektiv*in! Es ist nicht Ihre Aufgabe, den »Fall« aufzudecken oder möglichst viele Infos herauszubekommen – zu viel Nachbohren kann Betroffene überfordern. Sie sind dafür da, dass Ihr*e Schüler*in die nötige Unterstützung bekommt. Holen Sie sich Hilfe von einer Fachberatungsstelle!
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FACHBERATUNGSSTELLEN
• Mädchenberatung
Wildwasser für Mädchen und junge Frauen, die sexuelle Gewalt erlebt haben oder sich davon bedroht fühlen. Tel. 486 28 222 (Wedding), Tel. 282 44 27 (Mitte)
• Mädchennotdienst
Wildwasser für Mädchen zwischen 12 und 18 Jahren; Unterkunft in Notsituationen, Betreuung, Beratung, und Unterstützung bei der Lösung von Konflikt- und Krisensituationen,Tel. 21 00 39 90
• berliner jungs; Beratung für von sexualisierter Gewalt betroffene Jungen*, Tel. 236 33 983
• Hilfetelefon sexueller Missbrauch für Jungen und für Mädchen, Tel. 0800 22 55 530
Ich bin sehr erfreut, dass hier sehr differenziert mit dem Thema umgegangen wird. Kein Wort von Pädophilie. So wird gute Prävention betrieben.
[z][url=https://www.gew-berlin.de/22112_23963.php]Nur eine*r von sieben Erwachsenen glaubt dem Kind[/url][/z][bl]
Es ist ein Artikel aus der Berliner Bildungszeitung der GEW 11/2019 zum Thema Schule und Prävention von sexueller Gewalt.
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Gerade, wenn in den Medien über sexualisierte Gewalt an Kindern berichtet wird, geht bei vielen, die mit jungen Menschen arbeiten, das Gedankenkarussell los: Was ist, wenn das jemandem in meiner Klasse passiert? Würde die betroffene Person sich mir anvertrauen? Wie würde ich mich verhalten?
Dass Lehrkräfte, Erzieher*innen und Schulsozialarbeiter*innen sich beim Thema sexualisierte Gewalt zunächst überfordert fühlen, ist nicht verwunderlich. Einerseits ist es statistisch gesehen wahrscheinlich, dass ihnen im Unterricht Kinder und Jugendliche gegenübersitzen, die sexualisierte Gewalt erleben mussten. Dunkelfeldstudien gehen davon aus, dass pro Schulklasse ein bis zwei Schüler*innen betroffen sind. Andererseits kommt das Thema in der Ausbildung zu kurz und im Schulalltag fehlt Zeit zur Auseinandersetzung mit Schutzkonzepten.
Schule kann – mit der Unterstützung spezialisierter Fachberatungsstellen – ein wichtiger Ort für Prävention sein. Informieren Sie sich über Träger vor Ort, Programme der Länder und Finanzierungsmöglichkeiten. Präventionsarbeit sollte neben der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen Qualifizierungen für Lehrkräfte beinhalten und Eltern sensibilisieren.
Mit einem Präventionsworkshop ist es nicht getan. Es braucht eine Haltung, die das Thema kontinuierlich angeht, einen kritischen Blick auf institutionelle Strukturen wagt und Schüler*innen zeigt, dass ihre Selbstbestimmung respektiert wird. Das beinhaltet die Auseinandersetzung mit Schutzkonzepten im Kollegium sowie einen aktiven Umgang mit Fehlern. Nicht alle Grenzverletzungen geschehen mit Hintergedanken – dennoch ist es wichtig, diese unter Kolleg*innen anzusprechen. Ein Klima, in dem unbeabsichtigte Grenzverletzungen ignoriert werden, begünstigt absichtliche und gibt Täter*innen Sicherheit.
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Kinder sollten wissen, dass es neben guten Geheimnissen (beispielsweise einer Geburtstagsüberraschung) auch solche gibt, die Bauchschmerzen machen und dass es nichts mit Petzen zu tun hat, Sorgen zu teilen.
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Spielen Sie nicht Detektiv*in! Es ist nicht Ihre Aufgabe, den »Fall« aufzudecken oder möglichst viele Infos herauszubekommen – zu viel Nachbohren kann Betroffene überfordern. Sie sind dafür da, dass Ihr*e Schüler*in die nötige Unterstützung bekommt. Holen Sie sich Hilfe von einer Fachberatungsstelle!
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FACHBERATUNGSSTELLEN
• Mädchenberatung
Wildwasser für Mädchen und junge Frauen, die sexuelle Gewalt erlebt haben oder sich davon bedroht fühlen. Tel. 486 28 222 (Wedding), Tel. 282 44 27 (Mitte)
• Mädchennotdienst
Wildwasser für Mädchen zwischen 12 und 18 Jahren; Unterkunft in Notsituationen, Betreuung, Beratung, und Unterstützung bei der Lösung von Konflikt- und Krisensituationen,Tel. 21 00 39 90
• berliner jungs; Beratung für von sexualisierter Gewalt betroffene Jungen*, Tel. 236 33 983
• Hilfetelefon sexueller Missbrauch für Jungen und für Mädchen, Tel. 0800 22 55 530
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Ich bin sehr erfreut, dass hier sehr differenziert mit dem Thema umgegangen wird. Kein Wort von Pädophilie. So wird gute Prävention betrieben.