Mir ist unklar, wie man in so kurzer Zeit nach der Veröffentlichung diese Arbeit durchgelesen und bewertet haben kann.
Ich habe es erst jetzt geschafft, alles zu lesen. Und ich muss sagen, dass diese Arbeit erst auf den zweiten Blick einen sehr interessanten Eindruck hinterlässt und einen (m.M.n. korrekt erkannten) kritischen Blick auf das bestehende System der Therapieangebote für Pädophile wirft.
Erst spät wurde mir bewusst, dass die Auflistung in den ersten 17 Seiten über die historischen Hintergründe sowie über die aktuellen Herangehensweisen auch sehr gut als Auflistung der Probleme zu verstehen sein kann, warum im Bereich der Therapieangebote und bei der Akzeptanz dieser durch die Pädos man in unserer Gesellschaft tatsächlich kaum einen wirklichen Schritt weiter gekommen ist! Denn selbst ein absoluter und überzeugter Verfechter von KTW muss zugeben, dass dieses Therapieangebot folgendes nur als Nebenwirkung zum Ziel hat:
Abschlussarbeit hat geschrieben:...
In diesem Zusammenhang beschrieben viele der Probanden, dass ihnen der Austausch mit gleichgesinnten in Internetforen viel Mut gibt und die zum Teil labile Gemütslage zu bessern vermag.
Hier wurde deutlich, dass noch vor fachlicher Kompetenz und therapeutischer Methodik die zwischenmenschliche Seite von herausragender Bedeutung ist- viel mehr noch als vermutet.
Fast schambehaftet musste ich feststellen, dass etwas für mich so selbstverständliches hier viel mehr wiegt als die Anzahl der Fortbildungen pro Jahr. Umso wichtiger erscheinen hier die beantworteten Fragebögen- ein wertvolles Feedback noch vor Beginn der therapeutischen Tätigkeit.
...
Weitere wichtige Erkenntnisse sind nach meiner Meinung:
Insbesondere die zuerst wissenschaftlich fundierte Anspruchshaltung an die Qualifikation meiner therapeutischen Arbeit muss überdacht werden. Eine sexualtherapeutische Qualifikation mit Fähigkeiten in der Behandlung von Sexualpräferenzen erscheint generell als sinnvoll und erstrebenswert, ist aber im Umgang mit den Klienten eher von unterschwelliger Bedeutung. Vielmehr ist es die soziale Kompetenz, die von den Klienten ab dem Erstkontakt wahrgenommen wird und darüber entscheidet, ob es überhaupt zu einer zukünftigen vertrauensvollen Zusammenarbeit kommt. Dabei erscheint es auf den zweiten Blick wichtiger, motivierend und gegebenenfalls auch (Krisen-)intervenierend arbeiten zu können. Somit ist eine Qualifikation in Richtung Krisenmanagement, Depressionsbehandlung und in diesem Zusammenhang auch dem Erlernen von Achtsamkeits- und Entspannungstechniken noch vor Aufnahme der therapeutischen Tätigkeit notwendig.
sowie:
Einen weiteren Erkenntnisgewinn stellen die Bedürfnisse der Betroffenen dar. Der Wunsch nach einer wertschätzenden, unvoreingenommenen Gesprächsführung ohne Mitleidsbekundung ist ebenso wichtig wie die Fähigkeit, die Betroffenen in schwierigen Situationen und Lebenslagen abzuholen und mit den richtigen Interventionen wieder Auftrieb zu geben. Diese Erkenntnis schließt noch eine weitere ein: die Gewissheit darüber, dass eine therapeutische Grundhaltung im Sinne der „Bringschuld“ unangebracht und wenig Lösungsorientiert ist. Die Tendenz, die Betroffenen zu „entertainen“ oder mit nicht selbst angebrachten Lösungsgedanken zu „schubsen“ ist manipulativ und eher kontraindiziert zu sehen.
(
Fett von mir.)
Man kann es natürlich auch wie Aiko machen und mit eigenen Vorurteilen alles andere überlesen bzw. negativ für eine Ablehnung umdeuten.
Gerade an Dich, Aiko, sowie an manch andere aus dem GLF habe ich gedacht, als ich in der Arbeit folgendes gelesen habe:
Während der Recherche in Internetforen ergab sich zu dem Bild der Betroffenen, welche sich durch die öffentliche Meinung gekränkt und abgestoßen fühlen, noch ein zweites Bild welches eher von Aggressivität geprägt ist. Hierbei begaben sich die Betroffenen zwar grundsätzlich in eine Opferrolle, jedoch konnte in den Texten deutlich der Widerstand zum Rest der Bevölkerung und eine gewisse Verachtung ausgemacht werden. Das dieser Mechanismus zur Kanalisation über den Frust dient, den die betroffene Person abzubauen versucht, ist nachvollziehbar.
Schließlich ist auch dieses im Text zu lesen:
... ergab sich aus den Schilderungen der Probanden, dass der Umgang mit Kindern in nicht sexuell ausgerichteter Absicht ein durchweg positives Erlebnis darstellt.
...
Altersunabhängig waren die Wahrnehmungen, die ich hier in Stichpunkten zusammenfassen möchte:
-
-
- Das Gefühl, durch Trennung der sexuellen Bedürfnisse und der Liebe zu Kindern eine Erleichterung herbeiführen zu können.
...
7. Wie sieht die bevorzugte Umgangsform von Betroffenen mit Kindern aus? (sexuelle Komponente ausgeschlossen)
Wie unter Frage 6 bereits beschrieben wurde, wünschen sich die betroffenen einen verantwortungsvollen Umgang- auch mit Kindern im Präferenzalter. ... Eine regelrechte „Abschottung“ von Kindern wird kritisch gesehen, da viele der Probanden und auch Mitglieder in Foren von depressiven Symptomen berichten, sofern dies zum Schutz der Kinder in Eigenverantwortung organisiert wird. In der Literatur von Betroffenen wird immer wieder deutlich, dass die spielerischen Momente in denen getobt und gelacht wird, den Betroffenen ein wahres Glücksgefühl gibt. Beschreibungen, nachdem die Probanden immer bestrebt sind, den Kindern ein gutes Gefühl zu geben indem ihnen vermehrte Aufmerksamkeit geschenkt und ein fortwährender innerer Dialog angetrieben wird um sich selbst zu hinterfragen, deuten auf eine omnipräsente Vorsicht hin.
Ich habe nichts gelesen, dass Frau Quednau diese Erkenntnisse in Frage stellt.
@Mascha:
Dein Entsetzen über die ersten Seiten habe ich geteilt. Für mich fängt die eigentliche Arbeit aber erst ab Seite 18 an. Die Seiten davor sehe ich als "
aktuellen Stand der Dinge".
Und dabei ist es durchaus bedeutend zu erkennen, mit welchen Grundlagen noch heute gearbeitet wird:
Mascha hat geschrieben: ↑Do 14. Dez 2017, 21:27
Theorien die 10-30 Jahre alt sind, Ergebnisse von Studien aus der Forensik ohne zu reflektieren welch geringe Aussagekraft die haben.
...
Auch die Darstellung der Inhalte von DSM-V und ICD-10 am Anfang finde ich ärgerlich und enttäuschend.
Wenn das wirklich die Grundlage in der Ausbildung von Therapeuten ist, denen sich Pädos anvertrauen sollen, wäre das nicht
mehr als erschreckend!?
Gruß
Frank Denker
Mir ist unklar, wie man in so kurzer Zeit nach der Veröffentlichung diese Arbeit durchgelesen und bewertet haben kann.
Ich habe es erst jetzt geschafft, alles zu lesen. Und ich muss sagen, dass diese Arbeit erst auf den zweiten Blick einen sehr interessanten Eindruck hinterlässt und einen (m.M.n. korrekt erkannten) kritischen Blick auf das bestehende System der Therapieangebote für Pädophile wirft.
Erst spät wurde mir bewusst, dass die Auflistung in den ersten 17 Seiten über die historischen Hintergründe sowie über die aktuellen Herangehensweisen auch sehr gut als Auflistung der Probleme zu verstehen sein kann, warum im Bereich der Therapieangebote und bei der Akzeptanz dieser durch die Pädos man in unserer Gesellschaft tatsächlich kaum einen wirklichen Schritt weiter gekommen ist! Denn selbst ein absoluter und überzeugter Verfechter von KTW muss zugeben, dass dieses Therapieangebot folgendes nur als Nebenwirkung zum Ziel hat:
[quote="Abschlussarbeit"]...
In diesem Zusammenhang beschrieben viele der Probanden, dass ihnen der Austausch mit gleichgesinnten in Internetforen viel Mut gibt und die zum Teil labile Gemütslage zu bessern vermag.
Hier wurde deutlich, dass [b][u]noch vor fachlicher Kompetenz und therapeutischer Methodik die zwischenmenschliche Seite von herausragender Bedeutung ist[/u][/b]- viel mehr noch als vermutet.
Fast schambehaftet musste ich feststellen, dass etwas für mich so selbstverständliches hier viel mehr wiegt als die Anzahl der Fortbildungen pro Jahr. Umso wichtiger erscheinen hier die beantworteten Fragebögen- ein wertvolles Feedback noch vor Beginn der therapeutischen Tätigkeit.
...[/quote]
Weitere wichtige Erkenntnisse sind nach meiner Meinung:
[quote]Insbesondere die zuerst wissenschaftlich fundierte Anspruchshaltung an die Qualifikation meiner therapeutischen Arbeit muss überdacht werden. Eine [b]sexualtherapeutische Qualifikation mit Fähigkeiten in der Behandlung von Sexualpräferenzen[/b] erscheint generell als sinnvoll und erstrebenswert, [b]ist aber im Umgang mit den Klienten eher von unterschwelliger Bedeutung[/b]. Vielmehr ist es die soziale Kompetenz, die von den Klienten ab dem Erstkontakt wahrgenommen wird und darüber entscheidet, ob es überhaupt zu einer zukünftigen vertrauensvollen Zusammenarbeit kommt. Dabei erscheint es auf den zweiten Blick wichtiger, motivierend und gegebenenfalls auch (Krisen-)intervenierend arbeiten zu können. Somit ist eine Qualifikation in Richtung Krisenmanagement, Depressionsbehandlung und in diesem Zusammenhang auch dem Erlernen von Achtsamkeits- und Entspannungstechniken noch vor Aufnahme der therapeutischen Tätigkeit notwendig.[/quote]
sowie:
[quote]Einen weiteren Erkenntnisgewinn stellen die Bedürfnisse der Betroffenen dar. Der Wunsch nach einer wertschätzenden, unvoreingenommenen Gesprächsführung ohne Mitleidsbekundung ist ebenso wichtig wie die Fähigkeit, die Betroffenen in schwierigen Situationen und Lebenslagen abzuholen und mit den richtigen Interventionen wieder Auftrieb zu geben. Diese Erkenntnis schließt noch eine weitere ein: die Gewissheit darüber, dass eine therapeutische Grundhaltung im Sinne der „Bringschuld“ unangebracht und wenig Lösungsorientiert ist. [b]Die Tendenz, die Betroffenen zu „entertainen“ oder mit nicht selbst angebrachten Lösungsgedanken zu „schubsen“ ist manipulativ und eher kontraindiziert zu sehen.[/b] [/quote]
([b]Fett[/b] von mir.)
Man kann es natürlich auch wie Aiko machen und mit eigenen Vorurteilen alles andere überlesen bzw. negativ für eine Ablehnung umdeuten.
Gerade an Dich, Aiko, sowie an manch andere aus dem GLF habe ich gedacht, als ich in der Arbeit folgendes gelesen habe:
[quote]Während der Recherche in Internetforen ergab sich zu dem Bild der Betroffenen, welche sich durch die öffentliche Meinung gekränkt und abgestoßen fühlen, noch ein zweites Bild welches eher von Aggressivität geprägt ist. Hierbei begaben sich die Betroffenen zwar grundsätzlich in eine Opferrolle, jedoch konnte in den Texten deutlich der Widerstand zum Rest der Bevölkerung und eine gewisse Verachtung ausgemacht werden. Das dieser Mechanismus zur Kanalisation über den Frust dient, den die betroffene Person abzubauen versucht, ist nachvollziehbar. [/quote]
Schließlich ist auch dieses im Text zu lesen:
[quote]... ergab sich aus den Schilderungen der Probanden, dass der Umgang mit Kindern in nicht sexuell ausgerichteter Absicht ein durchweg positives Erlebnis darstellt.
...
Altersunabhängig waren die Wahrnehmungen, die ich hier in Stichpunkten zusammenfassen möchte:
-
-
- Das Gefühl, durch Trennung der sexuellen Bedürfnisse und der Liebe zu Kindern eine Erleichterung herbeiführen zu können.
...
7. Wie sieht die bevorzugte Umgangsform von Betroffenen mit Kindern aus? (sexuelle Komponente ausgeschlossen)
Wie unter Frage 6 bereits beschrieben wurde, wünschen sich die betroffenen einen verantwortungsvollen Umgang- auch mit Kindern im Präferenzalter. ... Eine regelrechte „Abschottung“ von Kindern wird kritisch gesehen, da viele der Probanden und auch Mitglieder in Foren von depressiven Symptomen berichten, sofern dies zum Schutz der Kinder in Eigenverantwortung organisiert wird. In der Literatur von Betroffenen wird immer wieder deutlich, dass die spielerischen Momente in denen getobt und gelacht wird, den Betroffenen ein wahres Glücksgefühl gibt. Beschreibungen, nachdem die Probanden immer bestrebt sind, den Kindern ein gutes Gefühl zu geben indem ihnen vermehrte Aufmerksamkeit geschenkt und ein fortwährender innerer Dialog angetrieben wird um sich selbst zu hinterfragen, deuten auf eine omnipräsente Vorsicht hin.[/quote]
Ich habe nichts gelesen, dass Frau Quednau diese Erkenntnisse in Frage stellt.
@Mascha:
Dein Entsetzen über die ersten Seiten habe ich geteilt. Für mich fängt die eigentliche Arbeit aber erst ab Seite 18 an. Die Seiten davor sehe ich als "[b]aktuellen Stand der Dinge[/b]".
Und dabei ist es durchaus bedeutend zu erkennen, mit welchen Grundlagen noch heute gearbeitet wird:[quote=Mascha post_id=16766 time=1513283273 user_id=136]
Theorien die 10-30 Jahre alt sind, Ergebnisse von Studien aus der Forensik ohne zu reflektieren welch geringe Aussagekraft die haben.
...
Auch die Darstellung der Inhalte von DSM-V und ICD-10 am Anfang finde ich ärgerlich und enttäuschend.
[/quote]
Wenn das wirklich die Grundlage in der Ausbildung von Therapeuten ist, denen sich Pädos anvertrauen sollen, wäre das nicht [b]mehr als erschreckend[/b]!?
Gruß
Frank Denker